Mutter findet den Beruf ihrer Tochter peinlich

vom 11.06.2012, 15:14 Uhr

Okay, es wäre sicherlich auch nicht mein Traumjob, aber wenn die Tochter gerne dort arbeitet, ist es mir viel lieber als wenn sie nichts machen würde und nur zu Hause oder auf der Straße währe. Dann lieber einen geregelten Job in einer Fastfood-Kette als gar keinen Job. Mir wäre es nicht wirklich peinlich oder unangenehm, denn auch solche Jobs sollte man nicht unterschätzen, es kommt dort auf Schnelligkeit, Genauigkeit und Freundlichkeit dem Kunden gegenüber an und dafür ist auch nicht jeder geschaffen.

» HelloKitty34 » Beiträge: 1651 » Talkpoints: 53,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Zuerst muss ich sagen, dass ich auch an etwas ganz anderes gedacht habe, als ich den Titel gelesen habe. Eher an einen wirklich schlimmen und peinlichen Beruf, wo diese Scham rechtfertigend ist, aber das finde ich nun wirklich überhaupt nicht schlimm und ist meiner Meinung nach auch kein Grund sich zu schämen. Im Mc Donalds zu arbeiten ist zwar für niemanden die wahre Vorstellung eines Traumberufes, aber es gibt weitaus schlimmere Berufe. Ich finde das Verhalten der Mutter nicht in Ordnung. Ich hätte es noch ein klein wenig nachvollziehen können, dass sie so reagiert hat, wenn ihre Tochter überhaupt keiner Tätigkeit nachgehen würde und eher dem Amt auf der Tasche liegen würde. Sie sollte froh sein, dass ihre Tochter wenigstens vorübergehend etwas macht, anstatt nur zu Hause zu sitzen. Würde mein Kind im Mc Donalds arbeiten, dann wäre es mir nicht peinlich und würde den Beruf nicht verleugnen.

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» Marina_1 » Beiträge: 1090 » Talkpoints: 56,17 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich finde das Verhalten dieser Mutter hier gar nicht mal sonderlich tragisch, weil sie auf Deine Frage eben einfach nicht geantwortet hat. Das wollte sie ja ganz offenbar nicht, und ich denke, dass das eigentliche Problem auch wirklich eher darin zu sehen ist, dass sie den Beruf der Tochter nicht preisgeben wollte, weil sie sich geschämt hat, der Beruf der Tochter also sozusagen nicht gut genug ist. Das ist natürlich traurig und ich denke, dass es vor allem für die Tochter dieser Mutter im vorliegenden Fall eher schwierig sein dürfte, sich Anerkennung und Respekt zu verdienen. Wie soll das funktionieren, wenn man weiß, dass der eigene Beruf nicht sonderlich hoch gewertet wird?

Dass die Mutter in dieser Geschichte sich für ihre Tochter eine andere Tätigkeit mit vor allem besseren Grundlagen gewünscht hätte, kann ich allerdings aber nachvollziehen. Wenn ich hier die Grundlagen anspreche, ziele ich vor allem auf Aufstiegschancen, Forderung, Förderung und Gehaltsaussichten ab. Es mag sein, dass man als McDonald's-Mitarbeiter in so mancher Position gar keine schlechte Ausgangsbasis hat. Allerdings würde ich aber nicht unbedingt darauf bestehen, dass das auch bei einem dieser Thekenjobs so ist, die man ja wohl nicht grundsätzlich ausschließlich hinter der Theke ausübt, sondern im Wechsel mit den Kollegen an so ziemlich jeder Stelle im Restaurant arbeitet, also auch am McDrive-Schalter und den Toiletten, wenn es dort ums Putzen geht.

Ich kann schon verstehen, dass eine Mutter darüber betrübt ist, dass ihre Tochter keinen anderen Job ausüben kann oder will, weil ich denke, dass das eben nicht das vielzitierte Beste ist, was man sich als Eltern für seine Kinder so wünscht. Allerdings denke ich gleichzeitig aber auch, dass die Mutter wohl eher ihrer Tochter den Rücken stärken sollte, anstatt sich so offensichtlich für deren Arbeit zu schämen, denn ich meine, dass sie damit nicht nur ihre eigene Tochter diffamiert, sondern eben auch sämtliche anderen McDonald's-Arbeiter, die sicherlich alles andere als leichte Tätigkeiten ausführen und dabei noch überdurchschnittlich gut bezahlt werden. Genau das Gegenteil ist bekanntermaßen der Fall und ich denke, dass die wenigsten wohl ganz absichtlich und freiwillig aus Überzeugung dort arbeiten gehen, weil sie diesen Job unbedingt machen wollen, sondern vermutlich eher, weil sie an anderen Stellen keine Chance bekommen haben.

Es wäre also sicherlich hilfreicher, wenn die Mutter, von der hier die Rede ist, ihre Tochter dabei unterstützen würde, voranzukommen, anstatt sich für sie zu schämen und ihre Tochter das auch noch so deutlich wissen zu lassen. Für die Tochter tut mir das leid, für die Mutter weniger. Möglicherweise hat sie sich auch einfach etwas Besseres für ihre Tochter erhofft, weil sie es selbst beruflich zu nicht viel gebracht hat – man weiß es nicht.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Punktedieb hat geschrieben:Solange ich als Mutter nicht gestehen müsste, dass meine Tochter auf den Strich geht oder Pornofilme dreht, hätte ich wohl mit keinem Job ein Problem.


Warum wären diese Tätigkeiten denn schlimm? Ich finde, dass das durchaus akzeptable Tätigkeiten sind. Wenn man Glück hat, verdient man auf diese Weise auch nicht so schlecht und darüber hinaus sind das keine Tätigkeiten, die einem peinlich sein müssen. Ich frage mich, warum Tätigkeiten in der Sexbranche immer noch so schlecht angesehen werden. Natürlich muss man dafür geistig nicht so viel leisten, aber das ist in anderen Jobs ja auch der Fall. Eine anspruchsvollere Tätigkeit mit viel Verantwortung ist natürlich schöner, aber ansonsten finde ich einen Job als Prostituierte oder Callboy nicht schlechter als eine Tätigkeit bei McDonalds - vielleicht sogar besser. Ich würde auch zu einem Kind und dessen Tätigkeit stehen, wenn dieses auf den Strich gehen würde. Das ist doch auch nur Arbeit.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich kann meinem Vorredner durchaus verstehen. Ich finde die Sexbranche sicherlich nicht peinlich, und wenn meine Tochter ihr Geld damit verdienen möchte, dann ist es nun ein Mal ihre Sache. Zudem wird sie höchstwahrscheinlich mehr Geld verdienen wie so manch anderer, auch wenn Sie dafür weniger oder spaßigere Leistung vollführt. Man darf die Sexbranche aber nicht dauerhaft mit Spaß verbinden, denn auch diese Branche ist knallhart, starker Konkurrenzkampf und anstrengend. Sex als Beruf ist nicht mehr mit ständigem Spaß zu vergleichen, sodass dieser Job wirklich harte Arbeit ist. Ich sehe da keine Probleme und als Mutter würde ich mich nicht schämen!

» paddelfisch » Beiträge: 655 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ehrlich gesagt kann ich es nicht verstehen, warum es einem Elternteil peinlich oder unangenehm sein sollte, wenn das Kind noch keine andere berufliche Tätigkeit gefunden hat. Vielleicht ist die Tochter auch sehr zufrieden mit ihrer Stelle in einer Fast Food-Kette und sieht auch keinen Bedarf, ihren Job zu wechseln. Vielleicht hätte sich die Mutter da auch etwas anderes gewünscht, aber andererseits denke ich ja auch, dass da die Eltern vielleicht schon eher etwas hätten tun sollen und nicht erst dann, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Vermutlich kommt es auch darauf an, welche Bildung die Eltern selbst haben und was sie auch bereit sind, ihrem Kind zu ermöglichen. Es gibt nun einmal Eltern, denen ist es völlig egal, was die Kinder lernen möchten oder arbeiten möchten, Hauptsache, es wird Geld verdient und da ist es dann egal, was die Kinder einmal beruflich machen.

Ich denke mal, wenn die Mutter selbst eine höhere Stelle begleitet oder studiert hat und so weiter, so kann man das Verhalten halbwegs nachvollziehen. Aber man weiß ja nun auch nicht, ob die Tochter diesen Job bei McDonalds dauerhaft ausführen möchte oder ob es nun mehr eine Überbrückung sein soll. Aber ich muss mich da auch vielen meiner Vorschreiber einfach anschließen, so ein Job ist besser, als eben zu Hause zu bleiben und irgendwelche Sozialgelder zu beziehen. Zudem finde ich auch nicht, dass es eine "niedere Aufgabe" ist, Kundenkontakt zu haben und etwas zu verkaufen und so weiter. Sicherlich gibt es Jobs, die mehr fordern, aber es gibt auch Jobs, die ich für mich auch wesentlich schlimmer mir vorstellen könnte. Aber davon hat ja jeder so seine eigene Vorstellung, aber definitiv ist ein Job bei McDonalds kein Job, der in irgendeiner Art und Weise "peinlich" sein müsste.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Meiner Mutter war es auch peinlich, dass ich nicht in meinem gelernten Beruf (Erzieherin) gearbeitet habe, sondern in einer Tamponfabrik an der Maschine gestanden habe und Tampons produziert habe, Sie hat das auch immer ganz komisch erzählt, wenn sie gefragt wurde und eher den Namen der Firma gesagt. Die Firma hatte einen sehr guten Ruf, was die Arbeit dort betraf und man konnte dort ja auch anderen Tätigkeiten nachgehen als in der Produktion.

Ich finde es schlimm, wenn eine Mutter sich dafür schämt. Ich habe es auch lange Zeit nicht wahr haben wollen, dass sie sich schämt. Ich habe immer gedacht, dass sie einfach traurig ist, wenn andere erzählen "Meine Tochter arbeitet bei einem Arzt oder Rechtsanwalt" oder "Meine Tochter studiert" und ihre Tochter arbeitet eben "nur" in einer Fabrik und stellt Tampons her.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich denke, dass es oft jene Leute sind, die dann auch die Jobs (und das Leben allgemein) anderer schlecht reden und sich darüber auch gerne auslassen. Doch in den Köpfen vieler definiert man sich eben noch sehr über den Beruf. Das zeigt sich auch daran, dass in der beschriebenen Situation nach längerem Wiedersehen ziemlich zuerst über Jobs gesprochen wurde.

Und wenn Mütter hören wie erfolgreich andere Töchter sind und was sie alles schon erreicht haben und welche Ziele sie haben, dann ist es für viele schwer danach zuzugeben, dass das eigene Kind nichts macht, ihre Fähigkeiten nicht nutzt oder einem eher niederem Beruf nachgeht.

Das kenne ich von einigen und auch aus meinem eigenem Umfeld. Allerdings erlebte ich es bisher eher so wie von Diamante beschrieben, dass nur das Unternehmen genannt wird oder gleich eine Begründung geliefert wird, warum das Kind nun keiner "besseren" Tätigkeit nachgeht. Oder, was ich fast noch schlimmer finde, man lästert direkt darüber los.

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» Trisa » Beiträge: 3307 » Talkpoints: 34,68 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Hier kommt aber ein Aspekt zu kurz, den ich wieder gut verstehen würde. Es kann doch durchaus sein, dass es nicht der Job ist, der dieser Mutter Unbehagen bereitet, sondern die Tatsache, dass die Tochter beruflich nichts gemacht hat. Es kann ja sein, dass nur die fehlende Berufsausbildung dieses Thema für die Mutter so gestaltet, dass sie sich dafür schämt. Schließlich kann man auch auf dem Standpunkt kommen, dass das Elternhaus dafür verantwortlich ist, wenn die Kinder nichts "anständiges" lernen. So wird die Mutter in so einem Fall sicher auch mit stolz berichten, dass die Tochter in diesem Schnellrestaurant jobbt, weil sie also promovierte Sozialpädagogin in der Region keine andere Stelle findet. Nachdem aber keine Ausbildung gemacht wurde, ist dies schon ein etwas fader Gedanke, für die Restaurantkette arbeiten zu müssen. Zumal die Folgefragen die sind, wie sich die Tochter selbst die Zukunft vorstellt. Schließlich kann sie nicht langfristig dort hinter der Kasse stehen.

Ich glaube also, dass es lediglich die unterstellte oder folgende Perspektivlosigkeit ist, welche die Mutter innerlich verzweifeln lässt. Und wenn dann das Gespräch mit anderen (möglicherweise mit Personen deren Kinder erfolgreich im Leben stehen) auf das Thema kommt, fühlt sie sich einfach unbehaglich und nimmt das Ganze als ganz persönliches Versagen.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Man kann das nicht verallgemeinern, aber wenn die Tochter wirklich keine Ausbildung und keinen guten Abschluss hat und dann bei McDonalds arbeitet, ja, dann wäre mir das peinlich. Irgendwie muss man hier ja auch sagen, dass keine weiteren Zukunftspläne in Aussicht sind, zumindest keine erkennbaren. Sie arbeitet bei McDonalds, ist im beruffähigen Alter und sie geht einem Aushilfsjob nach, dass ist nun mal wirklich nicht besonders erfolgreich oder? Ich glaube auch die Tatsache, dass es gerade McDonalds ist, macht die Tatsache nicht besser, weil McDonalds auch einfach dafür bekannt ist, dass das Essen zum einen ungesund und dickmachend ist und das die Arbeiter dort zum anderen auch nicht gerade viel verdienen.

Wenn man als Student dort arbeitet, ist das an sich etwas ganz anderes, weil einfach für jeden offensichtlich ist, dass man eben bessere Zukunftspläne hat, man möchte Akademiker werden und als studierter bekommt man in der Regel auch einen guten Job und verdient gut. Das ist eine ganz andere Situation, als wenn man ohne Ausbildung und ohne gar nichts einfach bei McDonalds arbeitet. Anders wäre es noch, wenn man dort arbeiten würde weil man beispielsweise auf einen Studien- oder Ausbildungsplatz warten würde, aber das scheint bei deiner Bekannten ja auch nicht unbedingt der Fall zu sein.

Ein bisschen kann ich es daher eigentlich schon nachvollziehen, dass es der Mutter deiner ehemaligen Freundin etwas peinlich ist, weil McDonalds nicht gerade ein Arbeitsplatz ist, der Zukunft bietet oder auf den man stolz sein könnte. Sicher wünscht man sich als Mutter, dass die Tochter auch etwas anständiges macht und nicht als Aushilfe arbeitet, während alle anderen schon einen anständigen Job haben und da liegt meiner Ansicht nach momentan auch der wunde Punkt, denn so wie ich das heraushören kann, haben wohl schon alle früheren Freunde von ihr einen Arbeitsplatz, nur sie aber eben nicht, sie arbeitet immer noch als Aushilfe und ist somit nicht konkurrenzfähig. Klar gefällt das der Mutter nicht, es wäre schon noch einen Satz hinterher schieben zu können wie ''..um sich etwas fürs Studium dazuzuverdienen''.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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