Zugfahrt ohne Vorzeigen der Fahrkarte möglich?

Ich komme gerade von einem Seminar, wohin ich mit dem Zug gefahren bin. Auf der Hinfahrt fuhr der Zug vom Hauptbahnhof meiner Stadt los. Es war praktische der Anfangsbahnhof. Da war es klar, dass der Schaffner, der dann nach einer ganzen Weile die Fahrkartenkontrolle durchführte, von allen Fahrgästen die Fahrkarten verlangte, da ja alle frisch in den Zug eingestiegen sind.

Auf der Rückfahrt nun aber war der Bahnhof, von wo aus ich eingestiegen bin, nicht der Endbahnhof und somit kam der Schaffner auch hier nach einer Weile und fragte wer nun beim letzten Halt neu zugestiegen ist. Daraufhin haben alle, die mit mir eingestiegen waren, ihre Fahrkarten vorgezeigt.

Nun frage ich mich aber, wie es ist, wenn jemand zwar neu zugestiegen ist, aber keine Fahrkarte vorzeigt. Könnte man ihn rein theoretisch übersehen und er würde vielleicht kostenlos mit dem Zug fahren können oder haben die Fahrkartenkontrolleure ein so gutes Gedächtnis, dass sie Lügner gleich enttarnen oder haben sie vielleicht einen Trick, wie sie sich die freien Plätze oder die zugestiegenen Fahrgäste leichter merken können? Da zum Beispiel gerade sehr viele Leute mit mir eingestiegen sind, da wir von einer großen Stadt aus los gefahren sind, könnte ich mir schon vorstellen, dass die Kontrolle der Fahrkarten nicht immer ganz leicht für den Schaffner ist. Was meint ihr dazu?

Ich denke, dass die Schaffner ein gutes Gedächtnis haben und meistens wissen, wen sie kontrolliert haben und wen nicht. Es gibt aber auch Strecken, wo man selten kontrolliert wird. Ich habe für unseren Verkehrsverbund eine Monatskarte, mit der ich auch die Regionalbahnen statt der S-Bahn nehmen kann. Ich fahre immer nur eine Station und werde eigentlich nie kontrolliert.

Ich weiß nicht, wie das mit den Fahrkarten für die Bahn mittlerweile ist. Kann man da auch öfters mit fahren, wenn sie vom Schaffner nicht abgestempelt wurden? Vor 35 Jahren bin ich immer mit einer Freundin jeden Freitagabend von unserem Studienort nach Hause und sonntags abends wieder zurück gefahren. Das waren immer ungefähr 30 Kilometer. Wenn der Schaffner kam und nach Zugestiegenen fragte, haben wir uns grundsätzlich nie gemeldet und so getan, als wären wir eifrig in ein Gespräch vertieft. Manchmal ging es gut, manchmal nicht. Die nicht abgestempelten Karten waren damals länger gültig und wir konnten sie dann mehrmals verwenden. Das war zwar der Bahn gegenüber nicht fair, aber als Studenten fanden wir das legitim, da wir wenig Geld hatten.

Wenn wir mit dem Intercity fahren, weiß der Schaffner immer, dass er uns schon kontrolliert hat. Ich bewundere dieses Gedächtnis. Er schaut die Leute kurz an und weiß offensichtlich, wer zugestiegen ist und wer nicht. Vielleicht lernt man diese besondere Fähigkeit, wenn man lange genug Schaffner ist. Selbst wenn wir nicht an unserem Platz sitzen, sondern unterwegs zum Speisewagen sind, kennt der Schaffner uns. Aber vielleicht sind wir auch nur besonders auffällig.

Da kann man sich die Frage stellen: Welcher Job ist überhaupt ganz einfach? - Ich denke es gibt keinen Job, der wirklich einfach ist, deshalb müssen Kontrolleure halt mit diesen Job auch klar kommen, schließlich haben diese sich diesen auch ausgesucht, also sollten sie diesen auch mit einer Leichtigkeit erledigen. Aber es stimmt, Kontrolleure müssen wirklich ein sehr gutes Gedächtnis haben, denn es ist wirklich schwer. Aber normalerweise, ist es nicht so, dass ein Kontrolleur völlig alleine unterwegs ist. Bei uns ist es so, dass ein Kontrolleur stets 2 Wagons hat, die er kontrollieren soll. Am Startbahnhof, werden natürlich die meisten Menschen schon durchkontrolliert. Und dann läuft der Kontrolleur stets ab jedem Bahnhof nochmal neu durch die Gänge.

Bei uns ist es aber nicht so, dass der Kontrolleur fragt, wer neu eingestiegen ist. Dies wäre völliger Schwachsinn, denn dann würden sich die Schwarzfahrer stets nicht melden. Bei uns wissen die Kontrolleure immer, wenn jemand neu eingestiegen ist und wer bereits in der Bahn saß. Wenn er sich gar nicht sicher ist, lässt er sich das Ticket halt doppelt zeigen, wenn es kontrolliert hat, wurde es bereits abgetackert. Somit reicht ein Blick für den Kontrolleur. Aber diese haben normalerweise ein super Gedächtnis, schließlich machen diese dies auch jeden Tag und haben dies nach Jahren auch viel besser drauf, als jeder andere Mensch. Außerdem erkennen die es, wenn jemand neu ist. Diese gucken immer etwas aufregender und Schwarzfahrer werden so wieso hibbelig. Das ist so auffällig, dass übersieht ein Kontrolleur nie.

Ich denke nicht, dass es jemals vorkommt, dass jemand übersehen wird. Normalerweise, merken sich die Kontrolleure die Gesichter und dies klappt auch super. Nachfragen im Wagon, bei wem er bereits geguckt hat, habe ich noch nie erlebt. Bei uns gehen die Kontrolleure immer direkt auf die Leute zu, die die noch nicht kontrolliert haben, zeigt also, dass sie ein super Gedächtnis haben. Einen Trick, wie sie Menschen leichter merken können, gibt es sicherlich. Bei dem einen merkt man sich seinen Schal, bei dem anderen die grüne Hose und bei den anderen Besonderheiten im Gesicht. Die werden schon einen Trick haben im Gedächtnis um sich so viele Menschen auf einmal zu merken. Und sicherlich ist es nicht leicht, aber es ist sein Beruf und auch dieser wird mit Übung ganz leicht von der Hand gehen.

Ich habe schon den Eindruck, dass die Schaffner sich ganz gut merken können, wer schon vorher in dem Zug saß und wer nun neu zugestiegen ist. Zumindest bei den Zugfahrten, die ich bislang gemacht habe, war es schon so, dass der Schaffner mich ein Mal kontrolliert hat, nachdem ich eben neu zugestiegen war und mich danach gar nicht mehr wirklich beachtet hatte. Es war auch nicht immer so, dass der Schaffner gefragt hat, wer neu zugestiegen ist, sondern meistens hat er gezielt die Fahrgäste kontrolliert, die neu waren.

Es ist sicher nicht leicht für den Schaffner, sich die Fahrgäste zu merken, die schon die Fahrkarte vorgezeigt haben, aber mit der Zeit werden sie da sicher eine gewisse Routine entwickeln. Es ist wahrscheinlich schon mal möglich, ohne vorzeigen der Fahrkarte zu seinem Ziel zu kommen, aber darauf ankommen lassen würde ich es nicht.

Ich fahre täglich mit dem Zug und da gibt es Tage, an denen wird gar nicht kontrolliert. Da fragt man sich dann, wozu man dann bezahlt hat. Aber ich habe ein zu reines Gewissen, als dass ich schwarz fahren würde. Ich denke aber Kontrolleure haben ein sehr gutes Gedächtnis, denn sonst brauchen sie den Job ja auch nicht zu machen. Ein fotografisches Gedächtnis ist da einfach wichtig und ich denke, dass sich da kaum einer drücken kann, die Fahrkarte zu zeigen. In bestimmten Zügen wie ICE wird aber immer kontrolliert, das liegt an den hohen Preisen, die man zahlen muss, um mit denen zu fahren.

Ich denke, dass sich die meisten Schaffner schon bei vielen Leuten merken können, wen sie grade kontrolliert haben und wen nicht. Meist ist es ja doch so, dass man sich die Leute, die vielleicht ein besonders auffälliges Aussehen haben, genau einprägt und sich dann vielleicht eher erinnern kann, ob man diese Person schon einmal kontrolliert hat oder nicht.

Ich kenne es eigentlich so, dass die Schaffner, wenn sich ihre Runden durch den Zug machen, die Leute eigentlich auch mehrmals kontrollieren, weil sie ja eben sichergehen müssen, dass diese Leute auch eine Fahrkarte haben und bezahlt haben. Ich habe es noch nie erlebt, dass ein Schaffner gefragt hat, wer neu dazu gekommen ist. Da wurden eigentlich prinzipiell immer die Karten von allen Fahrgästen kontrolliert, weil es vor allem bei längeren Fahrten so ist, dass man sich eben doch nicht alle Gesichter merken kann.

Mir ist es bisher auch so aufgefallen, dass die Schaffner meistens mitten während der Fahrt kontrollieren. Je nachdem wie lang der Zug ist und wie oft er zwischendurch gehalten hat, kontrolliert er dann entweder nur auf der einen Tour oder eben auch dann, wenn er zurück durch den Bus läuft. Meist ist es so, dass er nur einmal kontrolliert.

Natürlich hat ein Schaffner in der Regel ein gutes Gedächtnis und ich vermute fast, dass Personenerkennung auch etwas ist, das in der Anfangsphase dieses Jobs trainiert werden kann und muss. Ich vermute fast, dass jeder Schaffner in der anfänglichen Phase dieses Berufes für sich herausfinden muss, welche Merkmale einer Person er sich am besten einprägen kann, manche Schaffner dürften somit eher nach Gesicht filtern, Andere nach der Kleidung und wieder Andere vielleicht eher nach dem Verhalten. Außerdem ist es durchaus gängige Praxis, bei Unsicherheit lieber einmal zu viel als zu wenig zu kontrollieren, denn erinnert man sich nicht mehr an einen Fahrgast, dann ist es für diesen keine Zumutung, eine bereits abgestempelte Fahrkarte noch einmal vorzuzeigen.

Trotzdem gibt es zahlreiche Fälle, in denen man ohne Kontrolle davonkommt und ich muss zugeben, dass mir selbst das schon oft passiert ist, ohne auch nur ansatzweise eine böse Absicht dabei verfolgt zu haben. Der klassische Fall ist ein völlig überfüllter Zug oder ein Schaffnerausfall, dann passiert es oft, dass die Schaffner in einer einstündigen Fahrzeit gar nicht alle Abteile durchkämmen können und in den vorderen oder hinteren Abteilen die Kontrolle ganz ausbleibt. Das ist mir übrigens nicht nur in den billigen Regionalzügen passiert, sondern durchaus auch in ICEs, in denen die Kontrolle an sich doch eher verschärft durchgeführt wird. Außerdem gibt es dann noch ein paar typische Bummelzüge, in denen nur höchst selten überhaupt eine Kontrolle durchgeführt wird, dort scheint man das eher stichprobenartig zu machen, um zumindest regelmäßige Schwarzfahrer heraus zu
filtern.

Mir ist es auch schon einige Male passiert, dass ich irgendwo frisch zugestiegen bin und mich völlig in mein Hörbuch vertiefte oder einschlummerte. Dann kam wohl der Schaffner und fragte, wer denn noch zugestiegen sei, mangels Aufmerksamkeit meldete ich mich nicht und wurde daraufhin nicht ein einziges Mal gesondert angesprochen. Mag sein, dass man besonders rücksichtsvoll sein und mich nicht wecken wollte, ich glaube aber eher, dass man sich einfach nicht mehr wirklich an meine An- oder Abwesenheit erinnern konnte. Ich bin keine besonders auffällige Person, habe kein außergewöhnliches Gesicht und keinen extravaganten Kleidungstil; wenn ich nicht gerade mit meinem Blindenstock schwenke, hat man es schwer, mich im Gedächtnis zu behalten. Ich glaube ohnehin, dass das bei unauffälligen Einzelpersonen möglicherweise viel schwieriger ist als bei ganzen Reisegruppen, die zusammen in den Zug einsteigen und sich lautstark unterhalten. Menschentrauben kann man viel besser einordnen und sie werden selten übersehen, Einzelpersonen haben aber eine reelle Chance, auch wenn das nicht ausgenutzt werden sollte.

"Erschleichung von Leistungen" wie man das "Schwarzfahren" im rechtlichen Sinne nennt, ist natürlich möglich. Dafür gibt es dann entsprechende Strafen, wenn man erwischt wird. Außerdem kostet die Reise dann den doppelten Fahrpreis, mindestens aber 40€.

Auf längeren Strecken gibt es oftmals Personalwechsel, nach denen dann alle Fahrgäste nochmal kontrolliert werden. Außerdem haben Schaffner meist ein Auge auf "verdächtige" Fahrgäste. Ebenso werden Einzelreisende ohne Gepäck oder auffällige Merkmale von einigen Schaffnern beim Einsteigen "abgespeichert". Weiterhin solltest du bedenken, dass immer mehrere Schaffner in IC und ICE unterwegs sind und jeweils nur für einen begrenzten Bereich zuständig sind. Ein zusätzlicher Anhaltspunkt sind Platzreservierungen, wer auf einem Platz sitzt, der ab dem letzten Bahnhof reserviert ist, wird wahrscheinlich auch dort zugestiegen sein. Außerdem verstauen die zugestiegenen Gäste meist noch ihr Gepäck, hängen Jacken auf oder richten sich entsprechend auf ihrem Platz ein. Und dort wo zum Beispiel vorher ein Platz belegt war, fällt einem durchaus eine Veränderung auf, wenn aus dem BGS-Beamten, dem Rentnerehepaar oder der Partygruppe, plötzlich eine unscheinbare Frau geworden ist.

Ich habe schon den Eindruck, dass die ziemlich genau wissen, wen sie schon kontrolliert haben, und wen nicht. Ich habe mich in einem Zug mal, nachdem ich schon kontrolliert wurde, umgesetzt, da zufällig Bekannte von mir eingestiegen sind. Dort, wo ich gerade saß, waren nicht mehr genug freie Plätze, also sind wir ein paar Abteile weiter gegangen. Als der Schaffner dann wieder kam, hab ich meine Fahrkarte nochmal rausgeholt, weil ich sich sicher nicht dran erinnern, dass er mich ein paar Abteile weiter vorne schon kontrolliert hatte. Er wusste aber ganz genau, dass er meine Karte schon gesehen hatte.

Und ich denke, selbst wenn ein Schaffner sich nicht ganz sicher ist, lässt sich das ja schnell aus der Welt schaffen, indem man seine Fahrkarte einfach nochmal zeigt, auch wenn man schon kontrolliert wurde. Ich denke nicht, dass man weit kommt, wenn man einfach behauptet, bei der vorherigen Kontrolle schon da gewesen zu sein. Der Schaffner wird einfach drauf bestehen, die Karte nochmal zu sehen, und wenn es ein höflicher Mensch ist, wird er sich sicher auch entschuldigen, falls er sich geirrt hat. Wenn man aber stur darauf beharrt, die angeblich bereits kontrollierte Fahrkarte nicht nochmal zu zeigen, dann wird ja ziemlich schnell klar, dass die Person lügt und unter den anderen Fahrgästen wird sich sicher auch schnell jemand finden, der bezeugt, dass die fragliche Person gerade neu zugestiegen ist.

Erfahrene Schaffner haben ein ganz enormes Personengedächtnis! Bin Pendlerin auf einer Strecke und werde vom üblichen Personal (sind ja fast immer die gleichen Leute) erkannt und als alte Bekannte begrüßt. Also ich denke, die Fähigkeit gehört zum Job einfach dazu.