Krankheiten - sind sie eine Strafe Gottes?
Ich habe im Laufe meines Lebens mehrere behinderte Menschen getroffen, die auch an Gott glauben. Ich habe sie, wenn es möglich war, gefragt warum sie noch an Gott glauben, wenn er so etwas Menschen an tun kann und was ein Pfarrer dazu sagt, was Gott damit bezweckt hat. Die Antworten waren meistens gleich, Gott hat ihnen eine Bürde auferlegt und diese müssen sie bestehen um in den Himmel zu kommen. Das Alles sollte sie stärken.
Nun frage ich mich, ob man wirklich davon ausgehen kann, das Gott einen testen will oder sogar eine Strafe auferlegt hatte. Wie kann man trotz schwerer Probleme, wie Lähmungen oder tödliche Krankheiten immer noch an Gott glauben und das Ganze dann auch noch so begründen? Seht ihr Krankheiten auch als eine Strafe von Gott an oder ein Los was man eben gezogen hat und sich nun beweisen soll?
Noch ein Gottes-Thema, an dem ich mich auslassen kann . Ich möchte die Menschen, die auf diese Art und Weise denken, nicht verurteilen. Es ist einfach eine Sichtweise, die diejenigen beruhigen kann. Nur die wenigen können sich mit der Realität als solche auseinandersetzen und brauchen etwas, was ihnen Halt gibt. Dass sie evtl. traurig sind und sich wegen ihrer Lage schlecht fühlen hat nur etwas damit zu tun, dass ihre Lage also solche thematisiert wird und man als "Behinderter" dasteht, man sich irgendwie schlecht fühlen muss, weil nun mal nicht alle so sind, "wie man selbst". Wären alle "behindert", wäre es das "normalste" bspw. Rollstühle herzustellen. Die Medien würden regelmäßig über neue Aktienkurse in der Rollstuhlindustrie berichten, es gäbe einen starken Wettbewerb in diesem Bereich und womöglich würde man viel in die Rollstuhlforschung investieren. Es gäbe keine Autos sondern andere Fortbewegungsmittel.
Und das Ganze hier, was ich mir erdenke, sei nicht nur auf den Rollstuhl fixiert, sondern auch auf andere Arten von "Behinderung", wobei es in "dieser Welt" dieses Wort nicht gäbe. Man hat also, wie du sagst, ein Los gezogen und muss es "sich beweisen". Man muss es sich aber nicht beweisen. Man muss es sich nur dann beweisen, wenn man sich als "Behinderter" sieht. Da nicht alle behindert sind, macht sich irgendwie ein Mangelempfinden breit und man erdenkt sich, dass man ein "schlechteres Leben" erhalten hat. Natürlich denken nicht alle so. Ich bin auch froh, dass es Menschen gibt, die ihr Leben nicht als "schlechtes Los" ansehen. Es ist also die Thematisierung von "unserer Seite" aus.
Bin ich ein "behinderter" Mensch, und lebe in einer Umwelt, in der es stark negativ und bemitleidend thematisiert und aufgefasst wird, fühle ich mich auch so. Dann KANN es mir mehr Kraft geben, wenn ich es als eine Bürde aufnehme, die mir von einem höheren Wesen auferlegt wurde. Bin ich jedoch aber reflektiert genug darüber und rational eingestellt, weiß ich, dass meine evtl. schlechtere Sicht von mir auf mich ein Ergebnis der Umwelt ist. Das heißt, dass ich es nicht als Bürde ansehen soll, weil es eine Sicht der "nicht behinderten" ist. Es ist in dem Sinne eine Bürde, weil mein Leben hätte auch anders verlaufen können, nämlich so wie das der Gesunden. Die Natur aber hat sich bei mir nun mal so gemeldet und jetzt geht es daran zu leben, sich nicht mit den anderen zu vergleichen und zu lieben und geliebt zu werden. Herbei erhoffe ich mir einfach, dass dort mehr von Seiten der "Gesunden" kommt.
Ich bin da auch etwas skeptisch, denn als Strafe sehe ich eine Behinderung oder eine Krankheit nicht an. Sicherlich fragt man sich, warum einem so etwas angetan wurde, dass man sich damit auseinandersetzen musste, aber man kann dies auch in vielen anderen Belangen fragen, zum Beispiel, wenn man wirklich argen Liebeskummer hat oder wenn man zum Beispiel einen engen Vertrauten so plötzlich verliert, weil er verstirbt und so weiter. Auch einen Krieg könnte man dann als Strafe bezeichnen, wenn man es so möchte, aber ich für mich kann damit ehrlich gesagt auch nicht so viel anfangen.
Vielleicht liegt es auch einfach nur daran, dass ich mit meinem Glauben an Gott etwas sehr zwiespältig bin oder auch, weil ich mir grundsätzlich keine Gedanken mache, warum ausgerechnet mich dieses oder jenes Schicksal ereilt hat. Es gibt zwar "dunkle" Phasen im Leben eines Menschens, wo man soweit denkt, aber wenn es mir gut geht, denke ich dann doch gar nicht daran, einfach, weil ich auch so gut damit zurecht komme und denke, wenn ich mir darüber Gedanken mache, raubt mir das nur Kraft, die ich woanders besser einsetzen könnte.
Warum soll ich etwas beweisen? Ich muss damit leben und niemand anderes, dafür haben andere ihre "Prüfungen", wenn man es so will. Aber mich nun damit trösten, dass es eine Art Aufgabe ist, oder aber mich darüber mokieren, wie scheiße es mir doch geht, während andere scheinbar viel Glück im Leben haben, dafür ist mir mein Leben doch manchmal zu schade.
Sagen wir mal, ich kann verstehen, wenn Menschen, die an einer Krankheit oder Behinderung leiden, so denken. Die Frage, die sich jemand in so einer Situation stellt, ist ja sicherlich: Wieso ich? Warum muss mir so etwas passieren? Und ich kann mir gut vorstellen, dass die Antwort "tja, das hat keinen tieferen Sinn, das ist einfach so passiert" nicht sehr befriedigend ist und so auch nicht seelisch akzeptiert werden kann. Es ist vermutlich leichter, das Leid nicht als völlig unpersönliches Schicksal wahrzunehmen, sondern eben als persönlich auf einen selbst gemünzt. Und da passt ein höheres Wesen, dem man eine aktive Mitwirkung zuschreiben kann, gut in den Plan.
Überhaupt kann ich mir vorstellen, dass der Gedanke an ein liebendes höheres Wesen genau den Leuten, die das schwerste Los zu tragen haben, Trost spenden kann. Also dass die Religion diesen Menschen den nötigen Halt gibt. Das möchte ich auch nicht verurteilen!
Ich persönlich denke aber nicht, dass Krankheiten von Gott geschickt wurden. Und selbst wenn, dann sicherlich nicht als "Strafe", denn Strafe würde eine Schuld voraussetzen, und es gibt ja zum Beispiel auch kranke und behinderte Kleinstkinder, die nie etwas schlimmes getan haben können. Ein zutiefst christlicher Mensch würde jetzt eventuell anfangen, mit dem Konzept der Erbsünde zu argumentieren, aber damit konnte ich mich noch nie so recht anfreunden, mal abgesehen davon, dass diese eigentlich mit dem Opfertod Christi abgegolten sein müsste. Und eine Prüfung, um ins Paradies zu kommen, macht theologisch auch absolut keinen Sinn, aus dem gleichen Grund, wenn man ausgerechnet biblisch argumentieren möchte.
Vorneweg: Ich verurteile niemanden wegen seiner Religion und seiner Glaubensrichtung - ich bin der Meinung, dass jeder daran glauben sollte, was er denn für richtig hält. Die Menschen sollen sich mit ihrem Glauben wohl fühlen und der Glaube soll ihnen Kraft geben, ihr Leben zu "überstehen" und gewisse Probleme zu verarbeiten. Auch bei anderen Problemen kann der Glaube einem den Weg zur Lösung vorgeben oder zumindest erleichtern.
Ich denke, dass Menschen, die sehr krank sind, besonders häufig an Gott glauben. Wie du schon gesagt hast, ist es so, dass die meisten Menschen denken, dass Gott sie damit bestrafen wollte oder eben, dass die vor eine Prüfung gestellt wurden, damit sie sich ihren Platz im Himmel "verdienen". Die Menschen, die an Gott glauben, nehmen solche Krankheiten manchmal nicht so schwer und sie denken, dass alles wieder gut werden wird, wenn sie nur fleißig beten und eben weiterhin ihrem Glauben treu bleiben.
Man sollte wirklich nicht unterschätzen, was der Glaube für eine Kraft hat. Es sind Fälle bekannt, in denen die Menschen eigentlich hätten sterben müssen, aber weil sie an Gott geglaubt haben, haben sie doch überlebt. Ich denke, dass der Glaube einfach nur eine starke Erhöhung der Willenskraft ist und deswegen gerade solche Menschen, die es schwer haben, mit ihrem Leben noch klar kommen und trotzdem alles positiv sehen.
An eine Strafe Gottes denkt ja mittlerweile kein Gläubiger mehr. Über Religion kann man schlecht diskutieren. Ich bin Atheist, respektiere aber das Christentum. Manchmal beneide ich Leute, die glauben können. Diese Menschen strahlen oft eine ungeheure Kraft aus. Ich denke, unter Behinderten und Nichtbehinderten sind die Religionen gleichmäßig verteilt. Wenn die Religion Behinderten die Kraft gibt, aus ihrer Einschränkung das beste zu machen, ist das doch positiv. Bestes Beispiel ist Samuel Koch, der verunglückte Wettkandidat von Wetten, dass. Er schöpft seine Kraft auch aus dem Glauben.
Zunächst einmal möchte ich nochmals klar stellen, dass ich absolut ungläubig bin und kein bisschen an Gott glaube, allerdings komme ich aus einer katholischen Familie, da meine Großeltern sehr katholisch sind und meine Eltern auch dementsprechend erzogen wurden. Wenn ich mich mit diesen unterhalte, dann merke ich sehr schnell, dass eine objektive Unterhaltung mit ihnen nicht notwendig ist und ich glaube auch zu wissen, wieso das so ist. Man muss sich einfach vor Gesicht führen, dass diese Menschen ihr Leben lang schon an Gott glauben und ihre Kindheit und auch die Zeit danach zum großen Teil in der Kirche verbracht haben und auch außerhalb davon mit viel Religion konfrontiert wurden. Ihr ganzes Leben lang haben sie eng mit Gott zusammengelebt und es gab kaum Menschen in ihrer Umgebung, die Gott und die Religion irgendwie angezweifelt hätte, Agnostiker und Atheisten waren früher ja doch eher selten. Ich schätze man kann daher nachvollziehen, dass Menschen die so aufgewachsen sind, auch als Erwachsene niemals anzweifeln würden, dass es Gott gibt.
Man kann daher mehr oder minder auch sagen, dass solche Menschen bestimmte Schicksale und Situationen in ihrem Leben mit Gott erklären und sie davon abhängig machen, weil sie es einfach nicht anders kennen, es so eingetrichtert bekommen haben und zudem eben auch wirklich glauben, dass Gott eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielt, so sehe ich das zumindest. Es kann aber auch andersherum gehen! Meines Wissens nach gibt es viele Menschen, die weder religiös aufgewachsen sind, noch irgendwie wie Erwachsene später großartigen Bezug zur Religion hatte und dennoch werden sie irgendwann religiös, wieso? Einfach aus dem Grund, weil die Religion sich blendend dazu eignet, bestimmte Dinge zu verschönern. Schlimme Schicksale wie Unfälle, Behinderungen oder auch Verstorbene Familienmitglieder lassen sich manchmal nur schwer verarbeiten und überwinden. Es kann aber einigen Personen helfen, hier die Religion ins Spiel zu holen. Wenn jemand stirbt, kann man sich das ganze immer noch damit schön reden, dass man sich darauf beruft, dass man diese Person irgendwann im Himmel wieder sieht
Auch andere Dinge lassen sich damit wunderbar erklären, Naturkatastrophen können etwa Mahnungen Gottes sein, die die Menschen dazu aufrufen sollen, wieder in die Kirche zu gehen und an Gott zu glauben und wie in deinem Beispiel, ist es doch viel einfacher mit einer Behinderung zu leben, wenn man sich einredet, dass es nur eine Bürde ist, mit der man Leben muss und wenn man das geschafft hat, dann wird man großzügig dafür belohnt werden und alles wird wieder gut. Das es ist nicht so ist, wissen wir wohl alle, aber solange es solchen Menschen mit schweren Schicksalen hilft, mit ihrer Situation zurecht zukommen, würde ich dagegen nichts machen. Das einzige, was mich da so ein bisschen dran stört, ist dass sowas auch leicht missbraucht werden kann, etwa wenn man dann jemandem vorwirft, Gott wolle einen bestrafen, weil man krank geworden ist oder so. Das ist dann albern, aber ansonsten sehe ich eigentlich keinen Grund, gegen eine solche Einstellung vorzugehen, auch wenn ich sie reichlich naiv finde.
Vorab muss ich sagen, dass ich niemanden persönlich verurteile, wenn diese an Gott glauben. Die Gedanken sind frei und jeder hat das Recht sich an einem Glauben zu klammern. Ich persönlich glaube auch an gut und böse und auch an die Existenz der Götter. Wobei ich Gott weniger leiden kann und dem dunklen Glauben hingezogen bin. Der Glaube nach dem Teufel ziert auch eindrucksvoll meinen Körper und deutet durchaus auf die Verachtung des christlichen Glaubens hin, dennoch steht dies jetzt auf einem anderen Papier.
Ich glaube kaum, dass Gott Menschen mit einer Behinderung eine Hürde auferlegen wollte, damit sie sich beweisen, um in den Himmel zu kommen. Wenn ja würde ich dies wirklich von dem "Gott" sehr verwerflich finden, denn dadurch leiden viele Menschen alleine seelisch höllische Qualen und dies kann doch nicht der Sinn des "Beweisens" sein. Des Weiteren glaube ich einfach, dass die Menschen einfach ein schlechtes Los gezogen haben und mit Behinderungen bestraft worden sind, ebenso wie Kinder in Afrika zum Beispiel zum Hungern verurteilt wurden. Dies hat für mich nichts mit Gott zu tun, denn eigentlich wurde mir Gott immer als der Gute dargestellt, aber es gibt so viel Leid auf der Welt, dass es nichts mit Gut zu tun hat. Ich glaube somit überhaupt nicht daran, dass Gott in irgendeinem Zusammenhang mit dem Guten zu tun hat!
Unabhängig davon, ob ein Gott existiert oder ob man an ihn glaubt, frage ich mich, warum man eine Krankheit oder Behinderung überhaupt als "Strafe" ansehen kann. Für mich sieht eine Strafe anders aus. Ich finde es gut, dass wir Menschen so vielzählig und unterschiedlich sind - nicht nur, was äußere Merkmale wie Größe, Haarfarbe, Hautfarbe angeht, sondern auch in Bezug auf den Charakter und Krankheiten sowie Glaubensrichtungen und sexueller Orientierung. Ich bin der Ansicht, dass wir Menschen deswegen so unterschiedlich sind, dass man eben Toleranz und Rücksichtnahme lernt. Dass jemand, der krank ist, nicht so gut mit einem gesunden Menschen mithalten kann, sollte logisch sein.
Wenn Gott so drauf wäre, dann wäre Gott kein DJ denn eigentlich war ich immer der Meinung God is a Dj, oder nicht? Wie kann er dann Strafen verteilen wenn er viel zu sehr damit beschäftigt ist, Musik zu machen? Musik ist schließlich wie das Leben der Menschen, fortlaufend, abwechslungsreich und wenn die Kassette mal Bandsalat hat, dann ist vergleichbar mit dem Tod eines Menschen.
Generell glaube ich nicht, dass höhere Wesen daran interessiert sind, Menschen absichtlich zu schaden. Für deren Fehlverhalten kann kein Gott und kein Satan etwas, jeder ist für sein Handeln selbst verantwortlich, auch für ungesunde Lebensweisen oder das absichtliche Herbei führen von Schäden am eigenen Körper. Man macht es sich oft zu einfach, die Schuld stets und immer bei Anderen zu suchen, wenn man eine schlimme Krankheit hat.
Man sollte anfangen, sie an sich zu akzeptieren, damit lernen um zu gehen und versuchen sein Bestes zu geben damit man entweder wieder gesund wird oder möglichst lange noch kämpft und lebt. Am Ende ist es die Zeit, welche neben der Gesundheit im Leben am Wichtigsten ist. Nur darauf sollte man sich konzentrieren, alles Andere ist nicht ganz so wichtig.
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