Gute Videospiele ohne Gewalt unmöglich?

vom 20.06.2012, 15:54 Uhr

Der Erschaffer von Mickey Epic Warren Spector äußerte sich vor kurzem in einem Interview zur vorherrschenden Gewalt in Videospielen. Immer mehr fährt die Industrie die Gewaltschiene, betrachtet man nur alle Top Titel der letzten beiden Jahre findet man fast ausschließlich Spiele die sich der Gewalt widmen und nur sehr sehr wenige die auch ohne auskommen. In seinen Augen führt diese Gewalt in Spielen immer mehr dazu das sich Spieler daran gewöhnen. Zwar ist Warren Spector auch der Kopf hinter Deus Ex hat aber bewusst Gewalt an manchen Passagen eingebaut um den Spieler ein unangenehmes Gefühl zu verpassen. Es geht auch nicht darum überhaupt keine Gewalt mehr in Spielen zu verwenden, sondern diese mit Bedacht zu nutzen.

Ich sehe es gar nicht Mal so anders. Immer ist es das gleiche in Videospielen nämlich töten, töten, töten. Nur wenige kommen ohne Dauerfeuer und Gemetzel aus und genau diese Titel sind meist die erstaunlichsten. Journey beispielsweise schafft es ohne Gewalt auszukommen auch Flowers oder Audioride und allesamt sind sie klasse Spiele die einzigartig sind. Wenn man Mal ohne pure Gewalt auskommen würde, denke ich das es unglaublich viele Innovationen geben dürfte, dar die Entwickler wieder Mal kreativ gefordert werden.

Was meint ihr gibt es zu viel Gewalt in Videospielen und welche Folgen hat diese Gewalt?

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» Cutting-Edge » Beiträge: 655 » Talkpoints: 58,70 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich sehe das persönlich eigentlich eher etwas anders und würde sagen, dass man hierbei wohl sehr stark unterscheiden muss, welchem Videospiele-Genre man sich denn nun widmen möchte. Selbstverständlich wird man irgendwo garantiert auch ein ziemlich merkwürdiges Puzzle-Spiel finden, in dem man gewaltverherrlichende Inhalte finden wird, aber so etwas ist dann doch eher die Ausnahme und von einem guten Videospiel kann man dann meist auch nicht sprechen.

Ich finde sehr wohl, dass es viele gute Computerspiele gibt, die auch völlig ohne Gewalt auskommen. Viele bekannte Videospiele-Titel kommen seit Jahren erfolgreich um die Ecke und verwenden hierbei keine Gewalt. Was ist mit Renn-, Sport-, Simulations-, oder Strategiespielen? Hier gibt es sicherlich viele, die auch in letzter Zeit veröffentlicht wurden und voll frei von Gewalt auskommen. Actionspiele hingegen kommen auch meiner Meinung nach immer weniger ohne Gewalt aus, aber wenn ich mir jetzt mal andere Medien ansehe, dann ist die Frage hier wohl eher, was denn überhaupt heute noch großartig ohne Gewalt auskommt?

Kann man nicht auch schon in Micky-Maus-Filmen Gewaltdarstellungen vorfinden, wenn Donald Duck mal wieder von einer Dampfwalze überrollt wird, etc.? Hier mag dies vielleicht noch verharmlost herüber kommen, aber im Prinzip ist dies hier ja nichts anderes. Die meisten dieser Spieler sind eben für Erwachsene und das sicherlich nicht ohne Grund, und das man mit solchen actionreichen und gewalttätigen Szenen in Videospielen Action und Spannung aufbaut, ist kein Wunder - Wen fesselt so etwas nicht an den Bildschirm?

Was das jetzt für Auswirkungen haben soll oder ob dies überhaupt irgendwelche Auswirkungen auf uns als Spieler hat, möchte ich hier einfach auch mal in den Sternen stehen lassen. Meiner Meinung nach hat dies eigentlich keine besondere Auswirkung, wenn man voraussetzt, dass der Spieler ein rational denkenden, vernünftiger Mensch ohne psychische Schäden ist, der sich nicht von so etwas "abstumpfen" lässt.

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Wenn man sich mal anschaut, welche Spiele sich in den letzten Jahren sehr gut verkauft haben, dann wird man auf einige Titel stoßen, die nur mit Gewalt gespickt sind oder zum Großteil nicht auf Gewalt verzichten wollen. Wenn ich spontan an große Spielreihen denke, dann fallen mir sehr viele Spiele ein, bei denen gewalttätige Szenen Gang und Gäbe sind. Man denke an Call of Duty, Battlefield, Grand Theft Auto, Assassins Creed, World of Warcraft, Crysis oder Mass Effect. Das ist schon eine stolze Anzahl, die zusammen wohl einen gewaltigen Prozentsatz am Markt besitzen dürfte.

Spiele, die ohne Gewalt auskommen und trotzdem erfolgreich sind, sind in erster Linie Sportspiele. Die Fifa Reihe gehört zum Beispiel in die Kategorie der beliebtesten Spiele und hat keine gewalttätigen Inhalte in ihren Spielen. Ansonsten gibt es auch einige Adventures die Gewalt, wenn überhaupt, nur harmlos darstellen oder sogar ins Lächerliche ziehen. Hier würde mir zum Beispiel Monkey Island einfallen.

Auffällig ist, dass Gewalt vor allem in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. Ich glaube, dass dies an der stets besser werdenden Technik liegt, die Gewalt realistischer wiedergeben kann. Vor zwanzig Jahren hatte man ja noch den Pixelsalat und bei dieser Grafik wollte wohl keiner einen Ego-Shooter spielen. Zudem kommt Gewalt bei den Jugendlichen, der Hauptzielgruppe, schlichtweg gut an, weil es einfach in Mode zu sein scheint. Solange sich die Titel gut verkaufen, wird sich daran auch nichts ändern.

Die These, dass Gewalt die Spielentwickler daran hindert, neue Innovationen zu schaffen, würde ich zum Teil abweisen. Es stimmt schon, dass die Industrie immer einseitiger wird und somit weniger gefordert wird, jedoch wird gerade bei diesen Spielen immer hart an der Grafik und Physik gearbeitet, was für die Branche schon sehr wichtig ist. Ob Gewalt in Videospielen Folgen hat, lässt sich nur schwer beantworten. Ich glaube das hängt immer von der Person ab, die vor dem Computer sitzt.

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» Synchro » Beiträge: 1641 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Also ich kann euch auf jeden Fall ein Spiel sagen, dass ganz ohne Gewalt auskommt: Fifa! :D Es ist ein hammer Spiel und es verkauft sich super. Es wird keine Waffe gezogen oder ähnliches sondern ist ein Sportspiel! Dies ist natürlich auch bei allen anderen Sportspielen so und diese verkaufen sich auch!

Was natürlich stimmt, dass sich Spiele wie Call of Duty oder Battlefield, deutlich besser verkaufen, aber das liegt denke ich daran, dass man Sachen machen kann, die man im richtigen Leben nicht machen kann beziehungsweise es nicht machen wird.

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» petertreter » Beiträge: 1437 » Talkpoints: -2,03 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Von vorne rein möchte ich erst einmal sagen, dass es definitiv möglich ist, gute Spiele zu entwickeln, in denen keinerlei Gewalt vorkommt. Es gibt auch sehr viele solcher Spiele wie beispielsweise die ganzen Tycoon Spiele. Dort gab es ebenfalls weder Waffen noch Schlägereien und sie waren früher sehr beliebt.

Ich selbst spiele um ehrlich zu sein fast kaum Spiele, in denen überhaupt keine Gewallt vorkommt. Früher war das zwar öfter der Fall. Aber mittlerweile spiele ich nur noch sehr selten Renn- oder Sportsimulationen. Irgendwann in meiner Jugend war ich der Meinung, dass ein Spiel umso besser ist umso mehr Gewalt dort gezeigt wird.

Dabei bin ich natürlich auf Spiele wie Manhunt gestoßen und war fasziniert. Wenn man einige solcher Spiele durchgespielt hat, schockt einen eigentlich kaum noch Gewallt in Spielen. Die Spiele Battlefield oder Call of Duty verherrlichen meiner Meinung nach nicht wirklich Gewallt in diesem Sinne, wie Manhunt oder ähnliches in denen es darum geht eine Person so brutal wie nur möglich umzubringen.

Solche Spiele verherrlichen Gewalt und stumpfen einen meiner Meinung nach auch ab. Aber wegen Counter-Strike, Call of Duty oder Battlefield läuft meiner Meinung nach niemand Amok. Darum rege ich mich auch immer wieder darüber auf, wenn es heißt, dass ein Amokläufer Counter-Strike gespielt hat.

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» hennessy221 » Beiträge: 5132 » Talkpoints: -1,94 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ein bisschen schwierig ist das schon. Zuerst, um mal deutlich zu machen, dass kein absoluter Notstand herrscht: Wir spielen durchaus immer noch gern Tetris. Und das kommt ziemlich gut ohne Gewalt aus. Hat aber auch keine Handlung. Dasselbe gilt dann auch für Sportspiele.

Wenn uns Spielen mit einer Handlung widmen, sieht es schon anders aus. Das ist aber, streng betrachtet, ein kulturelles Erbe. Gewalt gibt es auch in den besten literarischen Werken der Menschheitsgeschichte. Dann möchte man als Spieler häufig in die Rolle eines echten Helden schlüpfen. Ein Held kommt nicht ohne tragische Verluste aus, kann gerne auch mal von kaum stillbarem Rachedurst getrieben werden, er lebt in einer Welt aus Gewalt und ist selbst solche.

Mit Entwicklern wie Telltale lässt sich aber auch zeigen, dass etwa das Adventure-Genre noch lange nicht tot ist (was mir sehr gefällt). Ein gewalttätiger spielbarer Charakter wird hier gerade ausgeklammert und der Witz besteht darin, mit dem Kopf und den gerade verfügbaren Gegenständen aus einer Problemsituation herauszukommen. Wenn aber nicht bloß die Rolle des Spielers Gewaltfrei sein sollen, stoßen wir auch hier schnell auf Probleme. Die Bösen müssen sich irgendwie bemerkbar machen und greifen dabei gern auf Gewalt zurück. Ebenso ist man als Spieler auch mal der gemäßigte Gegenpol zum aufgebrachten Freund. Oder man ermittelt in einem Mordfall. Auch da ist Gewalt, wenngleich vergangene.

Aber ist das schlimm? Ist irgendwas davon schlimm? Ich denke nicht. Zum einen bin ich recht überzeugt davon, dass ein Gewaltspiel eher als Ventil, denn als Sprengstoff dient. Man projiziert idR das unfaire Leben in den Pixelbösewicht und nicht umgekehrt. Zum anderen haben wir eine große Auswahl an Videospielen und diese wird wahrgenommen (wobei ich beiläufig auch den Erfolg der Sims erwähnen möchte). Wenn's mir mal richtig dreckig geht und in meinem Leben nichts läuft, dann möchte ich aber die Möglichkeit haben, Diablo die Scheiße aus dem Leib zu prügeln und Sanktuario damit zu retten.

» DieBewusstheit » Beiträge: 66 » Talkpoints: 44,47 »


Dieses Thema wurde ja auch in den Medien unsäglich breit getreten. Wie bei allem gilt auch hier die Devise: Alles in Maßen. Wenn ich ein James-Bond-Spiel produziere oder ein Spiel, in dem ich einen Soldaten verkörpere, dann lässt es sich kaum vermeiden, im Spielverlauf die ein oder andere Person zu töten. Das ist halt dem Realismus an dieser Stelle geschuldet. Nur muss ja der Fokus nicht auf übertriebenem Gemetzel liegen, sondern die Mischung machts.

Und um mal Gegenbeispiele zu nennen: Man schaue sich mal den internationalen Wertungsdurchschnitt der Fachpresse von Spielen wie Zelda-Ocarina of Time oder Super Mario (Galaxy, World oder Bros.) an, da hat man den Beweis, dass die am besten bewerteten Spiele aller Zeiten nahezu ohne Gewalt auskommen (klar, bei Zelda werden Monster mit dem Schwert geschlagen und verpuffen danach in einer Rauchwolke).

Spiele mit übertriebener Gewaltdarstellung sind daher meines Erachtens völlig unnötig und werden durch die extreme Gewalt spielerisch auch keinen Deut besser!

» stewii24 » Beiträge: 55 » Talkpoints: 28,05 »



Ich bin der Meinung, dass Gewalt ohne Maßen in Videospielen sogar Verboten gehört, ich spreche jetzt nicht von irgendwelchen Strategiespielen in denen sich Roboter abschießen oder anderen Strategiespielen sondern von Spielen, in denen man sinnlos irgendwelche Menschen abschießt, oft mit der Rechtfertigung, dass die "Gegner" eher Opfer, Terroristen seien. Ich finde, dass das nicht gut für die jeweiligen Spieler ist, besonders schlecht ist das natürlich für Kinder.

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» Guage » Beiträge: 97 » Talkpoints: 4,95 »


An dieser Stelle möchte ich ganz klar erwähnen, dass es bereits im Jahre 2000 ein Spiel namens "Deus Ex - Machina" erschien, welches die Entscheidung der Gewaltanwendung auf den Spieler übertrug.

Von Anfang bis Ende ist es dem Spieler möglich selbstständig überlassen, ob er die Handlung mit oder ohne Gewalteinwirkung lösen möchte. Es ist in dem Spiel nämlich möglich, Gegner zu umschleichen, zur Aufgabe zu bewegen, sie fest zu nehmen oder aber auch zu töten.

Darüber hinaus muss der Spieler auch viele ethische Entscheidungen treffen, welche wiederum Einfluss auf das Spiel haben. Bereits zu Beginn kommt eine Schlüsselszene in der man sich für oder gegen seinen Geheimdienstorganisation entscheiden muss:

1. Töte ich einen bereits festgenommen Verdächtigen, der ein vermeintlicher Terrorist sein könnte, auf Anweisung des Vorgesetzten?
2. Sehe ich weg und akzeptiere dass dieser Terrorist von anderen Einheiten exekutiert wird.
3. Verteidige ich das Leben dieses "Kriminellen", da er bereits festgenommen ist und das Recht auf ein Gerichtsverfahren hat.

An vielen Stellen sind solche Entscheidungen gefragt, aber das Spiel überlässt immer dem Spieler selbst die Frage der Ethik und Gewaltentwendung. Man kann das Spiel durchspielen ohne auch nur einen virtuellen Charakter zu töten. Dem entsprechend gibt es auch mehrere verschiedene Enden, da die unterschiedlichen Entscheidungen auch Konsequenzen haben.

Ich wünsche mir das es weitaus mehr Videospiele dieser Art gibt, welche dem Spieler selbst die Bürde der Ethik übertragen. Die Serie "Deus Ex" setzte übrigens dieses Spielprinzip fort, im neues Teil "Deus Ex - Human Revolution" ist ebenfalls ohne töten durchspielbar und beschäftigt sich ethisch damit, was einen Menschen zu einem Menschen macht.

» deus ex machina » Beiträge: 23 » Talkpoints: 14,09 »


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