Wie einen weltfremden Menschen definieren?

Den Ausdruck, dass man einen Menschen, der sehr naiv ist als weltfremd bezeichnet, kennt ja wohl fast jeder. Aber nicht nur Naivität ist ein Zeichen für Weltfremdheit. Wie würdet ihr einen weltfremden Menschen definieren? Was macht für euch einen weltfremden Menschen aus und warum ist dieser Mensch dann weltfremd für euch?

Für mich ist eine weltfremde Person jemand, der mit den einfachsten Dingen überfordert ist. Eine gewisse Naivität gehört natürlich auch dazu, aber das ist es nicht alleine. Es wirkt bei weltfremden Personen einfach so, dass sie viele Dinge nicht mitbekommen und in ihrer eigenen Welt leben. Außerdem haben weltfremde Menschen schon mal Ideen, z.B. für Erfindungen die aber entweder keiner braucht, oder die einem keinen Nutzen bringen.

Vielleicht als Alien? Nein, nur ein Spaß. Ein weltfremder Mensch. Das ist sehr schwierig. Da sich jeder Mensch in dieser Welt befindet und jeder Einwohner Deutschlands als Mitglied des Staates gewertet wird, kann man rein faktisch gesehen nicht von weltfremd sprechen. Kein Mensch kann laut genauer Wortherkunft und Definition weltfremd sein. Der Begriff wird sehr inflationär verwendet.

Jedoch kann man es eingrenzen. Als weltfremd würde ich ebenfalls einen naiven Menschen bezeichnen. Einen Menschen, der die Welt nicht versteht und überhaupt keine Empathie für deren Struktur aufbringen kann. Jemand, der mit seinem Denken und dem Verhalten nicht in diese Welt passt. Nun könnte man aber noch einen weiteren Aspekt hinzuziehen. Sind geistig oder körperlich behinderte Menschen weltfremd? Denn im Prinzip kann man hierbei von einer wirklichen Fremde der Welt sprechen. Ein Mensch, der von Geburt aus blind ist, dem sind sämtliche Farben und Bilder der Welt fremd. Ein Mensch, der von Geburt aus gelähmt ist, der wird nicht wissen, wie es sich anfühlt, eine lange Strecke zu joggen.

Dieses ist natürlich eine besondere Weltfremde. Jeder Mensch legt manchmal ein Verhalten an den Tag, das ich gut und gerne als weltfremd bezeichnen würde. Dies bezieht sich aber nur auf einzelnes Verhalten oder gewisse Eigenschaften, weshalb ich diesen Menschen trotzdem nicht als weltfremd bezeichne.

Ich denke, dass es immer eine gewisse Sache der Ansicht ist, wenn man sagt, dass jemand weltfremd ist. Für mich selbst gibt es auch mehrere Eigenschaften, die einen Menschen, der weltfremd ist, beschreiben. Das Erste wäre hier, dass der Mensch zum Beispiel sehr naiv ist und wirklich immer an das Gute im Menschen glaubt. So was ist auf Dauer immer nervig und ich finde es dann aber auch immer nicht grade schön, wenn man mitansehen muss, wie andere Menschen diese Naivität ausnutzen.

Des Weiteren denke ich noch, dass Menschen weltfremd sind, die mit den einfachsten Dingen überfordert sind. Dazu gehört eben auch, wie oben schon gesagt, einschätzen zu können, ob einen andere Menschen nur ausnutzen. Außerdem sollte man auch, wenn man nicht weltfremd ist, sein eigenes Leben wie die anderen Menschen auf die Reihe bekommen.

Ich verstehe unter einem weltfremden Menschen einen Idealisten, der die Realität nicht sieht. Weltfremd ist jemand, der zum Beispiel sein Fahrrad nicht abgesperrt draußen stehen lässt und meint, es würde nicht gestohlen, weil das ja verboten ist. Oder jemand, der meint, Kinder machen immer freiwillig die Hausaufgaben, weil sie ja was lernen wollen.

Ich denke auch, dass Naivität längst nicht alles ist, was Weltfremdheit ausmacht und ich würde im Umkehrschluss eben auch nicht sagen, dass jeder Mensch, der naiv ist, mir weltfremd erscheint. Ein weltfremder Mensch wird vermutlich das sein, was der Begriff schon recht klar aussagt: Jemand, der nicht so wirkt als würde er in dieser Welt leben, weil sie ihm immer wieder fremd zu sein scheint – oder weil sein Verhalten in dieser Welt und seine Reaktion auf bestimmte Dinge oder seine Annahmen einfach befremdlich sind. Das alles muss in einem solchen Übermaß auffallen, dass mir ein Mensch insgesamt als weltfremd erscheint. Ich hatte aber auch schon einige Male den Eindruck, dass jemand nur in Bezug auf bestimmte Bereiche oder einzelne Situationen weltfremd ist.

Das letzte Mal, als ich das Gefühl hatte, mit einer weltfremden Person zu tun zu haben, wurde ich mit einer sehr kindlich-naiven Sicht eines Erwachsenen, der es eigentlich realistischer sehen müsste, konfrontiert. Mir fiel direkt auf, dass derjenige schlichtweg keine Ahnung von den Gegebenheiten hat und nicht in der Lage ist, aus einer Information logische Schlüsse zu ziehen und Gedanken zu spinnen, die ihn in irgendwelche planenden oder überschauenden Richtungen führen. Er hat die entsprechende Situation zwar richtig erfasst, aber völlig falsch beurteilt, nämlich wirklich vom Standpunkt eines Kindes aus, das zu wenig Lebenserfahrung hat, um zu erahnen oder zu bestimmen, was nun mit dieser neuen Situation anzufangen ist, welche Gefahren von ihr ausgehen und welche Chancen sie möglicherweise bietet, je nachdem, wie man auf sie reagiert.

Mit Naivität allein hatte das nichts mehr zu tun, wenngleich sie selbstverständlich auch hier eine Rolle spielte. Ich hatte aber eher den Eindruck, dass hier noch eine Art Unfähigkeit, die eigenen Erfahrungen auf die aktuelle Situation zu beziehen, vorhanden war und eine tragende Rolle spielte. Auch völlig und offensichtlich falsche Schlussfolgerungen in Bezug auf das Nutzen von vermeintlichen Chancen, die man aus einer Situation heraus gar nicht hat und demnach auch nicht nutzen kann, sind nicht zwingend naiv, sondern teilweise einfach nur weltfremd.

Vermutlich tendiere ich außerdem dazu, einen Menschen, der ganz besonders naiv ist, quasi als Steigerung dieses Begriffes als weltfremd zu betrachten, weil eben diese besonders stark ausgeprägte Naivität für mich irgendwann einer Weltfremdheit gleicht.