Schlecker-Mitarbeiterinnen sollen nun in die Pflege gehen

vom 07.06.2012, 19:20 Uhr

Merkwürdiges braut sich auf dem Arbeitsmarkt zusammen. Nachdem nun das Aus von Schlecker endgültig besiegelt ist und damit mehrere tausend Mitarbeiterinnen auf der Straße stehen, wartet die Arbeitsministerin Ursula von der Leyen nun doch mit der Idee auf, diese Personen zu Erzieherinnen oder in Pflegeberufen aus- oder fortbilden zu lassen. Ich persönlich habe mich heute schon darüber aufgeregt, zumindest, was den Erziehungsbereich betrifft, da nach wie vor etliche Erzieher immer noch auf der Straße stehen. Im Pflegebereich ist ein Bedarf durchaus vorhanden, aber nicht jeder ist auch in der Lage, in diesem oder auch im Bereich der Erziehung zu arbeiten. Zudem denke ich, hätte man einen solchen Beruf gewollt, wäre man eben auch schon eher darauf gekommen, einen solchen Beruf zu wählen und sich darin zu verwirklichen.

Was haltet Ihr von den Plänen, die von der Leyen da laut gedacht hat? Wie würdet Ihr es sehen, wenn Ihr vielleicht eine von den Mitarbeiterinnen wärt, die davon betroffen sind? Was würdet Ihr dazu meinen, wenn Ihr vielleicht selbst eine Ausbildung im Pflege- oder Erziehungsbereich absolviert habt und darin nun keine neue Stelle mehr findet?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich finde dies auch totaler Quatsch. Wie du schon sagst, wenn sie den Beruf gewollt hätten, dann hätten sie ihn damals auch gelernt. Was hat den eine Kassiererin mit einer Pflegeperson zu tun? Ich glaube auch nicht, dass alle dafür geeignet sind und vor allem das auch alle dazu Lust haben in die Pflege zu gehen. Wollen die dann extra Schulen aufmachen? Schließlich müssten dann ja ein paar Tausend umgeschult werden und dies geht auch nicht in 4 Wochen. Manche müssen dafür eine 3 jährige Ausbildung vorweisen. Wer zahlt denn das alles und vor allem wie lange?

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» alkalie1 » Beiträge: 5526 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Mal wieder ein absolut menschenunwürdiger Vorschlag. Nun sollen unsere jüngsten und ältesten MitbürgerInnen also von Leuten gepflegt werden, die weder dafür qualifiziert noch offenbar an einer Arbeit mit Menschen interessiert sind. Ich meine, zum Beispiel für die Altenpflege braucht man schon eine gewisse psychische Verfassung, das hält ansonsten gar nicht jeder aus. Und im Bereich der Erziehung gäbe es reihenweise ausgebildetes Fachpersonal, das händeringend nach Jobs sucht, warum werden die nicht einfach eingestellt? Ach nein, das würde ja Geld kosten. Also hier soll mal wieder auf dem Rücken derjenigen, die sich nicht wehren können, Geld eingespart werden.

» arril » Beiträge: 739 » Talkpoints: 10,78 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ja ich kriege immer noch Lachkrämpfe, wenn man jungen Leuten erzählt, sie sollen ihren Wunschberuf lernen und dann steht ihnen die Welt offen - zur Umschulung und zur ARGE. Ich halte da nichts von. Ich glaube, dass man um einen Pflegeberuf ausüben zu können, da auch die passende innere Einstellung zu haben muss, weil man einfach sehr eng am Menschen arbeiten muss. Ich glaube nicht, dass das jeder mental kann. Und finde das eigentlich für beide Seiten eine Zumutung.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Es wird ja nun nicht so sein, dass man die Leute zwingen wird. Sie sollen damit zwar eine berufliche Perspektive erhalten, aber genauso gut können sie sich eben selbst auf die Jobsuche begeben. Dass ich es dennoch nicht so in Ordnung finde, steht hier auch zur Debatte, weil es eben einfach auch stimmen muss, sowohl im Pflege- als auch im Erziehungsbereich. Hat man dafür kein Interesse, kann auch eine Qualifizierung in diesem Bereich nichts bringen. Ob Frau von der Leyen auch so einen Vorschlag hat, sollte Opel deutsche Standorte schließen und Mitarbeiter entlassen? In welchen Bereichen könnte man sie unterbringen? Ingenieurswesen studieren und dann einen Arbeitsplatz anbieten?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Davon habe ich auch heute gehört, und ich finde es eine absurde Idee. Es ist zwar hart, was den Schlecker-Mitarbeiterinnen bevorsteht, aber so ist nun mal das Leben. Auch sie müssen dann nun mal mit der Arbeitslosigkeit zurecht kommen, und das Beste daraus machen, wie viele andere Arbeitslose auch. Ich finde es auch nicht fair, wenn den Mitarbeiterinnen direkt eine Aussicht auf eine Umschulung gestellt wird.

Ich selber bin leider momentan auch noch arbeitslos, und habe beim Amt auch schon nach einer Umschulung gefragt. Doch es heißt, dass man mindestens 4 Jahre arbeitslos sein muss, bevor man einen Anspruch darauf hat. Und denen soll das nun direkt ermöglicht werden? Das ist doch nicht gerecht!

Ich kann mir vorstellen, dass viele Ex-Mitarbeiterinnen von Schlecker dieses Angebot annehmen. Sie wollen einfach nicht auf der Straße sitzen und Geld verdienen. Doch was ist, wenn eben viele Frauen gar keine Lust auf einen Job in der Erziehungs- oder Pflegebranche haben? Für solche Job braucht man Mitarbeiter mit Herz, und die sich in den Job richtig rein hängen, und mit Gefühl arbeiten. Diese Frauen einfach in diese Schiene hinein zu stecken, finde ich nicht gerade verantwortungsvoll.

Ich denke mal, dass viele der Mitarbeiterinnen bei Schlecker, auch für ihren Job gelebt haben, so wie ich es schon in Interviews gehört habe. Und es wird sie etwas total neues erwarten, wenn sie dann auf einmal in einem Kindergarten arbeiten sollen. Das wird niemals funktionieren, jedenfalls bei einem Großteil der Schlecker-Mitarbeiterinnen.

Ich selber würde eine solche Umschulung, die sich doch sehr von meinem vorherigen Job unterscheidet, nicht annehmen. Vor allem, wenn man schon in einem höheren Alter steckt, ist das bestimmt eine große Umstellung. So sehe ich das, und ich bin gespannt, wie diese Sache ausgehen wird.

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» senny » Beiträge: 2589 » Talkpoints: 9,37 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich verstehe die negative Einstellung dazu nicht. Es ist ja keine Pflicht das zu tun, sondern eine Chance. Es kann doch auch spannend sein, etwas Neues zu lernen. Ich habe in meinem Leben schon in einigen Berufen gearbeitet und werde demnächst wieder etwas Neues ausprobieren.

Wichtig ist natürlich, dass die Frauen eine qualifizierte Ausbildung bekommen. Sie müssen ja nicht zur Erzieherin ausgebildet werden, sondern vielleicht zur Kinderhelferin, ich glaube, so hießen, die Kindergärtnerinnen in unserem Kindergarten, deren Ausbildung nicht so qualifiziert war wie die der Erzieherinnen. Statt Arbeitslosengeld zu zahlen, wäre das doch sinnvoller. Ich wusste allerdings nicht, dass es arbeitslose Erzieherinnen gibt. Ich war immer der Meinung, dass sie gesucht sind. Vielleicht kommt es aber auch auf die Gegend an, wo man wohnt.

Abgesehen davon glaube ich, dass die Schlecker-Mitarbeiterinnen gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, denn im Einzelhandelsbereich werden doch auch Leute gesucht. Mir ist klar, dass manche durch ihren Mann an ihren Wohnort gebunden sind, aber es gibt bestimmt auch einige, die flexibel sind und in die Gebiete Deutschlands ziehen könnten, wo es Arbeitsplätze gibt.

Es ist klar, dass nicht jeder für Kinder oder für Pflege geeignet ist, aber man kann nicht von vorne herein sagen, dass man sich sonst den Beruf ja ausgesucht hätte. Manchmal wandeln sich im Leben die Interessen und auch die Fähigkeiten durch Lebenserfahrung,

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich selbst bin jetzt vom Schlecker-Aus auch nicht betroffen, kenne aber sowohl die Ideen unserer Arbeitsministerinnen aus den Nachrichten, als auch jemanden der vom Aus der Kette betroffen ist. Ich habe mit dieser Person seit dem noch nicht sprechen können, könnte mir aber bei dieser und ich denke mal, bei vielen anderen Personen auch eine Umschulung in den sozialen, bzw. in den Pflegesektor gar nicht vorstellen.

Natürlich ist es kein Geheimnis, dass besonders der Pflegesektor in Sachen Dienstleistungen noch immer einen sehr großen Bedarf hat, zumal man hier oft auch stark unterbesetzt ist, aber man muss natürlich auch sagen, dass die Pflegeberufe nicht für jeden gleichermaßen geschaffen sind. Auch frage ich mich, wie man das ganze bitteschön bewerkstelligen will, selbst wenn sich alle Schlecker-MitarbeiterInnen von dieser Idee begeistern lassen würden. Man kann nicht einfach von heute auf Morgen in die Pflege umsedeeln. Hier muss man erst mal etliche Seminare, Fortbildungen, etc. besuchen bis man wirklich gescheit etwas auf die Reihe bekommt und hier will ich einfach mal stark daran zweifeln, dass in Deutschland hierfür überhaupt die nötigen Ressourcen vorhanden sind.

Auf der anderen Seite muss man dies vielleicht aber auch als Chance ansehen und von der Leyen vielleicht auch ein Paar Zugeständnisse machen. Es ist ja ebenfalls kein Geheimnis, dass die deutsche Bevölkerung immer älter wird und das es immer weniger junge Menschen gibt, die später auch für die alten Menschen sorgen können. Wo soll das irgendwann enden? Ich selbst halte also ehrlich gesagt nicht das meiste von der Idee, aber vielleicht wäre dies ein erster Anfangspunkt, den man dort setzen könnte, wo wirklich etwas bewegt werden muss.

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


@anlupa, es gibt aber auch noch andere Arbeitslose, die schon wesentlich länger von der Arbeitslosigkeit betroffen sind und die ebenfalls gern etwas unternehmen würden, es aber nicht dürfen. Was ist mit ihnen? Was ist mit anderen Personen, die von der Arbeitslosigkeit bedroht sind, und was ist mit Leuten, die derzeit wie bei Opel um ihren Job bangen müssen? Was will man da bitte schön machen? So schlimm Arbeitslosigkeit auch ist, hier wird irgendetwas ausgeklügelt, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, ohne an die Folgen zu denken.

Ich wollte damals, als ich arbeitslos war, eine Umschulung im Bereich der Pflege machen. Damals hieß es, ich dürfte nicht, es gebe zu viele Personen, die in dem Bereich schon arbeitslos wären. Heute, nur wenige Jahre danach, werden Händeringend Leute gesucht und da sollen dann Leute rein, die im Einzelhandel tätig waren? Da passt doch irgendetwas nicht. Im Erziehungsbereich sind derzeit laut einem Artikel 11000 Erzieher arbeitslos, von so genannten Sozialassistenten abgesehen, die nicht mehr vermittelbar sind, warum auch immer. Wäre es dann nicht sinnvoller, erst einmal diese Erzieher zu vermitteln, als auch die Auszubildenden im Erziehungsbereich, die dieses Jahr ihren Abschluss absolvieren? Sicherlich kommt es auch auf die Region an, aber hier kommen auf eine Erzieherstelle über 100 Bewerbungen. Soviel zum Thema, es werden ja dringend Erzieher benötigt und sie haben alle ihre Jobs.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Da hat man dann zwei Probleme mit einmal gelöst. Das Problem der mangelnden Pflegekräfte und das Problem der vielen Arbeitslosen durch Schlecker. Ich finde das Ganze aber schon frech. Die Mitarbeiter müssen nun also obwohl sie in den meisten Fällen eine abgeschlossene Berufsausbildung haben,, nochmal umschulen und dann in einen Bereich gehen, der ihnen vielleicht gar nicht zu sagt und das nur um sich vielleicht noch bis in die Rente zu retten.

Klar es ist schön, dass die Mitarbeiter nicht auf der Straße sitzen. Aber was bekommt man denn in Pflegeberufen? Verdammt wenig Geld für einen hohen Aufwand. Die Bezahlung bei Schlecker war ja glaube ich auch nicht so gut, aber in Pflegeberufen wird ja noch schlechter bezahlt. Wenn man dann alleinstehend ist, hat man also trotzdem mit dem Leben und dessen Kosten zu kämpfen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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