Ist bei einer Entlassung auch ein positives Denken möglich?
Im Laufe meines Lebens habe ich schon einige Leute erlebt, die in der Firma entlassen wurden. Nie hat irgendjemand aufgeatmet und positiv gedacht. Für alle ist eine Welt untergegangen und für alle war es erst mal ein "Schlag in die Magengrube". Auch bei meinem Mann habe ich persönlich es erlebt, dass er dann wirklich am Boden zerstört war und ich auch nicht gerade positiv denken konnte.
Gerade, wenn man schon älter ist, ist es schwer positiv zu denken, wenn man entlassen wurde. Aber irgendwie muss es doch möglich sein, dass man nicht am Boden zerstört ist. Kann man auch positiv Denken, wenn man entlassen wurde? Wie ist das bei euch? Habt ihr schon eine Entlassung mitbekommen und wie habt ihr danach reagiert? Konntet ihr positiv denken?
Problem ist das in so einem Fall die negativen Aspekte überwiegen. Man muss sich etwas Neues suchen und die laufenden Rechnungen kommen ja nebenbei trotzdem. Positiv kann man da nur etwas dran finden, wenn man sich verändern möchte oder wenn man in seinen Beruf oder Job nicht besonders gut klar kam, das jedoch ist in den wenigsten Fällen so und deswegen ist man eben betrübt, wenn man seine Arbeit verliert.
Man kann versuchen sich auf das Positive zu konzentrieren und dann das Ende des Jobs als einen tollen Neuanfang sehen. Einen Start in eine neue aufregende Phase seines Lebens betrachten. Man kontrolliert Emotionen selbst, in dem man versucht seine Gedanken zu verändern und positiv zu beeinflussen.
Ich glaube nicht, dass man gleich nach einer Entlassung positiv denken kann. Es ist ja nicht positiv, sondern negativ. Es wird etwas mit einem gemacht, was man nicht wollte. Da kann der optimistischste Mensch nichts Positives daran finden. Wenn es subjektiv positiv wäre, hätte man doch vorher gekündigt.
Allerdings ist es manchmal hinterher so, dass man es positiv sieht und erleichtert ist, dass jemand anders den Schritt gemacht hat, dass man sich nicht selbst den Tritt geben musste. Einer Freundin von mir ist auch gekündigt worden, sie war am Anfang ziemlich niedergeschlagen. Sie hat allerdings eine fette Abfindung bekommen und eine Outplacement-Beratung, die sie erst einmal persönlich und dann auch noch beruflich weitergebracht hat. Jetzt sagt sie, dass sie im Nachhinein froh über die Entlassung ist. Sie hat einen interessanteren und besser bezahlten Job. Von sich aus hätte sie den Schritt nie getan.
Wenn man jetzt mal unterstellt, dass selbst diejenigen die ihre Arbeit richtig hassen nur deshalb zur Arbeit gehen, weil es ihnen ihre wirtschaftliche Existenzgrundlage sichert und dafür sorgt, einen Platz in der bürgerlichen Gesellschaft zu haben, über den man sich definiert, dann sollte klar sein, dass man in einer Situation in der all das verloren geht, ohne dass man es selbst will, keine positiven Gedanken möglich sind. Wie stark die Ausprägung dessen ist, was dann am Boden zerstört heißt, hängt dann vom Grad der Abhängigkeit bzw. der eigenen Integration in die Gesellschaft jenseits der Lohnarbeit ab. Wenn man aber neben der Arbeit nicht viel mehr hat als die vermeintliche Routine, so ist es für den ungelernten Bandarbeiter ebenso verheerend wie für den Manager aus dem mittleren Management. Plötzlich ist praktisch die Lebensgrundlage und dann auch der Lebensgrund (zumindest aber der Rahmen, welcher das Leben geordnet hat) weg!
Eigentlich kann man erst wenn man sich hier wieder gefangen hat positiv in die Zukunft schauen. Wie viel von der positiven Sicht dann letztlich Selbstbetrug ist, hängt dann von vielen sehr persönlichen Faktoren ab. Das würde einem spätestens dann bewusst, wenn man aus dem regulären Bezug von Arbeitslosengeld herausfällt wieder schlagartig bewusst. Oder aber wenn man doch schnell einen anderen Job findet, der aber eine Verschlechterung bedeutet (sei es von den Rahmenbedingungen oder vom Image oder von der Stellung).
Was auch dazu führt, dass so ein Erlebnis massiv negativ wahrgenommen wird ist natürlich auch die Tendenz, dann das Versagen bei sich selbst zu suchen. Schließlich haben die Kolleginnen und Kollegen den Job behalten. Nur man selbst gehört zu den aussortierten (was ja auch irgendwo stimmt!). Auch unter dem Aspekt lässt sich nichts positives finden, was einem wieder Mut geben könnte.
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