Erfolge ''stapeln'', positiver Effekt?

Ich habe mich neulich mit einer Schulkameradin von mir unterhalten, mit der ich mich früher ganz gut verstanden habe, da wir auch dieselbe Grundschule besucht haben, allerdings hat man sich nachher wieder etwas auseinander gelebt. Auf jeden Fall unterhielten wir uns so über unseren Abiturschnitt, da wir die Ergebnisse vor kurzem bekommen hatte und wir waren beide damit eigentlich sehr zufrieden. Da ich auch gehört hatte, dass sie vor kurzem ihre Führerscheinprüfung bestanden hatte, gratulierte ich ihr auch zur bestandenen Prüfung. Sie bedankte sich und meinte dann aber auch zu mir, dass sie die Prüfung gezielt direkt hinter die Bekanntgabe der Abiturnoten gesetzt habe. Wir hatten vor einigen Monaten auch eine Prüfung für das CAE Certificate gemacht und die Ergebnisse waren auch schon seit einigen Wochen im Internet einsehbar. Dennoch würde sie diese erst erst heute nachschauen, so meinte sie.

Der Grund wäre, dass sie das einfach so brauche und teilweise auch bewusst bei den Klausuren handhabt. Da wir beide sehr gute Schüler sind, sind Niederlagen hier eher die Ausnahme und ihrer Aussage nach auch leichter zu verkraften, wenn man gleichzeitig mehrere Erfolge erfährt. Abgesehen davon sagte sie, dass sie sich eher darüber freuen kann, wenn sie mehrere positive Erfolge auf einmal erfährt und nicht über einen bestimmten Zeitraum verteilt. Aus dem Grund hatte sie die Prüfung eben zu einem Termin gewählt, der nah an der Bekanntgabe der Noten aus dem Abitur lag und die Ergebnisse für das CAE würde sie eben auch erst nach der Fahrschulprüfung einsehen.

Ich selbst fand das schon interessant, ich handhabe das definitiv nicht so. Ich schaue mir meine Ergebnisse direkt an und freue mich eben darüber, etwas erreicht zu haben, aber ich finde es nicht unbedingt besser, wenn es mehrere Dinge auf einmal sind, vor allem wenn man die Ergebnisse bereits hat und nicht nachsieht, so wie sie das etwa bei den Klausuren und dem CAE macht. Ich wäre da schon irgendwie unruhig und würde gerne wissen wollen, was ich bekommen habe, es würde mich nicht glücklicher machen, wenn ich es hinauszögern und dann alles auf einmal erfahren würde. Wir ist das bei euch? Kennt ihr auch Personen, die ihre Erfolge gezielt ''stapeln'' oder handhabt ihr das teilweise selbst so?

Also ich kenne niemanden, der so vorgeht wie deine Freundin. Aber das Vorgehen hört sich sehr interessant an. Jedoch glaube ich nicht, dass ich es selbst so handhaben könnte. Ich denke einfach, dass jeder irgendwie kleine Hochs braucht, besondere Augenblicke, die einen motivieren, weiterzumachen.

Von daher denke ich auch, dass es für mich (und wahrscheinlich auch sämtliche andere Menschen) wichtig ist, immer wieder mal einen positiven Effekt, sei es eine Prüfung oder ein Erlebnis, zu erfahren. Wenn man stapelt, dann hat man doch lange Zeit eine ziemliche Durststrecke, in denen dann diese Effekte fehlen, schätze ich. Man kann sich zwar erinnern, dass man vor einer gewissen Zeit etwas gut gemacht hat, aber es ist doch nicht ganz das gleiche.

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Die Meinung deiner Freundin ist nicht ganz logisch, sondern sehr irrational. Was nicht heißen soll, dass sie das nicht so machen sollte. Man macht ja oft Sachen, die irrational sind, die einem aber gut tun. Wenn deine Freundin sich vorher schon sicher ist, dass ihre Arbeit oder was auch immer ein Erfolg war, wird er ja nicht "gestapelt". Sie hat den Erfolg ja jetzt schon. Hat sie aber auch nur den leisesten Zweifel, kann es ja auch ein Misserfolg gewesen kann, dann kann sie auch ihre Erfolge nicht "stapeln". Vielleicht werden ihre anderen Erfolge vielleicht sogar dadurch geschmälert, dass ein Misserfolg auf ihrem Stapel liegt.

Mein Sohn stapelt auch Erfolge und Misserfolge, aber immer nur dann, wenn er eine schlechte Note hatte. Dann wartet er solange, bis sich genügend gute Noten angesammelt haben, und legt mir alles zusammen als Stapel vor. Also ich würde die Kenntnis meiner Erfolge (oder Misserfolge) nicht hinauszögern. Ich möchte immer gleich Bescheid wissen, wenn ich die Möglichkeit dazu habe.

Ich finde es interessant, dass deine Schulkameradin es so macht, aber ich habe es nie so gemacht und verstehe auch den Sinn dahinter nicht so ganz. Ich wollte immer sofort meine Ergebnisse wissen, sobald sie verfügbar waren. Andernfalls wäre ich viel zu nervös gewesen, wenn ich gewusst hätte, dass ich meine Ergebnisse abrufen könnte, aber noch warten möchte. Ich habe es auch immer lieber gehabt, wenn ich die Ergebnisse nacheinander bekommen habe. Wenn es dann gute Ergebnisse waren, konnte ich mich eben öfter freuen. Irgendwie hätte ich dann auch das Gefühl, dass das einzelne Ergebnis gar nicht so wichtig wäre, wenn ich mich direkt über drei andere Sachen mit freue.

Ich handhabe es definitiv nicht so und habe auch so etwas noch nie gehört. Erfolge stapeln finde ich total schwachsinnig, ich sehe hier einfach nicht den Sinn dabei. Ich lege nicht alles auf einen bestimmten Zeitpunkt, die Erfolge kommen, wann sie möchten. Ich freue mich, wenn ich mal wieder eine gute Klausur geschrieben habe, bin aber auch zufrieden, wenn die nächste noch in Ordnung ist. Meiner Meinung nach sollte man die positiven Erfolge auf keinen Fall stapeln, da man sonst zu schnell abhebt und so nicht mehr auf den Boden der Tatsachen zurück kommt. Außerdem möchte ich nicht lange warten, bis ich ein Ergebnis erfahre, ich möchte es sofort wissen.

Ich denke, dass es völlig normal ist, dass man sich über mehrere Erfolge auf einmal mehr freut, als wenn man nur einen Erfolg am Tag hat. Das ist völlig logisch und es geht wohl jedem so, dass die Freude größer ist, je mehr positive Erlebnisse man am Tag hat. Schreibt man beispielsweise eine gute Note, dann ist die Freude im Normalfall recht groß und man freut sich auch sehr darüber. Ist es jedoch so, dass man neben der guten Note auch noch beispielsweise eine Zusage für ein Praktikum bekommt, dann ist die Freude gleich noch viel größer. Es macht einen eben einfach glücklich, wenn man viele positive Nachrichten an einem Tag bekommt. Zudem ist es dann auch gar nicht mehr so schlimm, wenn man eine negative Nachricht bekommt, da die positiven dann auch wieder ausgleichen.

Obwohl es für mich absolut logisch ist, dass es einen glücklicher macht, wenn man viele positive Nachrichten an einem Tag bekommt, handhabe ich es nicht so, dass ich mir Ergebnisse immer aufhebe, um sie an einem bestimmten Tag anschaue. Ich würde es niemals aushalten, irgendwelche Ergebnisse so lange unbeachtet zu lassen. Immerhin müsste ich dann ständig daran denken und könnte mich auf nichts anderes konzentrieren, was natürlich kontraproduktiv wäre. Zudem ist es bei mir auch immer so, dass ich immer einen Anflug von Panik bekomme, wenn ich ein Ergebnis bekomme. Irgendwie werde ich da auch immer ganz aufgeregt und mir schießt es durch den Kopf, dass ich die Klausur vielleicht nicht bestanden haben könnte und es würde mich dann einfach fertig machen, wenn ich mir so ein Ergebnis nicht anschauen würde.

Ehrlich gesagt wäre es mir aber auch lieber, jeden Tag eine gute Nachricht zu bekommen, als an einem Tag mehrere gute Nachrichten auf einmal. Es ist zwar schön, wenn man an einem Tag mehrere gute Nachrichten auf einmal bekommt, wobei ich es besser finden würde, jeden Tag ein positives Ereignis zu haben. So hätte ich dann auch eine Motivation für alle anderen Arbeiten, die vor mir stehen würden und von daher fände ich das auf diese Weise dann auch viel besser.