Ein Kind so akzeptieren, wie es ist - warum so schwer?

vom 21.05.2012, 16:51 Uhr

Kinder können sehr unterschiedlich sein. Leider gibt es zwischen den Eltern auch gern mal Vergleiche, die angestellt werden und wenn Kind 1 dies besonders gut kann, wird es Kind 2 eventuell vorgeworfen, dass es noch nicht so weit ist und es noch nicht kann. Dabei haben Kinder ihre eigene Geschwindigkeit und ich denke, diese sollte man auch so annehmen können, genauso, wie man sein Kind so am besten akzeptiert, wie es ist. Den Grundcharakter wird man ja wohl nicht unterdrücken und verändern können, man kann nur gewisse Verhaltensweisen ändern. Aber wenn ein Kind eben langsamer etwas erlernt, dann ist es doch erst so und man muss es nicht zusätzlich unter Druck setzen.

Gerade im jungem Alter empfinde ich es persönlich als wichtig, ein Kind so anzunehmen, wie es ist. Doch manchmal habe ich den Eindruck gewonnen, wenn ein Kind nicht so wie andere Kinder sind, dass man das Kind dann doch nicht so akzeptieren kann. Aber ich höre auch oft, dass das Kind ja ruhiger sein könnte, wie es eben ein anderes Kind ist und andersherum heißt es auch mal, dass das Kind ja etwas lebendiger sein könnte. Es scheint so, als sei man nicht zufrieden damit, wie ein Kind ist, wobei diese Beobachtungen natürlich nicht auf alle Kinder und Eltern zutreffen.

Ein Kind kann nie perfekt sein, man war und ist es ja selbst auch nicht und dennoch sind da manchmal die Erwartungen so dermaßen hoch, dass es vielleicht eben genau aus dem Grunde schwer fällt, ein Kind so anzunehmen, wie es ist. Oder wie seht Ihr es? Trifft diese These zu oder habt Ihr andere Vermutungen, warum manche Eltern ihr Kind nicht einfach so lassen können, wie es ist, weil es ihren Begriffen nach zu langsam, zu laut, zu leise, zu wild, zu zahm und so weiter ist?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Es ist schwer, das eigene Kind so zu akzeptieren, wie es ist, weil man ja das Beste für sein Kind will und unter dem Besten ganz gewisse Vorstellungen hat. Man ist ja meistens mit dem Ablauf seines eigenen Lebens nicht hundertprozentig zufrieden, und hinterher weiß man immer alles besser. Man sieht also sozusagen sein Kind ins Unglück rennen, wenn es Dinge anders macht, als man es für richtig hält.

Als Erwachsener hat man auch ein anderes Zeitgefühl, man ist ungeduldig, wenn das Kind zu lange braucht. Es ist aber wichtig, dass man dem Kind die Zeit lässt. Ganz schwierig wird es, wenn das Kind die eigenen Träume, die man hatte, verwirklichen soll. Aber ein Kind hat eigene Anlagen, die mit den Eltern nicht viel zu tun haben müssen. Mein Sohn ist zum Beispiel sehr unsportlich, was mich einerseits ärgert, weil für mich zu einem Bild von Mann gehört, dass er sportlich ist, und ich mir andererseits Sorgen mache, weil es ungesund ist. Ich habe nur schwer gelernt, das zu akzeptieren. Sogar jetzt, da er erwachsen ist, mache ich ab und zu Bemerkungen, um ihn zu motivieren, Sport zu treiben.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Das frage ich mich auch häufig. Ich habe heute ja auch einen Thread eröffnet mit dem Jungen aus unserem Ort, der auch ständig gegängelt wird, alles zu machen und sich so zu verhalten wie die Anderen. Ich finde es wirklich schlimm. Ich glaube schon, dass ein Kind sich mit manchen Gegebenheiten schneller entwickeln kann, wie beispielsweise wenn man auf die Signale eingeht oder wenn das Kind auch Raum hat sich zu entfalten. Aber vieles ist auch angeboren und kann einfach nicht beeinflusst werden.

Das Vergleichen finde ich eigentlich gar nicht so wild. Mich interessiert zum Beispiel auch immer wie weit denn andere Kinder sind und ob sie in einem gewissen Alter schon sprechen oder etwas Anderes schon können. Klar zieht man dann auch die Vergleiche zum eigenen Kind. Ich glaube das macht nahezu jedes Elternteil, weil man sich eben einfach für die Kinder und das Verhalten interessiert. Wenn jedoch ein Kind was besser kann, dann ist das eben so. Irgendwann wird auch meine Tochter das lernen und mit Zwang funktioniert schon mal gar nichts.

Die Kinder haben ihr eigenes Tempo und ich finde es schlimm, wenn man ständig hinter den Kindern her ist um ihnen gezwungen etwas beizubringen. Ein wenig Fördern indem man dem Kind beispielsweise mal etwas zeigt ist ja okay, aber wenn man immer nur hinterher ist und möchte, dass das Kind alles schneller und besser kann, dann hört es bei mir auf.

Ich denke einfach, dass viele Leute sich unter Druck gesetzt fühlen, wenn ein Kind etwas besser kann als das Eigene. Sie denken dann wohl, dass ihr Kind zurück entwickelt ist und schon mehr Können müsste als es kann und gehen dann den falschen Weg indem sie Druck ausüben.

» Lara2011 » Beiträge: 1466 » Talkpoints: 0,19 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Also ich kann Eltern nicht verstehen, die ihre Kinder mit den Kindern von anderen immer vergleichen müssen. Es ist doch ganz normal das jedes Kind unterschiedlich ist. Ob sie nun am gleichen Tag zur Welt gekommen sind oder eine Woche früher oder später. Warum sollte man sein Kind deswegen dann nicht so akzeptieren wie es ist? In meiner Familie gibt es 2 kleine Kinder, die ungefähr gleich alt sind. Die kann man beide quasi super vergleichen. Und was fällt mir bei den beiden auf? Ja sie sind total unterschiedlich. Der eine lief vor seinem ersten Geburtstag, der andere erst danach.

Der eine redete schon mit 8 Monaten wie ein Wasserfall, der andere hat erst mit 1 1/2 Jahren richtig angefangen zu sprechen. Der eine wächst etwas schneller als der andere. Und so könnte ich jetzt noch eine ganze Menge an Beispielen aufzählen. JEDES Kind ist eben unterschiedlich und ich finde Eltern, die deswegen ihre Kinder nicht richtig akzeptieren oder sich wünschten sie würden schneller voran kommen, sollten sich schämen. Denn auch ein kleines Kind merkt einen solchen unbewusst ausgeübten Druck von den Eltern und fühlt sich dann wahrscheinlich noch unwohler als es sich so schon fühlt. Ich lasse jedenfalls meinem Kind die Freiheiten, die es für seine Entwicklung braucht.

Er ist auf manchen Gebieten viel weiter als er sein müsste, hängt aber auf anderen Gebieten etwas hinter her. Ja und? Irgendwann wenn sie älter sind, fragt kein Mensch mehr danach. Oder interessiert es mit 8 Jahren noch wer damals zu erst trocken war und keine Windeln mehr brauchte, oder wer zu erst gelaufen ist? Nein, es interessiert keinen mehr, von daher lasst eure Kinder machen und unterstützt sie in ihrem Lernen. Das bringt viel mehr, als sie mit irgendwem zu vergleichen und sie deswegen vielleicht nicht so richtig zu akzeptieren.

» Kokeilla » Beiträge: 180 » Talkpoints: 6,98 » Auszeichnung für 100 Beiträge



@anlupa: So schwer ist es nicht sein Kind so zu akzeptieren, wie es ist. Ich habe ja nun Zwillingsmädchen und diese haben beziehungsweise hatten mit sehr unterschiedlichen Problemen zu kämpfen. So haben wir recht früh festgestellt, dass eine Tochter recht unsauber ausmalt und auch beim Ausschneiden so ihre Probleme hat. Wir haben diese Tatsache aber einfach als untalentiert akzeptiert. Dass dahinter eine Fehlstellung im Nackenwirbelbereich steckt, wurde erst später diagnostiziert. Nachdem diese Fehlstellung behoben wurde, haben sich die anderen Probleme von allein erledigt.

Ähnlich ist es bei meiner zweiten Tochter. Da wurde im letzten Schuljahr eine Lese-Rechtschreibschwäche festgestellt, was für mich nie ein wirkliches Problem darstellte. Ich habe es akzeptiert und auch meiner Tochter mehrfach versichert, dass ich sie weder für dumm halte, noch dass ich sie nun weniger lieb habe. Einzig der Vater hat mit dieser Tatsache ein Problem.

Es ist allerdings normal, dass man am Anfang sein Kind mit etwa gleichaltrigen Kindern vergleicht. Wenn man dann persönlich ein Problem damit hat, wenn das eigene Kind in der Entwicklung etwas langsamer ist, dann kann so was schon prägen. Man muss also ganz schnell begreifen, dass jedes Kind ein eigenes Individuum und man eben selbst eineiige Zwillinge nicht miteinander vergleichen kann.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich denke, dass viele Eltern ihre Kinder nicht akzeptieren können, wenn sie selbst ein bisschen Probleme mit ihrem Selbstwertgefühl haben und um einen gewissen Status in der Gesellschaft kämpfen. Klar ist es in einigen Fällen wirklich einfach nur so, dass die Eltern Erwartungen haben und vergleichen, ihr Kind nicht akzeptieren können, wenn es den Erwartungen nicht gerecht wird. Ich würde aber sagen, dass auch viele Eltern ihre Kinder als eine Art Präsentation ihrer Selbst ansehen und daher auch mit dem Kind hervorstechen wollen. Eltern sind stolz, wenn ihr Kind Klassenbestes ist oder schneller laufen und reden kann, als die Kinder anderer Eltern, aber Eltern können sich auch minderwertig fühlen, wenn ihr Kind eben das nicht tut und negativ hervor fällt.

So machen sich dann einige vielleicht auch Vorwürfe und denken sich, was habe ich falsch gemacht, wieso ist mein Kind langsamer in der Entwicklung, als der Standard und andere wiederum schieben die ganze Schuld auf das Kind und beschimpfen es, können es nicht mehr lieb haben. Daher finde ich es enorm wichtig, dass man sich seiner Verantwortung als Eltern bewusst ist, es geht hier nämlich nicht darum, ein Kind in die Welt zu setzen, welches Konkurrenzfähig ist und das man herumzeigen kann, als Eltern sollte man sich bewusst machen, dass das Kind Fehler machen wird und nicht alles perfekt kann, den Erwartungen auch niemals entsprechen wird.

Ich denke, dass es daher oftmals auch am Alter der Eltern liegt, dass Kinder nicht die Förderung erhalten, die sie brauchen. Die elterliche Verantwortung erfordert eine gewisse Reife, die einige Eltern zu der Zeit leider nicht haben und so kommt es zu massiven Fehlern in der Erziehung, wie eben diesem. Ein Kind, welches unakzeptiert aufwächst, hat auch im Erwachsenenalter später starke Minderwertigkeitsgefühle und wird vermutlich auch Schwierigkeiten haben, seine Kinder anzunehmen, wie sie sind.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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