Manchmal keine sachliche Diskussion möglich?!

vom 12.06.2012, 08:05 Uhr

Im Alltag stellt man immer fest, dass irgendwann keine sachliche Diskussion möglich ist. Bei meiner Oma ist es das Thema Religion. Wenn man da mit ihr diskutieren will, dann wird es nicht mehr sachlich. Sagt man was gegen die Religion oder fragt ganz einfach mal Hintergründe nach, dann wird sie ungehalten bis hin zu einem Tränenausbruch, weil man ja nicht glaubt, sondern nachfragt.

Bei meiner Mutter sind es ihre wirklich guten Kochkünste. Wenn man da etwas fragt und über ein Essen diskutieren will, dann kommt immer nur die Antwort "Das ist eben so". Bei meiner Tante kann man überhaupt nicht über irgendwas diskutieren, wo sie glaubt, sie hat Recht. Dann besteht sie auf ihrer Meinung und bleibt stur. Eine Diskussion ist nicht möglich.

Auch in der Schule merke ich immer mehr, wie manche einfach über bestimmte Themen keine Diskussion führen können. Oft liegt es am Menschen selber und auch oft an den Themen. Aber warum ist es so, dass manche Themen sich einfach nicht zum Diskutieren eignen oder manche Menschen einfach nicht sachlich diskutieren können? In vielen Foren, auch hier, sieht man es auch manchmal, dass die Sachlichkeit verloren geht.

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Es liegt nicht am Thema, sondern an der Beziehung welche diese Menschen verbindet. Du wirst mit einer unbekannten Person über das Thema Religion nämlich sachlich reden können. Denn da besteht nur eine Sachebene zwischen euch. Zwischen dir und deiner Oma besteht eben auch eine emotionale Ebene und da reagiert man oftmals anders, aber halt nicht sachlich.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Meiner Meinung nach kann man über Religion überhaupt nicht sachlich diskutieren. Wenn man etwas glaubt, dann ist es einfach so. Man kann ja nicht beweisen, dass einen bzw. keinen Gott gibt. Religion ist Glaubenssache. Wenn man zum Beispiel einen Christen vom Glauben abbringen will, bringt man meistens die Argumente, dass das Christentum schon viel Schaden angerichtet hat, bringt die Missbrauchsfälle ins Gespräch oder versucht die Nicht-Logik der demonstrieren. Da kann man als Gläubiger nur unsachlich reagieren, insbesondere wenn das Gespräch schon öfters so in der Art mit immer dem gleichen Ergebnis stattgefunden hat.

Ich würde solche Gesprächsthemen auch meiden, weil es überhaupt keinen Sinn macht. Was soll das Ergebnis sein? Jeder möchte missionieren, es geht nicht darum, irgendeine Wahrheit zu finden.
Man reagiert oft gereizt, wenn das Thema schon unendlich oft ausdiskutiert wurde, und zwar ohne Ergebnis. Wenn ein Mensch über ein bestimmtes Thema nicht reden möchte, ist das sein gutes Recht. Manchmal hat man ja auch Ansichten, die man gar nicht begründen kann oder will.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Vielleicht solltest du einfach mal überlegen, dass derjenige auch einfach nicht diskutieren will. Mit mir brauchst du beispielsweise über Religion gar nicht versuchen zu diskutieren, weil ich es einfach leid bin. Ich kann damit nichts anfangen, wer das betreiben soll bitte, mich stört es nicht. Ich dagegen bekomme von den wundervollen Christen dagegen ständig Gegenwind. Hinzu kommt, dass viele einfach "glauben" weil sie es so gelernt haben und es einfach dazu gehört, nicht weil sie es wollen oder sich damit auseinander gesetzt haben. Wo sollen diese Leute Stoff für Diskussionen hernehmen? Gerade wenn sie die typischen Weihnachtskirchgänger sind? Themen wie Religion oder auch Politik bieten dabei genug Zündstoff, was zur Folge hat, dass eine Diskussion ausarten kann. Gerade auf Feiern mit ein oder zwei Bierchen ist das nicht so schön. Wer die Erfahrung gemacht hat, möchte diese vielleicht einfach meiden.

Die Kocherei deiner Mutter ist vielleicht noch wieder eine andere Sache. Die meisten Mütter, die täglich kochen müssen, schieben da ein wenig Frust, weil die Familie das nicht schätzt, weil sie ständig überlegen, was sie nun wieder kochen sollen und weil es ein Trott ist.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Letztendlich ist es möglich zu jedem Thema sachlich zu diskutieren, dass ist aber eben dann nicht mehr möglich, wenn einer der beiden Gesprächspartner mit dem Thema sehr große Emotionen verbindet, dabei ist es egal, ob es sich um Verlustängste, einen starken Glauben oder einfach Liebe handelt. Sobald jemand starke Emotionen verspürt, ist diese Person nicht mehr dazu in der Lage, eine Situation objektiv zu betrachten und kann demnach auch nicht mehr sachlich diskutieren.

Auch mit meinen Großeltern war es niemals möglich, sachlich über den Glauben zu sprechen. Meine Eltern sind auch noch sehr religiös aufgewachsen, aber noch lange nicht so streng, wie meine Großeltern, für die die Religion eben ein ganz wichtiger Teil im Leben ist. Ich kann es in gewisser Weise eigentlich auch verstehen, dass sie nicht in der Lage sind, die Religion zu hinterfragen oder zu kritisieren, denn man muss sich vor Augen führen, dass die Religion ihr ganzes Leben lang eine sehr große Rolle gespielt hat, man ist mehrmals die Woche in die Kirche gegangen, hat auch Abends und beim Essen immer gebetet, Kommunion und Firmung war ein wichtiger Punkt im Leben.

Es ist also demnach kaum möglich diesen Personen klar zu machen, wieso man selbst nicht glaubt und mir ist es auch niemals gelungen, es meinen Großeltern zu erklären. Sie haben niemals an der Religion gezweifelt und jetzt im hohen Alter daran zu zweifeln, würde für sie bedeuten dass eigentlich ihr ganzes Leben ein Stück weit sinnlos war, weil sie immer sehr gläubig gewesen sind. Von daher wundere ich mich nicht, dass ältere Leute sachliche Diskussionen in diesen Bereichen eher ablehnen und auch nicht darüber reden wollen, wenn man selbst versucht sie davon zu überzeugen, dass die Religion nicht so ganz das wahre sein kann.

Auch ich würde aber sagen, dass es niemals auf das Thema ankommt, ob man darüber sachlich reden kann oder nicht, sondern auf den Menschen und seine Lebenserfahrung. Ich selbst kann über Religion sachlich reden, meine Oma nicht, meine Freundin könnte aber vielleicht meinen Freund sachlich kritisieren, ich könnte das wiederum nicht, weil ich ihn liebe und mir das die klare Sicht ein Stück weit vernebeln würde. Sobald ein Mensch schmerzhafte oder stark positive Erfahrung mit einem Bestimmten Thema gemacht hat, was ihn dann prägt, ist eine sachliche Sichtweise häufig einfach nicht mehr möglich und nicht selten ist das einfach eine Schutzmaßnahme, weil ich mir auch nicht vorstellen kann, wie es für mich wäre wenn jemand käme und mir sagen würde, dass das, woran ich mein ganzes Leben lang geglaubt habe, Humbug ist.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich denke nicht, dass es immer an der Beziehung zum jeweiligen Menschen liegt, ob man eine Diskussion sachlich führen kann oder nicht, sondern vielmehr daran, ob der Diskussionspartner sich das Thema der Diskussion zu Herzen nimmt und es somit nicht gänzlich rational betrachten kann. Wer sich angegriffen fühlt, weil ein bestimmtes Thema diskutiert wird, weicht schnell von der sachlichen Ebene ab, und das sieht man schon daran, dass Du auch das Forum erwähnst, in dem eine sachliche Diskussion nicht immer möglich ist. Diese Menschen kennst Du nicht, mit denen Du hier diskutierst, Du stehst also in keiner Beziehung mit ihnen. Dennoch ist nicht immer eine sachliche Diskussion mit ihnen möglich, was eben daran liegt, dass das behandelte Thema für sie teilweise mit irgendwelchen Emotionen verbunden ist, sie sich unverstanden fühlen oder dergleichen. Das erlebt man allerdings nur mit Diskussionspartnern (oder auch mal bei sich selbst), wenn das jeweilige Thema, das diskutiert wird, irgendeinen persönlichen Bezug bekommt. Emotional diskutiert es sich eben schlecht.

Das erlebe ich auch ziemlich häufig und ich kann auch feststellen, dass ich mich manchmal schwer damit tue, Diskussionen sachlich und unemotional zu führen. Eben dann, wenn ich feststellen kann, dass ein Thema, über das ich eigentlich sachlich diskutieren kann, irgendeine Form von persönlichem Bezug bekommt, fällt es mir schwer, es noch rational zu behandeln, zumal viele Überzeugungen aus einer Emotion heraus kommen. Aber Gefühle kann man wiederum nicht begründen, also werden die entsprechenden Diskussionen recht schnell unsachlich oder wenigstens ein bisschen emotional eingefärbt und somit sehr schwierig.

Im umgekehrten Fall erlebe ich das allerdings auch häufig, und ein eben solcher Fall dürfte in dem erwähnten Beispiel Deiner Oma auch vorliegen. Die Religion ist etwas Persönliches, das häufig mit irgendwelchen Empfindungen verknüpft ist. Natürlich kann man hier teilweise sachlich argumentieren, aber irgendwann fehlt die Basis für die sachliche Argumentation, weil der persönliche Bezug berührt wird und man sich schnell in der Position sieht, sich für eine – emotionale – Überzeugung rechtfertigen zu müssen. Schon entsteht ein Streitgespräch, das keinen rationalen und somit auch keinen sachlichen Bezug mehr hat.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Punktedieb hat geschrieben:Es liegt nicht am Thema, sondern an der Beziehung welche diese Menschen verbindet. Du wirst mit einer unbekannten Person über das Thema Religion nämlich sachlich reden können. Denn da besteht nur eine Sachebene zwischen euch. Zwischen dir und deiner Oma besteht eben auch eine emotionale Ebene und da reagiert man oftmals anders, aber halt nicht sachlich.

Da habe ich andere Erfahrungen gemacht. Ich habe es tatsächlich noch nie erlebt, dass ein Religiöser für eine sachliche Diskussion über das Thema offen war. Das endet dann nicht unbedingt damit, dass der andere in Tränen ausbricht, aber wenn jemand gute Argumente des anderen komplette abblockt und dann praktisch immer noch darauf besteht, dass das Gras Blau ist, obwohl ihm hinreichend erklärt wurde, dass es Grün ist, dann hat das für mich mit einer sachlichen Diskussion auch absolut nichts zu tun.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich kenne dieses Problem auch. Ich habe öfters Diskussionen, die man nicht führen kann, da der Gegenüber oder ich selber einfach zu stur ist, dass man mit dem Gegenüber oder mit mir reden könnte. Dann hält der Gegenüber einfach an seiner Meinung fest und egal was man sagt ist in seinen Augen falsch und man kann ihn auch nicht von seiner Meinung wegbringen.

Bei mir ist das manchmal auch so, dass ich ziemlich stur bin und einfach keine Diskussion darüber führen möchte, da ich mich im Recht fühle und finde, dass meine Meinung die Richtige ist. Allerdings versuche ich diese Art abzuschalten, da es auch mein Umfeld nervt und ich ja auch nicht so behandelt werden möchte.

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» petertreter » Beiträge: 1437 » Talkpoints: -2,03 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich denke, es kommt dabei ganz stark auf das Thema an und die Beziehung, welche eine Person zu dem jeweiligen Thema hat. Gerade Religion ist ein Thema, das man nicht unbedingt sachlich angehen kann. Da gibt es einfach zu viele Dinge, die gerade von nicht so starken Gläubigen hinterfragt werden. Oftmals gibt es auf diese Fragen auch einfach keine Antwort, denn Gläubige hinterfragen oftmals vieles gar nicht und nehmen es einfach so hin. Fragt man dann doch, dann kommt es bei einem Gläubigen oft anders rüber, er oder sie weiß nicht damit umzugehen und damit ist eine sachliche Diskussion unmöglich.

Es kommt auch darauf an, inwieweit jemand eine festgefahrene Meinung zu einem Thema hat. Ich habe schon festgestellt, dass man mit jemandem nicht sachlich diskutieren kann, wenn diese Person eine Meinung zu einem Thema hat und dabei unverrückbar daran fest hält. Wie soll eine Diskussion zustande kommen, wenn das Gegenüber keine anderen Argumente als die eigenen akzeptiert? Das geht gar nicht, denn der Gesprächspartner kann ja alles mögliche vorbringen, es wird nicht akzeptiert oder auch sachlich betrachtet.

Ich selbst habe mir eigentlich angewöhnt, mit niemandem über Themen zu diskutieren, bei denen ich schon im Vorfeld weiß, dass unsere Meinungen sehr stark auseinander driften. Gerade Religion ist so ein Thema, das kann ich mit niemandem wirklich diskutieren, schon gar nicht mit sehr gläubigen Menschen. Denn das was ich dann sachlich betrachte, kann diese Person so nicht sehen. Deshalb diskutiere ich eigentlich nur mit Leuten, die auf alle möglichen Themen auch sachlich blicken können, sonst kommen zu viele Empfindungen in das Gespräch und dann wird es schnell unsachlich.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich denke nicht, dass es unbedingt an den Themen liegt, über die man angeblich nicht diskutieren kann, sondern eher an den Menschen, die darüber nicht diskutieren wollen. Diskutieren kann man sonst über jedes Thema, nur man braucht eben einen Menschen, der eine offene Meinung dazu hat und nicht so stur ist, sodass er auch andere Meinungen annimmst und nicht nur auf seine eigene Meinung beharrt.

Ich denke, dass es schwer ist, genau so einen Menschen zu finden. Deswegen denke ich, dass man es seinem Partner auch nicht ganz so übel nehmen darf, wenn er ab einem gewissen Punkt stur wird. Dann ist man zu weit gegangen und ich denke, dass man das dann respektieren sollte und nicht unbedingt weitermachen sollte. Dann muss man sich eben einen anderen Partner suchen. Außerdem gibt es bei jedem Menschen einen Punkt, an dem er nur noch an seiner eigenen Meinung festhält.

Bei mir ist es prinzipiell so, dass ich immer versuche für andere Meinung offen zu sein. Ich finde, dass man hier auch noch ein bisschen sagen kann, dass man ja nie ausgelernt hat und wenn man sich noch mit den Meinungen von anderen Menschen beschäftigt, dann trägt das vielleicht dazu bei, dass man ein bisschen klüger wird und noch was dazulernt. Das ist aber nur möglich, wenn man offen für die Meinungen anderer ist. Die sehen die Dinge anders als wir, weil sie andere Sachen erlebt haben und deswegen eine andere Sichtweise haben.

Ich denke, dass es das Beste ist, wenn man dann Diskussionen mit solchen Leuten aus dem Wege geht. Es bringt ja nichts, wenn man sich an einem bestimmten Punkt nur noch im Kreis dreht, weil das dann für beide Parteien nervig ist und man auch irgendwann eine gewisse Abneigung gegen die andere Person entwickelt, weil sie einem immer wieder damit auf die Nerven geht.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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