Gutmütigkeit: Wo sind bei euch die Grenzen?

vom 11.06.2012, 22:28 Uhr

Ich lese hier sehr oft, dass die User sich als sehr gutmütig empfinden oder eben auch "zu gut für diese Welt". Die Gutmütigkeit hat aber dennoch irgendwo und irgendwann auch Grenzen. Wo sind diese bei euch? Inwieweit lasst ihr euch durch eure Gutmütigkeit ausnutzen und wo sagt ihr "Halt Stopp, bis hierhin und nicht weiter"?

Ich muss sagen, dass ich in 50 Jahren noch nicht so richtig gelernt habe die Grenzen zu finden. Ich habe aber gelernt damit umzugehen und ab und ab platzt mir dann auch die Hutschnur und ich sage auch meine Grenzen an. Die Grenzen sind bei mir da, wo ich mich selber aufgebe. Da, wo ich nicht mehr für mich selber entscheiden kann und wo mir Entscheidungen einfach abgenommen werden, weil mir etwas vor die Nase gestellt werden soll, was ich nicht will. Wenn ich selber auf etwas verzichten muss, worüber ich mich schon lange gefreut habe um anderen einen Gefallen zu tun. Da sind bei mir die Grenzen. Wo sind sie bei euch?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich bin gutmütig und für Freunde würde ich auch mein letztes Hemd geben, aber nur bei Freunden und wenn auch mal in der Not wenigstens ein kleiner Bruchteil zurückkommt. Das ist etwas, was ich sehr vermisse. Man gibt, aber bekommt nichts zurück - dann habe ich keine Lust mehr. Wenn ich merke, dass ich ausgenutzt werde, dann ist Schluss mit meiner Gutmütigkeit.

Manchmal stelle ich mir die Frage, ob ich zu fremden Menschen manchmal nicht etwas zu abweisend bin, aber mir ist diese Einstellung letztendlich doch lieber als das Gegenteil. Ich bin für jedes Problem offen und für alles zu haben, aber auf hinterhältige und egoistische Personen kann ich verzichten.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9228 » Talkpoints: 24,02 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich bin auch eigentlich ein sehr gutmütiger Mensch und habe früher wirklich sehr viel für alle Menschen in meinem Umfeld getan. Aber irgendwann merkte ich dann leider, dass einige Menschen mich nur ausnutzen wollten und nie bereit waren, mir etwas zurück zu geben. Dann sind für mich die Grenzen erreicht. Allerdings muss ich sagen, dass ich da auch noch immer sehr schlecht die Grenzen ziehen kann.

Oftmals bin ich zu Menschen erst mal sehr gutmütig, auch wenn ich sie noch kaum kenne, wie neue Arbeitskollegen, denen ich gerne helfe. Dabei habe ich mir vorgenommen, in Zukunft vorsichtiger zu sein und erst mal abzuwarten und die Menschen besser kennenzulernen. Wenn man erst mal als gutmütiger Mensch bekannt ist, ist es unheimlich schwer, auch mal Nein zu sagen. Jedenfalls geht mir das so und deswegen bin ich zukünftig neuen Menschen gegenüber erst mal zurückhaltend.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich kenne in Sachen Gutmütigkeit sehr wohl meine Grenzen. In der Regel muss ich ehrlich sagen, dass ich nur soweit gehe, dass ich selbst keinen Nachteil davon trage. Wenn es irgendwas gibt, was ich tun kann, worunter ich selbst aber nicht zu leiden habe, dann mache ich das auch gerne, aber wenn es mir die Zeit oder die Geduld oder das Geld raubt, sage ich auch gerne bewusst schon mal nein. Etwas weiter gehe ich natürlich für enge Freunde oder Bekannte schon, aber ich opfere mich nicht auf.

Ich weiß, dass es Menschen gibt die das tun und ich bewundere sie in gewisser Weise zwar auch, aber ich könnte das nicht. Auch bei engeren Freunden helfe ich nur so viel, ohne das ich wirklich ernste Nachteile davon hätte. Das ist in gewisser Hinsicht vielleicht egoistisch, dass mag schon sein, aber ich muss auch sehen, wo ich selbst bleibe und meistens mach ich meine Gutmütigkeit auch einfach daran fest, wieviel ich von der anderen Person erfahren habe.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ganz speziell in sehr jungen Jahren hatte ich wohl auch einige Probleme mit dem "Nein sagen", habe mich selbst als viel zu nachgiebig empfunden und wurde wohl auch vermehrt so wahrgenommen.

Mit der Zeit allerdings - ich bin jetzt 36 Jahre alt - hab ich das recht gut gelernt. Nicht zuletzt durch mein Kind, wobei ich aber NICHT meine ihr gegenüber, sondern durch die einfache Erkenntnis, dass mir für sie weniger Energie bleibt wenn ich diese anderweitig (unnötig) verteile.

» leasmom » Beiträge: 290 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich bin auch ein sehr gutmütiger und großzügiger Mensch, aber meine Grenze ist, wenn ich merke dass meine mich ausnutzt, dann ist es vorbei. Bei mir hat es sehr lange gedauert, bis ich nun diesen Standpunkt vertrete, aber ich finde es auch nicht nett mir gegenüber, wenn man dann meine Gutmütigkeit ausnutzt und daher habe ich eben dort meine persönliche Grenze gezogen und das finde ich auch ganz richtig so. Meine Freunde zum Beispiel nutzen mich nie aus, sie bedanken sich und sind auch für mich da, wenn ich sie brauche. Es ist bei uns ein Geben und Nehmen, und nie eine einseitige Sache, in der einer alles gibt und alle anderen aus der Gruppe davon profitieren.

» HelloKitty34 » Beiträge: 1651 » Talkpoints: 53,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich würde auch eher meinen, dass ich zu den gutmütigen Typen gehöre, allerdings bedeutet Gutmütigkeit meiner Meinung nach nicht unbedingt nur oder hauptsächlich, dass man auch hilfsbereit ist. Die Hilfsbereitschaft mag ein Bestandteil der Gutmütigkeit sein, aber ich finde, dass ein gutmütiger Mensch vor allem auch einer ist, der viel Verständnis für seine Mitmenschen aufbringt und sich auch vieles gefallen lässt und schnell verzeiht – vielleicht sogar mehr verzeiht als er das eigentlich, rein theoretisch betrachtet, gar nicht für möglich halten würde. Ein gutmütiger Mensch ist meinem Empfinden nach jemand, zu dem man eigentlich immer kommen kann und der sich auch in der Regel Zeit nehmen wird, jemand, der sich gerne um andere kümmert, egal, ob es ihnen schlecht geht oder gut. Vor allem komme ich aber immer wieder auf den Punkt zurück, dass ein gutmütiger Mensch meines Erachtens jemand ist, der verzeiht, wenn ihm Unrecht getan wurde und der das Fehlverhalten seiner Mitmenschen erträgt und Verständnis aufbringt, ohne so schnell ernsthaft das Gefühl zu bekommen, angegriffen zu werden und Grenzen setzen zu müssen.

Was mich selbst angeht, so würde ich meinen, dass sich in den letzten Jahren einiges verändert hat, was meine Gutmütigkeit angeht. Ich denke zwar, dass man mich immer noch als gutmütig bezeichnen kann, aber ich denke, dass ich da vor einigen Jahren doch noch mehr Verständnis hatte und meine Grenzen nicht deutlich gemacht habe. Oft habe ich mich bei Entscheidungen übergehen lassen, und nicht selten wurde meine Hilfe irgendwo fest eingeplant, bevor ich überhaupt gefragt wurde. Auch das war für mich in Ordnung. Irgendwann brach dann alles über mir zusammen und ich habe lernen müssen, dass ich Schaden nehme, wenn ich keine Grenzen setze oder die Grenzen, die ich gesetzt habe, nicht deutlich mache oder sie ständig übertreten lasse. Es war nicht wirklich einfach, das umzusetzen und es hat auch eine ganze Weile gedauert, bis ich anfangen konnte, das überhaupt mal zu versuchen. Mittlerweile weiß ich aber, dass Gutmütigkeit sicherlich keine schlechte Eigenschaft ist, aber sie darf kein Extrem darstellen, sonst wird sie schnell mal zu einer bitteren Erfahrung.

Tatsächlich sehe ich meine Grenzen mittlerweile hauptsächlich dort, wo meine Hilfe erwartet wird. Ich helfe wirklich gerne weiter, egal, ob ich der jeweiligen Person nahestehe oder nicht und ich kann mir so manches auch wirklich nicht mitansehen und muss meine Hilfe wenigstens anbieten, wenn ich denn weiß, dass ich sie leisten kann. Allerdings kann ich schwer bis gar nicht damit klarkommen, wenn ich merke, dass von jemandem, dem ich einmal geholfen habe, meine Hilfe beim nächsten Mal oder in der nächsten schwierigen Situation vorausgesetzt und einkalkuliert wird. Vor allem, wenn daraus eine Forderungshaltung desjenigen erkennbar wird, der die Hilfeleistung für sich beansprucht, ist meine Grenze überschritten, denn das geht meiner Meinung nach gar nicht. Sicherlich gibt es auch noch andere Grenzen, die ich setze, aber diese eben genannte ist meine vermutlich extremste.

Außerdem mag ich es nicht, wenn ich mitbekomme, dass irgendjemand voraussetzt, dass ich ständig erreichbar und ansprechbar für ihn und seine Probleme bin. Das bin ich, wenn man es nicht voraussetzt, aber offenbar stört es mich grundsätzlich, wenn ich eine Anspruchshaltung feststelle, die über ein normales Maß, das in einer Freundschaft beispielsweise durchaus angebracht ist, wie ich finde, hinausgeht. Ich kann es grundsätzlich eher schwer verstehen, dass man einen Menschen komplett für sich beansprucht und denke, dass der Weg hin zum Ausgenutztwerden wirklich ein sehr kurzer ist, wenn man als jemand, der eher gutmütig ist, so dermaßen beansprucht wird und ständig irgendwelche Forderungen erfüllen muss. Vielleicht reagiere ich deshalb auf eine entsprechende Forderungshaltung anderer so allergisch.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich würde mich nicht als besonders gutmütig bezeichnen. Vermutlich war ich früher auch etwas gutmütiger, mittlerweile bin ich aber egoistischer geworden. Natürlich denke ich nicht nur an mich, sondern zum Beispiel auch an meinen Hund, aber ich bin nicht total selbstlos und in erster Linie muss ich mit dem zufrieden sein, was ich tue. Nur wenn ich mich damit wohlfühle, machen diese Dinge überhaupt Sinn. Ich würde daher nicht aus reiner Gutmütigkeit etwas tun, das ich eigentlich nicht tun möchte oder das für mich vielleicht sogar mit unangenehmen Konsequenzen verbunden wäre. Es gibt zwar Dinge, die ich tun muss, obwohl ich sie nicht so gerne mache, aber manches ist einfach notwendig. Wenn ich es mir jedoch aussuchen kann und bestimmte Dinge nicht dringend erforderlich sind und für mich auch keinen Vorteil bringen, dann würde ich mich nicht unbedingt darauf einlassen.

Ich hätte keine Lust mich ausnutzen zu lassen. Wenn man sich regelrecht selbst aufgibt und nur noch dafür lebt, die Wünsche anderer Leute zu befriedigen, stelle ich mir das sehr unbefriedigend für einen selbst vor. Gerade wenn man sogar eigene Prioritäten vernachlässigt und auf Dinge verzichtet, die einem selbst eigentlich wichtig sind, hat das auch nichts mehr mit Hilfsbereitschaft oder einer gesunden Form von Gutmütigkeit zu tun. So etwas grenzt ja schon fast an Selbstaufgabe und ich vermute, dass Leute, die sich so verhalten, auch gerne ausgenutzt werden und das vielleicht selbst nicht einmal mitbekommen. Es schadet grundsätzlich nicht, wenn man sich hilfsbereit verhält. Allerdings sollte man sich eben nicht aufopfern und sich selbst für andere Leute vernachlässigen. Wenn man sich durchgehend so selbstlos verhält, hat man davon ja auch Nachteile und wenn man Pech hat, wird es einem nicht einmal gedankt. Wobei ich auch denke, dass der Dank anderer auch keinen wirklichen Wert darstellt, wenn man selbst Nachteile aus seinem Verhalten hat.

Ich kann sehr gut nein sagen und tue das auch, wenn ich keine Lust habe, etwas zu tun oder dadurch wirklich Nachteile hätte. Ich möchte weder große Teile meiner Freizeit noch Geld dafür opfern, wenn ich mich mit dieser Hilfsbereitschaft nicht einmal wohlfühlen würde. Natürlich würde ich den Leuten, mit denen ich enger befreundet bin, grundsätzlich auch helfen. Solange solche Hilfe auch grundsätzlich auf Gegenseitigkeit beruht und mich nicht wirklich belastet, ist das kein Problem. Für Freunde würde ich auch mehr machen als für andere Bekannte, bei denen ich schon häufiger mal nein sage. Aber es sollte eben nicht so weit kommen, dass ich mich ausgenutzt fühle oder Nachteile durch die Hilfsbereitschaft habe. Ich finde, dass es nicht schadet, wenn man zuerst an sich denkt und dann erst an andere.

Ich bitte andere Leute nicht sehr häufig um Hilfe, weil ich es irgendwie immer ein bisschen unangenehm oder sogar unverschämt finde, die Zeit von anderen Leuten in Anspruch zu nehmen. Auch die Hilfe von Freunden würde ich nicht in übertriebener Weise in Anspruch nehmen, vor allem dann nicht, wenn ich weiß, dass der andere dadurch einen Nachteil haben könnte. Zuerst sollte man selbst schauen, dass man mit seinen Sachen zurechtkommt. Und das erwarte ich irgendwie auch von anderen Menschen. Wenn dann doch mal Not am Mann ist und jemand dann um Hilfe bittet, ist das in Ordnung. Aber man sollte auch selbst darauf achten, dass man nicht die Gutmütigkeit anderer Leute überstrapaziert.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Wer zu gutmütig ist vergisst Grenzen zu setzen, die diejenigen die eine Gutmütigkeit mit Vorbedacht ausnutzen, nicht überschreiten dürfen. Sonst ist der Gutmütige selbst der Dumme. Denn Gutmütigkeit kann in Dummheit ausarten. Und die tut weh. Um meiner selbst willen musste ich erst lernen, auch mal nein zu sagen, denn meine Gutmütigkeit wurde ausgenutzt, leider. Das Nein-Sagen fiel mir sehr schwer und doch musste es sein.

Ich lasse meine Hilfsbereitschaft nicht mehr so ausnutzen. Mittlerweile sage ich auch nein, wenn ich der Meinung bin, man versucht mich auszunutzen. Das haben auch schon einige Nutznießer von einst mitbekommen. Trotzdem bin und bleibe ich gutmütig und tue für meine Freunde viel, die dann auch für mich da sind, wenn Not am Mann ist.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich finde die Aussage "Ich bin wohl zu gut für diese Welt" äußerst fragwürdig. Ich denke, dass niemand zu gut ist, denn dann wäre hier alles in Butter. Es geht immernoch besser. Ein Bekannter von mir behauptet laufend, er wäre zu gut für seine Frau, aber wenn er mit ihr so umspringt wie mit mir, na dann gute Nacht.

Aber das Thema soll ja in eine andere Richtung gehen. Grenzen der Gutmüdigkeit gibt es bei mir auch, keine Frage. Selbst auf Arbeit im Krankenhaus hört manchmal auch bei mir die Gutmüdigkeit auf. Ok, sagen wir selten, bislang kam es zweimal vor, dass ich echt den Kanals voll hatte und das dem Patienten auch mitgeteilt habe.

Gut ich bin Krankenschwester und meine Aufgabe ist unter anderem eine freundliche Betreuung, aber ich muss mich nicht unterbuttern lassen von Patienten, die der Ansicht sind, dass ich ihre Putzfrau oder ihr Dienstmädchen bin. Genau an der Stelle hört bei mir der Spaß auf und demzufolge auch die Gutmüdigkeit.

Einmal bin ich in ein Zimmer reingekommen, da lagen zwei Männer. Beide hatten das Glück gehabt, ein Privatpatientenzimmer zu bekommen und ich wollte rein, weil ich meine Standardmessungen von Puls, Blutdruck, Temperatur, Schmerzen und so machen bzw. abfragen wollte, da hat der eine Typ, ein Sportlehrer war das, mir seinen Arm hingeregt, hat noch nicht mal meinen Gruß erwidert, ich war noch nicht mal richtig im Zimmer drin, und sagte in so einem militärischen Ton: "Hier her, los, Puls messen!"

Also da hab ich auch erstmal nicht schlecht geguckt. Da habe ich ihm gesagt, dass ich erstens überhaupt nicht dazu verpflichtet bin, seinen Puls zu messen, weil es gar nicht angeordnet ist und ich das aus reiner Gutmüdigkeit und weil ich mir die Zeit nehme, mache und zweitens hat er nicht mit mir zu reden, als wenn ich einer seiner Schüler wäre - auch, wenn ich noch Schüler im Krankenhaus bin. Daraufhin wurde er ganz kleinlaut und hat sich entschuldigt - aber erstmal musste ich meinen freundlichen Ton ablegen. Denkst du auch manchmal, die spinnen, wenn es denen wieder gut geht.

Und ein andermal, da hatte ich eine Patientin um die 30-40 vor mir, die konnte aufstehen, die war fit, die hatte lediglich eine Narbe von der OP am Bauch. Die klingelte, weil sie einen Tee wollte. Da hat ihr eine Mitschülerin eine Tasse mit Teebeutel drin und Wasser versteht sich gebracht, weil die Schülerin auch einfach freundlich sein wollte, obwohl die Frau ja genau wie jeder andere gehfähige Patient sich das Getränk hätte selbst holen können. Da fing die Patientin an zu maulen, dass sie den gleich wieder mitnehmen könnte, der wäre jetzt viel zu straff, bräuchte sie gar nicht kosten.

Nun gut, dann bin ich nochmal los und habe einen geholt und den Teebeutel nach paar Mal schwenken gleich entsorgt und bin mit der Tasse wieder rein. Da fing sie wieder an zu maulen, dass sie die dünne Brühe nicht trinken will, der Tee hätte ja gar nicht ziehen können. Da hätte ich auch beinahe meine Contenance verloren und habe ihr gesagt, wenn sie nicht zufrieden sei, möge sie sich doch BITTE ihren Tee wie jeder andere Patient auch selber holen, wir sind auch keine Dienstmädchen. Hat sie dann blöd geguckt und in Zukunft ihren Tee selbst geholt, war dann auch netter.

Also es gibt manchmal so Patienten, ehrlich, ich weiß nicht, was in denen vor sich geht. Ich hab manchmal wirklich keine Zeit, um solche zusätzlichen Dinge, die wirklich nicht mit "im Preis inbegriffen sind" zu erledigen, und mache es trotzdem, weil ich nett sein will und dann wird man dafür noch angeschnauzt, also dann hört einfach die Gutmüdigkeit mal auf. Logisch behandle ich den Patienten dann nicht schlechter und bin hinterher wieder genauso freundlich, aber das Verhältnis bleibt dann bis zur Entlassung abgekühlt und das ist dann schade. Aber man muss auch als Krankenschwester, Altenpfleger, Arzt oder sonstwas nicht mit sich umspringen lassen wie jeder Patient möchte. Wir sind alle Menschen und auch für Patienten gelten gewisse Grundsätze des Zwischenmenschlichem. Ich kann es nicht verstehen, wenn manche Leute alle Manieren zu Hause lassen, nur weil ich dort arbeite und meine Aufgabe ihre Pflege und Betreuung sind.

Ja und meine Gutmüdigkeit geht auch irgendwann verloren, wenn mein Freund sich ewig nicht oder einfach viel zu knapp meldet. Das kann ich mir eine Woche lang ansehen, aber dann hört der Spaß auf und dann habe ich keine Lust mehr, das alles zu tolerieren. Ich weiß, das nervt den, wenn ich dann Stress mache, das will ich ja auch gar nicht ständig machen müssen, aber eine Woche lang die Eigenarten von Männern tolerieren und das geduldig aussitzen in der Hoffnung, dass es von alleine besser wird, das reicht einfach! Ich kann doch als Frau nicht alles ertragen und mitmachen wie es den Männern gerade in den Kopf steigt. Ich komme ihm schon sehr entgegen, wenn ich gar nicht jeden Tag Kontakt einfordere und gar nicht jeden Tag irgendwas will. Aber dann ist eben auch mal Schluss, dann gibt es ganz klar die Grenze der Gutmüdigkeit, auf jeden Fall.

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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