Nicht auf das Begräbnis eines Elternteils gehen

vom 15.06.2012, 13:43 Uhr

Ich bin kein Mensch, der über andere urteilt, auch wenn ich den Grund dafür nicht kenne und ihn vielleicht auch nicht nachvollziehen kann, ist es doch Deine Kollegin, die damit leben und fertig werden muss. Ich habe Gott sei Dank ein wirklich sehr gutes Verhältnis zu meinen Eltern und könnte es mir nicht vorstellen so zu handeln, aber zum Glück muss ich mir derzeit auch keine Gedanken darüber machen. Ich hätte da auch nicht weiter nachgefragt, denn das ist ja doch eine sehr private Sache und damit wird die Kollegin auch selber klar kommen.

» HelloKitty34 » Beiträge: 1651 » Talkpoints: 53,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich würde auch nicht unbedingt zur Beerdigung meiner Eltern gehen. Für eine solche Einstellung muss aber nichts Schlimmes vorgefallen sein und ich finde es auch ein bisschen zu hart, direkt an schwere Misshandlungen zu denken, nur weil jemand nicht zur Beerdigung eines Elternteils gehen möchte. In meinem Fall besteht einfach keine typische Beziehung zwischen Eltern und Kind, so dass beide Elternteile für mich denselben Status wie andere halbwegs fremde Menschen auch haben. Die Tatsache alleine, dass sie mich gemeinsam in die Welt gesetzt haben, macht sie für mich nicht zu nahestehenden Personen. Ich bin nicht bei meinen Eltern aufgewachsen, sondern bei anderen Familienmitgliedern, und für mich haben sie ungefähr den selben Status wie flüchtige Bekannte, Nachbarn oder ähnliches. Und bei diesen Leuten würde ich auch nicht unbedingt zur Beerdigung erscheinen, weil es mir schlichtweg nicht wichtig, sondern vollkommen egal ist.

Es muss aber nicht einmal so sein, dass das Verhältnis zwischen Eltern und Kind zerrüttet oder eben auch praktisch nicht vorhanden ist. Es kann durchaus auch sein, dass es dem Kind aus anderen Gründen nicht möglich ist, die Beerdigung eines Elternteils zu besuchen. Vielleicht passt das Datum einfach nicht, vielleicht findet die Beerdigung in einem anderen Land statt oder ähnliches. Natürlich kann man es in vielen Bereichen dennoch erreichen, die Beerdigung zu besuchen, aber ich denke, dass das nicht um jeden Preis sein muss, wenn man zu Lebzeiten vielleicht nicht viel miteinander zu tun hatte. Wenn Wut auf das verstorbene Elternteil im Spiel ist, kann es Sinn machen, die Beerdigung dazu zu nutzen, für sich persönlich einen Schlussstrich zu ziehen. Wenn man aber keine Wut empfindet, sondern einfach nur Gleichgültigkeit, dann muss man auch nicht alles tun, um die Beerdigung zu besuchen.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Meine Mutter war auch nicht auf der Beerdigung von ihrem Vater. Wir hatten auch nur per Zufall von seinem Tod erfahren, was ich dann telefonisch damals bei der Friedhofsverwaltung erst mal bestätigt bekam. Datum und Uhrzeit war uns bekannt, aber es hat vor allem meine Mutter eben nicht weiter interessiert.

Die Vorgeschichte dazu würde hier den Rahmen sprengen. Aber ich selbst habe es erleben dürfen, dass mein Großvater meine Mutter bei mir schlecht gemacht hat. Er wusste da allerdings nicht, dass ich die Wahrheit bereits kannte. Selbst bei seinem älteren Sohn hat er über meine Mutter nur Lügen erzählt. Zu so einem Menschen geht man dann nicht zur Beerdigung.

Wie Diamante schon sagte, wäre das eh nur die reinste Heuchelei, wenn man dort die trauernde Tochter mimt. Als mein Schwiegervater beerdigt wurde, wäre ich am liebsten auch zu Hause geblieben. Ich bin dann nur mitgegangen, um dem Streit mit meinem Ex-Mann aus dem Weg zu gehen. Aber ich habe das ganze ziemlich teilnahmslos über mich ergehen lassen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich denke, dass muss jeder für sich entscheiden, ob er so eine Veranstaltung besuchen will. Meiner Meinung nach muss man sich von dem Verwandten, in dem Fall Eltern, außerhalb dieser Trauerfeier verabschieden. So eine Trauerfeier gibt ja nicht jedem, die Hilfe die man vielleicht braucht. Es ist eben eine Pflichtsache, da man die letzte Ehre erweisen soll. Ich denke aber nicht, dass dies auch nötig ist um ein guter Mensch zu sein.

Meine Eltern leben noch. Ich denke aber, dass es mich ganz schön aus der Bahn werfen würde, wenn einer der beiden stirbt. Daher wüsste ich nicht, ob ich eine solche Trauerfeier schaffen würde. Ich meine man wirft sich dann Beruhigungsmittel ein und zeigt Anwesenheit, mit der letzten Ehre hat das meiner Meinung nach nicht viel zu tun. Man sollte das Leben ehren und nicht den Tot. In den meisten Fällen, sterben Menschen die ein erfülltes Leben gehabt haben, warum sollte man sie also zu so einer Veranstaltung beweinen? Wollen sie das denn überhaupt? Ich kann verstehen, dass man zu Trauerfeiern geht. Ich war bis jetzt auch bei jeder. Aber das Problem ist doch, dass es jeder als Pflicht an sieht und dann alle fein nach Hause gehen und es trotzdem mit sich ausmachen müssen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich würde es definitiv bereuen, auf die Beerdigung eines meiner Elternteile zu gehen, ich kann es mir ehrlich gesagt auch so gar nicht vorstellen, wie man darauf verzichten kann. Gegebenenfalls kann es vielleicht sein, dass wirklich etwas schlimmes passiert, ein grober Vertrauensbruch von einer Seite, so dass die Beziehung nicht mehr in Takt ist, aber das ist schon hart und ich weiß nicht, ob ich so damit umgehen könnte und mich vor der Beerdigung nicht doch dazu durchringen würde, meinem Elternteil zu verzeihen und die Beerdigung zu besuchen. Ich schätze, dass es mein Gewissen extrem belasten würde. Verstehen könnte ich es vielleicht in Fällen, wo Kinder ihre Eltern erst als Erwachsene kennenlernen beispielsweise und dann auch niemals mehr einen guten Draht zu ihnen entwickeln.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich denke, wieso jemand nicht auf der Beerdigung seiner eigenen Mutter geht, ist nicht einfach so zu diskutieren. Es gibt etliche Gründe die, den betroffenen auf jeden Fall in der Entscheidung recht geben würden und andere, die wiederum das halt nicht verstehen können. Wenn man ein wirklich schlechtes Verhältnis zu der eigenen Mutter hat, dann kann ich es durchaus nachvollziehen, wieso diese Person nicht auf der Beerdigung gehen will. Es können viele Verletzungen damit umgangen werden, die die eigene Mutter einen angetan hat. Ich würde mich auch nicht, wenn meine Mutter schlecht zu mir war, auf der Beerdigung sehen lassen, denn dann würde ich wohl die Beerdigung versauen.

Ich persönlich habe kein Mutter-Tochter-Verhältnis, sondern eher ein freundschaftliches Verhältnis. Sie hat mir nichts getan, sodass ich auf der Beerdigung gehen würde. Doch meinen Erzeuger würde ich nicht Mal besuchen, wenn er der letzte Mensch auf Erden wäre. Er hat meine Kindheit nachhaltig beeinträchtig, sodass ich heute noch mit Mitte 20 darunter leide! Ich werde ihm weder die Ehre geben mich auf seiner eigenen Beerdigung zu sehen, noch rede ich mit ihm, wenn ich ihn auf der Straße sehe. Es wäre fatal!

Somit kann man deutlich sagen, dass es immer Gründe dafür gibt, nicht auf einer Beerdigung zu erscheinen. Viele Eltern machen viele Fehler oder benehmen sich ihrem Kind gegenüber einfach unmöglich, sodass ich einige Menschen durchaus verstehen kann, wieso diese nicht auf der Beerdigung gehen.

» paddelfisch » Beiträge: 655 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Wenn jemand kein gutes Verhältnis zu seinen Eltern hatte und nicht das Bedürfnis hat auf die Beerdigung, weil es an Heuchelei grenzt, finde ich das in Ordnung. Ich würde wohl auch nicht auf die Beerdigung einer Person gehen, mit der ich mich nicht gut verstanden habe oder sonstige, arge Probleme hatte. Wenn jemandem dennoch danach ist, ist das in Ordnung, aber es muss halt eben jeder selbst wissen. Ob man es danach bereut oder nicht ist eine andere Sache.

Ich war zum Beispiel nicht auf der Beerdigung meiner Oma mütterlicherseits; der Hauptgrund dafür war, dass es keine wirkliche Verbindung gab. Schon meine Mutter hatte ein schlechtes Verhältnis zu ihren Eltern und wir Kinder haben nie eine richtige Bindung aufbauen können. Wir haben sie besucht, wenn bestimmte Feiertage anstanden, aber gerne waren wir nicht dort; wirklich ungerne zwar auch nicht, aber es fehlte einfach die richtige Beziehung zu ihr. Da die Beerdigung dann auch noch in der Woche während meiner Prüfungsphase stattfand, habe ich beschlossen nicht zu gehen. Ich war schon geknickt, dass sie gestorben ist, aber es war für mich in Ordnung.

Mit meinen Eltern hatte beziehungsweise habe ich ein sehr gutes Verhältnis und ich war auch auf der Beerdigung meiner Mutter; ich hätte mir nie verziehen wenn ich nicht hin gegangen wäre. Ich bin sicherlich kein Fan von Beerdigungen und besonders diese hätte ich gerne ausgelassen, aber ich hatte das Gefühl dass ich es ihr schuldig bin und wollte mich unbedingt so von ihr nochmal verabschieden, auch wenn ich dies schon davor und auch danach noch gemacht habe. Ich versuche immer, wenn ich in meinen Heimatort komme ihr Grab zu besuchen, aber immer gelingt es mir nicht, eben weil der Schmerz doch zu groß ist. Allerdings stimme ich was das angeht tournesol zu; ich denke auch dass es trotzdem wichtig ist, um zu begreifen was geschehen ist und um seine Trauer auch raus zu lassen. Ich verdränge manchmal, was passiert ist und auch wenn ich heulend vor ihrem Grab stehe, merke ich, dass es durchaus gut tut wenn man sich mit der Situation konfrontiert.

Also; bei bestimmten Umständen kann ich es auf jeden Fall nachvollziehen, wenn jemand nicht zu einer Beerdigung geht und auch das Grab danach nicht besucht, weil das Verhältnis nicht das Beste war. Nur weil die Person gestorben ist muss man sich meiner Meinung nach nun nicht an das Grab stellen. Das ist eine Sache die man mit sich selbst ausmachen muss und dabei sollte man seinem Gefühl folgen; ob es das Richtige ist oder nicht, kann man natürlich nie vorher wissen.

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» Nana_2011 » Beiträge: 2250 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn ich nicht auf die Beerdigung eines Elternteils gegangen wäre. Glücklicherweise musste ich das bislang auch noch nicht tun und hoffe natürlich, dass ich es auch sobald nicht tun muss. .Aber ich würde mich wohl den Rest meines Lebens damit beschäftigen und mich im Nachhinein sehr darüber ärgern.

Ich verurteile deine Kollegin in keiner Weise dafür, dass sie nicht auf der Beerdigung ihrer Mutter war. Dafür wird es sicherlich gute Gründe geben, denn das ist ja schon ein drastischer Schritt. Vielleicht wirst du den Grund dafür noch irgendwann erfahren, aber ich hätte an deiner Stelle auch nicht nachgefragt.

In vielen Fällen springen die zerstrittenen Parteien ja dann doch über ihren Schatten, wenn es zu einem Todesfall in der Familie kommt. Vor einigen Wochen ist meine Tante gestorben und da konnte ich das hautnah erleben. Zu ihrer Tochter hatte sie immer ein schwieriges Verhältnis und die beiden hatten kaum Kontakt. Doch nach dem Tod meiner Tante sprach deren Tochter plötzlich nur noch gut über sie und war auch bei deren Beerdigung. Das fand ich auf der einen Seite schon sehr befremdlich, aber ich konnte es auch irgendwie nachvollziehen. Wie bereits gesagt, wäre es für mich selbstverständlich zu der Beerdigung zu gehen, aber jeder soll das so machen wie er bzw. sie es für richtig hält.

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» Sissley » Beiträge: 1131 » Talkpoints: 5,54 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich würde es definitiv bereuen, auf die Beerdigung eines meiner Elternteile zu gehen, ich kann es mir ehrlich gesagt auch so gar nicht vorstellen, wie man darauf verzichten kann.

Ich kann dem nicht so ganz folgen. Du würdest es bereuen, die Beerdigung deiner Eltern zu begleiten? Aber warum?

Ich selbst war bei der Beerdigung meiner Mutter. Auch weil ich es wollte. Aber wenn ich es nicht gewollt hätte, wäre ich allen Diskussionen aus dem Weg gegangen und wäre zur Beerdigung gegangen. Auch wenn es belastend ist und auch, wenn das Verhältnis schlecht gewesen wäre. Es war zwar nicht wirklich gut, aber auch nicht wirklich schlecht. Noch dazu kam der Tod meiner Mutter doch irgendwie überraschend und ich hatte für alles einen Kopf, aber mir nicht, um mir Gedanken darum zu machen, ob ich zur Beerdigung gehen möchte oder nicht.

Meine Mutter war allerdings nicht auf der Beerdigung ihrer Mutter. Meine Mutter war aber auch nur die Stieftochter. Noch dazu bestand seit langem nur noch telefonischer Kontakt. Wobei der in den letzten Monaten vor dem Tod meiner Großmutter auch nicht mehr bestand, wenn ich das richtig weiß, da meine Großmutter in einem Pflegeheim untergebracht war.

Als meine Großmutter starb, hatte meine Mutter schon seit über einem Jahr Krebs im Endstadium. Meine Großmutter wohnte weiter weg. Meine Mutter hatte keinen Führerschein, mein Vater musste arbeiten und ich war zu einer Rehamaßnahme am anderen Ende Deutschlands. Da mein Kontakt zu meiner Großmutter auch nicht sehr eng war, kam ich gar nicht auf die Idee, die Maßnahme abzubrechen. Wohl auch deswegen, weil ich die Meldung vom Tod meiner Großmutter einen Tag nach der Anreise in der Einrichtung bekam. Somit hätte mein Bruder eventuell mit ihr dort hin fahren können. Was aber keiner wirklich wollte und wahrscheinlich auch eine zu große Belastung für meine Mutter gewesen wäre.

Die Mutter meines Vaters war in ihren letzten Lebensmonaten pflegebedürftig. Die Pflege übernahm zum Hauptteil die älteste Schwester meines Vaters. Dazu hat sie noch die Metzgerei meines Vaters zum Großteil alleine gemacht und hatte noch eine eigene Familie. Die anderen beiden Schwestern machten nur gelegentlich was bei ihrer Mutter. Somit lag die Hauptlast bei meiner Tante.

Als mein Vater dann Betriebsferien machte, entschloss meine Tante sich in den Urlaub zu fahren. Was ihr, zumindest denke ich das, auch redlich zustand. Meine Großmutter wurde in einem Heim für Kurzzeitpflege untergebracht. Meinem Bruder und mir wurde gesagt, wir sollen die Oma nicht besuchen, damit sie nicht denkt, man habe sie abgeschoben. Ihr selbst hat man erklärt, dass die Tante in den Urlaub fährt. Die jüngste Schwester ließ sich die regelmäßigen Besuche nicht verkneifen. Ich möchte nicht wissen, was in meiner Oma vorgegangen ist. Was aber dann auch relativ egal war, denn unsere Oma verstarb in der Zeit.

Meine Tante war mit ihrer Familie nach Italien gefahren. Meine Eltern waren in Deutschland unterwegs. Wären aber eh die Tage danach zurück gekommen. Meine Tante hat dann entschieden, sie hat sich den Urlaub verdient und sie kommt zur Beerdigung nicht zurück. Was ich auch richtig fand. Den Urlaub abbrechen, um keine Stunde am Grab zu stehen? Meine Tante hat für sich selbst den Abschied gefunden und brauchte dazu nicht die Beerdigung. Die Geschwister sagten zwar alle, sie akzeptieren das. Aber noch Jahre später hat man meiner Tante zum Vorwurf gemacht, dass sie ihren Urlaub nicht abgebrochen hat. Aber von den beiden Schwestern hätte sich auch keiner Rund-um-die-Uhr um ihre Mutter gekümmert.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Ein Grund, der dazu verleiten kann, nicht auf das Begräbnis der eigenen Eltern zu gehen, wurde hier noch kaum näher umrissen, obwohl ich ihn für sehr nachvollziehbar halte und möglicherweise selbst einmal der Fraktion angehören könnte, die solch eine Erklärung anbringen würde, wobei meine Eltern sich derzeit noch bester Gesundheit erfreuen und ich natürlich hoffe, dass das noch über einen langen Zeitraum hinweg der Fall sein wird. Hier wurde, um zu erklären, warum ein Fernbleiben unangebracht ist, oft geschrieben, die Beerdigung diene dazu, in aller Ruhe Abschied zu nehmen und dem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen, beides kann ich zumindest für mich nicht wirklich nachfühlen.

Ich bin ein Mensch, der noch nie viel mit der Kirche anfangen konnte und Beerdigungen schrecken mich in der Regel einfach nur ab. Erst der lange und trockene Gottesdienst, oftmals nicht einmal mehr wirklich mit persönlichen Worten versehen, mit dem ich persönlich nicht viel anfangen kann und der sich zumindest für mich immer anhört wie eine Märchenstunde, ich glaube nun einmal nicht an Gott und dessen Segen für die Toten, das scheint mir alles einfach lächerlich und verkennt für mich persönlich den Ernst der Situation. Danach dann die trauernde Prozession, die den Sarg auf seinem letzten Weg begleitet, und dann das eigentliche Begräbnis mit vielen Tränen. Das empfinde ich zwar in der Regel nicht so schlimm, wie den Gottesdienst, aber trotzdem möchte ich nicht unbedingt in einer großen Menschentraube trauern, deren Mitglieder nur teilweise von wahrer Trauer erfüllt sind, es gibt ja auf einer Beerdigung auch immer viele Schaulustige und flüchtige Bekanntschaften. Mir persönlich gibt so eine Beerdigung also wenig und hilft mir in keiner Weise, allein deswegen müsste ich nicht hingehen, zumal ich lieber im stillen Kämmerlein und frei von Zuschauern trauern möchte.

Und was hätte der Tote davon? Erweist man jemandem wirklich die letzte Ehre, wenn er schon tot ist, also nachweislich nichts mehr davon mitbekommt? Ich persönlich bin da eher für die Ehre während des Lebens, eine Person profitiert nun wirklich mehr von Besuchen und Interesse, die zur Lebenszeit erfolgt sind. Da ist es doch besser, man verbrachte mit der Mutter einen schönen Lebensabend, an den sie mit guter Erinnerung starb, als man hat sich nie gekümmert und erweist dann am Grab ganz brav die letzte Ehre. Meiner Meinung hätte eine Beerdigung somit weder für mich, noch für den Verstorbenen einen großen Nutzen, und dennoch würde ich sie vermutlich besuchen und meine Abneigung für eine Stunde überwinden, weil ich mich nicht unbedingt erklären wollen würde und auch ein Zerwürfnis mit dem andersdenkenden Rest der Familie nicht unbedingt erstrebenswert scheint. Die meisten Menschen, die eine Beerdigung aus ähnlich trivialen Gründen wie ich nicht besuchen wollen, überwinden sich dann wohl doch, weil sie die familiäre Ächtung befürchten und ihr Verhalten gegenüber dem Toten doch irgendwie als Pietätlos erscheint, aber auch diese Gründe sollte man als Familie nachvollziehen können und akzeptieren.

Ich würde jedenfalls niemandem verübeln, nicht zu einer Beerdigung erschienen zu sein, egal, ob ein schlechtes Verhältnis in der Beziehung vorherrschte, ob eine wichtige Klausur ansteht oder ob der nicht Erschienene ganz einfach nur im Urlaub ist, den er nicht unterbrechen möchte; mag sein, dass meine Einstellung auch von meiner Abneigung gegen Beerdigungen rührt, aber mir persönlich ist derlei einfach egal und jeder kann frei entscheiden, wobei ich bei solchen Maßnahmen immer befürchte, diese Menschen könnten es irgendwann bereuen, vor allem, wenn sie ansonsten doch eher gläubig sind und das Verhältnis nicht immer schlecht war.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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