Name von Baby erinnert an Fehlgeburt

vom 01.06.2012, 05:25 Uhr

Ich wusste nun keine passendere Bezeichnung für den Thread. Jedenfalls habe ich eine Schwester, die sehr lange versucht hat, ein zweites Kind zu bekommen. Sie wurde auch immer wieder schwanger, doch leider endete es dreimal mit einer Fehlgeburt. Bei der dritten Schwangerschaft war es so, dass das Baby schwerstbehindert gewesen wäre. Die Ärzte meinten, dass das Baby wohl kaum die Schwangerschaft überleben würde und falls doch, die maximale Lebenserwartung 8 Wochen gewesen wäre. Aus diesem Grund haben sich meine Schwester und mein Schwager für einen Schwangerschaftsabbruch in der 14. Woche entschieden.

Im Endeffekt war es dann so, dass das Baby kurz davor von sich aus verstorben ist. Für meine Schwester war das sehr schwer, das können sich viele sicherlich vorstellen. Ob sie einen wirklichen Umgang damit gefunden hat, weiß ich ehrlich gesagt nicht so genau. Sie hat sich dann entschieden, dass das Baby einen Namen bekommt und das Baby hat dann sogar eine eigene Urne mit den Überresten bekommen.

Jedenfalls wurde meine Schwester knappe drei Monate nach diesem Ereignis wieder schwanger und bei diesem vierten Versuch hat es endlich geklappt. Gestern hat sie ihr zweites (oder drittes oder wie auch immer) Kind geboren und das Baby ist zum Glück rundum gesund. Gestern habe ich dann auch den Namen von meinem kleinen Neffen erfahren. Er hat nun insgesamt drei Namen. Der erste Name ist ein sehr netter Name und auch gleichzeitig der Rufname. Dann gibt es ja Namen, wo es sowohl eine weibliche als auch eine männliche Form gibt. Ich nenne nun einfach als X-beliebiges Beispiel Andrea und Andreas oder so in der Art eben.

Jedenfalls ist es nun so, dass das Baby welches in der 14. Schwangerschaftswoche verstorben ist, ja auch einen Namen bekommen hat. Es war ein Mädchen und um beim oben genannten Beispiel zu bleiben hat es eben zum Beispiel Andrea geheißen. Nun heißt mein Neffe, der gestern geboren wurde mit dem zweiten Namen Andreas. Als ich das gelesen habe, habe ich ehrlich gesagt schon kurz geschluckt. Es ist nun nicht wirklich dramatisch, aber ein wenig habe ich mir schon überlegt, ob ich als zweiten Namen gerne den Namen meiner "verstorbenen Schwester" oder eben der Fehlgeburt haben wollen würde.

Irgendwo ist es schon in Ordnung, weil es meiner Schwester glaube ich wichtig ist, dass das verstorbene "Baby" eben nicht in Vergessenheit gerät, aber dennoch finde ich den Gedanken, dem nächsten Kind im zweiten Namen mehr oder weniger den gleichen Namen zu geben, dann doch etwas eigen. Wie das meine Schwester nun konkret sieht, weiß ich nicht, weil ich sie gestern nicht darauf angesprochen habe. Wie denkt ihr darüber? Wie gesagt, es ist nicht der Rufname, sondern eben "nur" der Zweitname oder dann eben wohl auch der Taufname.

Ich selber habe zum Beispiel auch drei Namen. Der dritte Name ist der Vorname meiner Oma und das freut mich auch sehr. Irgendwie bleibt sie dadurch ja doch auch irgendwie irgendwo "präsent". So könnte man das bei einem Baby natürlich auch denken, aber da ist es bei mir gefühlsmäßig dann ehrlich gesagt doch ein wenig anders. Vielleicht denke ich da aber auch einfach nur zu verzwickt.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich denke das ist gar nicht so verkehrt. Oft wird ein Zweitname auch von Großeltern genommen, die nicht mehr unter uns sind. Es ist schwierig zu beurteilen, ich selber hätte sicher nicht so gehandelt. Es ist ein eigenständiger Mensch und ich hätte dann lieber einen Namen gewählt, der nichts mit dem Baby zu tun hatte, welches gestorben ist.

Ich selber habe den Namen meiner Großmutter und meine Tochter hat auch den Namen als Zweitnamen erhalten. Da ein solcher Verlust von einem Kind sehr schmerzhaft ist, hätte ich keinen Namen gewählt, der mit dem Baby zu tun hat. Man wird zu oft an den schmerzhaften Verlust erinnert, den man selber erlebt hat.

Ich denke, es ist immer etwas anderes, wenn der Name eines Verwandten genommen wird, als von dem eigenen Kind, welches man nicht im Arm halten kann, aber in sich getragen hat. Es ist schwer auszudrücken. Für Deine Schwester war es die richtige Entscheidung, für mich wäre sie nicht richtig gewesen.

» davinca » Beiträge: 2246 » Talkpoints: 1,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Also ich denke ich hätte es nicht gemacht. Das Kinder oftmals mehrere Namen haben, kommt ja häufiger vor. Da werden dann eben noch die Namen vom Opa und Uropa genommen oder eben von der Oma. Das finde ich auch eine tolle Sache, denn so werden sie nicht vergessen und bleiben immer irgendwie in Erinnerung. Aber einem Kind noch einen weiteren Vornamen eines verstorbenen oder leider nicht geborenen Kindes zu geben, finde ich nicht gut.

Ich finde es schön das das andere Kind gut in Erinnerung behalten wird, aber das jetzige Kind ist eine eigenständige Person und hat mit dem leider verstorbenen Baby ja nichts zu tun in dem Sinne. Von daher fände ich es besser wenn man dem anderen verstorbenen Kind anders huldigen würde. Solche Sternenkinder dürfen nicht in Vergessenheit geraten, ganz klar. Aber ich finde auch das das andere Kind ein Recht auf etwas Eigenes hat. Und das soll jetzt wie gesagt nicht abwertend klingen, aber es ist eben meine Meinung.

» Kokeilla » Beiträge: 180 » Talkpoints: 6,98 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Du sagst, dass du mit deiner Schwester nicht richtig darüber geredet hast. Kann der Grund für diese Namensgebung nicht ein anderer sein? Vielleicht ist es so, dass bei dem leider verlorenen Kind die Namen Andrea und Andreas zur Auswahl standen, je nachdem, ob es ein Junge oder ein Mädchen würde. Dann hätte der Junge auch unabhängig von seiner verstorbenen Schwester Andreas geheißen. Ich würde mit deiner Schwester darüber reden, sonst bleibt bei dir immer ein ungutes Gefühl.

Wenn der Name aber wirklich als Erinnerung an die Fehl- beziehungsweise Totgeburt gegeben wurde, hat deine Schwester bestimmt Gründe dafür. Ich persönlich kann es aber schlecht nachvollziehen und würde nicht so entscheiden. Wenn man verstorbene Verwandte als Namen im Kind weiterleben lässt, so ist das ja eine konkrete Erinnerung an eine Person mit einem gelebten Leben. Das so benannte Kind kennt Geschichten aus diesem Leben, kann sich die Vorfahren als Vorbild nehmen, vielleicht stolz auf sie sein. Aber ein nicht gelebtes Leben in seinem Namen zu haben, fände ich nicht so schön, wenn ich selber betroffen wäre. Die Assoziation wäre immer Tod, wenn man den Namen erklären müsste und nicht Leben, auch wenn es schon vergangen ist.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Jeder geht eben anders mit so einem Verlust um. Ich denke, dass ich auch keinen Namen ausgewählt hatte, der dem des verstorbenen Kindes ähnlich ist. Aber für deine Schwester schien es ja wichtig zu sein und es handelt sich immerhin um Mädchen und Junge. Komisch fände ich es da schon, wenn es zwei Jungen gewesen wäre und das Baby dann den gleichen Namen wie das verstorbene bekommen hätte.

Außerdem hat das Baby ja nun einen anderen Rufnamen und wird nicht etwas bei dem ähnlich klingenden Namen gerufen. Ich finde es daher schon in Ordnung, wie deine Schwester das nun entschieden hat.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Man gibt vielen Kindern die Namen eines geliebten Verstorbenen. Ob es nun der erste Name ist, den das Kind trägt oder der zweite oder dritte Namen. Die Namen der Großeltern, die ein Kind bekommt leben auch selten noch. Ich habe auch als dritten Namen den Namen meiner verstorbenen Großmutter bekommen.

Ich finde es eigentlich schon schön, wenn ein Kind den Namen eines geliebten Verstorbenen bekommt. Da ist doch auch das verstorbene Kind immer in Gedanken. Auch wenn man es auch so nie vergessen wird. In deinem Beispiel ist es noch eine Abwandlung und was soll daran schlimm sein? Erstmal geht jeder mit der Trauer anders um und zweitens ist es meines Erachtens total egal, welchen Namen das Kind trägt. Wenn man individuelle Namen nehmen will, die noch keiner hat und auch nicht an einen Verstorbenen erinnert, muss man Namen erfinden.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Auch ich denke, dass jeder anders mit einem solchen Verlust umgeht. Der eine möchte gar nicht mehr daran erinnert werden und ein anderer hingegen möchte die verlorene Person immer in Gedanken bei sich haben. Daher wundert es mich nicht, dass eben Deine Schwester, tournesol, die männliche Variante des Vornames für das Neugeborene gewählt hat.

Ich denke auch nicht, dass Du verzwickt denkst, tournesol. Du bist wahrscheinlich einfach einer der Menschen, die etwas lieber komplett abschließt und da nicht mehr daran erinnert werden möchtest. Vielleicht hast Du aber auch bald Gelegenheit ausführlicher mit Deiner Schwester und Deinem Schwager zu sprechen, so dass Du dann auch erfährst, warum sie ihren jüngsten Spross so benannt haben.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Warum deine Schwester und ihr Mann dem kleinen Jungen den abgewandelten Names ihres verstorbenen Kindes gegeben haben, weiß man nicht genau. Aber sollten sie es gemacht haben, damit auch das behinderte, verstorbene Kind nicht in Vergessenheit gerät, sehe ich das nicht als richtig an. Niemand will ihnen das Gedenken an dieses Kind nehmen. Sie werden es auch im Gedächtnis behalten, ohne dem nächsten Kind solch einen Zweitnamen zu geben und das ist gut so.

Aber warum belasten sie ihren neugeborenen Sohn damit? Sie bürden ihm da eine Last auf, die er vielleicht nicht tragen kann, die ihn immer daran erinnert, dass dieses Kind sterben musste und deshalb er gezeugt wurde als Ersatzkind. Denn die beiden wollten, so wie ich das aus der Vergangenheit in Erinnerung habe, noch ein Kind haben. Das ist leider gestorben und deshalb ist der Junge praktisch ein Ersatz. Sollte er das erfahren – und das wird er bestimmt – könnte er sehr traurig werden, weil er ja nun den zweiten Vornamen hat, den ähnlich seine verstorbene Schwester bekam. Er wird den Namen nicht wollen, denn er fühlt sich als Lückenbüßer und wird den Eltern Vorwürfe machen. Ich kann solch einen Gedankengang des Jungen voll und ganz verstehen. Und ich verstehe auch dich, tournesol, verzwickt denken tust du keinesfalls, sondern richtig.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich hätte vermutlich auch keinen Namen gewählt, der dem des verstorbenen Babys ähnlich ist. Aber wie schon mehrfach erwähnt wurde, geht jeder anders mit einem Verlust um. Dadurch, dass man einen ähnlichen Namen wählt, wird man also ständig an den Verlust erinnert. Manche brauchen das, um damit abschließen zu können, andere möchten einfach ein neues Leben beginnen und verdrängen das Ganze dann. Welche Art nun richtig ist, lässt sich nicht sagen. Für jeden ist etwas anderes "normal" und hilfreich. Das kann man nur für sich selbst entscheiden.

Dass ein Kind als Zweitname den Namen eines verstorbenen Familienmitglieds bekommt, ist wirklich nicht so selten. Meistens handelt sich dabei um den Namen einer Person, die einem selbst sehr nahe stand. Den Namen möchte man dann sozusagen als Erinnerung weitergeben. Vielen Leuten fällt es leichter, mit einem Verlust umzugehen, wenn sie nicht ständig daran erinnert werden. Bei deiner Schwester scheint es eben nicht so zu sein. Das ist aber echt nicht ungewöhnlich. Vielleicht wird sich deine Schwester ja auch noch dazu äußern, warum sie ausgerechnet diesen Namen für ihren Jungen gewählt hat. Vielleicht wird dir dann ja auch einiges klarer!

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ob Deine Schwester nun aufgrund der vorhergegangenen Fehlgeburt den Zweitnamen an ihr Neugeborenes gegeben hat, ist für mich nicht wirklich erkenntlich geworden. Zudem handelt es sich ja jetzt um einen Jungen, davor war es ein Mädchen, welches leider nicht lebensfähig gewesen ist. Ich denke, in einem solchen Fall ist es schon in Ordnung, wenn das neugeborene Kind eben diesen Zweitnamen trägt. Würde es sich nun um das gleiche Geschlecht wie das vorherige Kind handeln, sähe ich es fast ein wenig wie Du und wäre da auch skeptisch, also, wenn nun zwei Mal der exakt gleiche Name vergeben worden wäre.

Ist es nicht möglich, dass Deiner Schwester der Name einfach so gut gefällt und dass es in dem Sinne nicht direkt einen Bezug zu dem anderen Kind gehabt hat? Wir hier können es nicht beurteilen, aber allzu sehr würde ich da keinen Zusammenhang suchen wollen und wenn doch, so würde ich das Thema dann doch einmal ansprechen wollen, auch, wenn es schwerfällt und wenn man damit womöglich Wunden erneut aufreißt.

Hätte sie den Namen eins zu eins übernommen, eben bei dem gleichen Geschlecht beispielsweise, so wäre es dann etwas gewesen, was vielleicht verwunderlich wäre. Aber andererseits haben meine Vorredner eventuell auch Recht, auch ein Kind, welches eben in einer Schwangerschaft verstirbt, ist ja im Grunde auch ein Lebewesen und ich denke, dass man damit auch eine gewisse Nähe zeigen wollte. Zudem handelt es sich wie Du ja schriebst, nicht um den Rufnamen, was das Ganze dann wiederum etwas in einem anderen Licht darstellen lässt.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


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