Beziehung mit einer asexualen Person

vom 09.06.2012, 22:24 Uhr

In diesem Thread hier Sex mal anders?, war die Rede von asexualen Menschen und die Arten von Asexualität, die es wohl so gibt. Interessieren würde mich hier aber in erster Linie der Typ 2, als ein Mensch der kein sexuelles Bedürfnis verspürt aber dennoch romantische Gefühle für seinen Partner entwickelt und der Typ 4, ein Mensch der weder sexuales Verlangen verspürt, noch romantische Gefühle. Wie ich in diesem Thread auch erwähnt habe, kenne ich einige Frauen, die in die Kategorie 2 fallen dürften, weil es Frauen sind, die von sich aus eigentlich keinen Sexualtrieb haben und nach eigenen Aussagen auch weder Lust verspüren, noch jemals einen Orgasmus gehabt haben oder sich selbst befriedigen. Dennoch sind sie in der Lage sich zu verlieben und haben Sex, um dem Partner eine Freude zu bereiten, brauchen es selbst aber eben nicht. Eine Person die in die Kategorie 4 fällt, habe ich bislang meines Wissens nach aber noch nicht getroffen.

Ich persönlich finde es schon merkwürdig, wenn man sich zwar verliebt, aber keinen Sexualtrieb hat. Vielleicht ist das auch nur sehr schwer zu verstehen, für einen Menschen der die Lust eben als etwas normales empfindet und auch noch nie ohne sie gelebt hat. Dennoch stelle ich es mir schon schwierig vor, wie man als asexualer Mensch eine Beziehung zu einem Menschen eingehen kann, der einen normalen Sexualtrieb hat. Das man sich verliebt, ist an sich erst mal gut, aber zu einer Beziehung gehört für mich der Sex dazu, dass ist ein fester Bestandteil und ich fände es sicherlich komisch, denn mein Partner zwar Gefühle für mich hätte, mich aber nicht begehren würde, weil er keinen Sexualtrieb hat. Ich denke mal, dass dieses Phänomen unter Frauen deutlich verbreiteter ist, als bei Männern, zumal man den Geschlechtsorgangen der Frauen eh nachsagt, dass sie in sexueller Hinsicht verkümmert sind und an sich eben nur dem Kindergebären dienen.

Es ist auch keine Seltenheit, dass Frauen keine Orgasmen bekommen können, ich habe da schon häufiger drüber gelesen und es gibt unterschiedliche Ansätze zur Erklärung dieses Phänomens. Selten ist es aber eben nicht und ich finde das schon etwas befremdlich aus meiner Sicht heraus, dennoch scheinen diese Frauen aber Beziehungen eingehen zu können und ich frage mich, ob das auf Dauer denn so gut gehen kann oder ob es sich gerade hier dann um die Beziehungen handelt, wo nach einigen Jahren der Mann dann herumnörgelt, dass die Frau eben keinen Sex haben möchte, weil die Frau selbst, die den Sex zu Beginn nur aus Liebe zugelassen hat, nach einer Weile eben keine Lust mehr hat, Orgasmen vorzutäuschen und die Beziehung sich so eingependelt hat, dass die Frau eben auch mit ihrer mangelnden sexuellen Lust akzeptiert werden will.

Mich würde aber interessieren wie ihr das seht und ob ihr selbst bereit wärt, eine Beziehung mit einer Person einzugehen, von der ihr wüsstet, dass sie asexuel ist. Würde euch das stören, dass ihr vermutlich nie so richtig auf eure Kosten kommen würdest und die Frau niemals ernsthaften Spaß am Sex hat, sondern es nur vortäuscht? Würde es euch stören, dass ihr die Frau selbst nicht zum Hochpunkt bringen könnt und sie selbst in dem Sinne eben einfach ''frigide'' ist? Ich denke mich würde das definitiv stören, weil ich Sex in meinem Leben schon sehr wichtig finde und Personen in dem Sinne, brauchen den Sex an sich ja überhaupt nicht.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Also erst einmal, möchte ich wieder darauf hinaus gehen. Wer sagt bitte, dass nur Frauen asexuell sind? Dies ist völliger Schwachsinn. Gerade in unserer Generation glaube ich, dass die Frauen viel mehr einen sexuellen Drang haben. Die Frauen wurden selbstbewusster und offener und wollen alle ihre Bedürfnisse und Lüste erfüllt bekommen. Darunter zählt heutzutage auch der Sex und dabei fällt es mir auf, dass dieser Drang der Erfüllung bei der Frau immer größer wird. Ich selbst, erlebe in meinem Alltag sogar mittlerweile viel mehr Frauen, die "aufgegeilt" in die Disco gehen, um sich dort irgendeinen Jungen mit nach Hause zu nehmen um ihre Sexbedürfnisse gedeckt zu bekommen. Manchmal denke ich, dass zur Zeit verkehrte Rollen ablaufen, aber so hat es sich mittlerweile mit der Zeit geändert. So viel dazu.

Was ich darüber denke. Ich denke nicht, dass ich damit ein Problem hätte, wenn meine Freundin asexuell wäre. Vielleicht würden wir uns dann auch noch besser entgegen kommen. Schließlich bin ich einer der Typen, der eine Freundin hat, um ständig seine sexuellen Bedürfnisse erfüllt zu bekommen. Ganz im Gegenteil. Ich finde es sogar auch schön, wenn man auch mal ohne Sex auskommt. Zwar möchte ich hierbei nicht sagen, dass es mich völlig anekelt, aber manchmal habe ich trotzdem ein Ekelgefühl, welches sehr merkwürdig ist. Ob ich nun wirklich zu einer dieser Sorte gehöre, weiß ich nicht. Ich denke, dass dies aber eher an meiner Lebenseinstellung liegt, weil ich mir eher nicht vorstellen kann, Kinder zu zeugen und diese aufzuziehen. Geschweige davon, zu heiraten. Für mich sind dies noch Dinge der Unvorstellbarkeit. Aber womöglich wird sich dies noch mit den Jahren ändern.

Jedoch finde ich komisch, dass es gerade in meinem Freundeskreis so vergöttert wird, dieses Wort mit drei Buchstaben. Es gibt sogar Menschen in diesem Freundeskreis, die, sobald sie Single sind, eine Freundin richtig extrem suchen, damit diese dort ihren sexuellen Trieb wieder erfüllt bekommen. Manchmal tun mir diese Leute echt schon Leid, dass man echt so verzweifelt nach einer Freundin sucht, um mit ihr Sex zu haben. Dies ist eine Einstellung, die ich überhaupt nicht teilen kann und bei mir nur auf Wut stößt.

Gehen wir nun weiter zum Thema. Wenn meine Freundin also asexuell sein sollte und Sex mit mir hat, um mir den "Wunsch" zu erfüllen, aber dabei keine Lust verspürt. Ich weiß nicht, ob dies wirklich klappen würde. Wenn wir beide Sex haben, dann ist es ein Tag, an dem wir beide Lust haben und dies spürt man beim Sex schließlich auch. Wenn einer mal keine Lust hat, merkt man dies sofort und wir hören auch auf, weil dies so keinen Sinn hat. Schließlich soll es für die eine Person nicht als Zwang und Erfüllung für den anderen Partner, rüber kommen. Wenn ich als Partner aber halbwegs die gleiche Einstellung hab, wie es jetzt auch ist, kann man sich gut arrangieren. Dann klappt dies auch super, schließlich muss Sex wirklich nicht zwei bis dreimal die Woche sein. Inwiefern dies aber nun zu einem Problem in der Beziehung führt, kann man wohl nur beantworten, wenn man in so einer Beziehung ist, ansonsten kann man schließlich nur spekulieren.

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» Dennus » Beiträge: 1263 » Talkpoints: 0,61 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Dennus hat geschrieben:Also erst einmal, möchte ich wieder darauf hinaus gehen. Wer sagt bitte, dass nur Frauen asexuell sind? Dies ist völliger Schwachsinn. Gerade in unserer Generation glaube ich, dass die Frauen viel mehr einen sexuellen Drang haben. Die Frauen wurden selbstbewusster und offener und wollen alle ihre Bedürfnisse und Lüste erfüllt bekommen.

Es geht um Asexualität. dass hat mit Emanzipation nichts am Hut, asexual wird man nicht aus der Gesellschaftsstruktur heraus, asexual wird man geboren. Ich habe nicht behauptet, dass es nur asexuale Frauen gibt. Es ist aber eine Tatsache, dass es viele Frauen gibt, die nicht in der Lage dazu sind einen Orgasmus zu bekommen, dieses Phänomen wurde und wird von Biologen sogar erforscht, da man davon ausgeht, dass diese Funktion bei einigen Frauen aus evolutionstechnischen Gründen verkümmert ist. Demnach ist Asexualität bei Frauen verbreiteter, als bei Männern, zumindest habe ich noch nichts von Männern gehört, die partout keinen hoch bekommen oder du etwa? Aufgegeilte Frauen in Discos sind demnach sicherlich nicht asexuel also verstehe ich nicht, was dieses Beispiel damit zu tun hat?!

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Erst einmal finde ich es ziemlich weit hergeholt, dass vor allem Frauen asexuell sind. Das ist meiner Meinung nicht so. Man wünscht sich nur halt Sex mit ein bisschen Romantik und wenn es das nicht gibt, kann man auch darauf verzichten. Oder es gibt auch Frauen, die totale Lust verspüren und es deswegen mehrmals die Woche brauchen.

Ich könnte nicht mit so einem Partner zusammen sein. Man kann zwar auf eine andere Art miteinander glücklich sein, aber ich denke nicht, dass es auf Dauer glücklich macht. Man verspürt ja zwischendurch Lust und ich denke, dass einem diese Lust auch vergeht, wenn der Partner überhaupt keine Lust hat. Da würde ich nur ein schlechtes Gewissen bekommen, wenn man trotzdem Sex hat, obwohl der andere überhaupt keine Lust hat. Dann sollten sich lieber gleich Gesinnte zusammen tun. Also beide Partner sollten asexuell sein. Ich denke, dass es dann einfach keine Probleme gibt, da beide gleich empfinden und keinen Sex brauchen.

» Jenna87w » Beiträge: 2149 » Talkpoints: 0,47 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen, denn ich finde auch, dass Asexualität nicht nur unter Frauen weit verbreitet ist. Es gibt sehr wohl auch Männer, die keinen Sexualtrieb verspüren und keinen Sex möchten und widerrum die, die diesen Trieb mit Selbstbefriedigung sozusagen "umgehen." Man kann es sich zwar schlecht vorstellen, dass auch Männer asexuell sein können, aber ich selber habe einen männlichen Freund, der auch asexuell ist.

Ich kann ihn aber um ehrlich zu sein nicht zu einem bestimmten Typ der Asexualität einordnen und ich habe ihn bis jetzt auch noch nicht danach gefragt. Er ist in der Lage, romantische Gefühle zu empfinden, denn er hat mir Mal erzählt, dass er sehr verliebt war und die schönsten Dinge getan hat, um dem Mädchen zu zeigen, dass er sie mag. Er kann nun aber nicht die romantischen Gefühle mit den sexuellen verbinden. Er hatte nie eine wirklich richtige Beziehung, eben weil dieses Thema im Vordergrund gestanden hat und auch, weil er kurz bevor es überhaupt zu einer Beziehung kam einen Rückzieher gemacht hat. Er kann sich Frauen, in die er sich verliebt körperlich nähern, aber nicht so sehr, dass es eben zum sexuellen Teil wird.

Er erzählte mir, dass er mit einem Mädchen gekuschelt hat, in welches er sich verliebt hat. Sie wollte nun aber mehr und ihre Hand glitt nach einer Zeit runter zwischen seine Beine, er wollte das nicht und schlussendlich schickte er sie weg. Damit stand für ihn auch schon fest, dass er sie nicht mehr sehen wollte. Für viele mag das übertrieben erscheinen, aber sie hat in seinen Augen eine große Grenze überschritten. Ich bin mir auch in manchen Momenten nie so ganz sicher, ob er wirklich asexuell ist oder ob er eventuell ein psychisches Problem hat, denn mir wurde erzählt, dass er ab und zu auch Hass gegenüber Frauen entwickelt hat, ohne dass etwas vorgefallen ist, was diesen Hass rechtfertigt. Er sagte aber auch, dass er irgendwann Kinder haben möchte und er würde diesen Akt dann nur vollziehen wollen, wenn er verheiratet ist.

Ich wüsste nun um ehrlich zu sein nicht, wie ich damit umgehen soll, wenn mein Partner asexuell wäre. Wenn ich Mal an meine Zeit zurückdenke, gab es bei mir eine Zeitspanne, in der ich keinen Sex wollte, weil ich der Überzeugung war, dass es kaum noch Menschen gäbe, die dies aus Liebe tun. Mittlerweile habe ich mit meinem Freund Sex, wo ich auch absolut sicher bin, dass er mich liebt. Sex ist für mich die höchste Art seine Liebe zeigen zu können und daher könnte ich vielleicht nicht mit einer asexuellen Person zusammen sein. Es kommt aber auch darauf an, wie sehr ich diese Person liebe und wie sehr sie mich glücklich machen kann, denn wenn alles stimmt, dann könnte ich darüber auch eventuell hinweg sehen.

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» Marina_1 » Beiträge: 1090 » Talkpoints: 56,17 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich bin selbst mehr oder weniger asexuell und gehöre damit wohl zu Kategorie 2. Ich führe mit meinem Freund eine glückliche Beziehung und logischerweise hatten wir auch Sex, sonst hätten wir kein Kind. Ein oder zwei Mal fand ich es auch wirklich schön, aber sonst war es bei mir eher so, dass ich mir gedacht habe: "Hmm, okay, sind wir bald fertig, damit wir etwas anderes machen können?". Seit ein paar Jahren leben wir jetzt in einer asexuellen Beziehung und sind damit beide glücklich und zufrieden und keinen Sex zu haben, heißt nicht, dass wir uns nicht lieben. Die meisten Männer würden das nicht mitmachen und dass er es mitmacht, liegt wahrscheinlich hauptsächlich in seiner Lebenseinstellung begründet, die Sex als etwas eher unwichtiges ansieht, er ist selbst aber nicht asexuell. Da wir uns früher oder später weitere Kinder wünschen, lässt es sich nicht vermeiden, dass wir irgendwann wieder Sex haben, auch wenn es wahrscheinlich gar nicht so einfach wird, das wieder einen Teil unserer Beziehung werden zu lassen.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich als Frau könnte das durchaus ertragen, wenn meine Partnerin oder meine damaligen Partner asexuell gewesen wären. Bei den Männern hätte ich es mir wahrscheinlich sogar gewünscht, weil mich der Sex total gelangweilt hat und mir persönlich nichts gebracht hat. Ich diesen damals aber den Männern zu liebe getan habe. Heute weiß ich, wie es anders sein kann und daher kann ich sagen, dass es wohl an den Männern gelegen haben muss.

Ich habe sehr gerne Sex mit meiner Partnerin, aber wenn sie nicht will, dann stört es mich in keinster Weise. Somit wäre es mir auch im Allgemeinen egal, wenn sie nie wollen würde. Denn meine Liebe würde sich ihr gegenüber nicht ändern. Liebe und Sex gehören für mich zwar zusammen, aber sie hat ja nicht absichtlich keine Lust auf Sex, sondern es ist einfach die Asexualität und damit muss ich dann leben. Ich würde mich dann eher selber befriedigen und damit könnte ich dann auch leben.

» paddelfisch » Beiträge: 655 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 500 Beiträge



In einer Beziehung gehört Sex für mich natürlich dazu, aber er ist für mich auf keinen Fall notwendig, sodass ich auch mit einer asexuellen Person zusammen sein könnte. Die Person hat sich ihre Sexualität nicht ausgesucht und gerade die Asexualität ist meistens oder eigentlich immer angeboren. Menschen werden nicht einfach asexuell, sondern sind es meines Wissens nach bereits seit Geburt an. Diese Personen leiden oftmals selber darunter, weil dadurch natürlich an den Frauen und Männern auch etwas Schönes vorbei geht. Die Menschen sind zudem oftmals von Einsamkeit betroffen, weil eine Beziehung nicht so einfach ist, unter den Umständen.

Da für mich Sex jedoch nur einen kleinen Stellenwert in einer Beziehung hat, kann ich diesen Menschen durchaus lieben und mit ihm zusammen sein. Die Person kann doch selber nicht ein Mal etwas dafür und somit ist es okay. Meine Gefühle sind ja schließlich nicht vom dem eigentlichen Geschlechtsakt abhängig, sodass ich niemanden wirklich verstehen kann, der mit einem asexuellen Menschen nicht zusammen sein kann. Sex ist nicht der Mittelpunkt und Lebensinhalt, aber einige Menschen tun gerade so!

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Für mich wäre es auch nicht vorstellbar, mit einer Person eine Beziehung zu führen, die asexual ist, wobei ich ehrlich gesagt lange Zeit der Meinung war, das doch zu können. Ich bin nun selbst weiblich und muss daher diese Fragestellung aus Sicht einer Frau beantworten, die mit einem Mann zusammen wäre, der gar keine Libido hat, und seit ich nun mit meinem jetzigen Partner zusammen bin, der gesundheitlich recht eingeschränkt ist und mit dem es schon aus diesem Grund eher sehr selten möglich ist, Sex zu haben, merke ich ganz gut, wie ich darunter leide. Es geht dabei in meinem Fall allerdings im Vorfeld gar nicht um Geilheit oder Befriedigung, sondern um die absolute Nähe körperlicher und emotionaler Art, die ich mit Sex verbinde. Wenn ich merke, dass es sich um eine Pflichtnummer handelt, die eben geleistet wird, damit ich nicht verzichten oder noch länger warten muss, habe ich daran allerdings aber überhaupt keine Freude, dann entsteht diese Nähe nicht und dann komme ich mir vor wie jemand, dem sich ein anderer Mensch als etwas anbietet, das ich benutzen kann. Ich will aber niemanden benutzen, das widerstrebt mir total. So etwas stößt mich geradezu ab, sodass ich bei einem entsprechenden Empfinden auch schon gar nicht den Wunsch nach mehr Nähe entwickeln oder, sofern er schon da ist, entsprechend steigern kann.

Außerdem ist Sex für mich wiederum keine Solonummer, die nur einer von beiden empfängt, sondern eher eine Art Gesamtwerk, das aus gegenseitigem Geben und Nehmen. Es mag sein, dass sich das teilweise im Sinne der genauen Ausgewogenheit unterscheidet und mal einer mehr der Empfänger ist und ein anderes Mal der andere, das ändert nichts an der Empfindung, dass es traumhaft schön sein kann. Aber insgesamt betrachtet könnte ich eben nicht immer nur der Empfänger sein, weil ich dann das Gefühl hätte, dass das eine Solonummer ist, dass nur ich diejenige bin, die irgendetwas empfängt und mein Partner sich als eine Art Spielzeug zur Verfügung stellt. Das ginge für mich einfach gar nicht und wenn ich merken würde, dass so etwas vorkommt, dann würde ich auf Sex auch freiwillig zunächst verzichten und anschließend versuchen, herauszufinden, weshalb das so läuft und ob ich damit rechnen muss, dass es nun die gesamte Beziehung über eben so laufen wird. Könnte ich das wiederum absehen, so müsste ich tatsächlich eine Trennung in Betracht ziehen, eben, weil ich ab diesem Moment das unweigerliche Gefühl hätte, dass ich mit einem Spielzeug im Bett bin, mit jemandem, der sich nutzbar macht. Nein, das möchte ich nicht, ich könnte das schon mit meiner Vorstellung der Selbstachtung nicht vereinbaren, die ein jeder Mensch haben sollte. Jedenfalls stelle ich mich für Sex ebenfalls nicht zur Verfügung, wenn es aus irgendwelchen Gründen nicht geht. Und ich würde, eben aufgrund meiner eigenen Selbstachtung, auch nicht auf die Idee kommen, das zu überdenken, nur, damit mein Partner auf seine Kosten kommt. Das ginge genauso wenig.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich finde es nicht so abwegig, dass Frauen eher dazu neigen, mit weniger Sex auszukommen als Männer. Es gibt natürlich auch einige Männer, die mit Sex und sonstigen körperlichen Dingen nicht so viel anfangen können, aber viel häufiger erlebe ich solche Aussagen von Frauen. Ich glaube nicht, dass man, wenn man eine seriöse Umfrage anstellen würde und wirklich alle die Wahrheit sagen würden, auf einen Gleichstand kommen würde. Frauen sind nicht überwiegend oder gar ausschließlich asexuell, das ist wohl klar und das sollte hier sicher auch nicht zum Ausdruck gebracht werden. Aber es ist sicher zutreffend, dass es in der Gruppe derer, die mit Sex wenig oder nichts anfangen können, das Gleichgewicht zugunsten der Frauen verschoben sein dürfte.

Ich war bisher noch nicht mit einem wirklich asexuellen Menschen zusammen, allerdings glaube ich schon, dass ich mir das vorstellen könnte. Sex hatte zwar immer einen gewissen Stellenwert, aber ich merke in den letzten Monaten, dass mein Interesse zunehmend abbaut. Irgendwie gehört Sex schon noch zum partnerschaftlichen Miteinander, aber ich glaube, dass ich auch darauf verzichten könnte, falls ich einen Partner hätte, der keine Lust auf Sex hat. Als Befürworter von offenen Beziehungsmodellen gäbe es dann immerhin auch noch die Möglichkeit, sich den Sex woanders zu holen, aber das wäre auf dem jetzigen Stand für mich auch eher eine Ausnahme als die Regel. Ob ich in einer asexuellen und gleichzeitig monogamen Beziehung leben möchte, bezweifele ich zum jetzigen Zeitpunkt.

Ich denke, dass man mit einem Menschen weitaus mehr erleben kann als sexuelle Höhepunkte. Sex ist ganz nett und natürlich gehört er meistens auch zu einer Partnerschaft dazu. Aber so richtig wichtig finde ich ihn dann doch nicht. Und wenn ich einen Menschen wirklich liebe, dann kann ich mir das auch auf rein platonischer Basis vorstellen. Sex hat auch irgendwie etwas animalisches, eine Komponente, die mir nicht in jeder Beziehung gefallen würde, weil sie die Besonderheit der Beziehung vielleicht auch zerstören würde. Ja doch, eine asexuelle, aber dennoch sehr intensive Beziehung könnte mir schon gefallen, zumindest aktuell.

Natürlich kann man auch so argumentieren, dass man sich auch direkt einen anderen Partner suchen kann, wenn man irgendwo noch einen Rest Interesse am Sex hat und dieses nicht mit dem Partner, den man wirklich liebt, ausleben kann oder möchte. Aber ich glaube, dass manche Konstellationen auch sehr gut ohne diese Körperlichkeiten auskommen und dass eine andere Beziehung nach klassischem Muster da nicht in dieser Form mithalten kann.

Ich muss auch zugeben, dass Sex sehr oft das Potential hat, mich zu langweilen. Und das passiert auch dann, wenn er eigentlich richtig gut ist. Aber es gibt immer noch Dinge, die mich mehr fesseln. Kein normaler Partner fände es prickelnd, wenn der andere plötzlich aufsteht, weil er eine bestimmte Sache in einem Lehrbuch nachschauen möchte. Das habe ich natürlich auch noch nie gemacht. Aber ich finde es nicht abwegig. Sex ist okay, aber einige meiner Interessen würden es schaffen, mein Interesse am Sex sofort ziemlich zu drücken. Da kann man es sich auch direkt sparen. In dem Fall ist Sex tatsächlich dann eine Zeitverschwendung und so schlimm finde ich diese Bezeichnung für die angeblich schönste Nebensache der Welt auch nicht, denn in der Zeit, in der ich Sex habe, kann ich viel besser etwas Interessantes lesen oder irgendwo mit meiner Kamera herumturnen. Kein normaler Partner könnte das verstehen, aber eine asexuelle Beziehung wäre da wirklich nicht schlecht.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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