Nachbar hat Päckchen geöffnet- Was kann man tun?
Meine Cousine bestellt öfters verschiedene Artikel bei Amazon. Da sie Vollzeit arbeiten geht, ist sie selten daheim, wenn der Postbote kommt. Da sie in einem Mehrfamilienhaus wohnt, nehmen meistens die Nachbarn die Sendungen an und legen es ihr vor die Wohnungstür. Was bisher auch keine Probleme machte.
Nun kam meine Cousine vorhin nach Hause und fand ein geöffnetes Päckchen von Amazon vor ihrer Wohnungstür. Dabei lag ein Brief der Nachbarin, dass die Kinder versehentlich das Päckchen geöffnet haben. Meine Cousine versteht sich mit der Nachbarin nicht sonderlich gut, da diese meiner Cousine immer wieder hinterher spioniert. Außerdem weiß meine Cousine, dass die Kinder über das Wochenende gar nicht daheim sind. Sie denkt nun, die Nachbarin habe das Päckchen geöffnet, um eben zu schnüffeln.
Was kann meine Cousine nun tun? Sie überlegt ernsthaft eine Anzeige bei der Polizei zu machen. Ich finde das eigentlich übertrieben, weiß aber auch keine andere Möglichkeit.
Dies ist eine schwierige Sache. Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, wer nun richtig Schuld ist. Einerseits, verstehe ich den Ärger deiner Cousine, weil es sich als Nachbar wirklich nicht gehört, fremde Pakete zu öffnen. Mir als Nachbar, wäre es sehr peinlich, ein fremdes Paket zu öffnen, vor allem, wenn der jeweilig andere Nachbar dies heraus bekommt. Außerdem kommt es somit zu Ärgernissen im Nachbarkreis und am Ende, nimmt niemand mehr Pakete an oder alle gucken sich gegenseitig in die Pakete.
Normalerweise, muss DHL oder Hermes oder wer auch immer, die Pakete beim Zulieferer abgeben. Damit sind wir also gemeint, wenn wir etwas bestellt haben. Manchmal ist man nicht zu Hause und DHL bzw. Hermes möchte einfach freundlich sein und hofft auf nette Nachbarn, die das Päckchen dann annehmen. Normalerweise, sind die Nachbarn auch so nett, nehmen es an und überreichen es uns, wenn wir wieder zu Hause sind. Aber ich habe mich schon oft gefragt, ob dies Rechtens ist, was DHL oder Hermes dort tut. Ich denke nämlich, dass dies ein Vertragsbruch ist, denn DHL bzw. Hermes hat es nicht bei uns abgegeben, sondern in fremde Hände gegeben.
Aber ich weiß auch nicht, ob der Nachbar durch seine Unterschrift eine Vertragsbindung eingeht. Es kann sein, dass er mit der Unterschrift einen Vertrag unterschreibt, der besagt, dass man das Paket so lange aufbewahrt und nichts damit macht, bis der Nachbar sein Paket wieder abholen kommt. Aber ob dies so ist, dass weiß ich leider nicht genau. Dies wäre schon einmal eine interessante Frage an DHL oder Hermes, ob diese dies überhaupt dürfen.
Deshalb, finde ich die Reaktion deiner Cousine etwas übertrieben. Natürlich ist es total frech, wenn der Nachbar das Paket öffnet, aber wenn sie nun eine Anzeige macht, stellt sich eher die Frage an wen. Es kann nämlich auch sein, dass die Anzeige sich dann an DHL oder Hermes richtet, solang der Nachbar mit der Unterschrift keine Vertragsbindung einging. Ansonsten ging der Nachbar natürlich illegal an fremdes Eigentum und dies grenzt schon an Diebstahl und dies wiederum, kann man natürlich zur Anzeige bringen, da ist gar nichts Falsches dran.
Also direkt eine Anzeige zu machen wäre schon sehr hart. Sie hat folgende Möglichkeiten: Sie akzeptiert es und lässt es weiter so laufen, sie ruft bei der Poststelle an und sagt, dass künftig keine Pakete mehr bei den Nachbarn bei ihr abgegeben werden sollen (eine Anzeige hätte vermutlich die gleichen Folgen).
Das Problem ist nämlich, dass der Nachbarin zunächst mal eine Straftat nachgewiesen werden muss und das ist in diesem Fall leider nicht wirklich möglich.
Eine wirklich schwierige Situation. Klar hat die Nachbarin da wirklich etwas falsch gemacht und es gehört sich nicht. Aber wenn sie dann behauptet es waren die Kinder und kommt damit durch, steht deine Cousine als die Blöde da.
Da es hier um eine sehr intime Sache geht, verstehe ich warum deine Cousine so reagiert. Ich meine man kann ja auch mal ein Paket mit sehr privaten Inhalt bekommen, Sachen die die Nachbarin eben nichts angehen und dann wäre es ja wirklich noch schlimmer, weil daraus Gerüchte entstehen können.
Rein rechtlich könnte sie zur Polizei gehen und ihre Nachbarin anzeigen, das Problem wird hier ein anderes sein. Sie muss mit dieser Nachbarin leben. Schließlich werden sie noch eine Weile nebeneinander wohnen. Man kann ja keinen Rechtsstreit haben und noch miteinander klarkommen, da es jetzt schon nicht toll läuft wäre das dann das absolute aus.
An ihrer Stelle würde ich klingeln und sagen, dass man mit den Kindern sprechen möchte. Stehen die dann vor einem, erklärt man ihnen freundlich das sie das eben nicht so schön fand, was da mit dem Paket passiert ist. Das wird der Nachbarin vielleicht peinlich sein und eventuell wird sie es lassen.
Vielleicht waren es ja wirklich die Kinder, die zum Zeitpunkt der Lieferung anwesend waren? Nur weil behauptet wird, dass die Kinder über das Wochenende nicht anwesend waren, bedeutet dies ja nicht, dass sie zum Zeitpunkt der Lieferung nicht vor Ort waren. Und selbst wenn es die Nachbarin gewesen ist, wird es schwierig ihr das Nachzuweisen. Vielleicht hat diese ja auch auf ein Paket gewartet und es lag eine Verwechslung vor.
Ich würde höchstens bei dem Paketdienst anrufen und verlangen, dass Pakete nicht mehr bei den Nachbarn abgegeben werden. Von einer Anzeige würde ich hier absehen, weil die Beweise nicht so prickelnd liegen. Nur weil eine Nachbarin zu neugierig ist, würde ich sie nicht gleich verdächtigen. Erst wenn die Lieferung unvollständig wäre und auf dem enthaltenen Lieferschein steht was anderes, würde ich mal direkt nachfragen.
Zum Montagmorgen kommt ein Paket und die Kinder waren doch angeblich nur übers Wochenende nicht zu Hause. Demzufolge dürften sie ja zum Wochenbeginn vor Ort gewesen sein und die Begründung ist damit glaubhaft. Also wozu aus einer Mücke einen Elefanten machen? Wenn es deiner Cousine nicht passt, dass diese Nachbarin ihre Lieferungen annimmt, dann muss sie das mit den Unternehmen (DHL, Hermes etc.) abklären oder direkt bei der Bestellung eine andere Lieferadresse angeben.
Ich würde hier nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen. Natürlich ist es nicht in Ordnung. Ich würde mich auch ärgern. Aber wenn aus dem Päckchen nichts abhanden gekommen und auch nichts beschädigt ist, würde ich die Sache auf sich beruhen lassen. Beweisen kann man ja nichts.
Ich würde es auch auf sich beruhen lassen, wenn man beweisen könnte, dass die Nachbarin das Paket geöffnet hat. Denn überlegen wir uns einmal, was passiert, wenn Strafanzeige gestellt wird. Die Folgen für die Nachbarin sind härter, als es der Tat angemessen ist. Sie braucht einen Anwalt, wenn es vor Gericht geht. Sie muss Geld zahlen für die Gerichtskosten. Wahrscheinlich wissen es bald alle anderen Nachbarn, was passiert ist und sie wird gemieden. Vielleicht erträgt sie die Scham über ihr Vergehen nicht mehr und zieht aus. Und das alles wegen eines einzigen Moments der Neugierde, dessen Folgen sie sich ganz bestimmt nicht bewusst gemacht hat.
Ich würde darüber wohlwollend schweigen. Ich weiß nicht, ob es die Möglichkeit gibt, bei Internetbestellungen oder Versandhausbestellungen anzugeben, dass man keine Abgabe des Paketes oder des Päckchens bei den Nachbarn wünscht. Vielleicht kann man es auch bei der Post angeben. Da müsstest du dich einmal beim Postamt informieren. Auf privaten Sendungen kann man die Absender ja bitten, eine entsprechende Nachricht auf das Päckchen schreiben lassen.
Das hier das Verhältnis nicht wirklich gut ist, kann aber auch daran liegen, dass deine Cousine es der Nachbarin nicht leicht machen will. Natürlich ist es ärgerlich, wenn die eigene Post bzw. eine eigene Sendung von "fremden" geöffnet wird. Aber es ist offensichtlich nichts entwendet worden! Dann sollte deine Cousine auch mal die Umstände betrachten, die die Nachbarin überhaupt in die Lage versetzt hat, so einen Irrtum zu begehen. Schließlich hat die Nachbarin deiner Cousine Umstände erspart, indem sie das Paket der Cousine angenommen hat. Allein das sollte positiv gewürdigt werden.
Jetzt auf der einen Seite der Nachbarin vorzuwerfen, sie spioniere nach, auf der anderen Seite aber in Blockwart-Manier wissen zu wollen, dass in dem Fall die Kinder der Nachbarin am Wochenende gar nicht da gewesen sein sollen (für die eigene Argumentation), ist nämlich schon hart! Wenn also deine Cousine selbst nicht der Nachbarin "nachspioniert", bleibt es eine Vermutung, dass die Kinder nicht da gewesen sein können. Und wenn das nur vermutet wird, besteht eine Restwahrscheinlichkeit, dass ausgerechnet an diesem Wochenende die Kinder eben doch da gewesen sein können. Und schon wäre die Nachbarin wieder in einem besseren Licht. Und es würde sich zeigen, dass Nachbarschaftshilfe nicht gedankt wird. Hier im Person der Nachbarin, die freundlicher weise das Paket annimmt (und damit alle Unannehmlichkeiten und Risiken auf sich nimmt) auf der einen Seite und auf der anderen Seite deine Cousine, die im Gegenzug für den Akt der Nachbarschaftshilfe an eine Anzeige denkt. Offenbar um sich für vergangenes zu "rächen".
Wenn wir dann schon bei der Anzeige sind, würde sich die Cousine vor der Polizei gänzlich lächerlich machen, weil die "Ausrede" der Nachbarin plausibel klingt (die Polizei wird die Kinder nicht verhören, um deren Zeugenaussage zu prüfen!) und offensichtlich nichts gestohlen wurde. Selbst zivilrechtlich ließe sich jetzt nichts machen, weil die Nachbarin noch nicht mal im Vorfeld aufgefordert wurde, in Zukunft keine Pakete mehr für eben die Cousine anzunehmen. Das wäre eigentlich die einzige Möglichkeit, die sich jetzt auch realistisch bieten würde. Deine Cousine spricht mit der Nachbarin und verbietet ihr explizit, in Zukunft Pakete anzunehmen, die für sie bestimmt sind. Und wenn sie hier sicher gehen will, spricht sie das mit den Zustellern ab und hängt wenn sei eine Lieferung erwartet einen Zettel aus, dass die Pakete bitte nicht bei Nachbarn abgegeben werden sollen.
Solange noch alles da und unbeschädigt ist, wird eine Anzeige nicht viel bringen. Wie soll man ihr denn nachweisen, dass es wirklich nicht nur ein Versehen war? Wenn deine Cousine nicht möchte, dass Pakete zukünftig bei ihren Nachbarn abgegeben werden, dann sollte sie sich eventuell bei der DHL-Packstation anmelden und ihre Pakete dorthin liefern lassen. Hermes-Pakete kann man in einem Paketshop hinterlegen lassen.
Wenn besagte Cousine bei so etwas bereits über eine Anzeige nachdenkt, scheint das nachbarschaftliche Verhältnis bereits hoffnungslos zerrüttet zu sein. Normalerweise würde man doch sagen, so etwas kann passieren, und im Normalfall würde ich von einem Versehen ausgehen.
Ich kenne das aus eigener Erfahrung: da hat die Nachbarin netter weise ein Päckchen für mich angenommen und offenbar auf dem Flur-Tischchen liegen gelassen, um es mir später vorbei zu bringen. Und später kam dann ihr Mann nach Hause und hat sämtliche Post geöffnet, natürlich erst einmal ohne Überprüfung der Adresse. Und als ihm auffiel, dass er das Buch mit Sicherheit nicht selbst bestellt hatte, war das Päckchen bereits offen. Das habe ich dann mit einer freundlichen Entschuldigung und einer zusätzlichen Tafel Schokolade überreicht bekommen, und damit war für mich die Angelegenheit erledigt. Ich wäre nicht auf die Idee gekommen, Anzeige zu erstatten.
Damit so ein Vorgang justiziabel ist, müsste ohnehin ein Vorsatz nachgewiesen werden, was, wenn Kinder im Haushalt leben, komplett unmöglich sein dürfte.
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