Neue Wohnung oder Haus mit Salbei ausräuchern?

Ich musste doch lachen, als ich von einer Bekannten gehört habe, dass sie, bevor sie in ihr Haus gezogen ist, erst mal das komplette Haus von unten bis oben mit Salbei ausgeräuchert hat. Sie erzählte mir, dass sie mit dem stinkenden Salbei durch das ganze Haus gegangen ist und dabei die Wünsche gesagt hat, die sie für die Zukunft mit dem neuen Haus hat.

Ich weiß, dass das irgendwas mit Feng-Shui zu tun hat. Aber ich habe mich dann doch gefragt, wie man auf so einen Unsinn kommt, dass man damit die bösen Geister der Vorbesitzer oder der Vormieter aus der Wohnung oder dem Haus treiben kann.

Hat das schon mal jemand von euch gemacht? Warum macht ihr sowas? Denkt ihr wirklich an den Zauber? Wie bekommt ihr dann den Gestank des Rauches von dem Salbei wieder aus der Bude? Ich muss ja sagen, dass ich dafür absolut kein Verständnis habe. Irgendwie fehlt mir da der Glaube und der Verstand, dass so was etwas bringen soll.

Nenne es Aberglauben, aber solche Brauchtümer mit rauchenden Kräutern oder Harzen Räume zu reinigen sind ziemlich alt. Ein bekanntes Beispiel findet man in den Riten der katholischen Kirche, wo zu höheren Feiertagen Baumharze als Weihrauch geräuchert werden. Die drei Könige aus dem Morgenland haben nach den Überlieferungen der Bibel dem kleinen Jesus, der als neuer König begrüßt wurde, als super exklusives Geschenk Weihrauchperlen mitgebracht. Das illustriert so ein bisschen die Wertschätzung solcher Räucherrituale in der Vergangenheit. Zu Zeiten der Pest wurde im Mittelalter auch viel experimentiert, ob man mit Kräuterrauch die Ansteckungsgefahr minimieren kann. Manchen Mitteln wurden hier auch wahre Wunderkräfte nachgesagt. Das Räuchern mit Salbei kommt meines Wissens eher aus der schamanischen Kultur der nordamerikanischen Ureinwohner, nicht vom Feng Shui. Aber vielleicht gibt es diesen Ritus auch beim Feng Shui, ich weiß ja auch nicht alles.

Bei solchen Ritualen, die so alt sind wie das Räuchern mit duftenden Planzen gehe ich schon davon aus, dass der Nutzen vermutlich doch vorhanden ist. Schließlich wäre es sonst unwahrscheinlich, dass sich solche Vorgehensweisen über den halben Globus unabhängig voneinander gebildet und erhalten haben. Was es nun bewirkt, ist sicherlich noch zu beweisen oder zu widerlegen. Auf jeden Fall mag ich es gerne, mal ab und an ein japanisches Räucherstäbchen zu entzünden (die riechen dezenter als die indischen) oder auch mal mit Salbei zu räuchern. Allerdings nehme ich beim Salbe keinen ganzen Büschel, sondern räuchere dezent mit einem oder zwei Blättern. Das ganze riecht dann frisch würzig und reinigt ganz gut Gerüche wie Knoblauch oder Kohl, die so als Küchendünste gerne dicke Luft machen. Wenn man dann lüftet, riecht es wieder wunderbar frisch.

Wenn dann ein paar schlechte Geister die Wohnung mit verlassen, ist das natürlich auch nicht zu verachten, aber bei mir ist das nicht der eigentliche Zweck. Ich mag solche natürlichen Lufterfrischer lieber als das, was die Parfumindustrie so herstellt. Die ganzen Lufterfrischersprays und Duftsteine finde ich zum großen Teil noch aufdringlicher als Knoblauch und sonstige Küchendünste. So ein Melonen- oder Fichtennadel-Lufterfrischer oder sonstige Sorten die ich bislang kenne ist mir meist zu künstlich und viel zu intensiv. Zudem riechen solche industriellen Lufterfrischer von der Öffnung der Packung an relativ kontinuierlich die nächsten Wochen. Mit Räucherwerk kann ich selbst bestimmen, wann ich wie viel Duft haben möchte und die Sorte von Mal zu Mal wechseln.