Ehrlichkeit gegenüber dem Chef
Ein Bekannte hat mir neulich wieder von einer interessanten Situation erzählt. Er hat neben seiner Ausbildung noch einen Aushilfsjob, um sein Gehalt ein bisschen aufzustocken und kommt damit auch klar. Neulich war es dann aber eben so, dass seine Chefin langsam mit dem Unternehmen nicht mehr zurecht kam. Da sie auch nicht mehr die Jüngste ist, ist das verständlich. Zu Beginn half dann erstnoch die Tochter aus, aber irgendwann ging es nicht mehr weiter, auch waren die Kunden zunehmend unzufrieden und beschwerten sich. Das Ergebnis war dann, dass seine Chefin selbst das Unternehmen abgeben wollte, sie würde jetzt eh in Rente gehen und war bereit das Feld für jemanden jüngeren zu räumen.
Auf jeden Fall sollte dann der neue Pächter kommen und mein Bekannter trat seine letzte Schicht an diesem Tag an. Die Chefin war auch da und bemühte sich mit einigen Helfern die Verkaufsräume wieder etwas auf Vordermann zu bringen. Ich habe an seiner Erzählung schon ein bisschen gemerkt, dass er etwas Mitleid mit seiner Chefin verspürte, was unter den Gegebenheiten vielleicht auch verständlich ist. Auf jeden Fall bekam er dann nach seiner Schicht seinen Lohn ausgezahlt und ging nach Hause.
Zu Hause dann zählte er vorsichtshalber nochmal nach, ob das Geld stimmte und rechnete seine Schichten zusammen. Dabei viel ihm dann auf, dass er etwa 40 Euro zu viel bekommen hatte. Er überlegte nicht lange und fuhr dann aber wieder zur Tankstelle zurück, wo er der Chefin die 40 Euro zurückgab. Die Chefin fand das zunächst auch sehr freundlich und meinte, er wäre ein ehrlicher Mensch. Anschließend meinte sie aber zu ihm, dass er heute ein Kassenminus im Wert von 8 Euro gehabt hätte. Diese 8 Euro wollte sie dann auch noch von ihm haben.
Naja, letztendlich eine bedauernswerte Wendung für ihn, ich denke ich als Chefin hätte es bei den 8 Euro belassen, wenn man schon 40 Euro wiederbekommen hat, die man falsch berechnet hat. So sehe ich das zumindest. Auf jeden Fall aber fand ich die Tatsache interessant, dass er wirklich das zurückgebracht hat was er zu viel bekommen hat. An sich ein moralisch sehr offener Schritt und ich denke, dass das auch nicht viele gemacht hätten, zumal er die Chefin eh das letzte Mal gesehen hat. Ich denke, dass es in erster Linie Mitleid war, weil das Unternehmen so schlecht lief.
Wie seht ihr das? Würdet ihr euch melden, wenn ihr zu viel Lohn bekommen hättet und das Geld wieder zurückgeben? Würdet ihr das davon abhängig machen, wie es mit dem Erfolg des Unternehmens momentan aussieht oder wäre euch das egal? Würdet ihr das eher tun, wenn ihr euch mit eurem Vorgesetzten gut versteht? Ich denke, dass ich das wirklich nur dann getan hätte, wenn ich mich etwa mit der Chefin auch persönlich gut verstanden und ihre momentane Lage hätte nachvollziehen können.
Das ist wirklich ein feiner Zug gewesen, das Geld zurück zu bringen. Das hätten wohl die wenigsten Mitarbeiter gemacht. Und ich muss ehrlich sagen, dass ich es auch nur dann zurück gebracht hätte, wenn ich mich mit dem Chef sehr gut verstehe. Aber bisher war es so, dass ich mit dem Chef kein enges Arbeitsverhältnis hatte, sodass ich das zu viel gezahlte Geld eher behalten hätte.
Als Chefin hätte ich ihm doch nicht noch die 8 Euro abgenommen. Das ist wirklich nicht nett, wenn man einen Mitarbeiter vor sich stehen hat, der gerade ganze 40 Euro zurück gibt. Vor allem weiß ich nicht, wieso die Chefin ihm das Geld erst dann abgenommen hat, als er nochmals zur Tankstelle fuhr. Wenn man den Kassenabschluss macht, dann ist es doch so, dass man eine eventuelle Differenz direkt bekannt gibt, und nicht erst später. Das finde ich schon ein wenig komisch, denn man weiß ja auch nie, ob es wirklich eine Differenz war, oder ob sich nicht vielleicht auch mal jemand anders an der Kasse bedient hat, nachdem die Kasse schon gezählt war. Einen nachträglichen Anspruch, kann man da doch gar nicht stellen.
Ich hätte das Geld auch zurückgegeben. Mir ist allerdings noch nie passiert, dass ich zu viel bekommen habe, höchstens durch "Verschwinden" von Überstundenzetteln zu wenig. Das Verhalten der Chefin ist nicht besonders menschlich, auch wenn es korrekt ist. Ich würde ihr nicht mehr entgegenkommen, aber sie ist ja anscheinend auch nicht mehr da. Bei solch einem Verhalten macht sich kein Chef bei den Mitarbeitern beliebt und muss sich nicht wundern, wenn die Mitarbeiter dann im Gegenzug Dienst nach Vorschrift machen, das heißt sich nicht besonders ins Zeug legen und auch freiwillig keine Überstunden machen-
Ich habe einmal vom Finanzamt eine höhere Steuerrückzahlung bekommen, als ich erwartet hatte. Es hatte wohl seine Richtigkeit. Aber ich habe es nicht verstanden und auch nicht nachgefragt. Es war ein größerer Betrag, den ich mich nicht getraut habe auszugeben. Ich habe noch nach einem Jahr Angst, dass das Finanzamt plötzlich schreibt, dass es das Geld wieder haben will.
Wenn ich im Supermarkt zu viel Wechselgeld bekomme, sage ich auch immer Bescheid, weil ich mir denke, dass es sonst die Kassiererinnen aus eigener Tasche bezahlen müssen. So hat es mir zumindest einmal jemand erklärt.
Ich habe eine Ausbildung in einem Betrieb angefangen. Diese wurde innerhalb der Probezeit durch einen Aufhebungsvertrag beendet, da ich und der Arbeitgeber unzufrieden waren. Im letzten Monat habe ich dann tatsächlich viel zu viel Geld überwiesen bekommen. Ich bin dann ebenfalls zu dem Betrieb noch einmal hin und habe gefragt, was es damit auf sich hat.
Es handelte sich dabei um einen Tippfehler der Sekretärin und er bat mich, das Geld zurück zu überweisen, was ich dann auch gemacht habe. Natürlich, hätte ich die 500 Euro gerade damals sehr gerne behalten. Aber so etwas macht man meiner Meinung nach einfach nicht.
Ich finde es sehr klasse von dem Herrn, das er so ehrlich war und das Geld der Chefin zurückgegeben hat. Das muss man in der heutigen Zeit in der man immer weniger Geld hat einem Menschen sehr hoch anrechnen. Moralisch echt klasse.
Aus Sicht der Chefin kann ich es zwar nachvollziehen, wenn sie das Kassenminus zurückfordert und das auch unabhängig von den 40€, da die 40€ ja ein Versehen waren und unter normalen Umständen wenn sich keiner vertan hätte, gäbe es nur diese 8€ Minus. Ich persöhnlich aber würde mich das garnicht trauen nach so einer netten Aktion noch Geld zu fordern und wäre glücklich, dass ich mir immerhin 32€ gespart habe.
Von deinem Bekannten finde ich das sehr anständig, dass er die 40 Euro zurückgebracht hat. Sicherlich hätte er sonst ein schlechtes Gewissen gehabt. Aber weniger fair finde ich das von seiner Chefin. Anstatt sich über einen solch ehrlichen Mitarbeiter zu freuen, will sie auch noch die Kassendifferenz von 8 Euro haben. Das ist zwar korrekt, aber menschlich nicht nachvollziehbar.
Bei mir gab es im letzten Jahr tatsächlich auch mal den Fall, dass ich der Meinung war, fünfzig Euro zu viel Lohn bekommen zu haben. Damals war ich in der Rechtsanwaltskanzlei, in der ich arbeite, noch stundenweise beschäftigt und die Abrechnung war unglaublich kompliziert, weil sie immer am 20. eines Monats stattgefunden hat und somit immer ein Teil des alten Monats in den aktuellen eingerechnet wurde und aus dem aktuellen Monat ein Teil in den neuen Monat mit rübergenommen wurde. Eines Tages haben dann meine eigenen Berechnungen mit der Abrechnung der Kanzlei tatsächlich überhaupt nicht übereingestimmt und ich konnte mir auch nicht erklären, wie es ausgerechnet zu einem solchen Betrag kommen kann, denn der war mir überhaupt nicht schlüssig.
Ich bin damals dann zu meiner Kollegin gegangen, die die Abrechnungen gemacht hat und habe sie gefragt, ob es wohl sein kann, dass mir fünfzig Euro zu viel abgerechnet wurden. Sie hat versucht, das nachzuvollziehen, allerdings dauerte dieser Vorgang ein paar Tage. In der Zwischenzeit hat mein Chef davon mitbekommen und wollte wissen, was genau für ein Problem vorliegt. Ich habe ihm kurz erklärt, wie ich die Sachlage sehe und er sagte, dass es nun nicht wirklich schlimm sei, wenn ich einmal fünfzig Euro zu viel bekommen würde. Das fand ich an sich ja ganz nett, aber mir geht es da um ein Prinzip. Damals wusste ich noch nicht, dass mein Chef mich nur wenige Wochen später richtig extrem unterstützen würde, wo er nur konnte, sonst wäre es mir vermutlich auch noch aus anderen Gründen wichtig gewesen, hier nichts untergehen zu lassen, das vermeintlich zu meinen Gunsten sein könnte. Aber das geht für mich generell nicht, ich will nicht zu viel Geld erhalten, wenn dieser Erhalt auf einem Irrtum beruht.
Es hat sich letzten Endes übrigens herausgestellt, dass diese fünfzig Euro ein Teil meines Urlaubs waren, der mir ausbezahlt wurde, weil ich meine Urlaubstage bis zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht genommen hatte. Mittlerweile ist die Abrechnung deutlich leichter geworden, weil ich keinen Aushilfslohn mehr bekomme, sondern mit deutlich mehr Stunden auf Teilzeitbasis eingestellt wurde, sodass ich nun immer dieselbe Höhe an Geld jeden Monat bekomme und diese komplizierte Abrechnung zum 20. eines Monats glücklicherweise ebenfalls komplett wegfällt. Ich bin aber auch heute noch froh, dass ich diese fünfzig Euro, die ich vermeintlich zu viel erhalten hatte, angesprochen habe und ich würde das auch jederzeit wieder so handhaben, weil ich alles andere nicht mit meinem Gewissen vereinbaren könnte, ganz unabhängig davon, ob es sich bei dem, von dem das Geld ursprünglich kam, um einen reichen oder um einen armen Menschen handelt, das ändert doch für mich nichts.
Ich verfahre auf dieselbe Weise übrigens grundsätzlich, wenn ich bemerke, dass mir jemand zu viel Geld zukommen lässt. Erst kürzlich war dies in einem Café der Fall, wo mir auch jemand zu viel Geld zurückgeben wollte. Ich meine, mich daran zu erinnern, dass es sich dabei um fünf oder um zehn Euro gehandelt hat, auf jeden Fall war es ein Geldschein aus dem unteren Bereich. Und ich habe nicht wirklich überlegt, ob ich auf diesen Fehler hinweise, sondern es einfach getan, wobei ich auch ehrlich gesagt nicht nachvollziehen kann, weshalb man das getan hat oder dass man es getan hat. Es sollte doch wohl selbstverständlich sein, dass man zu viel erhaltenes Geld zurückgibt, sofern man bemerken oder im Falle eines zu späten Bemerkens nachvollziehen kann, von wem man dieses Zuviel an Geld bekommen hat. Ich sehe keinen Grund, sich irgendwie in die Höhe zu heben, weil man hier ehrlich war, warum ist das denn nicht einfach selbstverständlich?
Ich denke schon, dass ich das Geld zurück gegeben hätte. Wenn später bei der Buchführung irgendwie herauskommt, dass die 40 Euro zu viel ausbezahlt worden sind, wirft es bestimmt kein gutes Licht auf den Mitarbeiter, weil ja wahrscheinlich schon erwartet wird, dass er seinen Lohn nach Erhalt auch überprüft. Das wäre dann kein guter Start in den Beruf mit einem neuen Chef.
An Stelle der Chefin hätte ich dann aber auf die 8 Euro auf jeden Fall verzichtet. Vielleicht hätte ich es erwähnt, aber dabei gesagt, dass ich es sehr gut finde, dass er so ehrlich war und deshalb ihm die 8 Euro nicht abnehmen werde. Irgendwie muss man dem Mitarbeiter doch das Gefühl geben, dass Ehrlichkeit sich lohnt. So wurde ihm eher das Gefühl vermittelt, dass er nie wieder so ehrlich sein sollte, weil es nichts einbringt.
Ich sehe es so, ist man heutzutage Unternehmer hat man auch nichts zu lachen. Das Leben ist für alle finanziell schwer und so würde ich es auf jeden Fall sagen und zurückgeben. Alles andere macht auch keinen Sinn. Man sichert sich so seinen Job, denn nur mit Ehrlichkeit hat man Bestand in der Berufswelt. Wer sagt denn, dass es der Chefin später nicht auffällt ? Und dann hat man ein schlechtes Verhältnis wegen 40 €. Ich bin da ehrlich und denke auch an den Chef, denn wirklich gut geht es keinem Unternehmen und alle haben zu Knabbern.
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