Erkennt ihr die Hautfarbe der Musiker an der Stimme?
Ich höre regelmäßig Radio. Dort kommen ständig Lieder von irgendwelchen Interpreten, welche ich zuvor weder kannte noch gesehen habe. Von daher, kann ich nicht sagen, welche Hautfarbe diese haben. Wenn ich das Lied dann aber höre, merke ich meistens, ob es sich dabei um einen dunkelhäutigen oder einen hellhäutigen Sänger handelt.
Ist das bei euch auch so, dass ihr das irgendwie einfach raus hört? Selbst wenn der Sänger jetzt nicht diesen typisch afrikanischen Dialekt besitzt, merkt man es sehr oft nur an der Stimme. Wieso ist das denn so?
Auch wenn ich das "Augenrollen" jetzt schon praktisch vor mir sehe, muss ich hier einhaken und feststellen, dass es sich schon um ein rassistisches Ressentiment handelt, wenn hier an Hand der Stimme auf die Hautfarbe geschlossen werden können soll. So frage ich mich tatsächlich, wie man auf die Idee eines afrikanischen Dialekts in der Stimme kommen möchte, wenn die betreffende (dunkelhäutige) Person gar nicht aus Afrika stammt? Wo hätte auch ein Xavier Naidoo den "afrikanischen" Akzent her haben sollen? Und ein Roberto Blanko klingt für mich natürlich wie ein Ausländer. Aber eben eher wie ein Grieche der erst seit kurzer Zeit deutsch spricht. Auf der anderen Seite würde ich wissen wollen, wie du an Hand der Stimme von Tom Waits oder Michael Jackson auf deren Hautfarbe schließen können sollst?
Auch wenn es sicher nicht böses gemeint ist, sind solche verankerten Stereotypen schlicht das, was latenten Rassismus ausmacht. Gerne kann man dann noch davon sprechen, dass dunkelhäutige Menschen jedem weißen Mann bzgl. der Geschlechtlichkeit überlegen ist. Oder aber durch Geburt die besseren Sportler sein müssen.
@derpunkt: Es war keinesfalls rassistisch gemeint. Ich habe das um ehrlich zu sein auch eher englisch beziehungsweise amerikanische Interpreten gemeint. Wenn ich mir die Lieder in den Charts anhöre, wie beispielsweise von den Interpreten wie Flo Rida oder Taio Cruz, Jason Derulo oder auch Chris Brown, finde ich, dass man es irgendwie einfach raus hört, dass der Interpret dunkelhäutig ist.
@hennessy221: Zunächst habe ich dir gar keine böse Absicht unterstellt. Aber rassistische Stereotype sind auch dann rassistisch, wenn sie "nicht so gemeint" waren. Und hier an Hand der Stimme entsprechende Einstufungen oder Rückschlüsse ziehen können zu wollen, hat schon auch was wie das Erkennen von Juden an Hand der Nase. Und das ist kein billiges Spiel mit der Geschichte.
Vor allem aber unterscheidest du hier ja noch mal bei Dunkelhäutigen zwischen Menschen in Deutschland und Menschen in den USA. Was sollte deiner Meinung hier den Unterschied ausmachen? Ist ein "Schwarzer" aus den USA mehr Afrikaner, als der europäische oder deutsche "Schwarze"? Hier spielt einem die eigene Vorstellung schlicht einen Streich und es verfestigen sich bestimmte Muster, die man dann einem Menschen zuordnet. Und da sage ich, dass eine solche Unterscheidung objektiv betrachtet nicht denkbar ist.
derpunkt: Du hast schon recht gehabt, dass man es bei vielen oder vielleicht auch den meisten nicht erkennen kann. Darum möchte ich hier auch keine Gruppe über einen Kamm ziehen. Dennoch finde ich eben, dass man es bei amerikanische Interpreten öfters raus hört.
Ich denke nicht, dass es sich hier um ein rassisches Ressentiment handelt. Immerhin ist nicht auszuschließen, dass die durchschnittliche (!) Form des Kehlkopfes oder der Stimmbänder bei Schwarzen und bei Weißen tatsächlich voneinander abweicht. Um das nachzuweisen oder zu widerlegen bräuchte es seriöse wissenschaftliche Untersuchungen. Ich weiß nicht, wie die Faktenlage aussieht, aber die Hypothese ist zumindest nicht derartig absurd, dass man sie sofort zurückweisen könnte.
Es gibt ja durchaus biologische Unterschiede. Oder ist es jetzt zum Beispiel auch schon rassistisch, wenn man darauf hinweist, dass es sehr, sehr unwahrscheinlich ist, dass ein dunkelhäutiger Mensch an Hautkrebs erkrankt? Und ich weiß zufällig, dass einige Medikamente bei Menschen unterschiedlicher Hautfarben unterschiedlich dosiert werden müssen. Es gilt zwar als politisch korrekt, diese kleinen Unterschiede zu ignorieren und gegebenenfalls heftigst abzustreiten, kann aber im Zweifelsfall (also zum Beispiel bei einem medizinischen Notfall) sogar lebensgefährlich werden. Rassistisch werden solche Feststellungen erst, wenn darauf basierend irgendwelche Rückschlüsse auf den Charakter oder gar die Wertigkeit der betreffenden Menschen gezogen werden sollten. Das kann ich hier aber nicht feststellen. Es handelt sich um eine rein sachliche Frage, die bei entsprechender Überprüfung eindeutig entweder zu bejahen oder zu verneinen ist.
Ich persönlich muss aber sagen, dass ich anhand der Stimme nicht sofort sagen könnte, ob es sich bei dem Sänger nun um einen Schwarzen und einen Weißen handelt. Am Dialekt sowieso nicht, denn der hängt ausschließlich von der Gegend ab, in der die betreffende Person aufgewachsen ist. Allerdings habe ich mich auch nie gezielt mit dem Thema auseinandergesetzt, und bei vielen Sängern im Radio weiß ich nicht einmal, wie sie aussehen. Eventuell würden mir, wenn ich die Stimmen gezielt mit Fotos abgleichen würde, irgendwelche statistischen Häufungen bestimmter Stimmmerkmale auffallen, und man könnte vermutlich auch einfach technisch die Frequenzen vergleichen, aber ehrlich gesagt wäre mir ein entsprechendes wissenschaftliches Experiment schlichtweg zu blöd. Es interessiert mich einfach nicht genug. Nur würde ich eben Leute, die sich solche Fragen stellen, nicht pauschal als Rassisten abstempeln.
arril hat geschrieben:Nur würde ich eben Leute, die sich solche Fragen stellen, nicht pauschal als Rassisten abstempeln.
Weder den Fragesteller noch jemanden wie der Gräfin von Thurn und Taxis würde ich für entsprechende Äußerungen als Rassisten abstempeln. Schon gar nicht pauschal. Ebenso halte ich weder einen Walser noch einen Gras für einen reinen Antisemiten. Aber ich sehe deren Äußerungen zum Thema Israel oder Holocaust sehr wohl als fraglos antisemitische Äußerungen! Und wenn sich die Idee verfestigt, dass hier an Hand der Stimme auf die Hautfarbe geschlossen werden kann, dann ist das auch eine Idee hinter der eben rassistische Vorstellungen stecken. Ich zum Beispiel würde behaupten, dass es sogar Künstler gibt, bei denen man allein über die Stimme noch nicht mal das Geschlecht bestimmen könnte.
Mir geht es übrigens gar nicht um politische Korrektness. Und es ist in keinem Fall eine gute Idee, durch Vertuschen oder Verschweigen eine künstliche Gleichheit bei Unterschieden herzustellen. Aber in dem Fall würde ich schon allein aus meinem eigenen Erfahrungsbereich klar verneinen, dass es zu dieser Unterscheidungsmöglichkeit kommen kann. Zumal der Fragesteller hier auch gleich insofern zurück gerudert ist, als dass hier zwischen Europa und den USA unterschieden wird. Was aber auch schon willkürlich ist, wenn tatsächlich "körperliche" Unterschiede zwischen "weiß" und "schwarz" für eine Stimmunterscheidung verantwortlich gemacht werden sollen.
derpunkt hat geschrieben: Und wenn sich die Idee verfestigt, dass hier an Hand der Stimme auf die Hautfarbe geschlossen werden kann, dann ist das auch eine Idee hinter der eben rassistische Vorstellungen stecken.
Nicht, falls es um wissenschaftliche Untersuchungen ginge, ob es eben statistische Häufungen bestimmter Merkmale gibt oder nicht. Wohlgemerkt: ich behaupte hier weder, dass dem so sei, noch, dass dem nicht so sei. Ich weiß es schlichtweg nicht. Aber die Frage an sich ist völlig legitim und nicht rassistisch. Es besteht ja zumindest theoretisch die Möglichkeit, dass es winzige biologische Unterschiede geben könnte, und dass es Menschen gibt, die diese Unterschiede an der Stimme heraushören können. Wie gesagt, so eine Hypothese wäre leicht überprüfbar, falls jemand das entsprechende Interesse aufbringt, und in der Lage ist, eine entsprechende Studie durchzuführen, ohne sich von irgendwem politisch instrumentalisieren zu lassen.
derpunkt hat geschrieben:Ich zum Beispiel würde behaupten, dass es sogar Künstler gibt, bei denen man allein über die Stimme noch nicht mal das Geschlecht bestimmen könnte.
Natürlich gibt es die. Aber das ist doch wohl eher die Ausnahme, oder nicht? Ich würde schon behaupten, dass es in 99% der Fälle ziemlich leicht zu entscheiden ist, ob die Stimme zu einem Mann oder zu einer Frau gehört. Und bei allgemeinen Statements muss man nach der Statistik zählen, einzelne Gegenbeispiele zählen da wenig. Nach der gleichen Logik wie oben müsste das jetzt ja eigentlich eine übelst sexistische Feststellung sein. Wenn nein, dann finde ich, du solltest deinen Gedankengang noch einmal gründlich überprüfen. Einen Unterschied nur festzustellen (oder eben auch bei der Überprüfung festzustellen, wenn es keinen solchen Unterschied gibt) bedeutet noch lange keine Diskriminierung. Und im Fall von Mann und Frau ist die Frage nach dem Auseinanderhalten anhand der Stimme eigentlich ziemlich eindeutig, mit nur wenigen Ausnahmen. Warum sollte man die Fragestellung jetzt nicht ergebnisoffen auf Menschen unterschiedlicher Hautfarben übertragen können?
derpunkt hat geschrieben: Und es ist in keinem Fall eine gute Idee, durch Vertuschen oder Verschweigen eine künstliche Gleichheit bei Unterschieden herzustellen
Nein, es ist sogar ziemlich gefährlich. Lustigerweise weiß ich das von einem Schwarzen in meinem Bekanntenkreis, der sich mal mir gegenüber tierisch darüber aufgeregt hat, dass in Deutschland jegliche sachliche Diskussion über biologische Unterschiede kategorisch unmöglich gemacht wird, so dass Schwarze letztendlich ein viel höheres Risiko haben, in Krankenhäusern falsch dosierte Medikamente zu bekommen, einfach aus Unkenntnis der Ärzte und weil in Hinblick auf die deutsche Geschichte auch keinerlei gezielte Forschung zu dem Thema betrieben werden darf. Das wäre ja "rassistisch". Ich bin mir aber sicher, dass das nicht das ist, was unsere eifrigen "Kämpfer gegen Rassismus" eigentlich erreichen wollten. Nur leider ist es das, was dabei herauskommt. Das ist so ein Fall, wo im Kampf gegen eine scheinbare Diskriminierung stattdessen ganz reale Nachteile für die Leute, die man ja eigentlich schützen wollte, entstanden.
derpunkt hat geschrieben: Aber in dem Fall würde ich schon allein aus meinem eigenen Erfahrungsbereich klar verneinen, dass es zu dieser Unterscheidungsmöglichkeit kommen kann.
Siehst du, und genau das kannst du auf die Frage ja auch antworten. Du hörst offenbar keinen Unterschied, und ich übrigens ja auch nicht, zumindest nicht bewusst, wobei ich halt auch nie darauf geachtet hatte. Ich kenne Leute diverser Hautfarben, und mir ist auch im Gespräch nie etwas an den Stimmen aufgefallen. Das bedeutet aber trotzdem nicht, dass die Frage gar nicht erst gestellt werden dürfte. Ich denke aber, ohne konkrete statistische Daten zur durchschnittlichen Form des Kehlkopfes und der Stimmbänder bei Personen unterschiedlicher Hautfarben ist jede weitere Diskussion müßig. Wahrscheinlich werde ich tatsächlich mal darauf achten, ob ich irgendwo einen Unterschied feststelle, rein aus müßiger Neugierde. Ich wäre aber ernsthaft überrascht, wenn ich da irgendetwas feststellen würde.
derpunkt hat geschrieben: Zumal der Fragesteller hier auch gleich insofern zurück gerudert ist, als dass hier zwischen Europa und den USA unterschieden wird.
Wenn es um körperliche Unterschiede geht, ist es tatsächlich sinnlos, zwischen Europa und den USA zu differenzieren. Was allerdings stimmt, ist, dass es in manchen Gebieten der USA leider noch eine starke Segregation gibt, also zum Beispiel rein "schwarze" Wohnviertel, die teilweise auch eine selbstständige kulturelle Entwicklung inklusive ihrer eigenen Akzente haben. In dem Fall könnte man das natürlich am Akzent feststellen. Allerdings glaube ich nicht wirklich, dass das für einen relevanten Anteil dunkelhäutiger Sänger zutrifft. Ich würde davon ausgehen, dass zum Beispiel jemand, der in Bayern aufwächst, einen entsprechenden Akzent hat, ganz unabhängig von der Biologie. Das ist einfach die kulturelle Prägung.
Ich habe auch schon öfter gedacht, dass man von der Stimme auf die Hautfarbe eines Sängers oder einer Sängerin zurückschließen kann, ohne dabei auch nur ansatzweise rassistisch gedacht zu haben. Meiner Meinung nach haben Schwarze aber oft eine kräftigere Stimme mit mehr Power als Weiße. Aber natürlich ist das auch nicht in jedem Fall so, Ausnahmen gibt es immer. Das beste Beispiel dafür ist Anastacia. Als ich vor etlichen Jahren das erste Mal ein Lied von dieser Sängerin im Radio gehört habe, habe ich immer gedacht, sie hätte eine dunkle Hautfarbe, aber da habe ich mich dann doch getäuscht.
Ich finde jetzt nicht unbedingt, dass man das an der Hautfarbe festmachen kann, aber ich verstehe dennoch, was du meinst. Es gibt dunkelhäutige Menschen, die eine sehr spezifische Klangfarbe in ihrer Stimme haben, für mich gehören darunter in der Regel afrikanische Menschen. Verallgemeinern kann man das aber meistens nicht, denn Araber sind auch dunkler und diese haben für mich eigentlich keine großartig spezifische Klangfarbe in der Stimme, genauso wenig wie dunkelhäutige Inder oder andere Asiaten oder auch die ganzen dunkelhäutigen Inselbewohner um Australien und so. Die Ureinwohner Australiens hingegen, die Aborigines, die haben diese Klangfarbe wieder in ihrer Stimme. Ich weiß nicht, woher sie kommt, aber ich schätze mal, dass liegt mit dem Körperbau zusammen, die Stimme klingt dann beim Sprechen und Singen irgendwie voller, vielleicht auch etwas dunkler und samtiger.
Ich mag diesen Klang sehr gerne und kann diese Art dunkelhäutiger Menschen auch von anderen Sängern unterscheiden. Im Jazz ist das beispielsweise auch ein wichtiges Element und einige Musicals, wie König der Löwen, werden auch so gut wie nur von dunkelhäutigen Menschen gesungen, auch hier sticht diese spezifische, voll Klangfarbe sehr hervor und hört sich meiner Meinung nach manchmal wirklich etwas besser an, als andere Stimmarten. Der Ausdruck ''dunkelhäutig'' ist hier aber weniger glücklich gewählt, wobei ich aber auch nicht weiß, wie man es ersetzen könnte. Es handelt sich eben um Stimmfarben der afrikanischen Bevölkerung, die sich auch bei den Aborigines wiederfindet.
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