Hat der Titel einer Weinkönigin irgendwelche Vorteile?

Die Tochter einer Bekannten meiner Eltern ist in im letzten Jahr Weinkönigin in der Ortschaft geworden und die Gute bildet sich auf diesen Titel unheimlich viel ein. Seit dem sie Weinkönigin ist, hält sie die Nase hoch und redet mit dem "niederen Volk" kein vernünftiges Wort mehr. Die Mutter meint, dass ihr nun auch Türen und Toren für die Welt geöffnet sind.

Ich wollte die Dame nicht fragen, welche Türen und Tore es sind, weil sie sich wahrscheinlich dann durch mein Interesse noch mehr eingebildet hätte. Aber ich frage mich seit dem, welche Vorteile wohl der Titel zur Weinkönigin haben kann, dass man sich dermaßen was darauf einbilden kann. Welche Vorteile hat dieser Titel genau und welche Türen und Tore sind ihr nun geöffnet?

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Sie kann durchaus stolz auf diesen Titel sein, da es ja eine Vorentscheidung für die Wahl der Weinkönigin ihres Anbaugebietes ist. Wenn sie diese Wahl gewinnt, kann sie später deutsche Weinkönigin werden. Ich denke, dass man als Weinkönigin eines Ortes erst einmal keine besonderen Vorteile hat, außer auf Schützenfesten aufzutreten oder im Marketing für die regionalen Winzer zu werben. Ich denke nicht, dass man dadurch in Deutschland, geschweige denn im Ausland, berühmt wird oder viel Geld machen kann.

Aber als deutsche Weinkönigin hat man schon mehr Chancen, sich beruflich weiter zu entwickeln. Früher waren Weinköniginnen eher dörfliche Schönheiten, die gut tanzen konnten und im Dirndl eine adrette Figur machten. Heute zählen andere Kriterien, die für die Wahl entscheidend sind. Man muss fundiertes Wissen in Önologie und Weinverarbeitungstechnik haben. Außerdem muss man eloquent und schlagfertig sein, also über eine gewisse Intelligenz verfügen. Man muss verschiedene Fremdsprachen sehr gut beherrschen und exportspezifische BWL- und VWL-Kenntnisse besitzen.

Diese Fähigkeiten können durchaus der Eintritt für eine berufliche Karriere in einem großen Unternehmen bedeuten. Unabhängig davon darf man auch viel reisen, man repräsentiert den deutschen Wein, was schon ein tolles Gefühl sein muss. Allerdings sind damit ja auch Verpflichtungen verbunden, die man vielleicht nicht so gerne auf sich nimmt, wie langweilige Empfänge oder so etwas.

Ich denke nicht, dass so eingebildete Leute wie die Tochter der Bekannten eine Chance haben, deutsche Weinkönigin zu werden. Es gehört auch eine gewisse soziale und emotionale Intelligenz dazu, die diese Dame anscheinend nicht hat.

Ich glaube nicht, dass dieser Titel wirklich tolle Chancen eröffnet und denke, dass deine Bekannte und deren Tochter noch einmal ziemlich enttäuscht sein werden, wenn diese bei der Jobsuche nicht bevorzugt behandelt wird, obwohl sie doch "Weinkönigin" geworden ist.

Bei uns im Ort werden jährlich für ein Jahr gültig ähnliche Titel vergeben. Aber das ist eher eine ortsinterne Geschichte, die mehr Verpflichtungen als Vorteile mit sich bringt, weil man schließlich als Hiatervater oder Faschingsprinz(essin) auf allen Bällen und Festen anwesend sein muss. Längst nicht jeder der gefragt wird nimmt an, aber eine Ehre (innerhalb des Ortes) ist es natürlich schon.

Die Frage wäre aber doch dann die, welche Türen und welche Tore zur Welt bislang verschlossen waren und wieso sie dann genau durch diese Türen gehen will. Wenn sie im letzten Jahr Weinkönigin geworden ist, muss sie die Vorteile letztlich jetzt ummünzen, weil so langsam die Strahlkraft verloren gehen dürfte. Immerhin steht ja praktisch schon die Nachfolgerin in den Startlöchern.

Ich kann mir schon vorstellen, dass sie die Möglichkeit hat, sehr viele Menschen (Entscheidungsträger) aus der Wirtschaft kennen zu lernen. Hier kann sie Kontakte knüpfen, die ihr dann - wenn es passt - auch beruflich helfen können. Diese Kontakte muss sie dann aber pflegen und nutzen. Ansonsten verläuft sich alles im Sand weil sie hier der aktive Part sein muss. Ob aber dies regional begrenzen Vorteile wirklich ein "Tor zur Welt" darstellen, muss jeder selbst entscheiden.