Warum denkt man in "Notsituationen" nicht rational
Wie ich hier Habt ihr euch schon mal selber ausgesperrt? geschrieben habe, habe ich in der Situation, in der ich mich ausgesperrt habe, nicht rational gedacht. Ich habe einfach nicht darüber nachgedacht, was günstiger und besser gewesen wäre für mich, sondern habe nur in eine Richtung gedacht.
Man sagt ja oft, dass man in gewissen Situationen einfach nicht rational denken kann. Warum ist das so? Warum denkt man, wenn man etwas erlebt, wovor man sich erschrickt oder etwas unerwartetes geschieht einfach nicht rational? Habt ihr auch schon mal was erlebt und habt danach völlig irrational gehandelt?
Ich denke mal, dass man sich selber so nervös macht und dann innerlich so negativ beeinflusst, dass man nicht mehr logisch denken kann. Man muss in solchen Situationen versuchen erst mal klar kommen und einige Minuten abwarten. Man muss also erst mal versuchen einen kühlen Kopf zu bekommen und dann kann man wieder rational denken.
Das man in Notsituationen nicht rational denken würde, ist natürlich eine nicht gültige Verallgemeinerung. Es kommt wohl auch auf die in der Notsituation befindliche Person an sowie auf den Grad der pesönlichen Betroffenheit. Sobald man selbst stark involviert ist, besteht die Gefahr, in Panik zu geraten und dann werden vermutlich Zusammenhänge nicht gesehen oder Handlungen in ihrer Tragweite nicht bedacht. So gibt es z.B. nach Verkehrsunfällen "Helden", die eben auch am Ort des Geschehens durch beherztes und durchdachtes Handeln Menschenleben retten. Es ist aber nicht sichergestellt, dass genau diese "Helden" ebenso richtig oder gut reagiert hätten, wenn unter den Verunglückten das eigene Kind gewesen wäre.
Mir ist von Fällen berichtet worden, in denen solche Unfallopfer tatsächlich nicht realisiert haben, was eigentlich passiert und wie dramatisch die eigentliche Lage ist. So gab es einen Fall in dem ein Fahrzeug nach einem Unfall kopfüber in Flammen stand und der Fahrer sich bei seiner Bergung bei vollem Bewusstsein darüber beschwert hat, dass der Retter seinen Sicherheitsgurt kaputt machen wollte (es ging darum, den Gurt durchzuschneiden, um den Mann aus dem Wrack zu holen). Oder Fälle, bei denen der Verunglückte im Krankenwagen darum gebeten hat, seinen Wagen abzuschließen - dabei musste die Feuerwehr kurz vorher die Tür aufbrechen und der Wagen war nur noch ein Schrotthaufen.
Immer dann, wenn man selbst in Panik gerät, denkt man nicht mehr klar. Das muss dann keine Notsituation sein. Auch immer dann, wenn z.B. schnelle Entscheidungen gefordert werden oder man sich in einer Prüfungssituation befindet (was einfach Stress verursacht), blockiert bei manchen Menschen das Gehirn so weit, dass es bis zur Handlungsunfähigkeit kommen kann.
Ich denke mal, dass eine Notsituation zur Folge hat, dass diverse Stresshormone und Adrenalin ausgeschüttet werden und man in irgendeinen Selbstschutzmodus gerät. Wahrscheinlich ist der instinktive Impuls immer noch entweder zu flüchten oder sich zu verstecken, weil aber beides nicht möglich ist, fängt man an zu rotieren.
In Notsituationen handelt man nicht abwägend, sondern impulsiv. Der Verstand ist sozusagen ausgeschaltet, sondern der Instinkt übernimmt, weil dieser sehr viel schneller reagieren kann als der Verstand. Dieses Muster ist in uns fest verankert, obwohl es in der heutigen Zeit manchmal gar nicht sinnvoll ist. Aber genetisch ist der Mensch eben noch derselbe wir vor Tausenden von Jahren. Früher war es sinnvoll zu fliehen oder sich zu verstecken, wenn ein Säbelzahntiger vor einem stand. Der Verstand wäre zu langsam gewesen, um zu überleben. Wenn man heute in einer Prüfung ist oder in sonst einer Angst einflößenden Situation, kann man nicht fliehen, das Gehirn spielt dann verrückt und es kommt zu Blockaden. Vielleicht ist das der Mechanismus "Totstellen", wenn Flucht nichts mehr nützt. Ich kann mir das als Laie zumindest so vorstellen.
In manchen Situationen hilft es einem aber, wenn der Verstand ausgeschaltet ist und man instinktiv handelt, wenn man zum Beispiel jemanden aus einer Gefahr rettet und sich selber dadurch in Gefahr begibt. Oder bei Unfällen, wo man instinktiv richtig reagiert, indem man zum Beispiel ausweicht. Das geht auch in Sekundenbruchteilen, der Verstand könnte nicht so schnell handeln. Also immer, wenn man auf irgendetwas sehr schnell reagieren muss, übernimmt ein anderes Gehirnteil die Führung, und nicht mehr der Verstand.
Panik, die durch das Ausschütten von Stresshormonen ausgelöst wird, war während der Entwicklung des Menschen eine wichtige Überlebenseigenschaft! Soll heißen, der Menschenaffe, der bei Gefahr schnellstens instinktiv flieht oder zuschlägt, hat bessere Überlebenschancen als derjenige Menschenaffe, der erst einmal in Ruhe rational nachdenkt und das Für und Wider jeder Handlungsmöglichkeit abwägt. Bis er zu einer Entscheidung gekommen ist, wäre er nämlich längst gefressen worden. Und gewisse Instinkte aus der Steinzeit haben sich eben bis heute in den Genen der Menschheit gehalten. Deswegen reagieren Menschen in Notsituationen üblicherweise nicht rational.
Sicherlich hat es etwas mit Panik zu tun, dass man erst einmal gar nicht klar denken kann, wenn man sich in einer solchen Situation ist. Man möchte die Notlage ja so schnell, wie möglich lösen, und denkt dann zwar, aber man hält sich wahrscheinlich zuerst an der erst besten Lösung fest. Und diese ist dann meistens nicht die beste Lösung.
Im Nachhinein, ärgert man sich meistens immer, so ist es auch manchmal bei mir, wenn ich dann eine eigentlich viel bessere Lösung gefunden habe. Doch dafür ist es dann zu spät. Manchmal machen mich auch erst andere Leute auf die sinnvollere Lösung aufmerksam, wobei ich mich dann auch ärgere, dass ich nicht alleine darauf gekommen bin, als ich in dieser misslichen Situation war.
Ich denke, dass es normal ist, dass man in so einer Situation nicht normal denken kann. Das liegt daran, dass man sich dann in diesem Moment so sehr in sein Problem steigert, dass man an gar nichts anderes denken kann. Durch dieses Denken, das nur in eine Richtung verläuft, gerät man dann in Panik und wenn man das erst einmal geschafft hat, dann ist es so, dass man das nicht so schnell wieder los wird, sich reinsteigert und richtig hysterisch wird.
Meiner Meinung nach ist es so, dass da ein alter Trick immer noch am besten funktioniert. Man soll sich einfach mal Zeit nehmen, wenn es denn möglich ist, und zehn mal tief einatmen und ausatmen und dabei die Augen schließen und an nichts denken. Dadurch beruhigt man sich ein bisschen und meist ist es auch so, dass man danach alles schon viel klarer sieht und das Problem dann wahrscheinlich auch nicht mehr ganz so schlimm aussieht, wie es vorher schien.
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