Uneheliche Kinder - früher und heute
Heutzutage ist es ja nichts ungewöhnliches mehr, dass Menschen, die zusammen Kinder haben, nicht miteinander verheiratet sind. Das war früher natürlich anders und es gab auch Zeiten, wo es sogar als Sünde oder Skandal angesehen wurde. Ich selbst lebe mit dem Vater meines Sohnes zwar zusammen, aber verheiratet sind wir nicht. Meine Eltern haben ebenfalls eine lange und glückliche Beziehung geführt, ohne jemals verheiratet gewesen zu sein und auch die Eltern meiner Mutter waren nie verheiratet, wobei es bei denen so war, dass der Erzeuger sich aus dem Staub gemacht hat, als meine Oma mit meiner Mutter schwanger war und sich nie wieder hat blicken lassen. Man könnte also sagen, in meiner Familie haben uneheliche Kinder Tradition.
Während es heutzutage wie gesagt ganz normal ist, haben als ich noch ein Kind war, manche doch noch etwas seltsam reagiert. In der Grundschule, das war Anfang der 90er Jahre, kam irgendwann mal das Gespräch darauf, wessen Eltern noch zusammen und welche geschieden sind. Als ich dann gesagt habe, dass meine Eltern nicht verheiratet sind und auch nie waren, reagierten die meisten meiner Klassenkameraden ziemlich verwundert und ungläubig, ein Mädchen war ziemlich entsetzt und beharrte vehement darauf, dass sie wohl geschieden sein müssen, da man ja gar keine Kinder haben dürfe, ohne verheiratet zu sein.
Meine Mutter ist in den 50ern geboren und da war das sicher noch um einiges schlimmer. Mir hat zwar nie jemand etwas darüber erzählt, aber ich kann mir vorstellen, dass über meine Oma damals bestimmt ziemlich viel hinter ihrem Rücken geredet wurde und sie sich vielleicht auch einiges anhören musste.
Gibt es hier vielleicht noch andere, deren Eltern nicht verheiratet waren? Die vielleicht auch etwas älter sind, als ich? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht, als ihr es z.B. Freunden oder Schulkameraden erzählt habt?
Meine Eltern sind auch nicht verheiratet, sie leben aber schon sehr lange als Paar zusammen. Sie sind der Meinung, sie brauchen das nicht und das ist auch in Ordnung so. Ich habe dadurch in der Schule keine Nachteile gehabt und ich habe auch bis jetzt keine komischen Reaktionen darauf gehört. Manche gehen aber automatisch davon aus, dass man verheiratet ist, wenn man ein Kind zusammen hat, das kann man ja dann aber richtig stellen.
Du hast völlig Recht das es heute normaler ist, wenn man trotz Kind nicht verheiratet ist. In der Generation meiner Eltern war es halt noch so das man wenn ein Kind kam, eben schnell geheiratet hat, damit alle abgesichert sind. Ich nehme auch mal an, dass das der Hauptgrund ist, warum heute weniger Menschen verheiratet sind, auch wenn sie ein Kind haben. Die Väter haben heute auch wenn sie die Mutter nicht geheiratet haben, wesentlich mehr Rechte am Kind als früher und generell ist einiges lockerer geworden, weshalb man heute nicht mehr unbedingt heiraten braucht, auch wenn ein Kind kommt oder da ist.
Meine Eltern haben auch wegen mir geheiratet, allerdings haben sie sich dann auch 12 Jahre später wieder scheiden lassen und damals (so um 1991 rum) waren mein Bruder und ich als Scheidungskinder noch echte Exoten, ist heute auch nicht mehr so, heute ist es fast schon selten wenn Eltern noch glücklich verheiratet oder zusammen sind.
Ich glaube, dass es da auch heute noch zwischen Stadt und Land einen großen Unterschied gibt. In der Stadt ist es wahrscheinlich normaler, nicht verheiratet zu sein und ein Kind zu haben.
Aber früher gab es so etwas auch. Meine Schwiegermutter, die nächstes Jahr 90 Jahre alt wird, hat im Krieg einen unehelichen Sohn bekommen, danach von einem anderen Mann eine Tochter. Als die Kinder ungefähr 14 Jahre alt waren, hat sie geheiratet und noch einmal zwei Kinder bekommen. Nach dem Krieg war es eigentlich normal, dass man keinen Mann und Kinder hatte, die Männer waren ja gefallen oder in Gefangenschaft. Außerdem gab es auch Vergewaltigungen, aus denen Kinder hervorgegangen sind.
Manche von den Frauen haben wieder geheiratet, aber es war auch nicht so einfach einen Mann zu bekommen, weil sehr viele Männer im Krieg umgekommen sind. Es haben auch einige in wilder Ehe gelebt, aber man hat nicht so darüber geredet. Es wird immer so getan, als wäre es eine neue Erscheinung, dass Frauen ihre Kinder alleine großziehen, aber nach dem Krieg war das in vielen Familien normal.
In den siebziger Jahren war es in gewissen Kreisen auch nicht üblich zu heiraten. Es gab viele Kommunen, in denen auch Kinder lebten, deren Eltern nicht verheiratet waren. Ich würde auch nicht noch einmal nur wegen der Kinder heiraten.
Bei meinen Eltern war das genau so. Ich war ein uneheliches Kind. Die Eltern meiner Mutter verlangten dann von ihr, dass sie meinen Vater heiraten sollte, weil ich sonst ein "Bastard" wäre. Hart aber es war früher tatsächlich so.
Ich selber halte nichts vom Heiraten und bin auch mit dem Vater des Kindes nicht mehr zusammen. Es gibt keinen Grund, warum man heiraten sollte, außer vielleicht, um finanziell abgesichert zu sein.
Meine Eltern wurden früher praktisch gezwungen, dass sie heiraten. Ich war unehelich auf die Welt gekommen und es war früher nicht akzeptiert worden, wenn man ein Kind hatte und nicht verheiratet war. Aber das kam immer auf die Kreise an, in denen man verkehrte. Andere akzeptieren es mehr und andere weniger. Ich finde es nicht richtig, wenn man gezwungener Maßen heiratet. Ich finde, dass man heutzutage sowieso keinen Trauschein braucht, um zusammen zu bleiben. Auch wenn ein Kind da ist, muss man nicht heiraten. Das hat sowieso nur steuerliche Vorteile. Die meisten Ehen werden heutzutage sowieso geschieden.
Ich finde, die Ehe ist heutzutage ohnehin keine Garantie dafür, dass man für immer und ewig zusammenbleibt wie früher, Mir sind die aktuellen Zahlen nicht geläufig, aber ich gehe davon aus, dass so ca. die Hälfte aller Ehen ohnehin wieder geschieden werden, wohingegen es auch viele Partnerschaften ohne Trauschein gibt, die ein Leben lang halten. Das macht also finde ich keinen Unterschied.
Auch sind sog. Patchworkfamilien ja keine Seltenheit mehr und oft wird dann in der zweiten Beziehung gar nicht mehr geheiratet, weil man eben schon eine Scheidung hinter sich hatte und so oft "die Nase voll hat". Die Kinder aus solchen Beziehungen werden meinen Erfahrungen nicht nicht mehr benachteiligt wie früher, da es einfach relativ häufig vorkommt.
Ich finde, dass es nur einen Grund gibt, der noch für eine Heirat sprechen kann, zum Einen vielleicht die Hochzeit an sich für romantisch veranlagte Personen, zu denen ich nicht zähle und zum zweiten steuerliche Vorteile, die für mich schon ein Grund für eine Heirat sein können, nämlich das Ehegattensplitting.
Mittlerweile leben wir ja in einem Zeitalter indem es nahezu normal geworden ist, dass Kinder nicht mehr in ein Eheverhältnis hineingeboren werden. Für den Großteil des 20 Jahrhunderts nahezu unmöglich, zumindest wenn man nicht die Ungnade der Nachbarn auf dem Rücken spüren wollte.
Ich selber bin auch unehelich zur Welt gekommen und habe noch in Erinnerung, dass meine Oma meinem angeblichen Vater ,mehr oder weniger, die Pistole auf die Brust gesetzt hat und verlangt hat, dass er meine Mutter heiratet. Nun war meine Oma selber von ihrem Mann verlassen worden und stand in der Nachkriegszeit mit zwei Kindern alleine da und musste sehen wie sie sie durchbringt. Ich kann den Hintergrund ihrer Absicht schon verstehen, da ich mir vorstellen kann wie hart meine Oma für sich selber und die beiden Kinder arbeiten musste, zumal zu der Zeit ja immer der Mann als der Ernährer der Familie galt. Ich denke sie wollte damit einfach verhindern, dass meine Mutter es genauso schwer hat. Im nachhinein stellte sich heraus, dass er gar nicht mein Vater war, wohl aber irgendwann die Vaterschaft anerkannt hat. Geheiratet hat er meine Mutter aber trotzdem nicht und ward im Nebel der Nacht verschwunden.
Ich halte es jedenfalls nicht für zwingend notwendig den Erzeuger des Kindes heiraten zu müssen nur damit nicht das gesellschaftliche Auge rollt. Mir wäre es viel wichtiger, dass das Kind in halbwegs gesunden Umständen aufwächst, ob als Einzelkind alleine erzogen oder mit einem neuen Lebensgefährten der Mutter ist dabei doch völlig unerheblich. Zu allererst sollte das Wohl des Kindes gesichert sein und wie man es nun angeht, ja meine Güte da gibt es zig Möglichkeiten.
Als Kind fand ich es immer komisch, dass die Eltern meines Cousins nicht verheiratet waren, das erschien mir unnormal zu sein, weil ich dachte, dass man doch durch das Kind ohnehin irgendwie aneinander gebunden ist und da kann man doch auch heiraten. Da ich vom Land komme, finde ich es auch bis heute irgendwie seltsam, dass mancher jahrelang zusammenleben, Kinder haben und eigentlich eine fast normale Familie sind, nur eben keine Hochzeit stattfindet. Denn eigentlich ist es ja Sinn der Ehe, das sie die Regelungen enthält, die für eine Familie optimal sind. Das ganze familiäre Erbrecht und auch die steuerlichen Aspekte sind ja auf Familien abgestimmt und wer nicht heiratet, stellt sich damit schlechter. Zudem gibt es in vielem Verträgen etwas günstigere Regelungen für Eheleute, etwa im öffentlichen Dienst, bei privaten Altersvorsorgen usw.
wirreszeug hat geschrieben:Bei meinen Eltern war das genau so. Ich war ein uneheliches Kind. Die Eltern meiner Mutter verlangten dann von ihr, dass sie meinen Vater heiraten sollte, weil ich sonst ein "Bastard" wäre. Hart aber es war früher tatsächlich so.
Das war nicht nur früher so, das ist auch heute noch so. Ich bin Anfang der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts geboren und bin unehelich gezeugt, aber ich bin zum Glück ehelich geboren. Dennoch bin ich ein Bastard, was mich sicherlich nicht erfreut, aber ich kann damit leben. Heute ist es hier in der Gegend immernoch üblich, ein uneheliches Kind als Bastard zu bezeichnen und heutzutage würde man die Sticheleien, die es in der Schule erfahren könnte, als Mobbing bezeichnen. Zu meiner Schulzeit war es tatsächlich noch so, dass man Scheidungskinder und unehelich geborene Kinder gemobbt hat. In Sachen Mobbing bin ich nun auch kein Unschuldslamm, aber das kann ich nun nicht verstehen, weil ich einfach nicht weiß, warum sich schon Kinder und Jugendliche über so etwas Gedanken machen. Das sich die Erwachsenen über unehelich geborene Kinder unterhalten, das ist ja klar. Davon einmal abgesehen habe ich allerdings auch noch niemals verstanden, warum man ein Kind zeugt, wenn man noch nicht einmal verheiratet ist. Aber gut, jedem das Seine.
Als ich damals erzählt habe, dass auch ich unehelich gezeugt worden bin, da kam als erstes die Frage auf, ob ich denn ehelich geboren wäre. Und da dies ja nun einmal der Fall ist, war die Sache damit auch gegessen. Es fiel schon das Wort Bastard, aber das ist nun einmal so. Ich sehe mich ja selber ebenfalls als solchen an und deswegen konnte man mich damit nicht verletzen. Aber es hätte wahrscheinlich auch niemand gewagt, mich ernsthaft zu mobben. Wäre ich unehelich geboren gewesen, dann hätte dieses Eingeständnis mein Ansehen und meine Achtung sicherlich stark geschmälert. Da ist man hier, zumindest zu der damaligen Zeit, doch noch sehr konservativ gewesen.
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