Impfpflicht für öffentliche KiTa?
Es ist schon fast ärgerlich, aber so wie Lara2011 an die Frage Impfen oder Nichtimpfen herangeht, wäre es die "wissenschaftlich-vernünftige" Herangehensweise. Schlicht ohne wirklich auf die beliebten Totschlagargumente der Impffundamentalisten einzugehen. Denn die argumentieren tatsächlich in der Regel entweder moralisch ("Willst du verantworten, dass dein Kind wegen fehlender Impfung Schäden davonträgt?") oder aber in Sinne einer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung ("Die anderen impfen für dich mit und du nutzt das aus.")
Leider wird hier immer "vergessen", dass die Frage der Ansteckungsherde gar nicht daran festzumachen ist, wer geimpft ist und wer nicht. Schließlich kann auch jemand der geimpft ist Träger sein! Und was die Verantwortung für das eigene Kind angeht, ist nicht ganz klar, was Eltern den Kindern sagen sollen, wenn sie auf Grund der Impfung bleibende Behinderungen (die dann wirklich auch gravierend sind) davontragen.
Dann wird gerne ein Beispiel für eine fraglos sinnvolle Impfung genommen - aber was dies dann mit der 3-, 4- oder 6-fach-Impfung zu tun haben soll, wird unter den Tisch gekehrt. Wer hier einfach nachfragt und sich tatsächlich als "Impfkritisch" zu erkennen gibt, wird sich in aller Regel keine Freunde in der Ärzteschaft machen. Hier plötzlich ist der Patient erst dann "verantwortungsbewusst" und medizinisch aufgeklärt, wenn er zu allem Ja und Amen sagt, was hier vorgegeben wird.
Beispiele in der gewöhnliche Kinderkrankheiten dann übertrieben dramatisiert werden, sind dann das I-Tüpfelchen über der ganzen Sache. Hier wird ebenfalls so getan, als ob der dramatische Verlauf 100% tödlich wäre. Leider sieht das z.B. beim Rauchen oder Drogenkonsum nicht so, wo doch die Wahrscheinlichkeiten hier ungleich höher wären.
Wer nicht wirklich dogmatischer Impfgegner ist und dies als eine Frage der Weltanschauung betrachtet, der kann scheinbar unvoreingenommen an die Sache herangehen. Und wer sich dann gegen ein (sofortiges) Impfen entscheidet oder bestimmte Impfungen gänzlich ausschließt, hat sich mit der Problematik mehr auseinander gesetzt, als die meisten "Impfbefürworter", die in aller Regel gar nicht darüber nachdenken und nur tun, was der Arzt "empfiehlt", was vorgeblich alle tun und was scheinbar das Beste für das Kind wäre.
Wenn sich der Staat nun gezwungen sehen würde, für die Pharmaindustrie den Steigbügelhalter spielen zu müssen (einmal mehr aber diesmal mit u.U. direkt verheerenden Konsequenzen), dann würde ich tatsächlich den Nutzen von KiTas in Frage stellen und lieber auf einen entsprechenden Platz verzichten.
So ganz kann ich die Aufregung nicht nachvollziehen. Es wird ja nun keine Impfpflicht für die gesamte in Deutschland ansässige Bevölkerung gefordert, sondern lediglich für die Kinder, die einen kommunalen Kindergarten besuchen. Da hat doch jeder Sorgeberechtigte für sich die Möglichkeit zu entscheiden, in was für einen Kindergarten man das Kind gibt. Selbst in unserer sehr ländlichen und infrastrukturell nicht weit entwickelten Gegend gibt es da einige Alternativen. Daher ist diese Diskussion für mich nur eine weitere Variante der Diskussion Impfen ja oder nein. In diesem Fall kommt für mich nur noch hinzu, dass eben die Impfgegner unter Umständen auch ihre Mitmenschen gefährden könnten.
derpunkt hat geschrieben:Gerade die öffentliche Hand sollte ein Interesse daran haben, dass die Menschen sich zu mündigen Bürgern entwickeln.
Auch wenn das manchmal zu bezweifeln ist, dass die öffentliche Hand ein wirkliches Interesse daran hat. Hier lassen auch einige Eltern daran zweifeln, dass so etwas sinnvoll ist. Ich weiß, dass Du keine Kinder hast und Lara2011 ihre Tochter nicht von anderen Personen betreuen lässt. Wenn man sich aber, aus welchen Gründen auch immer, dafür entscheidet, dann kann man mit jüngeren Kindern so einiges erleben. Da werden Kleinkinder mit ansteckenden Krankheiten nicht auskuriert wieder in die Kita gebracht, so dass man sich nicht wundern muss, dass sich das eigene Kind immer wieder ansteckt. Wieder andere Eltern verschweigen gar die Erkrankung des Kindes. Es finden Wunderheilungen statt, dass heißt Fieber und Durchfall oder Erbrechen sind über Nacht auskuriert und brechen merkwürdigerweise erst im Laufe des Tages in der Kita erneut aus. Wenn man so etwas erlebt, dann erscheint die Impfpflicht für Kinder in Kindergärten und Schulen in einem anderen Licht. Auch wenn es sicher nur wenige Eltern sind, die so unverantwortlich handeln, so sind die Auswirkungen dieser wenigen Personen doch sehr groß.
Und auch wenn es den Anschein haben könnte, ich sei ein Impfbefürworter: dem ist nicht so. Meine Kinder bekommen nicht alle Impfungen, die irgendwer empfiehlt. Ich informiere mich da auch und schiebe einige Impfungen noch oder habe mich abschließend dagegen entschieden.
@JotJot: Ich sehe die Diskussion doch eher darum, ob es eine Impfpflicht in Kitas geben soll oder nicht. Leider ist das Argument hinsichtlich Alternativen nicht stichhaltig, weil es Alternativen geben mag - die aber nichts bringen, wenn ausgerechnet dann Plätze fehlen oder alle vergeben sind, wenn eben der Bedarf der Eltern da ist! Und so ergäbe sich eben doch eine allgemeine Impfpflicht auf Grund der allgemeinen Sachzwänge. Ich unterstelle mal, dass Eltern die Kita in der überwiegenden Anzahl an Fällen nur dann in Anspruch nehmen, wenn sie auch auf eine (sichere) Betreuung der Kinder angewiesen sind. Wo hier die Entscheidungsfreiheit liegen würde, kann ich nicht erkennen. Außer man nimmt hin, den Job aufzugeben und dann nach und nach von der wirtschaftlichen Entwicklung abgehängt zu werden, was dann wieder im Ausschluss vom öffentlichen Leben gipfelt. Einfach, um ein Szenario nachzuspielen. Und wenn dann z.B. die Mutter aus dem Job raus ist, klappt das später mit der Karriere nicht mehr und die Privatschule für die Kinder wäre aus finanziellen Gründen auch verbaut.
Das jetzt Impfgegner andere Menschen gefährden, ist auch ein Argument, welches ich nicht teilen kann. Wie sollte ein "Impfgegner-Kind" ein "Impfbefürworter -Kind" mehr gefährden können, als es umgekehrt der Fall ist. Und wieso setzt man die Impfgefahr selbst bei solchen Aussagen auf 0? Schließlich spielen diejenigen, die Impfen lassen auch "leichtfertig" mit der Gesundheit ihrer Kinder.
Was du dann bzgl. der Gegebenheiten in den Kitas berichtest, ist sicher ein ernstes Thema. Aber hier muss auch klar gestellt werden, dass ein Fehlverhalten nicht dadurch korrigiert werden kann, dass an anderer Stelle (und vor allem andere Personen) Handlungen vornehmen, die nichts mit dem Ursprungsproblem zu tun haben. Hier ist das Problem bei der Elternschaft zu suchen, die tatsächlich wenig Rücksicht auf andere oder die eigenen Kinder nehmen! Da müsste das Personal schlicht konsequenter handeln.
Alles in allem bleibe ich dabei, dass eine Impfpflicht in Kitas nur einer allgemeinen Impfpflicht vorausgehen würde. Und die ist natürlich Grundwegs abzulehnen, zumal ja sicher eine Diskussion folgen würde, gegen was überhaupt geimpft werden soll und welche Impfungen "lässlich" sein sollen.
Solange noch nichts konkretes entschieden ist, würde ich mir darum auch keine Gedanken machen. Zwar gibt es jede Menge Gründe für, aber eben auch gegen eine Impfung. Die Frage ist jedoch, was dem Großteil einer Gruppe am besten täte und wenn dies eben die Impfpflicht für alle Kinder, die eine Einrichtung besuchen ist, so sollte man sich damit auch auseinandersetzen und seine Haltung überlegen. Grundsätzlich bin ich aber schon dafür, dass Eltern die Entscheidung selbst übernehmen sollten, ob, wie und wann ein Kind geimpft wird und eben nicht.
Natürlich könnte man in Hinblick auf andere Kinder und vor allem auf Erzieher diese Impfpflicht vehement einfordern und sie umsetzen. Bei Erwachsenen könnte ich es mir schon vorstellen, die eben in der Einrichtung arbeiten sollten, ganz klar, aber bei Kindern wäre ich da auch eher etwas verhaltener und vorsichtiger. Doch solange es noch keinen gesetzlichen Beschluss gibt, bringt es auch nichts, die Pferde scheu zu machen. Zudem gibt es auch Alternativen zum Besuch einer öffentlichen Einrichtung, warum sollte man diese dann in dem Fall nicht in Anspruch nehmen, wenn es wider Erwarten doch zu einer Impfpflicht kommen sollte.
Wie auch immer man es drehen würde, würde eine Pflicht implizit bedeuten, dass die verpflichtende Maßnahme "gut" oder "sinnvoll" ist. Und diese Ansicht halte ich für eben fragwürdig und falsch, nachdem es eben sogar aus schulmedizinischer Sicht an vielen Impfungen Zweifel gibt! Es ist ja ein anderes Thema, wenn es um die Anschnallpflicht geht - hier gibt es praktisch keine signifikante Anzahl an Todesfällen, weil sich jemand angeschnallt hat. Dafür aber praktisch eine Garantie darauf, sich schwer zu verletzen, wenn im Fall eines Unfalls der Gurt nicht angelegt wurde. Wenn sich hier der Staat bzw. Gesetzgeber einmischt und die Anschnallpflicht einführt, handelt er auf einer völlig anderen Grundlage.
Jetzt eine Impfpflicht für Kinder die in öffentliche Kitas gehen einzuführen wäre eben insofern unverantwortlich, weil die definitiv nicht auszuschließenden und messbar vorkommenden Impfschäden nicht abgesichert sind. Und die betroffene Familie dann im Zweifel alleine dastehen würde - obgleich sich zur Impfung praktisch genötigt wurden. Weil, noch mal, die Frage nach einem Kita Platz ist oftmals eine Frage die wesentlich zur Einkommenssituation der Eltern beisteuert.
derpunkt hat geschrieben:@JotJot: Ich sehe die Diskussion doch eher darum, ob es eine Impfpflicht in Kitas geben soll oder nicht. Leider ist das Argument hinsichtlich Alternativen nicht stichhaltig, weil es Alternativen geben mag - die aber nichts bringen, wenn ausgerechnet dann Plätze fehlen oder alle vergeben sind, wenn eben der Bedarf der Eltern da ist!
Aber auch das Problem existiert doch unabhängig von einer Impfpflicht! Denn schon jetzt gibt es überall in Deutschland einen Unterschied zwischen Bedarf und Angebot. Selbst im Osten Deutschlands, der ja bekanntlich ein gutes Angebot an Kinderbetreuung hat, ist es so, dass im Krippenbereich durchaus mehr Bedarf besteht als es Plätze gibt. Hier wäre es dann sogar so, dass man einer eventuellen Impfpflicht problemlos ohne Mehrkosten entgehen kann, weil sich mehr und mehr Tagespflege etabliert, deren Kosten auch vom Jugendamt übernommen wird.
Im übrigen habe ich die Gefahr nie auf Null gesetzt, das sollte Dir klar werden, wenn Du Dir meinen letzten Absatz durchliest. Sonst hätte ich meine Kinder sicherlich gegen alles impfen lassen und mich nicht schon teilweise gegen eine Impfung entschieden beziehungsweise warte noch auf Informationen, die ich für eine Entscheidung benötige. Allerdings wäge ich immer die Risiken gegeneinander ab. Also welches Risiko birgt eine Impfung, wie hoch ist das Risiko einer Ansteckung (insbesondere auch unter der Berücksichtigung der Tatsache, dass beide Kinder unterschiedliche Kitas und Ganztagsschulen besuchen) und welche Risiken gibt es, wenn die Kinder tatsächlich erkranken.
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