Klassische Schullektüre - war/ist sie euch verhasst?
Also ich muss sagen, dass sich meine Meinung über Schullektüren eigentlich im Laufe der Jahre völlig geändert hat. Damals auf der Realschule, haben wir schon ständig Lektüren bzw. Bücher gelesen und eigentlich hatte ich selbst darauf keine Lust. Aber ich habe die Bücher immer gelesen und muss sagen, dass diese mir am Ende immer super gefallen haben. Ich habe diese danach sogar öfters durchgelesen, weil diese mir so gefallen haben. Ich gehe halt grundsätzlich immer negativ und skeptisch an ein Buch, dies hat sich bei mir so angewöhnt. Aber ich muss sagen, dass meine damalige Deutschlehrerin mich echt vom Gegenteil überzeugt hat, die Bücher damals waren wirklich wunderbar, auch wenn man natürlich damit so viel heraus arbeitet, was in meiner Hinsicht gar nicht so oft nötig ist.
Bis zu dieser Zeit, war ich eigentlich überzeugt von Schullektüren, was sich aber im Laufe der Zeit geändert hat. Jede Schullektüre habe ich auf der Realschule mit der Note 1 beendet, sodass ich riesig stolz auf mich war. Seit dem ich auf dem Gymnasium bin, hat sich dieses aber geändert. Wir mussten letztes Jahr das Buch Woyzeck lesen und ich muss sagen, dass mich dieses schon extrem gelangweilt hat. Ich fand daran nichts wirklich spannend, sodass ich die Lektüre gar nicht zu Ende gelesen habe, sondern mir lediglich Zusammenfassungen im Internet durchgelesen habe. Für eine 3 hat es letztendlich in der Klausur gereicht, sodass ich eigentlich Recht zufrieden war. Momentan lesen wir das zweite Buch, welches ebenfalls stink langweilig ist.
Dabei handelt es sich um das Buch "Mutter Courage und ihre Töchter". So ein langweiliges Buch habe ich mein ganzes Leben noch nicht gesehen und dank dieser 2 Bücher auf dem Gymnasium, habe ich meine Lust an Schullektüren verloren und sehe diesen wieder nur noch skeptisch entgegen. Meine nächste Klausur über das Buch Mutter Courage erfolgt am kommenden Mittwoch, und ich bin gespannt was es hierbei wird. Das Buch selbst habe ich nicht gelesen, sondern habe mich mit einer Zusammenfassung im Internet ebenfalls zufrieden gegeben. Mal schauen, was sich daraus ergibt. Aber egal was passiert, ich werde Schullektüren nur noch verabscheuen.
Ich finde es wichtig, dass Schüler einige der großen "Klassiker" gelesen haben sollten. Sie sind nun einmal eine Art Kulturgut und sagen teilweise auch einfach sehr viel über eine Zeit und dem damaligen Zeitgeist aus. Ich selbst fand die Schullektüre eigentlich auch nie so richtig gut, was aber wohl weniger an der Lektüre selbst lag, sondern eher daran, dass es nun einmal ein schulischer Zwang war, sie zu lesen. Im Nachhinein habe ich in einigen wieder geblättert und fand sie teilweise sehr gut und interessant.
Ich denke das Problem für viele Schüler ist, dass sie die Bücher nicht einfach lesen dürfen, sondern literaturwissenschaftlich mit ihnen arbeiten müssen. Mit der altbekannten und geradezu klischeehaften Frage "Was will uns der Autor damit sagen?" könnte man mir auch heute noch jedes Buch verderben. Dabei finde ich es interessant, über Literatur zu reden und sie zu interpretieren. Allerdings werden viele Dinge im Deutschunterricht wirklich überinterpretiert. Dabei geht der Spaß am Lesen und am eigentlichen Inhalt vielleicht einfach verloren. Es liegt also weniger an den Texten selber als an dem Umgang mit diesen.
Dass viele Schüler die Lektüre nicht gut finden, kann aber auch einfach an der Auswahl dieser lesen. Ich finde es wichtig, dass Schüler einen Überblick über alle Epochen bekommen. Leider treffen oft die Lehrer eine Auswahl und setzen dabei auf ihren eigenen Geschmack. Das ist leider oft sehr einseitig. Bei größerer Vielfalt wäre es zwar nicht so, dass alles jedem Schüler gefällt, aber wenn jeder sagen könnte, ein Buch hätte ihn inspiriert oder er habe es noch später immer wieder gern aufgeschlagen, wäre das doch ein Erfolg.
Das war bei mir eigentlich sehr unterschiedlich. Es gab Pflichtbücher die mich vom Genre her interessierten und welche eben nicht. Meine Schulzeit absolvierte ich noch in der ehemaligen DDR und da war auch viel kommunistische Literatur dabei. Ich denke da so an die „Jagd mach dem Stiefel“, „ein Menschenschicksal“, „Nackt unter Wölfen“ oder „die Abenteuer des Werner Holt“. Für mich waren diese Bücher sehr interessant, ich hatte sie zuweilen auch schon vorher mehrfach gelesen und mir auch die Fortsetzungen besorgt. Da war genügend Aktion in den Erzählungen um mich zu fesseln, die verkündeten Botschaften waren für mich nur sekundär beziehungsweise nahm ich sie überhaupt nicht wahr.
Die Klassiker dagegen verabscheute ich, mit Ausnahme von Goethes „Faust“. Das war mir immer zu viel Gefasel bis es endlich zur Sache ging und unser Lehrer verstand es durch seinen Unterricht mir jeden Spaß an der Literatur zu nehmen. Er hatte die Angewohnheit unzählige Fragen zu jedem Kapitel zu stellen die alle seitenlang schriftlich beantwortet werden müssen. Das waren zum Teil völlig sinnfreie Sachen, wie zum Beispiel wo traf Ede Unku zum ersten Mal. Heute habe ich den Verdacht dass diese Fragen nur gestellt wurden um zu überprüfen ob die Bücher wirklich gelesen wurden. Ich las sie meistens wirklich, aber wie gesagt, ohne große Begeisterung.
Bücher die mir beziehungsweise überhaupt den Jungen gefielen kamen bei den Mädchen komischerweise überhaupt nicht an. Zu viel Krieg und Grausamkeiten. Dagegen mochten sie Bücher wie „Mario und der Zauberer“ oder so ähnlich, damit konnte ich nun wiederum nichts anfangen.
Bei meinem Sohn hatte ich auch ähnliches in seiner Schulzeit beobachtet. Er war und ist ein Lesemuffel, wie so viele seiner Generation. Er quälte sich regelrecht die Bücher fristgemäß durchzulesen und die Bücher wurden sinnlos bemalt was für mich ein deutliches Zeichen der Langeweile im Unterricht ist. Ich hatte ja in meiner Schulzeit immer noch ein paar Sachen dabei die mich interessierten, bei ihm gab es überhaupt nichts was sein Interesse wecken konnte. Für ihn war jedes Buch welches im Unterricht behandelt wurde eine Strafe die ihn von anderen wichtigen Dingen abhielt. Ich hatte auch den Eindruck dass seine Schulkameraden dass alles ähnlich sahen, ein großes Interesse an Schulliteratur bestand einfach nicht. Ich höre ihn immer noch fluchen weil er in den Ferien einen dicken Wälzer (die Insel der blauen Delfine) lesen musste.
Bei mir kam es da auf das jeweilige Buch an. Richtig schlimme Erinnerungen habe ich an Homo Faber. Ich habe glaube ich noch nie ein langweiligeres Buch gelesen. Die Grundidee des Buches klingt ja eigentlich recht gut. Ein Mann trennt sich von seiner Jugendliebe und ca. 20 Jahre später verliebt er sich in eine viel jüngere ohne zu wissen, dass sie seine Tochter ist. Doch die Art und Weise wie dieses Buch geschrieben wurde, macht das ganze einfach nur langweilig.
Wir hatten aber auch Bücher, die mir gut gefallen haben. In der Mittelstufe haben wir irgendwann mal "die Welle" gelesen. Das Buch fand ich wirklich fesselnd. Unser Lehrer hatte es uns vor den Osterferien angekündigt und uns gebeten es schon mal zu besorgen, da wir es kurz danach lesen würden. Ich habe es dann direkt in den Osterferien gelesen und war begeistert. Als wir es dann nach den Osterferien noch mal zusammen in der Schule gelesen haben, hat unser Lehrer mir den Spaß an dem Buch aber irgendwie wieder verdorben. Zeitgleich waren wir irgendwie dabei, etwas über Nacherzählungen zu lernen, so dass wir von jedem Kapitel eine Nacherzählung anfertigen mussten. Damit verdirbt man auch noch das beste Buch. Die meisten Schüler haben dann nur noch gestöhnt und waren alles andere als begeistert von dem Buch.
Ebenfalls gar nicht so schlecht fand ich den Namen der Rose. Das haben wir in der Oberstufe gelesen. Von selber wäre ich wohl nie auf die Idee gekommen, das Buch zu lesen, oder hätte wohl spätestens nach 100, 200 Seiten mit dem Buch aufgehört. Erst auf den letzten 50 Seiten, ungefähr, wird es wirklich richtig gut und entschädigt auch für die ganzen 10 Seiten Beschreibungen einzelner Räume die man vorher über sich ergehen lassen musste. Unser Lehrer hatte uns aber selber schon gewarnt, dass das Buch Anfangs sehr langweilig sei. Allerdings fand er selbst es wäre schon mit dem ersten Mord spannend geworden.
Ein Andermal haben wir Noras Puppenheim gelesen, das mir persönlich sehr gut gefallen hat. Wir haben sogar noch ein oder zwei alternative Enden dazu besprochen, was ich ebenfalls nicht schlecht fand und was das Werk auch noch mal interessanter gemacht hat. Wobei ich es so oder so schon gut fand.
Mein Fazit lautet also, dass nicht unbedingt jedes Buch nur weil man es in der Schule lesen muss, oder weil es unter Umständen auch schon alt sein mag, auch gleich schlecht sein muss. Es kommt wohl sehr auf das jeweilige Buch drauf an, ein wenig darauf wie der Lehrer es mit der Klasse bespricht und natürlich auch einfach auf den persönlichen Geschmack. Dann ist es natürlich auch noch eine Frage, was für Werke der Lehrer so mit der Klasse durch nimmt und wie gut er die Klasse einschätzen kann. Es gibt ja auch nicht immer ein bestimmtes Buch das ein Lehrer mit der Klasse lesen muss, sondern er hat ja eine gewisse Auswahl, aus der er das nehmen kann, was vielleicht für die Klasse am Besten ist. Es kommt dann natürlich darauf an, was für einen Lehrer man hat. Sicher gibt es welche, die immer wieder das selbe Buch mit jeder Klasse durchnehmen weil sie dadurch keine Arbeit mehr haben, aber es gibt auch engagierte Lehrer, die sich wirklich Gedanken machen.
Als Letztes sei noch gesagt, dass wir irgendwann in der 12. Klasse auch mal Groschenhefte durchgenommen haben. Da haben wir dann das neueste gekauft. Die Mädchen irgend einen Arztroman und wir Jungen einen Western. Das war fast noch öder als einige der alten Werke.
Wir haben ja das Glück gehabt, dass wir nicht jede dieser Pflichtlektüren lesen mussten sondern jeder ein anderes Buch und das, das er dann der Klasse präsentiert hat. Auf diese Weise haben wir nun alle ein bisschen Ahnung vom Inhalt und mussten uns nicht durch alle dieser tollen, faden Bücher lesen.
Die von dir genannten Schullektüren habe ich wirklich gerne gelesen und habe sie auch als Bücher immer noch in meinem Bücherregal stehen. Ich denke, dass diese Bücher nicht umständlich geschrieben sind und verstehe und verstand sie eigentlich sehr gut. Bei uns in der Schule wurde ebenso Wert darauf gelegt, dass wir auch Bücher lesen, die uns interessieren könnten, diese Jugendbücher haben ich nicht so gerne gelesen, wie die Klassiker. Ich bin damit sicherlich nicht die Norm, da sich viele über diese alten Schinken aufregen und die Jugend sicher kein Alter ist indem man nur lesen im Kopf hat.
Bei uns gab es einige Bücher, die wir im Unterricht lesen mussten. Am schlimmsten fand ich da "Die Judenbuche" von Anette Droste-Hülsdorf. Ich habe die erste Seite gelesen und danach das Buch weggelegt, weil ich es einfach nicht leiden konnte. Das war aber dann auch somit das schlimmste Exemplar und ich habe es einfach weiterhin so gemacht, dass ich das Buch nicht gelesen habe, wenn es mich genervt hat (und ich habe trotzdem immer gute Noten in den Arbeiten darüber geschrieben, wie auch immer ich das geschafft habe). Mein Hasskandidat danach war dann wohl "Die Irrungen des Zögling Törleß", davon habe ich auch nur wenige Seiten geschafft und dann habe ich das Buch sein gelassen.
Ansonsten haben wir eigentlich immer nur ganz gute Sachen gelesen. Das einzige, was ich noch ausgelassen habe, war "Moon Palace" von Paul Auster. Ansonsten habe ich brav Romeo & Julia überstanden (was mir übrigens sehr gut gefallen hat, ich liebe Shakespeare). Dann gab es noch einige andere, wie Effi Briest, Don Carlos und was man sonst noch so alles liest, das war zwar nicht immer angenehm, aber man hat es irgendwie überlebt und wenn ich mich rein gelesen hatte, bin ich damit auch gut klar gekommen.
Ich fand die Pflichtlektüre in der Schule ausnahmslos klasse, weil ich es für sehr besonders gehalten habe, Werke von Brecht oder ähnlichen Autoren lesen zu dürfen. Ich kann verstehen, dass es für manche Kinder nicht so leicht ist, da sie schon sehr unter Druck gesetzt werden, bestimmte Kapitel bis zu einem bestimmten Tag gelesen zu haben und haben die Klassenarbeit vor Augen.
Bei mir in der Klasse gab es einige Schüler, die hinterher ihre Bücher verbrannt haben, das fand ich schon sehr extrem. Im Großen und Ganzen kann ich verstehen, dass Kinder Bücher wie Effi Briest für spießig und langweilig halten.
In meiner Freizeit lese ich nur sehr selten etwas in Büchern. In der Schule jedoch habe ich bisher schon drei Bücher gelesen. Dabei handelte es sich immer um Bücher die selbst ich interessant fand. Ich finde die Bücher wurden alle sehr gut rausgesucht und waren für unser Alter sehr passend. Zwei dieser Bücher habe ich sogar später noch einmal gelesen.
Wenn ich mich an meine Schulzeit zurückerinnere, so muss ich sagen, dass die Werke mit den Klassen meistens besser wurden. Am Anfang haben wir ziemlich viel literarischen Mist gelesen. Das war so schlecht, dass ich mich nicht einmal mehr an die Namen oder Autoren erinnern kann. Und mit Allgemeinbildung hatte es auch nichts zu tun. Später kamen interessantere Werke hinzu, wie "Die Physiker", "Romeo und Julia" und noch ein paar andere. Die Geschichte von diesen Büchern war zwar interessant, allerdings war das Lesen mehr als anstrengend. Mit diesem Theater-Stil habe ich mich nie anfreunden können. Das beste Buch, das ich in der Schule gelesen habe, war für mich Effi Briest von Theodor Fontane.
Allerdings muss ich gestehen, dass mich diese ganzen Diskussionen und Interpretationen ziemlich genervt haben. Vor allem sind für mich Interpretationen immer was persönlich. Sie als richtig oder falsch zu bewerten ist so typisch Deutschlehrer. Mich vor Pflichtlektüren drücken, konnte ich ab einer bestimmten Klasse leider nicht mehr. Sie waren für die Schulaufgaben immer relevant. Und dann sitzt man in der Klausur, blättert in den 300 Seiten des Buches, nur um eine bestimmte Passage zu finden, damit man richtig zitieren kann. Den Sinn davon habe ich leider bis heute nicht begriffen.
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