Punkteschiebung beim Grand Prix - alle Jahre wieder?

Am Samstag fand der Eurovision Songcontest 2012 in Baku, Aserbaidschan, statt. Für viele "Das war ja klar"-Bemerkungen sorgte wie immer die Punktevergabe. Nachbarländer geben sich gegenseitig ihre "12 points", die ehemalige Sowjet-Union hält sowieso zusammen, egal, ob andere Länder besser waren, so zumindest der allgemeine Eindruck. Selbst der Kommentator warf an manchen Stellen Äußerungen wie "Na raten sie mal" ein, doch trotzdem erwähnte er eine wichtige Sache, die man bei solchen Bemerkungen nicht vergessen sollte.

Er erinnerte daran, dass die östlichen Länder eben dieser gemeinsame, eigensinnige Musikgeschmack verbindet und es nicht unbedingt alles mit Punkteschiebung zu tun hat. Nichtsdestotrotz kann man sich bei einigen Ländern immer darauf verlassen, dass sie ihre Höchstpunktzahlen an Nachbarn, politische Partner oder sonstiges vergeben. Natürlich ist es bei Deutschland genauso - als wir am Samstag vor dem Fernseher saßen, waren wir besonders enttäuscht, als wir von Nachbarn wie Belgien oder Dänemark nur wenig oder keine Punkte erhielten.

Was sagt ihr zu diesem "Phänomen"? Meint ihr, dass damit der Wettbewerb für Künstler aus bestimmten Ländern mit vergleichsweise wenigen intereuropäischen Beziehungen unfair wird oder begründet sich diese Punktevergabe allein auf dem gemeinsamen Musikgeschmack?

Es wird schon ein Aspekt sein, dass der Musikgeschmack bei diesen osteuropäischen Ländern ähnlich ist, aber ich denke, dass es nicht alleine daran liegt. Ich fand es schon immer etwas unfair, dass diese Länder sich immer gegenseitig die großen Punkte zu schoben und andere Länder, die oft auch besser waren, nicht gewinnen konnten.

Ein wenig soll sich das ja nun geändert haben, seit die Stimmen zur Hälfte von einer Landesjury und zur Hälfte von den Zuschauern vergeben werden. Allerdings ist von einer Änderung am Samstag wieder nicht viel zu merken gewesen. Ich fürchte, dass man sich damit einfach abfinden muss, wenn man den Eurovision Songcontest weiter sehen möchte.

Die Punktevergabe ist ja schon seit Jahren so. Natürlich scheiben sich die Nachbarn die Punkte zu. Besonders Staaten, die vorher zusammengehört haben, sind besonders betroffen, bzw. ja der ganze Ostblock. Das liegt nun mal auch daran, dass die Menschen dort eben zum Beispiel den gleichen Musikgeschmack haben. Die Tradition und Kultur ähneln sich in diesen Ländern einfach, immerhin haben die Länder die gleiche Grundgeschichte.

Länder wie Irland und Groß Britannien und Spanien und Portugal haben zum Beispiel auch enorme Gemeinsamkeiten. Deutschland bekommt ja auch Punkte besonders aus den Nachbarländern, allerdings ist es schon ab und zu verwunderlich, warum dann doch nur so wenige. Vor allem bei Österreich und Schweiz fällt das doch auf. Aber die Länder stehen nun mal für sich und haben sich schon vor sehr langer Zeit abgekapselt.

Trotzdem muss man auch anmerken, dass Lieder, die wirklich gut sind und den Nationen gefallen, egal welches Land, trotz allem oft gewählt werden. Schweden ist doch dieses Jahr wieder das beste Beispiel: Trotz Nachbargeschiebe, gab es viele 12-Punkte Vergaben aus allen Nationen. Oder mal ganz banal unser eigener Gewinn mit Lena. Deutschland war immer ganz hinten, da die Songs schlecht waren und wir keine Garantie von den Nachbarländern hatten. Dann hatten wir das richtige Lied und aus den sehr vielen Ländern hohe Punktzahlen.

Dazu trägt glaube ich auch die Jurys in den Ländern bei. Immerhin muss diese Jury ja eigentlich unparteiisch sein und nur die Musik bewerten. Fünfzig Prozent der Stimmen kommt dann von der Jury. Dadurch sind bestimmt auch die guten Lieder immer vorne mit dabei.

Immerhin ist es für westliche Länder auch noch möglich, den ESC zu gewinnen. Vor 2 Jahren hat, wie wir alles wissen, Lena für Deutschland gewonnen und dieses Jahr ist es eben Schweden. Wäre das ganze wirklich so unfair, müsste jedes Jahr ein Ostland gewinnen. Und klar hat das auch viel mit dem gemeinsamen Musikgeschmack der Nachbarländer zu tun. Mir gefiel beispielsweise der Beitrag aus Dänemark oder eben der schwedische auch besser, als die Sänger aus Albanien, Serbien usw. Einfach, weil mich deren Musik nicht so sehr anspricht.

Zunächst sollte vielleicht die Sache insofern geerdet werden, als das festzuhalten ist, dass es sich um keine entscheidende Abstimmung im Weltsicherheitsrat handelt, sondern um einen schnöden Gesangswettbewerb, der früher eher die "ältere Generation" angesprochen hat. Die Bedeutung und Wichtigkeit, unabhängig von "Lenas" Erfolg, ist demnach eher gering, so dass sich hier keine Gemüter wirklich erhitzen sollten.

Dann davon sprechen zu wollen, dass andere "Länder" besser gewesen sein sollen, ist mindestens lustig, weil ein Besser hier ja erst an den Stimmen/Punkten (wenn überhaupt) gemessen werden kann. Oder will hier jemand objektive Kriterien nennen, warum der Beitrag aus Russland oder Serbien nur auf die Plätze zwei und drei gekommen ist? Und der Beitrag aus Zypern doch, auch völlig ohne Ton, wesentlich anschaulicher war, als der unpassende Tanz aus Schweden? Musik ist nichts absolutes und wenn ich an experimentellen Jazz denke, so kann auch was als "schön" gelten, was mir persönlich Schmerzen bereitet.

Hier im Thread ist ja dann auch noch angedeutet, dass hier die regionalen Besonderheiten hinsichtlich Musikgeschmack zum Tragen kommen. Das es da zwischen den Ländern der GUS Staaten oder aber im ehemaligen Jugoslawien Ähnlichkeiten im Geschmack gibt, ist der jeweiligen Bevölkerung nicht anzulasten. Daher ist der Titel des Beitrags: "Punkteschiebung" sicher mindestens "unglücklich" gewählt. Es handelt sich mitnichten um eine Art der Schiebung!

Nachdem aber tatsächlich die "Hauptsponsoren" bei dieser "Zuschauergeschichte" Gefahr laufen, wirklich regelmäßig "weniger" Punkte (also nicht den Geschmack der Zuhörer treffend) zu erhalten, ist eine Expertenkommission zwischengeschaltet worden, die das Schlimmste (permanente Siege im osteuropäischen Raum) zu verhindern.