Länger leben mit Paleofood?
Seit den Neunzigerjahren gibt es eine Ernährungsform, die sich Paleofood nennt. Menschen, die dieser Ernährungsform nachgehen, sind er Meinung, dass unsere Vorfahren aus der Steinzeit sich natürlich und damit gesund ernährten. Jäger und Sammler kannten noch keinen Ackerbau. Daher sind in Paleofood keine Getreideprodukte enthalten. Sie besteht hauptsächlich aus Eiweiß.
Da der Mensch genetisch noch denselben Stoffwechsel ist wie in der Steinzeit, als die Menschen sich von Wurzeln, Beeren, Pilzen und Nüssen sowie hauptsächlich von erlegten Tieren ernährten, glauben die Anhänger dieser Ernährungsweise, dass sie sich damit am gesündesten ernähren. Milch gab es früher natürlich auch nicht.
Paleofoodler behaupten, dass die ersten Zivilisationskrankheiten auftraten, als unsere Urahnen Ackerbauer wurden und mehr Kohlenhydrate zu sich nahmen. Auch heute leben noch Völker, die sich hauptsächlich von Eiweiß ernähren, zum Beispiel die Eskimos, sie sich fast nur von Fisch ernähren. Eskimos kennen kaum Schlaganfälle und Herzinfarkte. Als Gegenargument wird von den Kritikern allerdings aufgeführt, dass es Völker in der Kalahari gibt, die sich durch pflanzliche Nahrung sehr kohlenhydratreich ernähren und kaum Fleisch essen. Sie ernähren sich hauptsächlich von kohlenhydratreichen Früchten. Auch in Süd- und Mittelamerika gibt es Ackerbauvölker, die keine Zivilisationskrankheiten haben.
Menschen dieser Völker bewegen sich, wie unsere Urahnen auch, sehr viel. Ihre Gesundheit könnte also genauso gut mit ihrer sportlichen Tätigkeit zusammenhängen.
Was haltet ihr von Paleofood? Hat das schon einmal jemand ausprobiert? Oder sind alle extremen Ernährungsweisen Unsinn, und es kommt nur auf genügend Bewegung an?
anlupa hat geschrieben:Da der Mensch genetisch noch denselben Stoffwechsel ist wie in der Steinzeit
Da liegt schon das erste große Problem dieser Theorie: Haben heutige Menschen denn wirklich den gleichen Stoffwechsel wie Steinzeitmenschen? Mir sind keine Beweise dafür bekannt, und ehrlich gesagt halte ich das auch für sehr, sehr unwahrscheinlich. Immerhin dürfte der drastischste nachweisbare Unterschied sein, dass heutige Menschen (zumindest in Europa) größtenteils in der Lage sind, Milch und Milchprodukte zu verdauen. Steinzeitmenschen wären dazu biologisch nicht in der Lage gewesen. Man weiß, dass sich seit der Steinzeit eine Menge biologisch verändert hat. Es gibt keinen vernünftigen Grund, anzunehmen, dass die für einen damaligen Menschen optimale Nahrung auch für einen heutigen Menschen das Gesündeste wäre.
Das zweite große Problem der Theorie: Man weiß zwar anhand von archäologischen Funden recht genau, was damalige Menschen gegessen haben. Man kann daraus aber noch lange nicht schließen, dass das, was diese Leute gegessen haben, auch wirklich das beste für sie war. Sondern sie haben gegessen, was sie eben bekommen konnten, und sind gelegentlich (bzw. sogar ziemlich häufig) auch an Mangelerscheinungen gestorben. Die durchschnittliche Lebenserwartung war insgesamt ziemlich gering. Man könnte also ebensogut sagen, nicht wir müssten unsere Ernährung der Steinzeit anpassen, sondern der damalige Steinzeitmensch wäre mit unserem heutigen Nahrungsmittelangebot eventuell viel besser dran gewesen!
Mit den "Zivilisationskrankheiten" ist das auch so eine Sache, die ich mit "jein" beantworten würde. Und Völker "ohne Zivilisationskrankheiten" haben wiederum andere Probleme. Um das zu analysieren, müsste man aber erst einmal genau definieren, welche gesundheitlichen Probleme man als "Zivilisationskrankheiten" definieren will und welche Alternativen es dazu gäbe.
Wenn man zum Beispiel Fettleibigkeit als die typischste, am weitesten verbreitete Zivilisationskrankheit heranzieht, könnte man natürlich als Gegenbeispiel einen Volksstamm betrachten, dessen Mitglieder allesamt kurz vorm Hungertod stehen. Dieser Stamm wäre natürlich völlig frei von Zivilisationskrankheiten. Das bedeutet aber eben noch lange nicht, dass die Leute deswegen insgesamt gesünder wären und besser leben!
Also insgesamt halte ich diese Ernährungsform für einen Hype, dessen "wissenschaftliche" (eher pseudowissenschaftliche) Begründung einfach nicht haltbar ist. Ich bin mir zwar ziemlich sicher, dass eine Ernährung mit Wurzeln, Beeren, Pilzen und Nüssen immer noch gesünder ist als das tägliche McDonalds-Menü. Aber mal ehrlich, das ist auch eine ziemlich banale Feststellung.
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