EM, WM: Nicht für eigenes Land sein

vom 18.06.2012, 18:51 Uhr

Ich bin aus Deutschland und weder meine Vorfahren noch sonst irgendjemand in meiner Familie hat griechische Wurzeln. Nun bin ich dennoch ein großer Fan von diesem Land. Nicht wegen seiner finanziellen Lage und auch nicht, wegen dem Fußball. Ich mag einfach die griechische Kultur und finde das Land sehr schön. Ebenfalls gehe ich im Sommer für eine Woche nach Griechenland in den Urlaub und da fände ich es dann doch nicht so gut, wenn wir Griechenland gleich aus der EM herausschmeißen.

Allerdings habe ich auch schon an der letzten Weltmeisterschaft gemeint, dass ich es den Griechen gönnen würde. So eine kleine Motivation für den Zusammenhalt innerhalb des Landes würde ihnen mit Sicherheit gut tun. Damals haben mich alle ausgelacht, was auch momentan wieder so ist.

Ich kenne eigentlich keinen, der nicht für Deutschland ist. All meine Freunde sind in erster Linie für Deutschland und danach für ihr Herkunftsland, falls die Eltern keine geborenen Deutschen sind. Irgendwie finde ich das schade, dass man sich das Land nicht einfach so heraussuchen kann. für welches man ist, ohne gleich geärgert zu werden.

Bei der Bundesliga ist doch auch fast jeder für Dortmund oder Bayern München. Hier spielt der Ort oder das Bundesland doch ebenfalls keine Rolle. Was meint ihr denn dazu? Ist das bei euch ebenfalls so, dass eigentlich jeder für das eigene Land ist, in dem er geboren wurde?

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» hennessy221 » Beiträge: 5132 » Talkpoints: -1,94 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Bei der letzten WM war ich für Uruguay. Ich fand die Mannschaft und die Spieler einfach klasse natürlich war ich auch für Deutschland, aber die Mannschaft hatte eben echt gut gekämpft und sich gut geäußert.

Bei der EM bin ich eigentlich für Deutschland, da ich die Spieler sehr sympathisch finde. Auch bei den Bundesligaspielen bin ich für Bayern, aber auch weil ich aus dem Bundesland komme. Ich denke es hängt viel von Sympathie ab ob man sich gegen die Landesmannschaft entscheidet.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Stimmt, aber das ist normal. Ich habe, was meine Freunde ziemlich empört hat, den Niederländern die Daumen gedrückt. Dieses Fußballteam ist eigentlich sehr sympathisch, da sie eigentlich immer einen fairen Fußball gespielt haben und sogar 2010 zu den Geheimfavoriten gezählt haben. Dieses Jahr war das aber eine pleite, aber vielleicht hat die "Oranje" nächstes Jahr mehr Glück. Ansonsten halte ich natürlich für Deutschland, wobei ich Fußball nicht so ernst nehme und mir auch nicht alle Spiele und Namen merke.

Ich bin ein großer Finnlandfan und sehr verrückt nach diesem Land, ich erlerne auch die Sprache und habe Kontakt zu einem Muttersprachler. Den Finnen habe ich bei der Eishockey-WM die Daumen gedrückt. Natürlich hat sich deine Frage auf die Fußballmeisterschaften bezogen, aber vielleicht ist das trotzdem nennenswert, da die Finnen nicht so stark im Fußball sind.

Ich kann deine Denkweise nachvollziehen und es wäre auch nett, wenn Griechenland gewinnen würde. Eigentlich wünsche ich, ganz simpel ausgedrückt, der Mannschaft Glück, die es am meisten verdient - nämlich die beste und stärkste von allen.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Also mir sind solche Nationalismen ziemlich fremd. Ich weiß auch nicht warum das so ist. Ich bin halt zufällig in Deutschland geboren, es hätte auch Lesotho sein können. Aber natürlich kenne ich auch so etwas wie Heimat und deshalb spüre ich da auch eine gewisse Verbundenheit. Aber der Begriff ist zumindest für mich dehnbar. Diese besoffene Fahnenschwenkerei ist nicht mein Ding, aber solange es dem Bruttoinlandsprodukt dient - bitteschön. Ich finde es inzwischen ziemlich übertrieben, aber irgendwie wird ja inzwischen alles in übertriebenem Maß eventiesiert. Also, sei es drum.

Was Griechenland betrifft, haben die meine uneingeschränkte Sympathie. Und ehrlich gesagt, fände ich es äußerst passend, wenn uns Griechenland aus der EU - also der EU2012 - werfen würde. Das hätte doch was. Aber bitte mit Mutti im Stadion und mit mindestens 10000 griechischen Fans, die ihr den nackten Hintern zeigen, frei nach dem Motto: "Einem nackten Mann kann man nicht mehr in die Tasche greifen". Die natürlich zu zahlende UEFA-Strafe sammeln wir durch Crowdfunding locker ein, so dass nicht noch der griechische Fußballverband zahlen muss. Ach was wäre das für ein Bild. Leider hat das Schicksal meist keinen Sinn für Ironie.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich habe Bekannte, die sind für Griechenland, weil sie dort geboren worden sind und ich habe Bekannte, die sind in Italien geboren und sind trotzdem für Deutschland, weil sie schon lange hier leben. Ich würde daher nicht bestätigen, dass jeder für das Land ist, in dem er geboren wurde, viele meinen, dass sie das sein müssten, weil es sonst einem Verrat gleicht oder so, aber viele die im Ausland geboren wurden, sind dennoch für das Land in dem sie momentan Leben, weil sie sich nur damit identifizieren können und nicht mit dem, in dem sie jetzt leben. Das ist eben unterschiedlich, es kommt auf die Bindung an, die Menschen zu ihrem Land haben und die ist eben nicht immer die Beste.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Mir wäre ja keine Regelung bekannt, die zwingend verlangen würde, dass man "für sein Land" sein muss. Mir selbst ist so was eher fremd und ich finde es sogar mehr als befremdlich, wenn plötzlich Menschen die sonst nie Fußball schauen plötzlich "Fans" der deutschen Nationalmannschaft sind und mit der Mannschaft mitfiebern. Das Problem bei der Sache ist ja tatsächlich der Nationalismus, der sich nicht unterscheiden lässt, in "guten" und "schlechten" Nationalismus. Man kann sich beschweren, wenn Prügelnazis auf offener Straße Ausländer jagen. Aber wo ist hier der "moralische" Unterschied, wenn der "anständige Bürger" hier gegen Gewalt gegen Ausländer demonstriert, aber die Abschiebepraxis der Bundesrepublik als sog. "Sachzwang" akzeptiert. Dabei sagt man doch nur, dass das Schlimme beim Prügelnazi nur die Tatsache ist, dass der das Gewaltmonopol des Staates angreift.

Zurück zum Fußball: ich selbst gehöre zu denen, die tatsächlich auch schon Fußballspiele im Stadion erlebt haben. Das von der Regionalliga über die zweite Liga bis zur Bundesliga. Auch wenn es keine "kluge" Freizeitbeschäftigung ist/war, habe ich mich über schöne spiele gefreut. Seit aber hier die Fahnen die Großveranstaltung dominieren, halte ich mich eher zurück und "verpasse" im Grunde diese EM. Natürlich war mein Tipp wegen des wirklich bemüht schönen Fußballs, dass Spanien das Finale erreicht. Und auf Grund der wirklich überzeugenden Testspiele dachte ich daran, dass Frankreich hier Finalgegner werden würde. Unabhängig von meiner Nationalität oder meinem Lebensort war Deutschland bei mir nicht wirklich auf der Rechnung (eben bis zum Halbfinale gegen Frankreich).

Was jetzt z.B. die Sympathie für Griechenland angeht, halte ich es so wie die Fußballfunktionäre und sehe Sport nicht als Politik an. Egal wie sich die Griechen letztlich schlagen, hoffe ich sehr für die betroffenen Menschen eben in Griechenland, dass sie sich zumindest politisch durchsetzen. Leider zeigt der Ausgang der Wahlen in eine andere Richtung. Aber hier mag ich nicht schwarzsehen!

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


So lange Deutschland in der EM ist bin ich als Deutsche natürlich auf der Seite der deutschen Nationalmannschaft. Sollte Deutschland ausscheiden, bin ich immer für England gewesen. Ich mag die englische Kultur, ich liebe die Sprache und die Menschen. Daher bin ich zweitrangig für England, auch wenn der Fußball oftmals durch die Fans zur Nebensache wird.

Ich finde jeder sollte entscheiden, für welches Land er/sie stimmt. Ich bin z.B kein Bundesliga-Fan, sondern seit eh und je von einem Verein aus der Regionalliga West. Viele belächeln mich, meine Freunde oder meine Frau für unsere Hysterie zu diesem Verein, aber das interessiert mich überhaupt nicht. Mir kann man wenigstens nicht vorwerfen, dass ich ein Erfolgsfan wie viele Dortmunder oder Bayerner bin. Ich stehe hinter meinen Verein, wenn es gut läuft, sowohl als auch, wenn es schlecht läuft.

» paddelfisch » Beiträge: 655 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich finde Fußball blöd und mich nervt der ganze Hype um diese Europameisterschaft schon wieder ziemlich. Vor allem die verunstalteten Autos sind für mich ein Greuel, aber es ist ja jedem selber überlassen was er oder sie mit seinem Fahrzeug anstellt. Aber weil es mich alles so sehr nervt bin ich immer grundsätzlich für ein anderes Land als Deutschland. In Wahrheit bin ich in der Regel dann für die Niederlande.

Ich finde es aber auch nicht schlimm, wenn jemand ein Fussballfreund ist und dennoch nicht für "sein eigenes" Land ist. Wenn man zum Beispiel als Deutscher für Griechenland ist und nicht für Deutschland, dann ist das doch überhaupt nicht schlimm! Jedem das seine. So wie ich eben gar kein Fussball mag darf man sich doch immer selbst aussuchen, für welches Land man eben ist. Man kann ja auch nichts dafür, dass man in diesem oder jenem Land geboren worden ist und nicht in dem Land, für das man eigentlich während einer solchen Großveranstaltung eigentlich ist.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich denke, dass die Zeiten langsam vorbei sind, in denen man sich eindeutig mit einer "Nation", einem "Land" identifiziert/identifizieren sollte. Ich erachte es als wichtig und als einen Fortschritt, dass man sich das aussuchen kann, was man möchte, ohne sich schlecht zu fühlen. Wir leben in einer globalisierten Welt und müssen uns von strengen Kategorien befreien. Ich bin Polin und lebe seit meinem ersten Lebensjahr in Deutschland. Ich fühle mich weder meinem Geburtsort "verbunden" noch dem Ort "Deutschland". Meine Eltern hingegen waren in den letzten Tagen, was die EM betrifft, kaum zu bremsen, zumal es diesmal in Polen stattfindet.

Meiner Mutter ist es bspw. wichtig, dass die "Welt" sehen kann, dass Polen nicht unbedingt ein "armes" Land ist und auch seine schönen Seiten hat. Für mich existiert eine solche Kategorisierung nicht. Ich bin ich. Der einfach bessere soll gewinnen! Momentan würde ich auch fast sagen, dass ich Spanien im Finale sehen möchte, weil mir einige Fußballspieler hier optisch sehr gut gefallen :wink:.

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» esprit*87 » Beiträge: 456 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Als erstes möchte ich etwas zu der Bundesliga sagen. Ich bin halb Türke und halb Deutscher. Mein Vater kommt aus der Türkei und hat in Deutschland ziemlich lange gelebt. Gerade als der FC Bayern München seine gute Zeiten hatte, ist mein Vater nach Deutschland gezogen und ist deswegen Bayern Fan geworden. Außerdem ist es Galatasaray Fan! Ich komme aus Hamburg und aus Izmir und bin FC Bayern München sowie Galatasaray Fan. Und das bin ich, weil mein Vater zu diesen Teams hält. In der Türkei ist dies wie ein ungeschriebenes Gesetz!

Bei der EM halte ich natürlich zu Deutschland! Ich habe neun Jahre in Deutschland gelebt und habe auch einen deutschen Pass. Ich denke es ist eine Pflicht, dass wenn man in diesem Land lebt oder aus diesem Land kommt, dass man zu diesem Land hält und sein Land unterstützt!!

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» petertreter » Beiträge: 1437 » Talkpoints: -2,03 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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