Urlaub früher und heute
Als die ersten Touristen gelten die jungen Adligen im 17. und 18. Jahrhundert. Sie unternahmen Bildungs- und Vergnügungsreisen in Europa. Sie lernten fremde Kulturen kennen. Die Reisen dienten auch der Berufsvorbereitung und dem Erlernen von Fremdsprachen. Solche Reisen sind nicht mit unseren heutigen Urlaubsreisen zu vergleichen. Sie dauerten in der Regel zwei bis drei Jahre und diente auch dazu, standesgemäße Umgangsformen zu vertiefen und Kontakte zu knüpfen. Diese Adligen fuhren in Begleitung ihrer Lehrer, Mentoren oder Angestellten.
Im 19. Jahrhundert begann der neuzeitliche Tourismus infolge der Industrialisierung. Zu einer neuen Macht entwickelte sich das Bürgertum. Es orientierte sich an den bisherigen Reisezielen des Adels. Die Reisedauer änderte sich und sank. Zunehmend machte man Besichtigungs- und Bildungsreisen. Dem Adel gefiel die Nachahmung Ihrer Reisen durch den Bürger nicht. Er entdeckte als Reiseziel die Badekurorte wieder. Aber auch hier rückte das Bürgertum nach. Nun wich der Adel aus auf Seebäder, um sich von den Bürgern abzusetzen. Küstenbadeorte wurden gegründet. Später dann suchte sich der Adel das Hochgebirge aus.
Durch die Entwicklung moderner Verkehrsmittel entstanden komfortable Expreß- und Luxuszüge. Durch die Eisenbahn wurde der europäische Fremdenverkehr geprägt. Moderne Hotels entstanden.
Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Arbeiterbewegung, die sich als Bildungsbewegung verstand. Die Arbeitszeit verringerte sich. Für die meisten war eine Urlaubsreise ein unerfüllbarer Wunsch. Es bildete sich als Urlaubsform die „Sommerfrische“ heraus. Die Reiseziele lagen nicht weit vom Heimatort entfernt. Man wohnte sehr bescheiden in Privatzimmern und Gasthöfen. In den Krisenjahren nach dem 1. Weltkrieg entwickelten sich für Arbeiter erste Reiseorganisationen. Inzwischen erhielten sie einen Urlaub von drei bis sechs Tagen. Um das Gefühl der Zusammenhörigkeit zu verstärken, entwickelte man das Reisen von „Kraft durch Freude“.
Die fortschreitende Industrialisierung sorgte dafür, dass die Menschen mehr Freizeit bekamen. Die bezahlten Urlaubstage stiegen im Laufe der Jahre bis auf heute 31 Tage. Von den meisten Arbeitgebern wurde Urlaubsgeld gezahlt. Mittlerweile ist die Zufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen zurückgegangen. Eine Entfaltung der Persönlichkeit ist kaum noch möglich.
Durch die Bevölkerungskonzentration in Städten wurden die Wohnbedingungen von Stress und Hektik geprägt. Den Wunsch nach Natur, Einsamkeit und Erholung erfüllten sich nun die Menschen durch Reisen. Der Tourismus wuchs rasch. Charterfluggesellschaften wurden gegründet. Die Erschließung aller Landschaften war nun möglich. Durch die zunehmende Motorisierung wurde der Straßenverkehrsanteil am Tourismus groß.
Die Entwicklung des Flugverkehrs zog eine Steigerung des Flugtourismus nach sich. Durch diverse Kosteneinsparungen im Flugverkehr konnten die Flugpreise reduziert werden. Schon für weniger als 500 Euro bekommt ein Tourist eine Woche Urlaub mit Flug, Unterkunft und Halbpension. Aber wen zieht es an solche überfüllten Strände?
Heute spricht man vom Massentourismus. Viele Touristen betrachten heute die Urlaubsreise als Selbstverständlichkeit. Sie setzen eine Urlaubsreise gleich mit Glück, Selbstverwirklichung und Vergnügen. Durch die vielen Urlaubstage wird der Kurzzeittourismus verstärkt mit Feiertagen. Für richtige Erholung vom Arbeitsleben bleibt da keine Zeit. Hier geht es um den Prestigegedanken. Leider ist nicht jeder in der Lage, einen Urlaub fernab vom täglichen Stress zu verbringen, weil einfach das Geld fehlt.
Wie seht ihr den Urlaub? Bedeutet er für euch Erholung oder erholt ihr euch vom Urlaub, wenn ihr wieder zu Hause seid? Könnt ihr euch heute vorstellen, einen Urlaub wie in früheren Zeiten zu verbringen?
Wir sind früher immer nach Schweden oder Italien gefahren. Dort war früher kein Massentourismus. Nach Jahren bin ich dann vor drei Jahren wieder an diesen Orten gewesen und es herrschte immer noch kein Massentourismus. Ich ziehe dennoch mein eigenes zu Hause vor, um Urlaub zu machen. Es kostet nichts und auch auf der Terrasse kann es sehr schön sein. Ich mag keine überfüllten Orte, wo man am Strand liegt und gleich fünf Zentimeter der nächste liegt. Ich kann mir durchaus vorstellen, noch einmal so einen Urlaub wie früher zu verbringen, ich fühle mich aber zu Hause am wohlsten.
Für mich bedeutet Ulaub auf jeden Fall Erholung. Mir ist es dann wichtig, dass ich einfach mal raus komme und dann auch mal auf andere Gedanken komme. Dadurch kann ich dann wieder Kraft für den Alltag tanken. Mir ist mein Urlaub schon sehr wichtig. Bei dem Urlaub wie in früheren Zeiten kommt es darauf an. Die 3-6 Urlaubstage der Arbeiter nach dem 1. Weltkrieg wären mir viel zu wenig. Allerdings wären mir die 2-3 Jahre Urlab der Adligen im 17. und 18. Jahrhundert dann auch wieder zu viel.
Von der Zeit her finde ich meine momentan 30 Urlaubstage eigentlich angemessen. Allerdings empfinde ich den Massentourismus der heutigen Zeit durchaus manchmal als störend. Es gibt kaum einen sehenswerten Ort, an dem nicht schon viele Touristen herumlaufen. Das war früher sicher besser. Aber ich gönne jedem den Urlaub, der dafür arbeitet. Früher konnten sich ja gerade die Arbeiter oft keinen Urlaub leisten, während die Adligen sich amüsierten. Das war auch nicht wirklich fair.
Was du am Anfang beschreibst, würde ich nicht als Urlaub bezeichnen. Das wäre heutzutage ein Sabbatjahr. Ein Kollege hat das einmal gemacht. Er hat sich ein Jahr freigenommen und ist durch Südamerika gereist, um seine Sprachkenntnisse zu erweitern und sich auf seinem Fachgebiet, der Geologie, weiterzubilden. Das kann man gar nicht mit einem vierwöchigen Jahresurlaub (31 Tage wären schön) vergleichen. Man macht ja nicht entweder das Eine ODER das Andere. Die meisten Menschen können sich so ein Sabbatjahr gar nicht leisten.
Ich und mein Freund haben ein Jahr nach dem Studium gejobbt und sind dann ein Jahr lang auf Weltreise gefahren, um verschiedene Kulturen kennen zu lernen. Damals haben viele jüngere Leute längere Fahrten zum Beispiel nach Indien unternommen, das wäre mit den Adligenreisen zu vergleichen. Heutzutage machen viele Jugendliche Work und Travel oder ein Auslandspraktikum, was auch mit dem oben Beschriebenen vergleichbar ist. Unter Urlaub versteht man aber im normalen Sprachgebrauch etwas Kürzeres.
Urlaube unterscheiden sich so stark voneinander, wie Menschen sich voneinander unterscheiden. Manchen machen reine Erholungsurlaube. manche Studienreisen, manche mögen Abenteuerurlaube und andere gehen vier Wochen ins Kloster. Bei mir hat das im Laufe meines Lebens variiert. Im Moment mache ich reine Erholungsurlaube. Das kann sich aber auch wieder ändern.
@anlupa, ich schrieb am Anfang, dass die zwei- bis dreijährigen Reisen als Bildungs- und Vergnügungsreisen galten und zur Berufsvorbereitung und dem Erlernen von Fremdsprachen vorgesehen waren. Diese Reisen waren keine Urlaubsreisen im heutigen Sinne, das habe ich auch nicht geschrieben.
Ein Sabbatjahr kann jeder, der das Geld dafür hat, nehmen. Allerdings dauert es nur ein Jahr oder man kann ein Jahr Teilzeit arbeiten. Bei großzügiger Auslegung könnte man es mit den Reisen der Adeligen von früher vergleichen. Der Unterschied ist allerdings die wesentlich kürzere Zeit. Die Adeligen konnten es sich damals leisten, im Gegensatz von den heutigen normalen Menschen, die das Geld oft nicht haben.
Für jüngere Menschen fände ich eine Bildungsreise von etwa zwei Jahren sehr schön, wenn sie das Geld hätten. So in etwa, wie du das von deinem Kollegen geschrieben hast.
Damals konnten sich nur wenige Leute eine Reise leisten, man musste Geld, Abenteuerlust und viel Zeit mitbringen. Der größte Teil der Bevölkerung kam sein Leben lang kaum über die Grenzen der nächsten Stadt hinaus. Erst mit der Industrialisierung und den Sozialgesetzen (Urlaub) kamen auch so um 1900 herum die ersten privaten Urlaubsreisen auf. Zu dieser Zeit war es zum Beispiel auch durchaus üblich sein Bettzeug samt Bett mit der Bahn an den Urlaubsort vorzuschicken. In der Stadt wo ich aufgewachsen bin gab es zu dieser Zeit einen starken Fremdenverkehr, begünstigt durch die neue Eisenbahnlinie die selbst Urlauber aus den Berliner Gegenden heranschaffte. In meinem Ort entstanden mondäne Hotels und einfache Pensionen und Bettenhäuser. Die Unterhaltungsindustrie florierte, prächtige Bauten die heute zum Teil Ruinen sind beweisen das. Ich habe mir schon oft vorgestellt wie das wohl damals war und ich würde das auch gerne einmal erlebt haben.
Das heißt nicht dass ich auf den Luxus von heute verzichten möchte, aber interessieren würde mich dass schon wie das damals alles so war. Die historischen Sehenswürdigkeiten standen ja damals auch schon, die markanten Landschaften sahen auch so aus wie heute und die Einwohner können auch nicht viel anders gewesen sein. Unter diesem Gesichtspunkt fände ich das sehr interessant, aber nicht bei dem Gedanken der Schlichtheit. Vor vielen Jahren war ich in Mittelasien und das war wie eine Reise in das Mittelalter, selbst in der Olympiastadt Kiew war ich auf dem Campingplatz in baufälligen Bungalows untergebracht in denen wahrscheinlich vor dem Krieg die letzte Modernisierung statt fand. Das sind alles Dinge die ich heute nicht brauche. Wer so etwas möchte der kann auch auf dem Jacobsweg wandern, in Kolumbien Fahrrad fahren oder in Indien meditieren. Ein Kollege von mir war mit seinem Fahrrad zu einer Bergtour in Nepal und er meinte dass er von den zwölf Tagen an elf Tagen keinen Durchfall hatte. Wer das möchte, der soll das auch machen.
Urlaub ist für mich sehr kostbar. Ich bin da eher der aktivere Typ wenn ich das mal unter dem Gesichtspunkt der Besichtigungen betrachten darf. Ich habe aber auch nichts gegen eine Woche Urlaub All Inklusive in der Türkei wo ich den Fuß nicht vor die Hoteltür setzen würde. Gemacht habe ich das vor ein paar Jahren weil ich dringend Erholung brauchte, so ziemlich alles dort schon gesehen habe und mich die Verkäufer dort ungemein nervten. Also alles zu seiner Zeit.
Urlaub ist für mich vor allem ein Abenteuer, kann man wohl sagen. Ich fahre nicht in den Urlaub, um mich nur zu erholen, wenn das bedeutet, dass ich dann den ganzen Tag auf der faulen Haut liegen soll, denn das kann ich zu Hause schon auch ganz gut und es genügt mir für einen Tapetenwechsel mit Entspannung absolut, wenn ich einen Tag in einer Therme verbringe, dafür brauche ich tatsächlich nicht in den Urlaub zu fahren. Urlaub ist für mich eher eine Möglichkeit, mich für einen in der Regel längeren Zeitraum, der mindestens über einige Tage bis hin zu einigen Wochen geht, mit anderen Gegebenheiten, bestenfalls anderen Kulturen, Sprachen und Orten zu befassen, aber eben wirklich zu befassen. Das bedeutet, dass ich in ein Land oder in eine Stadt fahre und dann alles mögliche darüber wissen und davon sehen will. Mich interessieren vor allem kulturelle Belange, das Essen in meiner Urlaubsregion, die kulinarischen Besonderheiten, die Natur, das Leben.
Wenn ich in den Urlaub fahre, will ich in einer anderen Gegend mitleben, die meistens sehr unterschiedlich zu dem ist, was ich hier jeden Tag habe. Ich habe nun zwar auch schon in unmittelbarer Nähe zu Großstädten gewohnt, aber es ist trotzdem etwas anderes, wenn ich nun eine Großstadt für einige Tage besuche, um sie wirklich kennenzulernen, eben auch solche Seiten, die ich als dort wohnender Mitbürger vermutlich nicht zu sehen bekommen würde. Die Gegend, in der ich Urlaub mache, untersuche ich also förmlich auf alles mögliche und ich kombiniere gerne Kulturelles mit typischem Lifestyle, also dem Besuch von Märkten und Strand, dem Essengehen und all solchen Dingen. Das alles in seiner Gesamtheit ist für mich das, was Urlaub eben bedeutet. Mit Rumliegen am Strand, bis es wieder nach Hause geht, hat das genauso wenig zu tun wie mit Sightseeing bis zum Erbrechen. Ich bin einfach gerne auf Achse und interessiert an der Gegend, die ich bereise, ganz egal, ob es sich dabei um eine deutsche Großstadt handelt oder um eine französische Region. Denn weiter bin ich in meinem Leben noch nicht gekommen.
Anders könnte ich mir meinen Urlaub nicht wirklich vorstellen, jedenfalls reizt mich bisher keine andere Art, einen Urlaub zu verbringen. Sicherlich mag ich es auch mal, einen oder vielleicht sogar zwei Tage nichts anderes zu tun als am Strand zu liegen und mir den Horizont anzuschauen, während mir eine warme Brise um die Nase weht, klar. Aber auf Dauer wäre mir das wohl einfach zu langweilig, ich muss mich da wirklich flexibel halten. Vor allem kann man insofern vermutlich sagen, dass „Urlaub“ für mich in erster Linie bedeutet, eben genau dem nachzugeben, was mich leitet, quasi nach Lust und Laune meinen Tag zu verbringen und mich mit dem zu befassen, was mich gerade reizt, aber eben auch davon abzulassen, wenn der Reiz vorüber ist. Das ist ein Luxus, den ich in meinem Alltag nicht ständig habe, obwohl ich durchaus versuche, nach dieser Devise zu leben, denn das bringt den geringsten Frustfaktor, denke ich. Aber es ist im Alltag eben nicht ohne Weiteres möglich, ständig zu schalten und zu walten, wie man gerade lustig ist, es gibt eben genügend Pflichten. Die werden in meinem Fall im Urlaub größtenteils ausgeblendet, und was bleibt, ist eine Zeit voller Genuss und Aufnahme, an die ich mich noch lange Zeit zurückerinnern kann.
Urlaub und Reisen sind für mich zwei verschiedene Ereignisse. Ersteres verbinde ich mit Erholung, Entspannung, wenig Programm - vorzugsweise am Meer oder an einem See. Letzteres sind mehr oder weniger lange Rundreisen, auch gerne mal Studienreisen. Der Schwerpunkt liegt dann eher auf dem Entdecken und Erleben fremder Länder und Kulturen.
Massentourismus oder ist mir relativ egal. Rings um den Mount Everest ist heute auch mehr los als vor 100 Jahren, das allerdings wäre für mich aber kein Grund diesen nicht zu besuchen.
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