Wann fängt bei euch Armut in Deutschland an?
Immer wieder hört man, dass Menschen an der Armutsgrenze leben und die Kinderarmut und Altersarmut ist in den Nachrichten immer mal wieder zugegen. Aber wann fängt eigentlich für euch die Armut eines Menschen an? Fängt bei euch Armut erst dann an, wenn man vom Amt lebt oder Schulden bis unter beide Arme hat? Wann beginnt bei euch die Armut eines Menschen hier in Deutschland?
Die Armutsgrenze ist klar definiert. Die genauen aktuellen Werte kenne ich nicht, aber für einen Single in Deutschland liegt sie bei ungefähr 900 Euro Gesamteinkommen im Monat, für eine vierköpfige Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei 1950 Euro. Wer weniger hat, gilt als arm.
Ich habe keinen Grund, eine andere Grenze zu ziehen. Wenn arm so definiert ist, dann ist das so. In Deutschland ist fast jeder Student arm. Ich war als Student auch arm. Manche alte Leute sind arm, weil sie weniger als 900 Euro Rente bekommen und Hartz IV-Empfänger auch. Arm ist der, der viel weniger zum Leben hat als der Durchschnittsverdiener. Das heißt nicht, dass man am Hungertuch nagt, sondern bedeutet nur, dass man kein Leben führen kann, dass dem Leben es Normalverdieners entspricht, sich zum Beispiel keinen Hotelurlaub leisten oder in die Oper gehen kann. Restaurantbesuche finden auch seltener statt und Kleidung ist keine Markenkleidung.
Für mich bedeutet arm, wenn man überlegen muss, was man sich kauft und wegen des Geldes auf kostengünstigere Nahrungsmittel zurückgreifen muss. Normalerweise gehören ein Auto, einmal eine Urlaubsreise pro Jahr, ein intaktes Haus, ein paar Restaurant -und Kinobesuche im Jahr zum Lebensstandard. Viele meinen zwar, einiges davon zählt bereits zum Luxus, aber ohne Gäste können weder Restaurants noch Kinos überleben. Es ist ein immer wieder kehrender Kreislauf. Verfällt ein teil der Einwohner in diesem Kreislauf der Armut und muss Einiges davon streichen, ist der Kreislauf gestört. Für mich beginnt Armut dort, wo man beginnen muss, sich einzuschränken. In einem normalen Leben müssen einfach gewisse Dinge drin sein und dazu zählt eben auch ein Familienurlaub und ein Besuch im Restaurant.
Ich finde die Definition die anlupa bereits angebracht hat durchaus zutreffend auf den Begriff der Armut, dennoch sollte man bedenken, dass damit letztendlich nichts anderes gemeint ist, als das man weniger hat, als der Durchschnitt. Für mich bedeutet das in dem Sinne nicht unbedingt das man arm ist, es heißt, dass man weniger verdient als alle anderen, aber deswegen muss man nicht gleich arm sein. Würde beispielsweise der Durchschnittslohn in Deutschland noch einiges höher liegen, würde der Begriff Armut auf alle die ein Stück weit darunter liegen auch nicht zutreffen und vergleicht man Menschen in Deutschland, die nach der Definition arm sind mit Menschen aus anderen Ländern, können unsere armen Leute sich wohl immer noch glücklich schätzen.
Für mich beginnt Armut eigentlich dann, wenn das Geld zum Leben nicht mehr reicht. Wenn man alle Ausgaben wie Miete, Strom und Essen im Monat decken kann und einem dann nichts mehr bleibt, dann ist man arm, denn man könnte sich kaum die neuen Kleider kaufen, die man braucht oder die Rechnung vom Zahnarzt bezahlen. Arm ist für mich der, der sich selbst nicht mehr versorgen kann und auf andere angewiesen ist, also Arbeitslose, aber auch viele Leute die nur den Mindestlohn bekommen und nur über die Runden kommen, weil sie noch andere Beiträge erhalten oder die Familie ihnen unter die Arme greift. Als Student ist man dieser Definition nach sicherlich auch arm, zumal man meistens vom Geld der Familie lebt oder einen Studienkredit aufgenommen hat.
Ich denke, dass es neben dieser sachlichen Definition, die hier bereits genannt wurde, auch noch die Armut gibt, die eher empfunden wird als sie zahlenmäßig eigentlich vorhanden wäre. Ein Mensch kann auch dann arm sein, wenn sein Einkommen ihm nicht ausreicht, um davon alles zu bestreiten, was er an Ausgaben hat, selbst, wenn diese Ausgaben wirklich nur die notwendigsten sind. Zu einem solchen Zustand kann es durch alle möglichen Gegebenheiten kommen und nicht immer rutscht jemand dort selbstverschuldet hinein. Aber selbst, wenn jemand auf großem Fuß gelebt hat und irgendwann überschuldet ist, diese Schulden mühevoll und jahrelang zurückbezahlt und dann eben kaum noch Geld hat, um Miete, Strom und andere wichtige Fixkosten sowie seine – möglicherweise sogar sehr geringen – variablen Kosten abzudecken, dann ist er doch tatsächlich arm, selbst, wenn sein Einkommen vielleicht über dieser fest definierten Grenze liegt.
Diese hier genannte Einkommensgrenze, unterhalb derer man als arm gilt, ist doch im Prinzip nichts weiter als eine festgelegte Rechnung von irgendjemandem, die das Gros aller hier abdeckt und von irgendwelchen Durchschnittswerten für Fixkosten und variable Ausgaben ausgeht. Diese Rechnungen sind aber in der Regel nicht sonderlich Realitätsah, was man schon allein dann erkennen kann, wenn man mal Wohngeld vom Amt beziehen musste und den geltenden Mietspiegel kennt, der mit der Realität ebenfalls sehr wenig bis gar nichts zu tun hat. Die Werte, von denen also ausgegangen wird, um solche Rechnungen aufzustellen, wie ein Mensch finanziell klarkommen kann und was er demnach mindestens an Einnahmen braucht, sind also tatsächlich nur eine Beispielrechnung, die auf fiktiven Durchschnittswerten basiert, die vermutlich in den meisten Gegenden und bei den meisten Menschen jeglicher Grundlage entbehren. Insofern tue ich mich schwer damit, solche Generalaussagen gelten zu lassen und das entsprechend daraus resultierende rein rechnerische Ergebnis als Meinung zu übernehmen.
Armut fängt für mich da an, wo ein Mensch kaum oder wirklich keine Möglichkeit hat, seine finanzielle Situation oder seine Lebenssituation, die auf den finanziellen Gegebenheiten beruht oder davon gestützt wird, irgendwie zu verändern, sodass er in der Lage ist, auch mal Geld auszugeben, das in irgendeiner Weise zu viel ist. Das bedeutet für mich aber nicht ausschließlich, dass jemand günstige Lebensmittel kaufen muss, denn das ist lediglich ein Teil dieses Gesamteindrucks für mich. Wenn jemand sich bestimmte Dinge, die vielleicht, wenn man es sehr streng sehen will, als Luxus gelten könnten, wie mal eine Tafel Schokolade, die eigentlich bei ihm finanziell nicht drin ist, dann ist derjenige für mich arm. Schokolade mag so gesehen tatsächlich zu den nicht lebensnotwendigen Produkten gehören, aber sie kann die Lebensqualität wohl erheblich verbessern, wenn man gerne Schokolade isst. Wenn solche Anschaffungen wirklich gar nicht möglich sind, weil das vorhandene Einkommen nicht einmal dafür reicht, sich einmal im Monat irgendetwas zu kaufen, das ein paar Cent kostet, dann würde ich das als Armut definieren.
Für mich ist ein Mensch arm wenn er zu arg aufs Geld schauen muss. Damit meine ich zum Beispiel beim Einkaufen knausern müssen, nicht in Urlaub fahren zu können, die wichtigen Rechnungen wie Strom, Gas, Wasser nicht mehr zahlen zu können, kein Geld mehr für ein Zeitungsabo, wenn man sich das nicht mehr leisten kann dann ist man für mich arm.
Das ist ja auch das Problem vieler Leute die arbeitslos geworden sind, ihnen ist ja die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nicht mehr so einfach möglich, da man ja für alles Geld benötigt. Als Beispiele wären hier Kino, Theater, Essen gehen, Sportvereine usw zu nennen.
Finde ich vollkommen richtig. Ich finde auch, eine Person die dauernd nur ans Geld denken muss und das nicht weil sie geizig sind dann ist diese Person arm. Wenn man beim einkaufen überlegen muss welche Sorte Wurst man kauft würde ich das schon als arm bezeichnen.
Ich denke, dass es bei der "gefühlten Armut" keine klaren Definitionen gibt und auch nicht geben kann, weil etwas gefühltes zwangsläufig subjektiv ist.
Hier sagt zum Beispiel jemand, dass man dann arm ist, wenn man sich beim Einkaufen genau überlegen muss, was man einkauft. Genau diesen Fall hatte ich während des Studiums mit schöner Regelmäßigkeit am Anfang des Semesters. In dem Monat musste ich eine Reihe Gebühren für Material und solche Sachen bezahlen, das Semesterticket und natürlich eine Reihe Bücher kaufen und da blieb dann für Essen nicht mehr viel übrig. Nicht wenigen Studenten geht es sogar das ganze Jahr über so und trotzdem taucht diese Gruppe Menschen nie in irgendwelchen Armutsstatistiken auf. Ich selber habe mich auch nie als arm empfunden, sondern habe eine Woche Spaghetti mit Ketchup eben als etwas hingenommen, was zum Studentenleben dazu gehört.
Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, wie das immer so schön heißt, ist für mich auch kein Zeichen von Armmut oder Reichtum. Die Nichtteilnahme ist eher ein Zeichen von Bildungsarmmut oder Kreativitätsarmut, denn es gibt tatsächlich eine ganze Reihe kultureller Veranstaltungen, die überhaupt nichts kosten. Letztes Wochenende hätte man bei uns zum Beispiel über den Jazz Flohmarkt bummeln können, sich die Musik anhören und die Angebote anschauen und hätte sich damit mitten im gesellschaftlichen Leben der Stadt befunden, ohne einen Cent zu bezahlen.
Ja, von Armut wird viel geredet und viel gejammert. Aber ob es dann wirklich so viel Armut gibt ist eine ganz andere Frage. Denn das was du schreibst, das sind nun mal meistens irgendwelche aufgeschnappten Informationen aus den Medien und die pushen ja auch extrem. Dass da nicht alles stimmt, was über angebliche Armutssituationen erzählt wird, das ist klar und es sollte auch jedem klar sein, dass es auch "armen" Menschen in Deutschland noch ziemlich gut geht.
Ich finde eigentlich nicht, dass man arm ist, wenn man in Deutschland vom Sozialamt oder Sozialhilfe lebt. Denn man muss sich nur mal die ganzen Sozialleistungen anschauen, die ein Sozialleistungsemfpänger bekommt. Das ist für mich alles andere als arm, wenn man mal die Hartz 4 Bezüge anschaut. So jemand ist für mich nicht arm, sondern kann höchstens nicht mit Geld umgehen. Arm wäre es, wenn jemand als Florist oder Friseur den ganzen Tag arbeitet, aber am Ende kaum mehr raus hat als jemand, der den ganzen Tag nichts macht, denn da ist irgendwo das Verhältnis von Aufwand und Ertrag nicht so ganz stimmig.
Wirklich arm an Geld sind wirklich nur sehr wenige Menschen in Deutschland. Bildungsarmut ist das Maß, an dem man Armut in Deutschland messen sollte. Die meiner Meinung nach größeren Probleme sind die Ballungsgebiete von geistiger Armut. Es gibt Stadtviertel, vor allem im Ruhrgebiet, in denen zu einem Großteil Sozialhilfeempfänger leben. Und dabei rede ich nicht nur von Imigranten, sondern auch von gebürtigen Deutschen. Diese Menschen leben in ihrer, ich sag mal eigenen Welt, sie bekommen ihr Geld und können gut davon leben. Integration im öffentlichen Leben = null.
Schuld daran sind sie oftmals gar nicht selbst, sondern der Staat oder das Land. Menschen ohne oder mit geringer Bildung werden aus dem sozialen Alltag größtenteils ausgegrenzt, erstens, da sie sich kulturelle Angebote nicht leisten könne, und zweitens, da sie von der Mittel- und Oberschicht eher geringfügig anerkannt werden, zudem werden diese Menschen bildungsmäßig so gut wie gar nicht gefördert. Stattdessen kriegen diese Menschen Sozialhilfe. Die Kinder der Sozialhilfeempfänger lernen also schon früh, dass sie auf Kosten des Staates leben können, und dieses Phänomen sollte aus den Köpfen ausradiert werden.
Und wen kostet das? Den Steuerzahler. Ich sage aber nicht, dass ich Hartz 4 nicht gut finde. Nein, ich halte dieses System für menschengerecht (auch, wenn es noch anpassungsfähig ist). Der Staat sollte die Menschen schon so früh wie möglich fördern, mit Geld UND Bildung. Nur dann können sie auf eigenen Füßen stehen und selber andere Menschen unterstützen (indirekt), indem sie Steuern zahlen.
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