Fernsehstundenplan für Kinder

vom 30.05.2012, 13:51 Uhr

Ich hatte heute einen Termin in einer Behörde und musste ein wenig warten, ehe ich an der Reihe war. So konnte ich mir die Zeit damit vertreiben, ausliegende Broschüren mir anzuschauen und dabei fiel mein Blick auch auf einen Stundenplan. An sich dachte ich, es handelt sich hierbei um einen Stundenplan, der eben für die Schule gedacht sei, bis ich mir diesen Stundenplan mal genauer angesehen habe. Da hat sich doch tatsächlich jemand die Mühe gemacht, einen Stundenplan für Kinder zu erstellen, bei dem erlaubte Fernsehsendungen eingetragen werden. Aufgebaut ist er eben wie ein gewöhnlicher Schulstundenplan.

Auf dem Stundenplan finden sich auch einige Tipps, die allerdings jedem Elternteil und jeder Betreuungsperson bereits bekannt sein sollten. Es ist ja nun nicht das fehlende Wissen, sondern die mangelnde Lust an de Besänftigung mit Kindern, wenn vermehrt ferngesehen wird. Wie dem auch sei, ich habe da nun wirklich nicht schlecht gestaunt und würde gern mal Eure Meinung bezüglich des Fernsehstundenplans wissen.

Kennt Ihr einen solchen Stundenplan? Kommt dieser vielleicht auch bei Euch zum Einsatz? Was haltet Ihr davon? Für wie sinnvoll ist ein solcher Stundenplan zum Fernsehen zu betrachten oder ist es eher unsinnig, so etwas anzubieten? Welche Meinung habt Ihr dazu?

Benutzeravatar

» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ob man dazu nun unbedingt einen Stundenplan hat, weiss ich nicht. Fernsehzeiten bei Kindern zu begrenzen, halte ich aber für sehr wichtig. Die meisten Kinder sitzen den ganzen Tag vor dem Fernseher, weil sich keiner mit ihnen beschäftigt. Als ich noch Kind war, ahbe ich kaum fern gesehen. Nur Samstag Nachmittag den Märchenfilm. Sonst war ich die meiste Zeit draussen an der frischen Luft, habe mit Freunden im Wald gespielt, Kleider genäht und Möbel gebastelt für meine Barbie Puppe, oder mich mit meinen Haustieren beschäftigt. Und unheimlich viel gelesen, ich war eine richtige Bücherratte, nachts hab ich noch heimlich mit der Taschenlampe unter der Decke gelegen, weil ich nicht aufhören konnte. Wenn wir ehrlich sind, kommt doch sowieso nur Mist im Fernsehen, wieso sollten dann unsere Kinder zuviel davon sehen?

» dorilein » Beiträge: 100 » Talkpoints: 27,62 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich finde so einen Stundenplan unsinnig. Er macht das Fernsehen erst interessant. Vor allen Dingen meinen die Kinder dann, sie müssten den Plan dann so wie einen Stundenplan in der Schule einhalten.

Meine Kinder durften so viel Fernsehen schauen, wie sie wollten. Es war aber für sie gar nicht so wichtig, andere Dinge waren interessanter. Mein Sohn hatte einen Freund, bei dem es auch so eine Art Stundenplan gab. Er durfte nur bestimmte Sendungen schauen, ich weiß noch, dass damals Alf lief. Eines Tages war er zu der Zeit, als Alf lief, bei uns. Es war für ihn ganz wichtig, dass er sich diese Sendung anschaute. Vielleicht hätte er es ganz vergessen, wenn er nicht so nach Plan schauen durfte/musste. Ich habe ihn natürlich gucken lassen, weil ich ja wusste, dass er es durfte.

Mein anderer Sohn hatte einen Freund, der mit der S-Bahn fahren musste, um zu uns zu kommen. Manchmal war er über das Wochenende bei uns, manchmal war mein Sohn über das Wochenende bei ihm. Die andere Mutter hatte zwar keinen Fernseher, aber auch nichts dagegen, dass ihr Sohn bei uns schaute. Der Freund schaute sich bei uns oft die Sendung X-Faktor an, das ist zwar keine Kindersendung, aber ich fand es nett, wie die Kinder darüber diskutierten. Manchmal haben sie es aber auch einfach vergessen und fanden den Computer interessanter. Wenn wir einen Stundenplan gehabt hätten, wäre ihnen bewusst geworden, dass sie etwas verpasst hatten und hätten sich darüber geärgert. So war es aber egal.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Solch einen Plan kenne ich zumindest aus meiner Kindheit nicht und kann mich auch nicht erinnern, dass er wirklich nötig gewesen wäre. Als ich noch jünger war, gab es an sich klare Absprachen, was unter der Woche geschaut werden durfte und daran wurde sich dann auch gehalten. Am Wochenende konnte selbstverständlich mal eine Ausnahme gemacht und der erlaubte Fernsehkonsum ein bisschen erhöht werden, je nach Wetter war das aber absolut nicht nötig und der Fernseher rückte in den Hintergrund, zumal ich ohnehin mehr von Hörspielen als von der Flimmerkiste fasziniert war, sodass es auch kein Drama war, wenn ich eine der erlaubten Sendungen versäumte. Diese festen Regelungen, welche Sendungen geschaut werden durften, erledigten sich eigentlich so ziemlich von selbst, als ich mit elf oder zwölf Jahren meinen ersten Fernseher bekam und frei über das verfügen durfte, was ich mir ansehen wollte. Ich hätte es nicht übertreiben dürfen und wäre der Fernseher bei den unregelmäßigen Besuchen in meinem Zimmer zu oft gelaufen, hätte ich wohl auch einen Rüffel bekommen, aber ich war da immer unkompliziert und musste ganz im Gegensatz zu meiner Schwester nicht unbedingt angeleitet werden.

Was ich bei einigen Bekannten aber schon gesehen habe, ist eine Art Zeitkonto für den Fernseher oder alternativ auch eine Konsole. Dort wird eine Vereinbarung getroffen, dass beispielsweise täglich eine Stunde lang ferngesehen werden darf, die sich das Kind frei einteilen kann; ist diese Stunde verbraucht, bleibt der Fernseher für den Rest des Tages aus. Je nach Einsicht des Kindes habe ich es auch schon gesehen, dass die Zeit wöchentlich vergeben wird, ein Kind also die Erlaubnis bekommt, pro Woche zehn Stunden fernzusehen und sich diese Zeit frei einteilen kann. Wurde am Wochenende zu viel Zeit vor dem Fernseher verbracht, ist halt dann für die Woche nichts mehr übrig. Für dieses System kann es durchaus sinnvoll sein, einen Plan zu erstellen, der ist aber dann frühestens für Kinder ab dem Grundschulealter geeignet, immerhin setzt er ein ziemlich genaues Verständnis für Zeit voraus.

Einen Stundenplan, auf dem alle erlaubten Sendungen eingetragen werden, halte ich aber trotzdem für weniger sinnvoll. Wie Anlupa ja schon schrieb, ist es durchaus wahrscheinlich, dass ein Kind diesen Plan dann unbedingt einhalten möchte und es einen riesigen Aufstand gibt, wenn das aus terminlichen Gründen nicht möglich sein sollte. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass gerade bei jüngeren Kindern der Fernseher ohnehin in den Tagesablauf integriert wird, dass man sich zum Beispiel eben noch das Sandmännchen ansieht und es dann ins Bett geht. Gerade, wenn es ohnehin solche Rituale gibt, ist der Plan absolut überflüssig.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



An sich ist die Idee mit dem "Stundenplan" natürlich eine nicht sonderlich überzeugende Angelegenheit, da Schwachsinn. Mir persönlich fallen derzeit(und ich denke auch im Verlauf meines weiteren Lebens) keine sinnvollen Argumente ein, die dafür sprechen könnten, einen solchen zu verwenden. Ich betone noch einmal: Schwachsinn. Ich kann mir nicht vorstellen, was für verbitterte, alte, potthässliche Ökozippen sich so was ausgedacht haben.

Die Freiheit, die ein Kind genießt, sowie seine Kreativität sind damit stark eingeschränkt, ich verweise hier auf ähnliche Methoden, wie zum Beispiel Gummizelle. Zu deinen Fragen: Nein, vorher kannte ich ihn nicht, habe ihn mir hierfür extra angesehen. Ob er zum Einsatz kommt? Bist du sicher, dass diese Frage ernst gemeint ist? Ich hoffe nicht, denn das ist einfach nur geschmacklos. Wie schon mehrmals erwähnt, es ist unsinnig, gar Schwachsinn, einen solchen zu verwenden.

» pete8989 » Beiträge: 4 » Talkpoints: 1,59 »


Ich gehe nicht davon aus, dass ein Kind ein Stundenplan zum Fernsehen braucht. Man sollte mit seinem Kind klare Zeiten dafür ausmachen, wie "du darfst eine Stunde am Tag fernsehen". Ein Stundenplan birgt die Gefahr, dass Kinder ihn als feststehenden Plan, wie in der Schule sehen und ihn dann befolgen wollen. Das wiederum führt dazu, dass sie süchtig nach dem Fernsehen werden.

Kinder sollten möglichst wenig fernsehen, mit einem solchen Plan wird den Kindern die Entscheidung zur freien Freizeitgestaltung und somit Entwicklung eigener Kreativität abgenommen. Es ist somit schädlich für eine gute Entwicklung. Ich empfinde es daher als Frechheit, dass so eine Broschüre bei einem Amt rumliegt.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^