Immobilienfinanzierung wirklich günstiger als Miete?

vom 17.06.2012, 09:13 Uhr

Viele Menschen spielen in ihrem Leben mit dem Gedanken sich ein eigenes Haus zu kaufen oder gar eine eigene Immobilie zu bauen. Die meisten Leute wollen das machen, da sie dem Vermieter nicht Geld in den Rachen werfen wollen, was sie nie wieder sehen. Außerdem wollen viele Mieter nicht länger vom Vermieter oder von den Nachbarn abhängig sein. Vielen Menschen ist einfach die Unabhängigkeit wichtig, die sie mit der eigenen Immobilie haben. Außerdem ist die Immobilie ja auch eine gute Altersvorsorge und gut angelegtes Kapital.

Ich frage mich jedoch zunehmend, ob der Kauf oder Bau einer Immobilie wirklich günstiger als die Anmietung einer Immobilie ist. Viele von euch werden diese Frage sofort mit einem klaren „ja“ beantworten. Ich sehe das unter finanziellen und nicht finanziellen Aspekten jedoch etwas kritischer. Angenommen jemand möchte ein Haus für 200.000,00 EUR bauen oder kaufen. Für die Darlehensaufnahme fallen Zinsen in Höhe von ungefähr 100.000,00 EUR an. Die zu leistende Darlehensrate übersteigt unter Umständen die bisherige Nettokaltmiete.

Rechnet man nun mit einer vorherigen Kaltmiete von 400,00 EUR, so kommt man auf eine Mietbelastung von 4800,00 EUR pro Jahr. In ca. 30 Jahren wären das dann 144.000,00 EUR. Eine gleichzeitige Rückzahlung des Immobiliendarlehens würde mit ca. 700,00 EUR Rate erfolgen. Über 30 Jahre würde sich also eine Mehrbelastung von 300,00 EUR ergeben. Diese Mehrbelastung könnte von den Kreditnehmern bei weiterer Anmietung einer Immobilie zur Seite gelegt werden. Sie könnten also 108.000,00 EUR ansparen. Dabei sind die Zinsen noch nicht berücksichtigt.

Weiterhin sind die Nebenkosten bei einer eigenen Immobilie viel höher. Die Immobilie verliert stetig an Wert und nach vielen Jahren sind teure Modernisierungsmaßnahmen erforderlich, die weitere Darlehensaufnahmen und somit Zinsbelastungen mit sich bringen. Hinzu kommt die mangelnde Flexibilität, den mit einer eigenen Immobilie verbunden ist. Man ist einfach ortsgebunden.

Aus meiner Sicht ist daher aus finanzieller Sicht eine Immobilie nicht günstiger als die Mietwohnung. Die Miete, die man dem Mieter überweist, bekommt bei einer Finanzierung die Bank in Form von Zinsen.

Wie denkt ihr zu dem Thema? Hab ich irgendwo einen Denkfehler?

» GoroVI » Beiträge: 3187 » Talkpoints: 2,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ohne Eigenkapital lohnt sich eine Immobilie rein rechnerisch wahrscheinlich nicht. Es kommt immer auch darauf, wie lange man in der Immobilie lebt. Wenn man uralt wird und dabei gesund ist, ist es rein rechnerisch günstiger. Es spielt auch eine Rolle, ob man Kinder hat, denen man die Immobilie vererbt, auch dann lohnt es sich natürlich. Ein abbezahltes Häuschen ist trotz Renovierungskosten und Nebenkosten immer noch günstiger als ein gemietetes Häuschen.

Aber es geht ja nicht nur um das Finanzielle. Im eigenen Haus fühlt man sich freier. Man kann Umbauten vornehmen, wie man möchte. Auch in die Gartengestaltung redet einem niemand hinein. Wenn ich das Geld hätte und käme rein rechnerisch darauf, dass ein eigenes Haus nur ein bisschen teurer wäre als ein gemietetes, würde ich mich fürs eigene Haus entscheiden. Bei einem Miethaus muss ja auch immer damit rechnen, dass der Vermieter für seine Kinder irgendwann Eigenbedarf geltend macht. Dann muss man raus und wieder ganz vorn vorne anfangen, sich ein Nest zu bauen.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Kann es sein, dass du einen Denkfehler in deiner Überlegung hast? Denn wenn ich Kaltmiete und Finanzierung einer Immobilie vergleiche, sehe ich das etwas anders. Vor allem was die Kaltmiete angeht. Denn diese zahle ich ja, um etwas zu nutzen. Es gehört mir aber nicht. Zinsen bei einem Kredit zahle ich, damit ich eine eigene Immobilie wesentlich schneller nutzen kann, welche sich dann aber schon mein Eigentum ist.

Also steht doch das Darlehen an sich bei der Überlegung gar nicht zur Debatte. Denn damit wird mir eben nur geholfen mein Ziel schneller zu erreichen. Daher sind aus meiner Sicht nur die Zinsen zu betrachten. Wobei ich selbst, wenn ich mich an den hiesigen Immobilienpreisen orientiere, Darlehensrate und Zinsen schon wesentlich günstiger liegen, als meine Kaltmiete.

Also komme ich mit einer eigenen Immobilie, selbst wenn ich damit keine Einnahmen generiere, wesentlich günstiger als mit einer Mietwohnung. Wobei man eben auch Finanzierungen umgehen kann, indem man zielgerichtet Geld spart, um sich eine Immobilie anzuschaffen. Nehmen wir dabei deine 30 Jahre, welche man für ein Darlehen rechnen kann und die Summe von 200.000 Euro, müsste man jeden Monat 555 Euro zur Seite legen. Zinsen sind dabei nicht berücksichtigt.

Nehmen wir nun ein normales Sparbuch mit 1 Prozent Zinsen, dann müssen über die 30 Jahre monatlich nur 476,55 Euro gespart werden. Erhöhen sich die Zinsen, dann verkürzt sich entsprechend die Spardauer oder man belässt sie und zahlt dadurch weniger Geld ein. Wenn man nun nicht berücksichtigt, dass sich kaum eine Familie solche Sparleistungen leisten kann, wenn man auch noch Miete zahlt, sollte schnell klar sein, dass man über den gesamten Zeitraum eine sehr hohe Belastung hat. Im Gegensatz zur Finanzierung, wo man ja nur das Darlehen und die Zinsen monatlich zahlen muss.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^