Krankenhaus - keine Pflegestation?

vom 18.06.2012, 12:06 Uhr

Ich habe neulich von einer Freundin meiner Mutter eine ziemlich entsetzliche Story über ein Krankenhaus gehört, in dem sich die Mutter dieser Freundin befand. Diese Dame ist bereits über neunzig Jahre alt und konnte sich in ihrem Krankenbett schlecht bewegen. Ihre Tochter kam sie regelmäßig in dieser Woche, in der die Dame im Krankenhaus bleiben musste, besuchen und blieb dann auch von morgens bis nachmittags, um der alten Dame auch Gesellschaft zu leisten. Zusätzlich übernahm sie aber auch sämtliche Pflegeaufgaben, die die alte Dame benötigte, wie zum Beispiel das morgendliche Waschen, das Begleiten zur Toilette und das Helfen beim Essen.

Irgendwann kam dann wohl eine Krankenschwester in das Krankenzimmer und beschwerte sich, dass die Tochter immer noch da sei. Daraufhin meinte dann die Tochter, dass man ihre Mutter ja nicht ordentlich versorgt und dass sie praktisch die ganzen pflegerischen Tätigkeiten übernehmen muss, weil sich keine Krankenschwester blicken lassen würde, die diesen Part übernimmt. Relativ dreist antwortete wohl die Krankenschwester, dass sie hier kein Pflegeheim wären und dass deshalb niemand da war.

Ich fand diese Erzählung schon ziemlich dreist, wenn sich die Situation wirklich so zugetragen hat, wie sie mir von meiner Mutter erzählt worden ist. Ich kann mir nämlich eigentlich gar nicht vorstellen, dass niemand zur Pflege vorbei schaut. Ich kann mich an meinen Krankenhausaufenthalt zur Geburt meines Sohnes noch sehr gut erinnern, dass gleich morgens um sechs eine Krankenschwester im Zimmer stand und ich mich waschen sollte. Klar, ich musste das selber machen, aber bei einer bettlägrigen Frau, die das nicht alleine hinbekommt, wird doch sicherlich geholfen, oder? Essen stelle ich mir hingegen schon schwieriger vor. Aber auch das sollte im Einzelfall mit Hilfe der Krankenschwester getätigt werden.

Wie kennt ihr das von Krankenhäusern? Werden ältere Menschen im Krankenhaus nicht richtig versorgt, auch wenn sie extra dafür nach der Schwester klingeln würden oder war das ein Ausnahmefall? Wer übernimmt sonst die tägliche Hygiene und die Hilfestellung beim Essen? Müssen dafür immer die Angehörigen sorgen? Was ist aber, wenn jemand keine Angehörigen hat?

Benutzeravatar

» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich habe selbst im Krankenhaus gearbeitet und ich habe eine solche Aussage noch nie mitbekommen. Ich habe es von Anfang an so gelernt, dass wir als Pflegepersonal die komplette Pflege bei einer bettlägerigen Person übernehmen sollten. Wenn Familienmitglieder die Pflege abgenommen haben, war dies natürlich eine Entlastung für uns als Pfleger, aber im Regelfall haben wir zumindest die Grundpflege übernommen.

Wenn die Geschichte wirklich so war wie du es beschrieben bekommen hast, so hätte die Bekannte sich doch ruhig bei der Pflegedienstleitung beschweren können. Diese hätte wahrscheinlich auch besser Auskunft zu den Pflegeprozessen und deren Regelung abgeben können. Ich für meinen Teil weiß, dass es in keinem der fünf Krankenhäusern, in denen ich Dienst verrichtet habe, niemals eine solche Aussage gegeben hätte und selbst wenn, dann hätte die Person einen Anschiss ohnesgleichen bekommen.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^