Privatverschuldung eine Frage der Einkommensgruppe?

vom 02.06.2012, 22:56 Uhr

Die privaten Haushalte sollen ja nach statistischen Angaben sich immer mehr verschulden und ein Ende der Schuldenspirale ist wohl auch nicht in Sicht. Was die Statistiken jedoch nicht hergeben sind die dazu gehörigen Einkommen der sich verschuldenden Privatpersonen.

Was meint ihr denn dazu, sind Privatverschuldungen eine Frage der vermeintlich unteren Einkommensgruppen oder spielen diese eher eine nicht ausschlaggebende Rolle? Sind vielleicht mitunter Milieubedingte Einflüsse oftmals der Auslöser für auftretende Schuldenprobleme? Sind überproportional eher einkommensschwache Bevölkerungsgruppen Verschuldungsgefährdet oder zieht sich dieses Phänomen quer und repräsentativ durch
alle Einkommensgruppen?

» FinanzScout » Beiträge: 1063 » Talkpoints: 19,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich denken schon, dass einkommensschwache Personenkreise hier mehr betroffen sein werden, allerdings kann ich das jetzt nicht belegen oder genau begründen, es ist von meiner Seite aus ehrlich gesagt mehr schon ein Vorurteil. In den letzten Monaten bekommt man aber eben so Dinge mit, nicht nur im Bekanntenkreis, sondern auch aus den Medien (ob glaubhaft, wer weiß) und da bilden sich bei mir eben solche Vorurteile. Es ist etwa so, dass ich schon von bestimmten Personen weiß, dass sie zu Gelegenheiten wie Silvester oder den Feuerwerken nach der Kirmes mehr Geld für Alkohol und Feuerwerke ausgeben, als sie es sich eigentlich leisten können. Die Folge ist dann zwangsläufig die Verschuldung in anderen Bereichen, wo das Geld dann fehlt. Ebenso sind diese Personengruppen, also Gruppe mit generell niedrigen Bildungstandards und wenig Einkommen, auch mehr vom ''Modezwang'' sage ich mal, betroffen.

Ich kenne Leute, von denen weiß ich eben ganz genau, dass sich ihr Einkommen aufgrund einer Ausbildung oder sonstwas, auf wenige Hundert Euro im Monat beläuft. Dennoch tragen diese Leute irgendwelche Diesel Klamotten und stolzieren mit ihrem G-Star auf dem Brüstchen herum, weil sie das einfach brauchen, diese Leute brauchen Statussymbole und sind dafür bereit Unmengen Geld in Markenklamotten, iPhones und was weiß ich noch zu stecken. Die Folge ist Verschuldung (mir ist etwa von zwei Bekannten dieser Sorte bekannt, dass sie ihren Lohn schon ab und an in Vorschüssen bekommen müssen) auch etwa zu Weihnachten, wo die Eltern dann schon Kredite aufnehmen müssen, um sich die teuren Geschenke leisten zu können (so zumindest eine Studie).

Ich kann mir schon vorstellen, dass Mitglieder höherer Bildungsgruppen mit dem Geld eher verantwortungsvoll umgehen und sich vielleicht auch eher darüber im klaren sind, dass sie keine Statussymbole brauchen und diese daher auch nicht kaufen, wenn es ihnen finanziell nicht möglich ist. Aber wenn ich Sprüche höre wie ''Ich brauche Geld, ich will einen Diesel Gürtel'' oder ''das ist mein neues Lacoste T-Shirt'' und das von Leuten die so wenig im Monat verdienen dass sich nicht annähernd eine eigene Wohnung leisen können, dann ist mir eigentlich klar, wer eher dazu bereit ist, sein Geld zu verschwenden und sich zu verschulden.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich denke eher, dass sich die Schuldenhöhe mit dem Einkommen erhöht. Wer im Niedriglohnsektor arbeitet, wird kaum einen riesigen Dispo bekommen und auch bei Finanzierungen ist schnell Schluss. Wenn Silvester dann mal zuviel ausgegeben wird, dann ist dies vermutlich das Gehalt, was eigentlich für den ganzen Januar reichen sollte und zum Monatsende wird es knapp werden.

Bei Menschen mit höherem Verdienst, ist es dann nicht nur ein bisschen Alkohol und ein paar Raketen, sondern man mietet gleich eine halbe Diskothek. Schließlich kann man es sich ja leisten. Das Einkommen stimmt und einige meinen scheinbar, dass ihr Job absolut sicher. Dass das nicht der Fall ist, wollen die wenigstens sehen. Ebenso blicken manche irgendwann gar nicht mehr durch und vergessen, dass sie sich den großen Partybereich in der Disco eigentlich nicht leisten können, da man gerade die Maledivenreisen auf Pump gekauft hat, die Fahrzeuge nur Leasingautos sind und in der schicken Eigentumswohnung auch mal Reparaturen notwendig sein können. Wenn es schief geht, dann ist die Verschuldung meist wesentlich höher, als bei den kleinen Leuten, die nur ihr iPhone finanziert haben und sich durch die monatliche Rate kein Geburtstagsgeschenk mehr für Tante Gertrude leisten können.

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» Trisa » Beiträge: 3297 » Talkpoints: 31,17 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Schulden haben in den meisten Fällen nichts mit dem Einkommen zu tun, sondern mit dem praktischen Umgang mit demselbigen. Man kann beispielsweise ein sehr hohes monatliches Einkommen haben und dieses aber total falsch ausgeben. Sehr schnell ist man so in der sogenannten Schuldenspirale. Kann man allerdings mit dem Geld sehr gut umgehen, hat man die Gefahr der Verschuldung schon sehr stark verringert. Schulden entstehen nun einmal durch alle Arten von Finanzgeschäften.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Was die Vorurteile angeht, kann man schon sagen, dass diese schlicht Vorurteile sind und sich so nicht bewahrheiten. Eine Verschuldung hat nichts mit der Höhe der Einkommen zu tun, wobei sie dann die absolute Schuldenhöhe (also der Betrag) sicher unterscheidet! Aber es ist schlicht so, dass es sowohl den breiten Mittelstand treffen kann (Hausbau und dann Scheidung oder der Wegfall eines fest eingeplanten Gehalts), die obere Mittelschicht (erfolgreicher Selbständiger der sich hinsichtlich Investitionen überschätzt bei gleichzeitigem Wegbrechen von Bestandskunden) oder aber die gehaltsschwache "Unterschicht", die z.B. über einen gewöhnlichen Konsumkredit in Nöte geraten ist.

Überschuldung ist nicht immer dann ein Problem, wenn der Umgang mit Geld nicht gelernt wurde oder der Umgang mit Geld eben schlecht war. Vielmehr kommen viele Aspekte zum Tragen, die im Grunde jeden treffen können und unterschiedlich hart ausfallen können. Das kommt dann nämlich auf die Lebensumstände an. Jemanden, der gerade ein Haus finanziert, trifft ein Jobverlust anders, als eine Person ohne Schulden. Ebenso kann eine einfache Scheidung Menschen gänzlich aus der Bahn werfen, dass sie sich auch finanziell überschlagen. Krankheit oder der Verlust des Partners führen u.U. genauso zu Problemen wie Pech oder Überschätzung in geschäftlichen Angelegenheiten.

Was aber am liebsten thematisiert wird, ist der Arbeitslose der sich in Unmengen an Schulden stürzt, weil dieser unbedingt ein iPhone haben will und am Ende die Telefonrechnungen nicht mehr zahlen kann. Zwar mag diese Form der Unvernunft tatsächlich öfter vorkommen. Aber repräsentativ für das Thema sind solche Geschichten vermutlich nicht.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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