Gehaltsvorstellungen bei Bewerbung Brutto oder Netto?
Im Bekanntenkreis ist mal wieder eine neue Bewerbungswelle im Gange und entsprechend viele Fragen gibt es auch. Eine der Fragen, die gerade in der letzten Zeit viel diskutiert wurde: wie gebe ich meine Gehaltsvorstellung an? Ich würde immer dazu raten einen Bruttowert anzugeben. Das ist gut vergleichbar, denn was netto übrig bleibt, dass ist nur sehr bedingt vergleichbar, da kommt es auch auf verschiedene Faktoren an, die im Arbeitnehmer selbst begründet sind. Beim Bruttogehalt dagegen kann der Arbeitgeber gut vergleichen, da er das immer zahlen muss, wenn auch in unterschiedlichen Anteilen an die verschiedenen Empfänger.
Darauf kommt dann gern das Argument, dass man als Arbeitnehmer ja nun gern wüsste, was einem im Endeffekt nach Abzug aller Abgaben übrig bleibt. Ganz ehrlich: das ist doch heute dank etlicher Tools leicht zu errechnen, wenn vielleicht auch nicht auf den Cent genau. Daher sollte es doch ein leichtes sein, die Gehaltsvorstellungen darauf zu überprüfen, was netto übrig bleibt und das entsprechende Bruttoeinkommen dann in der Bewerbung zu erwähnen.
Wie seht Ihr das? Wie handhabt Ihr das, wenn eine Gehaltsangabe gewünscht ist oder ihr diese schon in den Bewerbungsunterlagen anbringen wollt? Brutto oder Netto und warum?
Eine Gehaltsvorstellung sollte natürlich in Brutto angegeben werden, und zwar als Jahresgehalt. Man muss ja auch ein eventuelles 13. Monatsgehalt berücksichtigen. Das gewünschte Nettogehalt anzugeben, macht überhaupt keinen Sinn. Deine Lohnsteuerklasse kann sich ja je nach Lebenssituation ändern. Dem Arbeitgeber kann es egal sein, welche Lohnsteuerklasse du hast. Ihm kommt es darauf an, was er insgesamt zu zahlen hat. Er muss sogar noch etwas dazu rechnen, weil er ja die Hälfte der Sozialversicherungsbeiträge abführen muss.
ich habe meine Vorstellungen immer Brutto angegeben, sonst müssten die Herrschaften ja noch hoch rechnen und ein Bruttobetrag gibt deine realistischen Vorstellungen eher wieder, als ein Betrag, der auf die Kommastelle genau ausgerechnet ist. In einem Bewerbungsgespräch sollte man auch immer etwas höher Pokern. Man weiß nie, was dabei wirklich raus kommt, denn runter gehen sie erst mal alle.
Man spricht im Berufsleben eigentlich immer nur von einem Bruttobetrag. Und so habe ich es auch ein meine Bewerbung geschrieben, dass ich angegeben habe, wie viel ich gerne verdienen möchte. Und dabei bin ich auch ganz ehrlich gewesen, und habe geschrieben, was ich haben möchte, und das in Brutto.
Die Arbeitgeber wissen ja zu Beginn gar nicht, welche Lohnsteuerklasse du hast. Also können sie sich nun nicht wirklich vorstellen, was du dann brutto raus bekommen würdest. Daher wäre eine Nettoangabe völlig unsinnig. Auch während dem Bewerbungsgespräch, wenn man dann zum Gehalt kommt, wird immer nur in Brutto gesprochen. Und so war es bisher auch, bei meinen Bewerbungsgesprächen. Allerdings hatte mir ein potenzieller Arbeitgeber, mal einen Betrag genannt, den ich verdienen hätte können, der einfach so niedrig war, dass ich schon dachte, es wäre netto. Da habe ich dann scherzhaft gefragt, ob es ein Nettobetrag sei. Doch dann kam natürlich die Ernüchterung, und es hieß, es sei brutto.
Bei meinen Vorstellungsgesprächen wollten die Arbeitgeber eigentlich auch immer die Vorstellung des Bruttogehalts. War Berufseinsteiger und habe dabei bei mehreren Gesprächen gesagt, ich stelle mir xxx Euro netto vor, danach kam eigentlich immer die Frage, "wie viel Stellen Sie sich denn Brutto vor?". Ist mir eben dann etwas schwerer gefallen, da ich ja vom Berufsleben und Brutto/Netto Umrechnung ebenfalls nicht allzu viel Ahnung hatte.
Jedoch frag ich mich, wieso diese Sache ein so großes Problem ist, denn die ungefähre Umrechnung sollte doch für eine Führungspersönlichkeit, welche ein Vorstellungsgespräch leitet kein wirkliches Problem darstellen. Eine genaue Umrechnung wäre doch gar nicht nötig, da vermutlich doch eh nie das bezahlt wird, was der zukünftige Arbeitnehmer beim Vorstellungsgespräch angibt?
Da der Arbeitgeber gar keinen Einfluss auf die steuerlichen Einflüsse des Arbeitnehmers hat, könnte der im Grunde nie einen "Nettobetrag" garantieren. Ebenso wenig hat der Arbeitgeber die Möglichkeit, in die Zukunft zu schauen und dann das Gehalt entsprechend der Steuergesetzgebung der Zukunft gestaltet. Schließlich hängt das Netto Gehalt ja in erster Linie vom persönlichen Steuersatz ab! Und wie der zustande kommt, entscheidet im Wesentlichen zunächst die Politik.
Wenn jetzt deine Bekannte einen Nettowert aufschreiben würde, dann müsste sie ja auch angeben, welcher Steuerklasse sie angehört. Aber wieso sollte es einen Einfluss auf ihr Gehalt (das der Arbeitgeber bezahlt) haben, ob sie verheiratet ist oder nicht?
Um jetzt ernsthaft eine Angabe zu der eigenen Gehaltsvorstellung zu machen, bleibt einem immer nur übrig, das gewünschte Jahresbruttogehalt anzugeben. Da sollte dann alles drin sein und man muss sich eben vergegenwärtigen, dass der Arbeitgeber dann oftmals Sonderzahlungen gerne mit einrechnet, die dann aber nicht vertraglich festgehalten werden (nach dem Motto: "Wir zahlen schon seit 10 Jahren freiwillig ein Weihnachtsgeld."). Ob man sich darauf einlässt, ist eine Entscheidung, die man dann selbst fällen muss.
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