Der Mensch ist ein Herdentier - Normales Verhalten?

vom 12.06.2012, 17:05 Uhr

Ist es normal, dass der Mensch immer noch ein Herdenverhalten hat? Wenn ich einfach mal in ein Eiscafé gehe um mit meinem Partner ein Eis zu essen und alle anderen Tische sind frei, setzt sich garantiert der nächste Gast an den Nebentisch. Fahre ich mit dem Bus in die Stadt und setze mich, damit ich Platz habe an den 4er Platz oder ganz nach hinten, kommen die nächsten Fahrgäste entweder auf den Sitz neben mir oder vor oder hinter mir. Und das, obwohl der Bus leer ist.

Ist das eigentlich ein normales Verhalten der Menschheit? Ich muss ehrlich sagen, dass ich dann unnormal bin. Ich suche mir im Eiscafé den Platz aus, der weit weg von vielen Menschen ist, wenn ich diese nicht kenne und im Bus suche ich mir auch einen Platz aus, der rundherum keinen Fahrgast hat, wenn der Bus nicht voll ist. Wie verhaltet ihr euch? Setzt ihr euch grundsätzlich dort hin, wo schon Menschen sind? Ist das ein Urzeitverhalten oder womit ist das zu erklären?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich muss sagen, dass ich deine Beobachtungen überhaupt nicht teilen kann. Ich habe es noch nie erlebt, dass sich jemand im Bus auf den Platz neben mich gesetzt hat, wenn der halbe Bus noch leer war. Auch im Café oder Restaurant kenne ich es nicht so, dass man sich in die Nähe von anderen Personen setzt. Eher das Gegenteil ist der Fall und ich denke, die meisten Leute versuchen, sich möglichst weit weg von anderen zu setzen, damit sie ihre Ruhe haben und ungestört sind. So mache ich es übrigens auch, ich muss nicht unbedingt die ganzen Gespräche vom Nachbartisch mitbekommen.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich habe dieses Verhalten noch nie beobachtet. Wenn im Restaurant viel Platz ist, fände ich es merkwürdig, wenn sich andere Gäste neben mich setzen würden. Man möchte sich doch möglichst in Ruhe unterhalten können. Auch in der S-Bahn beobachte ich ein solches Verhalten nicht. Im Gegenteil, wenn die S-Bahn leer ist, sind die Leute über den ganzen Wagen verteilt. Allerdings gehe ich ungern in einen ganz leeren Wagen, vor allen Dingen abends. da such ich mir immer einen Wagen, in dem vertrauenswürdig aussehende Leute drin sitzen.

Unter Herdentrieb verstehe ich aber etwas anderes. Wenn zum Beispiel mehrere Personen anfangen, über eine rote Ampel zu gehen, hat man den Trieb mitzugehen. Das ist ein angeborenes Verhalten, denn in einer Gruppe zu gehen, spart Energie und schützt, so wie die Tiere in einer Herde geschützt sind. Man muss nicht die ganze Zeit aufpassen und überlegen, wo man hingeht, sondern geht einfach mit. Man kann dieses Verhalten auch beobachten, wenn in der Stadt viele Leute unterwegs zu einem Bus sind. Eigentlich weiß man zum Beispiel, dass man noch fünf Minuten Zeit hat. Aber wenn einer anfängt zu laufen, dann vielleicht noch mehrere andere Leute, dann beschleunigt man auch automatisch seine Schritte. Der Mensch ist biologisch noch derselbe wie vor zehntausend Jahren, also sind die ganzen Instinkte noch in uns drin, egal wie sinnvoll sie noch sind.

Aber sich in einem Restaurant in die Nähe anderer Leute zu setzen, ist kein Herdentrieb, es ist ja überhaupt keine Herde da. Wenn es denn so ist, entspringt es eher dem Instinkt, der einen dazu bringt, in fremder Umgebung die Gemeinschaft mit anderen Leuten zu suchen.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich verstehe unter Herdentrieb ehrlich gesagt auch nicht das, was du da gerade beschreibst. Für mich ist Herdentrieb eben einfach die Tatsache, dass wir Menschen uns in Städten zusammenballen und scheinbar lieber aufeinander sitzen, als das wir uns verstreuen und kaum sozialen Kontakt zueinander haben. Wir leben zusammen, zumindest in gewisser Weise. Abgesehen davon ist der ''Mainstream'' ein Herdentrieb, dass tun die meisten Menschen, weil sie Akzeptanz erlangen wollen und sich als ein akzeptiertes Mitglied in einer Gruppe sicherer fühlen, als ein Einzelner, der nicht durch eine Gruppe geschützt wird. Ziehst du die aktuelle Sommermodefarbe ab, dann bist du dem Herdentrieb unterlegen und wirst mehr akzeptiert, als wenn du im Jogginanzug der 80er Jahre herum rennst. Die Popmusik, die Mode, unser Konsumverhalten, all das ist der Herdentrieb.

Das von dir beschriebene Verhalten in Cafés und Bussen kann ich persönlich ja so gar nicht bestätigen. Einige Menschen neigen meiner Erfahrung nach wirklich eher dazu, sich in Begleitung anderer zu setzen, weil sie etwa Unterhaltung suchen oder so, aber gerade wenn man doch in einem Bus sitzt oder in ein Café geht, möchte man doch eher Ruhe haben und setzt sich gezielt von jemandem anderen weg. Ich konnte bislang aber auch ehrlich gesagt noch niemals beobachten, dass sich Leute direkt in meine Nähe gesetzt hätten, obwohl noch alles andere frei gewesen wäre. Der Herdentrieb ist der Drang dazu anderen Menschen zu folgen und ihr Verhalten nachzuahmen, manchmal ohne selbst darüber nachzudenken ob das gut ist oder nicht. Als die Mode mit den Blonies aufkam, waren sie auch alle auf einmal blond, egal ob es den Käsegesichtern gestanden hat oder nicht.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich setzte mich im Wartezimmer beim Arzt auch immer möglichst in eine Ecke, wo die Plätze neben mir frei sind. Nur, wenn es nicht anders geht, würde ich mich zwischen zwei Patienten setzten. Auch in Restaurants oder Cafés setze ich mich eher so, dass ich alleine sitze und meine Ruhe habe. Genauso habe ich es früher im Bus gehalten, wenn das denn möglich war.

Mir ist allerdings dabei auch noch nie aufgefallen, dass sich dann andere Menschen grundsätzlich neben mich setzen. Der Mensch möchte eben nicht ganz einsam sein und sucht daher immer Artgenossen :lol:. Aber ich finde, dass es sich doch schon anders bemerkbar macht, als dass sich Menschen in die Nähe von anderen setzen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich kann deine Beobachtungen ebenfalls nicht teilen. Meist setzen sich die Leute doch weiter weg und nicht direkt neben Jemanden. Also ich setze mich immer auf freie Plätze und recht weit weg von Anderen. Es kann natürlich mal vorkommen, dass man sich an einen Tisch neben einem besetzten Tisch setzt, aber das würde ich nun nicht als Herdenverhalten ansehen, sondern eher als Zufall.

» Lara2011 » Beiträge: 1466 » Talkpoints: 0,19 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Meine Erfahrung ist auch eine ganz andere. Ich beobachte immer wieder, dass sich die Leute, sofern sie sich nicht kennen natürlich, erst mal so weit wie möglich auseinander setzen. Erst wenn es dann voller wird, werden die Lücken gefüllt und erst ganz zum Schluss, setzen sich dann auch Leute direkt neben fremde Personen.

Im Eiscafé hängt es allerdings auch von den Lichtverhältnissen ab, wo sich die Leute hinsetzen. Am Anfang der Saison sind lustigerweise immer die sonnigen Plätze die begehrtesten, aber irgendwann sitzen die meisten dann doch wesentlich lieber im Schatten mit ihrem Eis. Wenn man sich jedenfalls an einer begehrten Stelle einen Platz sucht kommt es dann auch oft vor, dass andere sich direkt daneben setzen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich kann diese Erfahrungen auch überhaupt nicht teilen. Ich beobachte immer genau das Gegenteil. Wenn alles leer ist, setzt sich niemand direkt neben mich. Ich beobachte es überall und deswegen kann man hier auch nicht von einem Herden Verhalten reden. Ich selbst setze mich nie direkt neben jemanden. Da ist es egal, wo der Standort oder welcher Ort es ist. In der Bahn suche ich mir immer einen Platz, der frei ist und wo Leute mir nicht so auf die Pelle rücken. Ist die Bahn aber voll, kann man es ja nicht vermeiden, dass man sich jemanden setzt. Wenn ich da so alleine sitze und der Rest der Bahn auch frei ist, setzen sich die nächsten Fahrgäste nicht neben mich sondern sitzen eher verteilt in der Bahn. Ich denke, dass hier keiner dem anderen auf der Pelle hängen möchte.

Genauso verhält es sich auch beim Arzt oder wenn man sich in ein leeres Café setzt. Die Leute verteilen sich und setzen sich nie direkt neben einen, außer, wenn gar nichts anderes mehr frei ist. Ansonsten kann ich das Verhalten was Du beschreibst nirgends beobachten und denke, dass es Dir vielleicht nur so vorkommt.

» Jenna87w » Beiträge: 2149 » Talkpoints: 0,47 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Das Herdenverhalten bei den Menschen sehe ich nicht unbedingt darin, dass man sich zu anderen Menschen zugesellt, sondern dass Menschen einfach das machen, was andere Menschen auch machen. Wenn einer jemanden kritisiert, dann fallen auf einmal andere auch über denjenigen her. Wenn einer jemanden lobt, dann loben andere auch. Oft ist es dann einfach so, dass einer sich nicht traut und der "Herdenführer" oder in dem Moment das "Leittier" muss erst einmal anfangen. Dann trauen sich eben auch die anderen.

Dass man sich in einem Café zu einem gesellt oder dass man im Bus oder in der Bahn sich dort hin setzt, wo schon jemand sitzt, sehe ich absolut nicht so. Ich persönlich meide es eher mich neben jemanden zu setzen, wenn Plätze frei sind.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich kann deine Beobachtungen auch nicht wirklich bestätigen. Im Bus sitzen immer alle Leute verstreut, es sei denn, sie kennen sich, dann setzen sie sich zueinander. Aber nicht einmal dann kann man sich sicher sein, dass die sich kennenden Personen sich nebeneinander sitzen. Manchmal setzen sie sich trotzdem in zwei unterschiedliche Zweier-Sitze, um ihre Tasche neben sich zu platzieren. Sowieso ist es meistens so, dass im Bus oder im Zug die Tasche auf den Sitz daneben gelegt wird, sodass sich da niemand hin setzt und natürlich auch aus Bequemlichkeit.

Ich selbst bin da auch nicht viel anders. Wenn ich unterwegs bin, dann bin ich eigentlich nicht scharf darauf, andere Leute kennenzulernen beziehungsweise mich mit Fremden zu unterhalten. Ich bin dann meistens lieber für mich alleine. Wenn ich Gesellschaft brauche, dann rufe ich meinen Freund an oder ich mache etwas mit jemandem aus meiner Familie. Große Familienessen oder Familienfeiern finde ich dagegen furchtbar, das sind mir schon zu viele Menschen auf einem Fleck. Ich mag es auch überhaupt nicht, so etwas wie Konfirmation oder Hochzeit selbst zu feiern, weil ich es hasse im Mittelpunkt einer großen Gruppe zu stehen. Der einzige Ort, wo ich große Menschenmassen ertrage, ist eigentlich im Stadion, aber das liegt einfach an der Location und der Stimmung, die viele Fußballfans auf einem Fleck machen.

Ich bin also auch ganz und gar nicht ein Herdentier und ich denke, viele andere denken da genauso wie ich. Meine Mutter mag auch keine großen Menschenmassen und meidet daher große Feste und Veranstaltungen. Andererseits gibt es natürlich Menschen, die immer gern viele Leute um sich herum haben. Da gibt es solche und solche, das kann man wohl nicht verallgemeinern. Wobei ich mir aber fast sicher bin, ist, dass jeder Mensch manchmal einen anderen Menschen um sich herum braucht.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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