Wehwehchen von Freunden - anhören oder ignorieren?

vom 20.06.2012, 18:40 Uhr

Ich kenne nun auch mindestens zwei Personen näher, die mir immer wieder – und nicht gerade selten – erzählen, was ihnen fehlt und die mir teilweise sogar Bilder von blauen Flecken oder irgendwelchen anderweitigen Verletzungen aufs Handy schicken, um ihre Erzählungen zu präzisieren. Manchmal häuft sich das so, dass es mich auch schon etwas nervt, aber ich denke, dass man mir das anmerkt, wenn man mir davon erzählt, denn ich halte nichts davon, Interesse zu heucheln, sondern sage dann auch mal solche Dinge wie: „Dann weißt Du ja jetzt, dass Du beim nächsten Mal besser aufpassen musst“ und wechsle auch ganz unhöflich das Thema.

Es wäre allerdings aber nun wiederum falsch, wenn ich sagen würde, dass es mich generell stört, wenn man mir so etwas erzählt, denn manchmal geht es weniger darum, sein Leiden zu inszenieren, sondern um den genauen und teilweise vielleicht besonders absurden Hergang eines Unfallgeschehens, aus dem die jeweilige Verletzung hervorging. Das ist dann auch sicherlich wieder etwas anders und hier höre ich auch teilweise wirklich mit Interesse und Erstaunen oder Erschütterung zu. Ich mag es allerdings gar nicht, wenn mir jemand wirklich jeden Tag drei Bilder von irgendwelchen Schnakenstichen schickt, denn damit kann ich nichts anfangen. Ich nehme aber wohl Notiz davon und spende etwas echtes Mitgefühl, wenn mir jemand erzählt, dass er in der vergangenen Nacht total zerstochen wurde. Das Problem kenne ich nämlich und ich weiß auch, dass einen das wirklich unglaublich nerven kann, ich sehe hier dann also eher eine Berechtigung für die entsprechende Äußerung.

Vermutlich wäre es also richtig, zu sagen, dass es sich hierbei um eine Frage des Maßes handelt. Generell höre ich mir solche Geschichten in der Regel zunächst an und zeige mich desinteressiert, wenn sie in ihrer Häufigkeit und Anzahl überhand nehmen, vor allem, wenn es sich eher um Bagatellen handelt, mit denen die meisten von uns zu kämpfen haben. Genervt bin ich wirklich nur dann, wenn ich mir zu häufig irgendwelche Geschichten anhören und Bilder ansehen soll, zumal ich nicht nachvollziehen kann, was es dem Leidenden bringt, wenn er sein Leiden so öffentlich macht – außer Aufmerksamkeit eben, aber die schenke ich dann doch eher anderen Dingen oder Charaktereigenschaften, Geschichten oder Gegebenheiten.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich denke schon, dass eine Freundin sich auch immer wieder den selben Kram anhören sollte. Ich kann mir auch aus eigener Erfahrung vorstellen, dass es sehr nervig werden kann, aber dazu sind Freunde doch nun ein Mal da. Sicherlich sind Nichtigkeiten, die dann auch immer wieder durchgekaut werden nicht schön, aber wenn die Freundin sich dann besser fühlt, dann höre ich es mir auch ein Gefühltes hunderte Mal an.

Freunde sollten dies auch eigentlich immer wieder tun, denn so etwas macht doch eine Freundschaft aus. Freunde hören sich immer zu, egal wie oft diese Geschichten durchgekaut wurden, Freunde stehen immer füreinander ein, egal ob es unpassend wäre oder auch nicht. So halte ich persönlich meine Freundschaften und meine beste Freundin ist dies seit 10 Jahren und ich bin darüber auch sehr stolz, denn eine gute Freundin zu haben ist nicht mehr selbstverständlich.

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich finde es selbstverständlich, ein offenes Ohr für Freunde zu haben, wenn es diesen nicht gut geht oder diese Probleme haben. Immerhin sind Freunde ja doch genau dafür da und ich helfe in diesem Fall auch gerne. Dafür weiß ich aber auch, dass ich mit meinen Problemen immer zu meinen Freunden kommen kann und das finde ich auch gut so. Dabei muss es sich auch nicht immer um gravierende Probleme handeln, die ich gerne mit Freunden bespreche. Stattdessen macht es uns auch ganz viel Spaß, über alles Mögliche zu diskutieren. Wir mögen das einfach und das ist für mich auch normal. Immerhin möchte ich mich mit meinen Freunden sowohl über wichtige Dinge, aber auch über belanglose Sachen unterhalten können.

Ich fände es ehrlich gesagt sehr unverschämt, wenn ich die Probleme und Erzählungen meiner Freundin langweilig finden würde. Stattdessen höre ich meinen Freunden gerne zu und unterhalte mich auch gerne über unwichtige Dinge mit ihnen. Das kann ja auch viel Spaß machen und man muss in einer Freundschaft nun auch nicht immer ernste Dinge besprechen.

Wenn es jedoch so wäre, dass meine Freundin versuchen würde, ständig stundenlang unwichtige Dinge auszudiskutieren, dann würde ich ihr durchaus sagen, dass mich das auch stört. Ich höre mir zwar sehr gerne auch unwichtige Dinge an, wobei das aber auch nicht ständig sein muss. Da man in einer Freundschaft auch ehrlich sein kann, würde ich dann auch einfach anmerken, was mich stört.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Wenn man sich nicht für die Probleme seiner Freunde interessiert und sie erstens nicht als wirkliche Probleme wahrnimmt und zweitens von seinen Freunden total genervt ist, dann kann man meiner Ansicht nach nicht von einer echten Freundschaft sprechen. Ich frage mich, wie du den Begriff "Freundschaft" überhaupt definierst, Crispin. Kontakte scheinen für dich eher einen praktischen Zweck erfüllen zu müssen (wie zusammen lernen, Hausaufgaben mitteilen etc.) und wenn dieser nicht gegeben ist, dann hast du scheinbar keine Lust auf diese Menschen.

Ich war bisher nur einmal genervt von den Problemchen einer Person, aber im Nachhinein denke ich eher, dass ich nur deswegen genervt davon war, weil ich diese Person nicht wirklich als Freund gesehen habe und auch keine freundschaftlichen Gefühle vorhanden waren von meiner Seite. Da war das Verhalten wie von dir beschrieben: sie lernte jemanden kennen und spätestens nach zwei Wochen war der Typ eh Geschichte und bis dahin hat sie ständig behauptet es wäre die große Liebe und dergleichen.

Das Kapitel ist aber schon lange abgeschlossen und die Person existiert gar nicht mehr in meinem Umfeld, soll heißen, es gibt keinen Kontakt mehr. Wenn meine Freundinnen Probleme haben, dann höre ich gerne zu, fühle mich nicht belästigt oder genervt und agiere verständnisvoll und tröstend, wenn es erforderlich ist. Gut, meine echten Freunde waren auch immer reif genug, um nicht vom ersten Blick auf die große Liebe zu schließen, die sich dann als Eintagsfliege entpuppte.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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