Setzt eine Bibliothekar Tätigkeit ein Studium voraus?

vom 29.05.2012, 21:10 Uhr

Wenn man Bibliothekar/in werden will, setzt diese Tätigkeit ein Studium voraus? Oder ist es ein Ausbildungsberuf? Welche Voraussetzungen braucht man um Bibliothekar/in zu werden? Was muss man für einen Schulabschluss haben? Wenn man studieren muss, welche Studienrichtung sollte man dann einschlagen? Wie lange dauert es, bis man Bibliothekar ist?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich wollte jetzt zuerst sagen, wieso eine Ausbildung zur Bibliothekarin, bei uns hängen ständig Schilder, dass sie Leute suchen, aber dabei handelt es sich natürlich um Aushilfsjob und ich denke nicht, dass du dies dein ganzes Leben in einer Bibliothek machen willst, wobei ich es mir eigentlich sehr ruhig vorstelle. Zufälliger Weise, war die Bundesagentur für Arbeit bei uns in der Schule und ich habe gerade für dich einmal in dem Heft nachgeblättert, was zu dem Beruf Bibliothekar steht und dort steht, dass man erst einmal eine abgeschlossene Schulausbildung hat. Hierbei spreche ich natürlich von einem Realabschluss oder ähnliches.

Danach folgt eine dreijährige Ausbildung zum Fachangestellten für Medien und Informationsdienste. Die Ausbildung dauert natürlich 3 Jahre, man kann aber auf 2,5 Jahre verkürzen. Wenn du sogar schon ein Abitur besitzt, ist die Ausbildung nur noch 2 Jahre lang. Es handelt sich hier, natürlich um eine Berufsausbildung, aber ich denke, dass ich dies nicht großartig betonen muss, sondern dass dies offen auf der Hand liegt.

Falls dir eine Ausbildung nicht ausreicht, kannst du gern auch noch in deine Richtung studieren gehen. Man kann auch eine Art wissenschaftlicher Bibliothekar werden (was ich mir jetzt auch immer darunter vorstellen kann). Dies ist ein anerkannter Beruf in Deutschland und gehört zu den höheren Schichten, was mich gerade doch schon sehr wundert. Hier steht, dass dies in Nordrhein-Westfalen (wo ich auch lebe), nur in der Uni Köln möglich wäre und man letztendlich Master of Library and Information Science genannt werden darf, ich muss sagen, dass der Name mich bereits schon überzeugt.

Ansonsten, kann man sich natürlich auch etwas eigenständig machen. Ich denke, dass Wikipedia da einiges ausspucken wird und auch auf der Seite der Bundesagentur für Arbeit, sollte man ein paar Informationen über diesen Beruf bekommen. Aber auf alle Fälle, sollte man eine Ausbildung haben, was schließlich auch verständlich ist. Es geht schließlich in einer Bibliothek nicht nur darum, Bücher zu sortieren.

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» Dennus » Beiträge: 1263 » Talkpoints: 0,61 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Die Ausbildung, von der Dennus hier spricht, habe ich vor vielen Jahren gemacht, als sie noch anders lautete – „Bibliotheksassistent/in an Wissenschaftlichen Bibliotheken“ nämlich. Für den Zugang zu dieser Ausbildung benötigt man kein Abitur, das ist korrekt. Allerdings ist die Arbeit eines Bibliothekars eine vollkommen andere und tatsächlich verhält es sich so, dass eine Vielzahl von Bibliothekaren eigentlich gar nicht ursprünglich aus dem Bibliothekswesen kommt, sondern ein Universitätsstudium als Mathematiker, Historiker oder sonst irgendeinem Studiengang abgeschlossen hat, das für wissenschaftliche Bibliotheken, oftmals aber auch für die öffentlichen, also die Stadtbüchereien, von irgendeiner Bedeutung ist.

Insofern werden auch Physiker, Chemiker, Religions- und Altertumswissenschaftler und all solche Fachleute als Bibliothekare gesucht, denn im Rahmen ihres Berufsbildes müssen diese Menschen als Bibliothekare vor allem eins tun: Literatur auswählen, die für die jeweilige Bibliothek interessant ist oder sie entsprechend ihrer Fachrichtung zuordnen und katalogisieren. Dafür ist eine entsprechende fachliche Vorbildung von unabdingbarer Wichtigkeit und gerade aus diesem Grund suchen sowohl öffentliche als auch wissenschaftliche Bibliotheken für ihre einzelnen Fachbereiche in der Regel Bibliothekare, die eben nicht Bibliothekswesen studiert haben – oder eben wenigstens nicht ausschließlich, denn wichtiger ist ihr fachliches Wissen in Bezug auf ihren Fachbereich, in dem sie in der Bibliothek eingesetzt werden sollen. Und das ist eben ihre jeweilige Wissenschaft, die auch in der Bibliothek einen besonderen Stellenwert hat.

Das bedeutet also, dass man zwar Bibliothekswesen studieren kann, aber nicht zwingend studiert haben muss, um als Bibliothekar in einer öffentlichen oder wissenschaftlichen Bibliothek angestellt zu werden. Ein Bibliothekar ist tatsächlich in der Regel jemand aus einem bestimmten Fachgebiet, so war damals die Dame, die sich um uns Auszubildende gekümmert hat, ebenfalls als Bibliothekarin angestellt, aber eigentlich hatte sie Geschichte studiert und sie hat dementsprechend auch als Bibliothekarin den Fachbereich Geschichte betreut. Bibliothekswesen hat sie übrigens nicht studiert, sondern tatsächlich ausschließlich Geschichte.

Wenn Du Dich in den einschlägigen Stellenbörsen mal gezielt umsiehst, wirst Du einige wenige Stellen finden, in denen Bibliothekare gesucht werden. Allerdings sind die meisten dieser Anzeigen eben auf Fachleute ausgerichtet, die für bestimmte Bereiche gesucht werden. So inserieren Universitäts- und sonstige wissenschaftliche Bibliotheken mittlerweile beinahe ausschließlich Bibliothekarsstellen in Fachbereichen, in denen sie entsprechend fachkompetente Personen suchen. Ist also beispielsweise in einer Bibliothek der Fachbereich der Naturwissenschaften freigeworden, so wird in der jeweiligen Anzeige ganz gezielt nach entsprechenden Bewerbern gesucht, die eine oder mehrere Naturwissenschaften studiert haben, ohne dass diese zusätzlich Bibliothekswesen studiert haben müssen. Wie lange es also dauert, bis man Bibliothekar ist, wenn man nicht gerade Bibliothekswesen studiert, hängt von der Dauer der jeweiligen Regelstudienzeit des entsprechenden Studienfaches ab, für das man sich entscheidet und natürlich auch davon, ob dann anschließend auch eine entsprechende Stelle an einer Bibliothek zu besetzen ist, die man zu guter Letzt auch noch bekommt.

Allerdings sind die Stellen insbesondere an wissenschaftlichen und Universitätsbibliotheken extrem rar gesät, weil es sich hierbei um Beamtenverhältnisse handelt, die nicht selten entweder als Stelle direkt gestrichen werden, sofern ein Beamtenstuhl frei wird oder eben schon gar nicht frei werden, weil kaum ein Beamter seine Stellung freiwillig aufgibt. Eine entsprechende Problematik hatten auch wir Beamtenanwärter damals schon, daran hat sich aber bis heute nichts geändert. Auch Stellen im öffentlichen Dienst an einer Bibliothek sind nicht gerade vorhanden wie Sand am Meer, also würde ich mich vermutlich nicht so gezielt auf eine Tätigkeit als Bibliothekar einstellen, sondern tatsächlich über einen Studiengang, der mich interessiert und mir auch andere berufliche Alternativen bietet, vorgehen. Wenn Du dann nach entsprechendem Studienabschluss einen Job als Bibliothekar(in) in Deinem Fachbereich findest, ist das natürlich optimal, aber gezielt dorthin orientieren würde ich mich nicht.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Bei uns werden in der örtlichen Stadtbibliothek auch Bibliothekare als Ausbildungsberuf ausgebildet. Das Arbeitsfeld in so einer Bibliothek unterscheidet sich aber grundlegend von Universitätsbibliotheken. Man muss es eben mögen, so nah am Leser zu arbeiten. In einer Stadtbibliothek räumt man natürlich auch nicht nur Bücher weg. Es kommen Kindergärten und Schulklassen, die in die Welt der Bücher eingeführt werden müssen. Deshalb sollte man Geschick im Umgang mit Kindern mitbringen und natürlich auch ein gewisses Interesse an Kinderliteratur, auch wenn man längst erwachsen ist.

Zudem sollte man sich hier unbedingt auch für Literatur interessieren und selbst gerne lesen. Man sollte auch immer informiert sein, was sich so bei den bekanntesten zeitgenössischen Autoren so tut. Wenn ein Leser in die Bibliothek kommt und den Bibliothekar in ein Gespräch verwickelt, was er oder sie denn davon halte, dass z.B. Günther Grass gerade eine seiner Aussagen getätigt hat, die einige Leute provozieren, dann sollte man da schon mit Spaß mitreden können und eine eigene Meinung dazu haben.

Zudem sollte man natürlich auch in der Freizeit gerne lesen. Natürlich wird man von den Besuchern einer Bibliothek in das eine oder andere Gespräch verwickelt werden, wie man das eine oder andere Buch fand, oder ob man besser Buch A oder Buch B von den Neuerscheinungen lesen sollte, wenn man diese und jene Autoren gerne mag. Da gehört auch oft eine gehörige Portion Einfühlungsvermögen dazu.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



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