Mit dem Anwalt drohen ...
Scheinbar hört man immer häufiger Drohungen mit rechtlichen Konsequenzen. Heute auf der Straße hörte ich wie einige etwa acht Jahre alte Kinder sich zubrüllten "Meine Eltern verklagen deine, wenn du weitermachst. Die gehen dann zum Anwalt." Ich bin mir sicher, dass dahinter Eltern stehen, die auch ständig mit Anwälten und Klagen drohen.
Doch was möchte man mit solchen Drohungen als Erwachsener bewirken? Ist es vielleicht fast schon ein Erpressungsversuch? Möchte man sich nur wichtig machen? Oder ist es einfach Verzweiflung, weil man nicht weiter weiß?
Ich finde es durchaus in Ordnung, wenn man der gegnerischen Partei mitteilt, einen Anwalt aufzusuchen, wenn man selbst gar nicht weiterkommt und der Überzeugung ist, im Recht zu sein. Doch mir scheint es, als wird viel häufiger nur damit gedroht und wer wirklich anwaltliche Hilfe in Anspruch nimmt, droht selten vorher damit. Ganz abgesehen davon, dass Anwälte auch nur Menschen sind, und der Besuch bei einem Anwalt keinesfalls bedeutet, dass man auf jeden Fall im Recht ist.
Was haltet ihr von solchen Drohungen? Nutzt ihr sie selbst? Wenn ja in welchen Situationen? Geht ihr dann wirklich zum Anwalt oder hofft nur darauf, euren Willen nach der Drohung zu bekommen?
Früher war es, "dann hole ich eben meinen großen Bruder" heute ist es "dann gehen wir zum Anwalt". Kinder schnappen viele Dinge auf und wenn Eltern eben mal mit dem Anwalt zu tun haben und das dem Kind erklären, denken diese dann dass so ein Anwalt viel Einfluss hat und Probleme gelöst bekommt. Ich denke man sagt das aus Verzweiflung, weil man nicht weiß wie man alleine aus der Situation herauskommt. Ob das die Erwachsenen auch so sagen weiß ich nicht, allerdings muss man heutzutage mehr klagen, bzw. hat mehr Rechte, die man einfordern kann.
Ich drohe nie mit einem Anwalt, weil ich überhaupt keinen habe und auch keine Rechtsschutzversicherung. In Filmen sieht man ja oft Festgenommene, die dann zu jeder Tages- und Nachtzeit ihren Anwalt zur Verfügung haben. Es gibt anscheinend wirklich Leute, die wegen jeder Kleinigkeit zu einem Anwalt gehen, weil sie die soziale Kompetenz, ihre Probleme mit den Mitmenschen selber zu lösen, gar nicht mehr besitzen. Wenn Kinder so etwas sagen, haben sie es wahrscheinlich von ihren Eltern oder auch vom Fernsehen. Ich finde das schlimm, dass anscheinend fast jeder Nachbarschaftsstreit vor Gericht endet.
Die Drohung mit einem Anwalt würde mich gar nicht einschüchtern. Es heißt ja nicht, dass man nur deswegen Recht hat, weil ein Anwalt eingeschaltet wird. Meine Freundin, die Lehrerin an einer Privatschule in einem Bundesland ist, dass ich hier nicht nennen möchte, ist, schimpft immer über die Eltern. Wenn irgendetwas nicht so läuft, wie es die Eltern wollen, lassen sie gleich Briefe von Anwälten schreiben. Übrigens bekommen die Eltern vor Gericht fast nie Recht, wenn es hart auf hart kommt. Einmal hat zum Beispiel jemand einen verschärften Verweis bekommen, weil er im Internet gemobbt hat. Der Anwalt der Eltern hat sich zuerst ans Kultusministerium gewendet, von da aber einen scharfen Brief zurück bekommen, dass die Ordnungsmaßnahme eines verschärften Verweises für den Vorgang noch milde ist. Anwälte übernehmen natürlich gerne Streitigkeiten, sie bekommen ja in jedem Fall Geld dafür, egal wie es ausgeht.
Die Schüler drohen auch bei jeder Gelegenheit mit dem Anwalt, meine Freundin nimmt das aber nicht ernst. Einmal hat sie im Spaß zu ihren Schülern gesagt, dass sie sie nur noch in Beisein ihres Anwalts unterrichtet. Die Schüler haben den Spaß gar nicht verstanden und eine Diskussion darüber angefangen, dass man da ja mehr Stühle brauche und Ähnliches.
Ich finde die Anwaltsdrohung immer eher belustigend. Das erinnert mich an den Sandkasten, wo man mit dem großen Bruder, der Mama oder dem Fräulein Lehrerin bedroht wird. Meistens ist die Anwaltsdrohung doch nur Drohgebärde und eine leere Worthülse - immerhin ist ein Anwaltsbesuch auch nicht mal eben gemacht, verursacht Papierkram, Kosten, Ärger und Nerven. Das überlegt man sich entweder gut oder man ist ein Querulant. Ich drohe damit nicht, wenn ich es nicht ernst meine.
Wenn der Anwalt etwas übernehmen will muss es auch einen wirklich streitbaren Hintergrund dazu geben, denn alle anderen Dinge führen doch zu keinem Ergebnis. Was soll der Anwalt dort überhaupt machen? Er kann in der Tat nur eingreifen wenn beispielsweise wirklich eine gerichtliche Streitigkeit oder vielleicht eine strafbare Handlung vorliegt. Aber bei einer reinen Meinungsverschiedenheit hat man wohl keine Chance denke ich einmal. Daher kommt es wohl auch immer auf die vorhandene Situation an wenn mit einem Anwalt gedroht wird.
Viele Menschen fürchten sich immer noch vor Gefängnissen & co. Und falls jemand mit einem Anwalt droht, weiß man nie, ob derjenige es ernst meint. Als Drohender, versucht man zu zeigen, dass man einen noch in 'große Schwierigkeiten' bringen wird. Sozusagen: 'Ich kann dafür sorgen, dass du Geld zahlst oder hinter Gittern kommst, so toll bin ich!' Als Gegenreaktion wird natürlich erwartet, dass der Gegenüber sich fürchtet und aufhört, höchstenfalls sogar entschuldigt.
Jemand, der bedroht wird und davor auch Angst hat, denkt wahrscheinlich über alle möglichen Folgen nach. Lieber Aufhören, ganz nach dem Motto: Anstatt weiter anzustacheln: stoppen - vielleicht meint der's ja ernst! Ich persönlich habe fast nie Angst, wenn mir jemand mit einem Anwalt droht. Allerdings ist es auch situationsbedingt: wenn ich jemanden ein Spielzeug wegnehme - okay, da wird nichts passieren. Aber wenn ich das teure Auto zerkratze oder den Nachbarsjungen verprügel, da würde ich mich lieber zurückziehen. Man weiß ja nie.
monoc hat geschrieben:Viele Menschen fürchten sich immer noch vor Gefängnissen & co. Und falls jemand mit einem Anwalt droht, weiß man nie, ob derjenige es ernst meint. Als Drohender, versucht man zu zeigen, dass man einen noch in 'große Schwierigkeiten' bringen wird. :
Der Anwalt wird niemanden ins Gefängnis bringen. Auch wird man nun nicht unbedingt jemanden mit einen Anwalt gewisse Schwierigkeiten machen können. Wie soll das denn praktisch funktionieren. Kein Mensch hat in der heutigen Zeit vor einen Anwalt Angst höchstens vor der Polizei,denn die kann dich eben sofort bestrafen oder erst einmal verhaften.
Ich kann mich hier auch nur einigen Anderen anschließen. Diese sagen bereits, dass die Kinder früher gesagt haben "Ansonsten hole ich meinen großen Bruder" und Heute heißt es eher "Ansonsten hole ich meinen Anwalt". So hat es sich ins Leben gewöhnt, dass man bei richtigen Streitigkeiten sofort mit dem Anwalt droht, da die meisten Menschen dann Angst davor bekommen und die Leute, die damit drohen kennen einfach keinen anderen Ausweg, was ich eben so als Schwachsinnig empfinde. Man kann Sachen immer erst mit Wörtern regeln und muss nicht sofort bei Hilflosigkeit mit dem Anwalt drohen.
Ich selbst, sehe davon auch ab, mit dem Anwalt zu drohen, da ich dadurch nichts gewinne. Sicher ist es im Sprachgebrauch mittlerweile drin, aber ich halte nichts davon. Mit dem Anwalt zu drohen, ist doch im Grunde genommen nur ein Zeichen dafür, dass man sich nicht mehr weiß zu helfen. Wie oft erlebe ich es, dass bei uns welche die Einfahrt versperren und man schlecht mit dem Auto durchkommt. Es kommen genug Nachbarn und drohen sofort mit einem Anwalt und der Polizei. Aber wieso sofort drohen, wenn man einfach mit normalen Worten das Problem regeln könnte? Da verstehe ich den Sinn nicht bei.
Ich drohe nur mit dem Anwalt, wenn es auch ein wirklicher Grund ist. Letztlich habe ich bei einer Plattform etwas verkauft, aber habe nie das Geld bekommen. Auf einer normalen E-Mail haben diese nicht reagiert und so sah ich mich am Ende dazu verpflichtet, das Unternehmen mit einem Anwalt zu drohen und man sehe da, sofort habe ich eine Antwort bekommen. Sofort haben sie meinen Auftrag ausgeführt und urplötzlich war es auch sofort da. Das Geld habe ich aber noch immer nicht überwiesen bekommen und hatte wieder eine normale Nachricht geschrieben und es kam auch nach 3 E-Mails keine Antwort. Bei der letzten E-Mail habe ich wieder mit dem Anwalt gedroht (was ich auch machen würde) und schwups war das Geld am nächsten Tag auf meinem PayPal-Konto. Sehr merkwürdig.
Da man leider als Erwachsener bei manchen Dingen auch mit dem Advokaten drohen muss, damit überhaupt die Gegenseite reagiert, ist es doch durchaus normal, dass Kinder diese Worte übernehmen. Wie schnell der Nachwuchs etwas aufschnappt, weiß doch jeder der irgendwie Umgang mit Kindern hat.
Da reicht schon ein simpler Autounfall, wo man dem zahlungsunwilligen Verursacher einfach mitteilt, dass man die Sache einem Anwalt übergibt. Zudem kann man es im Fernsehen ja auch erleben, dass wirklich wegen jedem schiefen Blick gleich der Anwalt informiert wird. Also übernehmen es die Kinder. Und wer weiß schon mit was sie dann in 20 Jahren drohen.
Bei den Kindern fand ich es fast noch angebrachter, da denkt man sich, dass es eben Kinder sind, die das irgendwo aufgeschnappt haben. Bei Erwachsenen ist es eher lustig im negativen Sinne.
Und ich dachte dabei nicht einmal nur an private Auseinandersetzungen, sondern so manche Personen drohen scheinbar regelmäßig regelmäßig auch Unternehmen mit Anwälten. Sei es nun aufgrund von Schadensersatz, nicht funktionierender Telefonleitungen oder Internetverbindungen, weil das Werbeangebot ausverkauft ist oder der Handwerker nicht ordentlich gearbeitet hat.
Ins Gefängnis wird deshalb wohl niemand kommen. Und wenn es sich um Straftaten handelt, dann sollte man auch wirklich nicht nur mit Anwälten drohen, sondern dies zur Anzeige bringen. Doch was bringt es, der Vorzimmerdame, dem Handwerker oder Telefonanbieter (zumal man dort sowieso nur einen Lohnsklaven erreicht) mit dem Anwalt zu drohen? Vor allem, wenn man es dann letztendlich doch nicht macht. Und auch wenn es um private Streitereien geht, so kann man durchaus selbst eine Frist setzen, sich auch unabhängig davon anwaltlich beraten lassen und dann eben Klage einreichen, Anzeige erstatten oder was auch immer man selbst (oder der Anwalt) für sinnvoll hält.
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