Wie sagen, dass man die Telefonnummer nicht hergeben mag?

vom 02.06.2012, 07:05 Uhr

Ich arbeite derzeit, aber nur für zwei Monate, in einer Behindertenwerkstätte. Die Behinderten dort sind vom Herzen her zum Großteil wirklich sehr freundlich und nehmen einen gleich in ihr Herz auf. Da gibt es zum Beispiel auch den Jürgen (Name ist nun erfunden). Dieser Jürgen ist in erster Linie körperlich behindert. Er sitzt im Rollstuhl, hat aber auch sonst motorische Einschränkungen. Geistig hat er auch Störungen, die halten sich aber insofern in Grenzen, als dass man mit ihm durchaus ein normales Gespräch führen kann.

Die Behindertenwerkstätte macht auch regelmäßig so eine Art Flohmarkt, wo sie dann ihre Sachen verkaufen. Jürgen hat mir mit Feuer und Flamme erzählt, dass er das so toll findet und er sich so freuen würde, wenn ich auch nach den zwei Monaten zu den Märkten zu Besuch kommen würde. Das würde ich auch durchaus gerne machen. Ich habe ihm zwar gesagt, das sich das nicht jedes Mal machen kann, aber gelegentlich werde ich gerne kommen. Er hat mich dann gefragt, ob ich ihm meine Mailadresse geben kann, damit er mir schreiben kann, wann und wo so ein Markt ist. Da ich auch eine Mailadresse habe, die nicht rein privat ist, war das für mich in Ordnung und so habe ich sie ihm gegeben.

Nun hat er mir gestern schon ein Mail am Abend geschickt, dass er auch gerne meine Telefonnummer hätte. So wie ich ihn einschätze, würde er damit zwar durchaus keinen Missbrauch machen und ich glaube sogar, dass er sich dabei wirklich nichts denkt, aber dennoch möchte ich das ehrlich gesagt eigentlich nicht. Beim Mail ist es so, dass es wie gesagt nicht meine rein private Adresse ist, aber beim Telefon habe ich eben nur diese eine Nummer und ich habe kein berufliches Handy oder dergleichen. Auch wenn ich in diesem Fall glaube, dass er da nun nicht ständig anrufen würde oder dergleichen, ist für mich da meine Grenze erreicht.

Wie erkläre ich ihm nun am besten, dass ich das eigentlich nicht möchte. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass er wirklich vom Herzen her gekränkt ist, wenn ich sie ihm nicht gebe. Voraussichtlich will er dann ja auch eine Begründung dafür haben. Wie würdet ihr in dieser Situation am besten reagieren?

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich würde an Deiner Stelle einfach nur eine Mail zurück schreiben, dass Du Deine Nummer nicht weiter gibst und der Kontakt dann über Mail weiter laufen kann. Es hat nichts mit ihm zu tun, aber Du möchtest es nicht und bittest um sein Verständnis. Du gibst kaum jemanden Deine Nummer und wenn dann nur für den Notfall. Anders würde ich es gar nicht machen. Es ist immer schwer jemanden ein "Nein" zu sagen, aber wenn Du es wirklich nicht möchtest, dann brauchst Du auch keine Begründung, außer vielleicht, dass Du eben nie jemanden einfach deine Nummer gibst. Dieses hast Du noch nie getan und wirst es auch nicht.

» davinca » Beiträge: 2246 » Talkpoints: 1,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich würde ihm auch die Wahrheit sagen. Aber ich denke, wenn du es ihm selber sagen solltest, da es wesentlich freundlicher klingt als wenn du ihm eine Mail schreibst. Du kannst es ihm dann einfacher erklären, dass du deine Handynummer nicht einfach an alle weiter gibst. Sicherlich kann ich mir vorstellen, dass gerade solche Menschen öfters gekränkt auf solche "Zurückweisungen" (die du ja wahrscheinlich mit allen machen würdest) reagieren. Also müsstest du darauf achten, dass du ihm erklärst, dass du deine Handynummer normalerweise nie an "Fremde" weitergibst.

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» Kruemmel » Beiträge: 1280 » Talkpoints: 62,51 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich würde auch mit einer Mail antworten und eben schreiben, dass er dir nicht böse sein soll, aber das du deine Telefonnummer nicht preisgeben möchtest. Und ihr ja weiterhin über die Mailadresse Kontakt halten könnt. Du kannst ja sagen, dass du eh besser per Mail zu erreichen bist als per Telefon, da du eben nicht so oft zu Hause bist oder ähnliches. Oder schreibe ihm, dass dir der Kontakt per Mail einfach lieber ist. Das klingt immer noch nett und nicht direkt nach einem harten Nein, er bekommt die Telefonnummer nicht.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich bin auch ein Mensch, der seine Telefonnummer eher ungern weiter reicht, denn ich bin da sehr eigen mit. Da Jürgen ja deine Email Adresse hat, kann er ja Kontakt mit dir aufnehmen und ich würde ihm einfach eine Mail zurück schreiben und ihm darin erklären, das der Kontakt per Mail ausreichen muss. Schreib ihm einfach freundlich, aber ehrlich, das du deine Telefonnummer generell nicht gerne raus gibst und das es nichts gegen ihn selber ist. Ich denke, das es für ihn dann auch ok sein wird, wenn du es ihm freundlich in einer Mail schreibst.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich finde es auch manchmal schwierig, gerade wenn Leute es nicht einsehen wollen oder können. Natürlich ist auch niemand gerne "ein Fremder" oder "irgendjemand". Ich würde möglichst nahe bei der Wahrheit bleiben und dabei durchaus auch mit Privatleben erklären. Ob du es lieber persönlich oder per Mail erklärst, kannst du selbst am besten beurteilen, denn nur du kennst die entsprechende Person.

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» Trisa » Beiträge: 3271 » Talkpoints: 20,99 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Sage oder schreibe ihm doch einfach, dass du so um einiges besser zu erreichen bist, als per Telefon. Du kannst ja sagen, dass du dich immer ganz schlimm über liebe nette Mails freust. Ich denke er wird das schon verstehen. Du musst ihm halt klar machen, dass du ihn trotzdem noch magst und dass das nichts damit zu tun hat ob er die Nummer hat oder nicht. Ich finde es sehr wichtig, dass er weiß das du ihn nicht abschieben willst, sondern nur eben nicht deine Nummer rausgeben magst.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Da es sich ja im Grunde um einen beruflichen Kontakt handelt, denke ich, solltest Du es diesem Jürgen genau auf diese Art und Weise erläutern und auch, dass Deine Telefonnummer nun einmal Privatsache ist, die Du genau aus dem Grunde nicht herausgibst. Ich würde das schon so mitteilen und da auch nicht weiter um den heißen Brei herumreden, denn auch das geht sensibel vonstatten, wenn man sich eben die Mühe gibt. Man weiß zwar nie, wie der andere Mensch darauf reagiert und da mache ich selbst auch keinen Unterschied zwischen einem gesunden und einem eben nicht gesunden Menschen, aber wenn man etwas nicht möchte, hat dies der Gegenüber zu akzeptieren.

Ich denke, es reicht wirklich aus, wenn man da sagt, man möchte seine Privatsphäre bewahren und auch, wenn man der Meinung ist, der Gegenüber ruft nicht rund um die Uhr an, so ist es doch besser, es erst gar nicht darauf ankommen zu lassen und die Begründung mit "privaten Gründen" reicht doch absolut aus. Ich weiß auch nicht, wie man da noch eine Strategie entwickeln möchte oder müsste, auch, wenn es sich um einen behinderten Menschen handelt.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Die Wahrheit wäre natürlich ehrlich, würde aber schon eher schroff wirken und kommt eigentlich einer Zurückweisung gleich, weil für diese Person die Grenze zwischen beruflichem und privatem verschwommen ist. Das du überhaupt mit ihm in Kontakt gekommen bist, verdankst du deiner Arbeit. Für ihn hingegen war es wohl eher ein integraler Teil des Lebens. So kommt er vielleicht gar nicht auf den Gedanken, dass du wirklich in beruflicher Mission unterwegs warst.

Was hier im Thread aber auch schon empfohlen wurde, wäre anzugeben, dass du sowieso nur via Mail zu erreichen bist und das Telefon eher als "Anruferin" nutzt - nicht so sehr als "Angerufene". Versichere ihm einfach noch mal, dass du jede Mail auf jeden Fall bekommen und lesen wirst. Und im Gegenzug kannst du nach der Telefonnummer fragen, unter der er zu erreichen ist, so dass du bei bestehenden Fragen gerne auch anrufen könntest. Aber mache auch gleich deutlich, dass auch in so einem Fall eher mit einer Mail von dir zu rechnen ist.

Was du nicht tun solltest, wäre nach Rechtfertigungen zu suchen, warum du die Telefonnummer nicht hergeben willst. Du hast hier keine Chance es so zu erklären, dass du die Person nicht verletzen würdest, die nach der Nummer fragt. Denn das ist immer gleichbedeutend mit einem Mangel an Vertrauen und da fehlt dann oft das Verständnis.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Zuerst einmal würde ich sagen, du brauchst dich niemandem gegenüber zu rechtfertigen oder auch nur ein schlechtes Gewissen haben, wenn du deine Telefonnummer nicht weitergeben möchtest. Ob behindert oder nicht behindert würde da für mich keinen Unterschied machen. Du musst das nicht, Punkt, aus. Der Jürgen ist nun einmal ein beruflicher Kontakt, und ein bisschen professionelle Distanz ist dein gutes Recht.

Die Frage ist natürlich, wie du das Jürgen taktvoll und freundlich sagst. Ich gehe davon aus, dass ihr euch im Rahmen deiner Arbeit gut verstanden habt, und dass es als Kompliment aufzufassen ist, dass er in Kontakt bleiben möchte. (Wenn ich es recht verstehe, hast du über Mail ja auch kein Problem damit.) Du könntest versuchen, ihm zu erklären, dass dein Telefon nur für familiäre Notfälle etc. gedacht ist, und du normalerweise viel besser über Mail zu erreichen bist.

» arril » Beiträge: 739 » Talkpoints: 10,78 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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