Wie geht Ihr mit Vorurteilen um?
Es ist eins, selbst Vorurteile zu haben, aber anders sieht es aus, wenn man selbst mit Vorurteilen konfrontiert wird. Manchmal merkt man es dem Gegenüber auch direkt an, wie er auf einen reagiert, ohne ihn zu kennen. Manchmal ist auch einfach eine Vormeinung vorhanden, weil man damit in den Medien konfrontiert wurde und man dann in ein solches Schema passt.
Wurdet Ihr schon einmal spürbar vorverurteilt? Wie geht Ihr mit solchen Vorurteilen um? Waren diese Vorurteile berechtigt? Kommt es des öfteren vor, dass Ihr mit Vorurteilen zu tun habt? Wie reagiert Ihr auf Vorurteile, die Euch persönlich immer wieder begegnen?
Ich bin ziemlich ruhig. Am Anfang meiner Schulzeit hat man mir also ziemlich wenig zugetraut, weil ich eben immer ruhig war und mich nie gemeldet habe. Ich habe mit diesem Vorurteil aufgeräumt, in dem ich gute Arbeiten geschrieben habe und auch so in den Pausen an Unterhaltungen teilgenommen habe.
Ich denke man muss mit Vorurteilen offen umgehen und einfach bewiesen, dass es nicht so ist. Man hat nun mal manchmal damit umgehen und dies sollte man offen machen. Lässt man sich von Vorurteilen beeinflussen, hat man schon verloren.
Ich versuche in solchen Situationen das persönliche Gespräch zu suchen, denn ich kann nichts weniger ausstehen, als diese Ungewissheit und diese Art der gezwungenen Freundlichkeit, die manche Vorurteile mit sich bringen.
Außerdem interessiert mich generell die Meinung anderer mir gegenüber, denn so werden einem eventuelle Eigenarten aufgezeigt, deren man sich nicht bewusst ist und die vielleicht sogar noch mehr Leuten auffallen oder stören.
Ich werde immer abgestempelt und in eine Schublade gesteckt, bevor man mich kennenlernt und ich bin es gewohnt. Ich habe mich vor einigen Jahren der Gothic-Subkultur "angeschlossen", wenn man es so nennen kann. Ich habe mich keinen anderen Gothics angeschlossen, sondern bin zufällig im Internet über Musik und Bilder gestoßen und habe mich angefangen, zu verändern. In der Schule trauen mir die Lehrer zuerst nicht zu, dass ich gute Noten schreibe und auch einen guten Abschluss anstrebe und Menschen auf der Straße trauen mir nicht zu, dass ich freundlich bin. Ich halte Leuten sehr gerne die Tür auf und schenke ihnen ein Lächeln, meistens kriege ich jedoch keins zurück, eher verunsicherte oder verwirrte Gesichter. Ich wohne ziemlich abgelegen und habe einmal eine ältere Dame einsam die Straße entlang laufen gesehen, ich war unsicher, da sie auch langsam gelaufen ist und sich umgeschaut hat. Ich bin zu ihr gegangen und habe gefragt, ob sie sich verirrt hat. Die Frau hat sehr freundlich reagiert und mich angestrahlt. Das hat mich eigentlich schon fast glücklich gemacht.
Ich wurde von vielen Klassenkameraden gemobbt und von einigen ignoriert, natürlich rechnet man damit irgendwie, aber es verletzt einen trotzdem. Als ich in eine neue Klasse gekommen bin, wurde ich verunsichert angeschaut, aber ich bin mittlerweile sogar beliebt in meiner Klasse. Ich freue mich, dass ich auch Menschen außerhalb der Szene gefunden habe, die ich zu meinen Freunden zählen kann. Ich war mit einer Freundin bummeln gewesen und sie hat sich nicht unwohl gefühlt, auch wenn wir oft angestarrt worden sind. Dafür bin ich ihr echt dankbar und ich freue mich, dass sie mit mir sogar öfters was unternehmen möchte.
Schwarz ist natürlich keine Farbe die freundlich oder einladend wirkt und ich habe nichts dagegen, wenn Menschen mit mir nichts zu tun haben möchten. Aber dann möchte ich einfach "ignoriert" werden und nicht beleidigt werden, mir werden gerne mal Wörter wie "Satan" oder andere Schimpfwörter hinterhergerufen, danach klatschen diese Personen sich gegenseitig in die Hände und fühlen sich mutig. Einmal hatte ich auch das Erlebnis gehabt, dass ich an einer Gruppe mit ungefähr 14-jährigen Mädchen vorbeigelaufen bin und diese plötzlich angefangen haben laut zu schreien, von einem Lachen gefolgt. Das fand ich überhaupt nicht schön, da ich in Gedanken war und mich sehr erschrocken habe.
Ich möchte nicht von Menschen hören, dass ich mutig oder selbstbewusst bin und stolz auf mich sein kann, dass ich zu mir stehe. Ich bin einfach so und möchte und kann mich nicht ändern. Das ist das, was mich glücklich macht und einfach mein Wesen beschreibt und darstellt. Ich hasse es, wenn Leute, mit einem fetten Grinsen, auf mich zukommen und frage, was ich bin und was ich mache und anschließend nur halbherzig zuhören. Dann breche ich einfach das Gespräch ab. Wenn es sie so sehr interessiert, können sie auch eine berühmte Suchmaschine benutzen, die die meisten Internetnutzer als Startseite haben.
Jeder Mensch hat gewisse Vorurteile, alles was fremd ist, beängstigt einem. Das kann ich akzeptieren, aber vielleicht kann man sich einen Ruck geben und sich informieren. Niemand würde ernsthaft glauben, dass ich am helllichten Tag ein Messer aus dem Mantel ziehe und mit einem satanischen Ritual anfange.
Wen es interessiert, ich bin übrigens kein Satanist oder Atheist. Ich bezeichne mich als Agnostiker.
Ich hatte es von Seiten der Verwandtschaft schon mal mit Vorurteilen zu tun, weil eine angeheiratete Tante von uns inklusive Kinder wohl meint, wir würden uns als was besseres fühlen, weil meine Eltern etwas mehr verdienen, als sie und ihre Kinder nur einen Hauptschulabschluss haben und wir Abitur. Das mit dem Geld ist mir an sich eigentlich egal, weil es für alle anderen scheinbar ganz offensichtlich zu sein scheint, dass sich bei uns nichts großartig geändert hat, nur weil meine Eltern jetzt sehr gut verdienen. Da wir selbst keine gute Beziehung zu diesen Verwandten haben, ist mir das eigentlich relativ egal, aber ich finde es schon ein bisschen gemein und habe das Gefühl, dass sie eifersüchtig sind und meinen, dass sie gegen uns irgendwie ankommen müssten oder so. Das finde ich bedauerlich, aber es ist nun mal wie es ist.
Bezüglich meiner Schule bin ich auch häufiger mit Vorurteilen überhäuft worden, auch dass kann ich schwer nachvollziehen, aber ich bin genauso vorgegangen, wie bei dem vorher erwähnten Vorfall, ich ignoriere diese Sachen einfach. Bei der Arbeit gab es beispielsweise schon häufiger den Fall, dass mich jemand schief angesehen hat, wenn ich erwähnt habe, dass ich mein Abi habe und bald studieren werde. Meistens begann es damit, dass ich dann den neuen oder die neue Kollegin zuerst gefragt habe, was sie denn noch so macht und es ist nun mal eben so, dass alle anderen bei mir auf der Arbeit nur eine Ausbildung haben und viele sogar nur einen Hauptschulabschluss, nur einen anderen Studenten gibt es noch. Dann wird mir erstmal erzählt, wie toll die Ausbildung als Dachdecker ist und wie öde die als Bürokauffrau und wenn ich dann sage, dass ich studiere, haben die meisten gar keine Lust mehr, darüber zu reden und fragen nicht einmal was, man merkt einfach, dass hier Vorurteile im Spiel sind und das finde ich an sich auch schade, aber ich könnte nicht behaupten, dass ich keine hätte.
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