Wer geht noch gerne zur Arbeit

vom 20.05.2012, 19:24 Uhr

Ich habe keinen großen Spaß an der Arbeit. Dabei geht es nicht um meine eigentliche Tätigkeit, damit kann ich irgendwie leben. Was ich richtig gerne machen wollen würde, weiß ich immer noch nicht. Was mich stört sind vielmehr die Grundbedingungen. Jeden Tag, fünfmal die Woche immer die gleichen Zeiten, man ist einfach überhaupt festgefahren. Momentan nervt mich das besonders, weil einige meiner Freundinnen Mütter sind. Die haben zwar auch viel am Hals, aber die können sich mal zum Frühstück treffen oder nachmittags was unternehmen. Selbst die Freizeit ist ja noch von der Arbeit bestimmt und am Wochenende ist man platt.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich finde es ehrlich gesagt auch nicht erstrebenswert sich tagtäglich auf die Badewanne am Abend, einen Cappuccino im Café oder den Fernseher zu freuen und die ganze Woche lang auf seine freien Tage hinzuarbeiten. Dazu noch auf einen Lottogewinn zu hoffen, liest sich ganz schlimm. Oftmals hoffe ich wirklich, dass das mit dem Lotto nur so dahergesagt ist.

Wer wirklich totunglücklich in seinem Job ist, sollte anstatt Geld für Hoffnung auf einen Lottogewinn auszugeben vielleicht lieber in sich selbst und seine Zukunft investieren. Wir haben doch alle die freie Wahl, können uns überall bewerben und haben alle Möglichkeiten zur Bildung.

Was würdet ihr denn mit einem Lottogewinn machen? Doch wohl hoffentlich nicht, den ganzen Tag vor dem Fernseher verbringen?! Also gibt es vermutlich etwas, das Spaß macht, womit man gerne seine Zeit verbringen würde. Und all das, unabhängig davon, ob es nun die Verwaltung seines Vermögens ist, Immobilienhandel, Modelleisenbahnen bauen oder Drachenfliegen, kann man auch beruflich machen!

Ich war damals auf dem richtigen Weg denke ich. Vielleicht etwas naiv, aber dadurch auch bereit mehr auf mein Herz zu hören. Leider hörte ich ganz oft das typisch deutsche Denken, dass man doch abgesichert sein muss im Alter, einen festen Job braucht, einen deutschen Arbeitsvertrag und nur wer anständig arbeitet, kann sich auch mal etwas leisten. Wobei sich auch immer mehr Leute schon damit abfinden, ein Leben im Niedriglohnsektor zu fristen, schließlich hat keiner in der Familie studiert, alle waren Handwerker/Bauern/Mechaniker oder was auch immer.

Ich war einige Zeit lang arbeitslos und damit keineswegs zufrieden. Ich brauche nicht ganz viel Zeit zum Rumhängen, sondern eine sinnvolle Beschäftigung. Dafür braucht es jedoch den Mut festgetretene Wege zu verlassen und sich auch ohne Netz und doppelten Boden auf etwas einzulassen. Tief in meinem Innersten weiß ich das, aber die Meinungen und Ansichten anderen über viele Jahre beeinflussen natürlich trotzdem. "Was wenn das schief geht?", "Du kannst doch nicht einfach alles hinschmeißen für irgendein Luftschloss" und ähnliches habe ich so oft gehört und die Stimmen irgendwie abgespeichert. Doch es sind nicht meine, es ist nicht die Stimme meines Herzens!

Zur Zeit versuche ich all die Bedenken und Zweifel anderer wieder loszuwerden. Ich mache meinen Job und konzentriere mich darauf mit dem Wissen, dass es auch im absoluten Traumjob immer wieder Momente gibt, wo man einfach durch muss. Egal ob man als Popstar auf der Bühne steht, Schuhe designed, Haare frisiert oder Kartoffeln schält. Ohne Arbeit vereinsame und verfette ich daheim. Das ist kontraproduktiv für die Erfüllung von Träumen. Ebenso braucht es Disziplin und Durchhaltevermögen, wenn man seine Ziele erreichen will. Zur Zeit beweise ich mir selbst, dass ich diese Voraussetzungen aufbringen und sogar ausbauen kann.

Außerdem bringt jeder Job auch freudige Momente mit sich. Man muss sie nur sehen und offen dafür sein. Und egal ob man Toiletten schrubbt (und mit freundlichen Besuchern einen netten Smalltalk hält), Menschen pflegt oder etwas produziert, so gibt es überall auch positives.

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» Trisa » Beiträge: 3269 » Talkpoints: 20,14 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Also zuerst muss ich sagen, dass in Deutschland wirklich sehr viel über die Arbeit meckern und damit nicht zufrieden sind. Jedoch sieht es keiner aus der positiven Sicht. Wieso sind die Menschen nicht darüber zufrieden, dass sie überhaupt Arbeit haben und Geld verdienen? Fragt mal Menschen in Afrika, diese würden sich über Arbeit sehr freuen und vor allem auch über Geld, was diese dann bekommen könnten. Soviel zu diesem Thema, ich verstehe es einfach nicht, wenn Menschen täglich unzufrieden zur Arbeit gehen und auch dort nicht gern hingehen.

Man lernt bereits in den jungen Jahren, dass man seine Fähigkeiten ausnutzen sollte und diesen Job sich suchen sollte, der zu einem passt, sodass man viel Spaß in dem Job haben kann. Natürlich zerplatzen auch Träume, weil man nicht den Job bekommen kann, den man möchte. Aber es gibt so viele Varianten zu einem Job, sodass man eigentlich nur richtig suchen sollte. Wenn man sich natürlich letztendlich einen Job aussucht, den man nur gerade eben bekommen hat und gar keine Lust hat, dies das ganze Leben auszuführen, führt dies natürlich ins Nichts. Das ist auch nicht der Sinn einer Arbeit. Wobei es auch viele Menschen gibt, die mit egal was für einen Job zufrieden wären.

Ich kann es einfach nicht begreifen, diese ständige Unzufriedenheit. Natürlich kommt es mal vor, dass man Überstunden machen muss, sicher kommt es auch mal vor, dass der Job härter ist, als gedacht. Aber man sollte immer das Beste daraus machen und man sollte auch bedenken, dass man jede Überstunde bezahlt bekommt, also wieso eigentlich so viel meckern? Natürlich gibt es ein Privatleben, aber dieses ist innerhalb der Woche meistens so wieso schon kaputt.

Ich selbst kann dazu noch nicht viel sagen, da ich noch zur Schule gehe. Ich habe aber einen Traumberuf vor Augen, den ich auch versuche zu bekommen, aber dafür muss ich halt auch einen weiten Weg gehen, so schwer es auch erscheint. Wenn ich später in meinem Leben gern zur Arbeit gehen möchte, dann muss ich halt einen bestimmten Beruf bekommen, der mir auch Spaß machen wird. Und auch, wenn ich in meiner Freizeit gern Geld verdienen möchte, suche ich mir nicht einen Job wie Zeitungen austragen, sondern suche mir auch einen, der mir auch Spaß machen könnte und sich meinen Fähigkeiten anpasst.

Aus diesem Grunde verstehe ich diese ganze Unzufriedenheit nicht mehr. Ich kann es wirklich nicht nachvollziehen, wie viele Menschen es also anscheinend gibt, die sich in der Vergangenheit für den falschen Job entschlossen haben, anstatt sich für ihren Traumberuf den Po aufgerissen haben. Und ich verstehe auch diese Undankbarkeit nicht, dass man unzufrieden ist mit einem Job, wobei es zahlreiche Menschen auf dieser Welt gibt, die für einen Job alles tun würden!!!

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» Dennus » Beiträge: 1263 » Talkpoints: 0,61 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Geht mir ebenso. Ich denke mir auch, kaum bin ich aus der Arbeit raus, muss ich wieder rein. Die Wochenenden verfliegen zudem nur so. Ich denke, dass im Leben alle Faktoren außer der Arbeit halbwegs stimmen müssen, Familie, Frau, Freunde etc., dann hat man Ablenkung, Glücksgefühle auf anderer Ebene und dann hat man auch am Job mehr Spaß bzw. sieht ihn nicht als lästiges Übel.

» Rubergu » Beiträge: 1 » Talkpoints: 0,22 »



Es gab mal eine Zeit, in der ich gerne zur Arbeit gegangen bin. Und das aus mehreren Gründen. Das Betriebsklima war toll, die Arbeitszeiten genau nach meinen Vorstellungen und der Arbeitsweg kurz (10 Minuten mit dem Auto). So weit klingt es ja erst mal toll, könnte man meinen. An den Rahmenbedingungen hat sich bisher auch nichts geändert, ich bekomme immer noch mein Gehalt und auch das Betriebsklima ist in Ordnung.

Mittlerweile haben wir aber einen Kunden, der für uns wichtig ist und wenn der bestellt, müssen alle stramm stehen, so ungefähr. Und da MUSS dann die Ware unbedingt noch kurz vor Feierabend raus. Und das sind die Dinge, die mich anstinken, denn wenn der LKW nachmittags um 15:00 Uhr noch kommen soll, kann er die Ware auch genauso gut am nächsten Morgen um 07:00 Uhr zum Arbeitsbeginn laden und zum Zielort durchfahren. Dann braucht niemand länger zu bleiben und sich Stress zu machen. Was ich damit sagen will, ist, dass der Druck stärker geworden ist. Als ich im Jahr 2001 dort angefangen habe, war alles lockerer und familiärer. Jetzt ist nur noch Druck und alles MUSS und am besten heute noch! :twisted:

Solche Dinge sind nicht gerade einem guten Betriebsklima förderlich, denn auch die Kollegen aus der Produktion sind mittlerweile unzufrieden und ärgern sich darüber. Ich meine, ich bleibe nicht länger, da ich die Lieferpapiere auch vorher erstellen kann. Die lege ich dann bereit, mit einem Haftzettel, auf dem steht, wer was bekommt und unterschreiben muss. Und nur, um einem Kraftfahrer die Papiere in die Hand zu drücken, sehe ich keine Notwendigkeit, länger zu bleiben!

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» Jacqui_77 » Beiträge: 2718 » Talkpoints: 19,87 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich gehöre zu den Leuten, die wieder gerne arbeiten gehen. Bis zu meinem Jobwechsel letzten Herbst war das aber auch anders. Da war ich schon Freitags genervt, dass eigentlich gleich wieder Montag ist und ich zur Arbeit muss.

Zwar habe ich eine mehr oder weniger geregelte 40-Stunden Woche, Überstunden gibt es selten bis gar nicht, außer das, was ich Morgens früher da bin oder Abends länger bleibe. Dies ist aber freiwillig und wird mir dann, wenn ich möchte und es gebrauchen kann, als Gleitzeit gewährt oder ausbezahlt. Und auch die Sache mit meinem Lohn passt, gerade jetzt gab es eine Lohnerhöhung in Höhe der ausgehandelten IGM Lohnerhöhung, obwohl meine Firma nicht in der Gewerkschaft organisiert ist. Unser Chef zahlt es aber freiwillig jedes Jahr, da er gemerkt hat, dass die Mitarbeiter dann auch motivierter sind.

Wir sind ein sehr junges Team in der Abteilung und ich komme sowohl mit meiner Schicht, als auch mit den beiden anderen aus. Da freut man sich zwar nicht unbedingt, aber es fällt einem etwas leichter, aufzustehen, wenn der Wecker morgens um 3 Uhr klingelt. Ich fang um 4:30 Uhr an zu arbeiten, dafür habe ich dann um 13Uhr Feierabend und kann mir den Rest des Tages einteilen, wie ich es möchte, bis um 20Uhr das Licht ausgeht und ich schlafen gehe.

In der Spätschicht kann ich dann ausschlafen, was auch ein Vorteil ist. Da fängt die Schicht um 12:45 Uhr an und geht bis 21:30. Das finde ich auch noch sehr angenehm und sollte ich am Vormittag doch mal etwas erledigen müssen, klappt das auch super, wenn ich nicht zu spät am Abend vorher ins Bett gehe. :wink:

Alles in Allem finde ich, dass ich es wirklich nicht schlecht getroffen habe, was Arbeitszeit, Überstunden, Kollegen, Freizeit und Bezahlung angeht. Es könnte wesentlich schlimmer sein, bzw. hatte ich das ja im alten Job, deswegen hab ich mich zu einem Wechsel entschieden. Und ich bereue es nicht, denn jetzt wo mir das Arbeiten wieder Freude macht, kommt genug Motivation zusammen, dass ich im kommenden Jahr ein Studium neben dem Beruf anfangen will. Das hätte ich mir in der alten Firma nie vorstellen können. Also sollte jemand unzufrieden sein, vielleicht hilft euch ein Jobwechsel, eure Motivation zum Arbeiten wieder zu finden. Ein Versuch wäre es sicher wert.

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» P-P » Beiträge: 3246 » Talkpoints: 1,58 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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