Der Weg zum Logopäden heutzutage zu schnell?

Bei geringen Sprachdefiziten wird ein Kind heute meist schon zu einem Logopäden geschickt. Dabei sind es wirklich so geringe Defizite, die man auch als Elternteil wieder hinbekommt, wenn man sich mit dem Kind beschäftigt. Ist der Weg zum Logopäden heute wirklich zu schnell? Warum wollen Kinderärzte oft, dass sofort zum Logopäden gegangen wird? Haben die Eltern keine Zeit mehr um den Kindern das selber bei zu bringen?

Seid ihr mit euren Kindern beim Logopäden gewesen oder immer noch in Behandlung? Hat es wirklich was gebracht und hättet ihr es euch nicht zugetraut dem Kind beizubringen? Mein Sohn hatte auch diesen Sprachfehler, wie ich ihn hier Logopäde: Risiko, dass Kinder nicht mehr sprechen wollen?! schon erläutert habe und das habe ich auch ohne Logopädie hinbekommen.

Es ist für Eltern immer sehr schwer zu entscheiden, was noch normal ist und was behandlungsbedürftig. Ich habe mich da sehr auf die Erzieherin verlassen, die schön älter war und viel Erfahrung hatte. Mein Sohn konnte auch bestimmte Buchstaben nicht aussprechen, wobei ich das gar nicht gemerkt habe. Eine Bekannte und die Erzieherin hatten mich darauf aufmerksam gemacht. Die Erzieherin sagte aber, dass ich mir keine Sorgen machen müsse, die Hauptsache sei, dass mein Sohn viel spricht. Es hat sich dann im Laufe der Zeit gelegt.

Wenn mein Kind nach einem Logopädenbesuch nicht mehr sprechen würde, würde ich die Behandlung sofort abbrechen, zumindest, wenn das Kind erst viereinhalb Jahre alt ist. Oder ich würde mich nach einem anderen Logopäden umschauen.

Wenn die Sprachproblem größer wären, würde ich mir nicht zutrauen, meinem Kind das richtig beizubringen. Man kann da auch viel falsch machen. Vielleicht mag das Kind dann auch nichts mehr erzählen, wenn es von den Eltern dauernd kritisiert wird.

Ich denke, dass es für manch ein Kind nicht nötig wäre zum Logopäden zu gehen und einen Sprachfehler so zu therapieren. Allerdings heißt zum Logopäden zu gehen ja nicht gleich automatisch, dass man dort auch therapiert wird. Meiner Erfahrung nach läuft es so, dass der Logopäde erst einmal schaut, welche Probleme es gibt und in wie weit diese überhaupt behandlungsbedürftig sind. Erst dann wird entschieden, wie weiter vorgegangen wird. Daher heißt eine solche Überweisung erst einmal nichts weiter.

Dass man als Eltern Sprachfehler selbst beheben kann, mag in einige Fällen sein. Aber das ist eben nicht immer der Fall. Daher macht es aus meiner Sicht sogar Sinn, einen Fachmann zu Rate zu ziehen. Davon einmal abgesehen ist es doch ein Vorurteil, man hätte keine Lust oder Zeit sich mit dem Kind zu beschäftigen, wenn man einen Sprachfehler beim Logopäden therapieren lässt. Mein Sohn hatte nach fast jedem Besuch beim Logopäden Hausaufgaben auf, die er ohne elterliche Hilfe gar nicht erledigen konnte. Mir wurde auch gleich zu Beginn der Therapie gesagt, dass ohne elterliche Hilfe der Erfolg recht unwahrscheinlich sei, auf jeden Fall aber deutlich länger auf sich warten ließe.

Bei dem Sprachfehler meines Sohnes war es außerdem so, dass erst einmal einige Vorübungen nötig waren. Einfach sag doch einfach gr statt dr und dass immer wieder üben hätte nicht funktioniert. Auch hier fehlt dem Laien schlicht und ergreifend das Know-How so dass der Logopäde hier eine wirklich sinnvolle Unterstützung ist.

Leider empfinde ich das total anders. Unser Kinderarzt überweist die Kinder meist viel zu spät an Therapeuten und sagt ständig "Das gibt sich noch". Ärzte haben ja ein bestimmtes Budget, welches sie für die Therapien verwenden dürfen und sind von daher eher zu langsam mit dem Verordnen.

Ich halte eine Sprachtherapie für absolut sinnvoll. Natürlich kann man als Elternteil das Kind auch fördern, aber die Logopäden haben da doch ganz andere Möglichkeiten und Zugänge zu dem Kind. Fakt ist, dass es meiner Meinung keinem Kind schadet, so eine Therapie zu machen.