Umschulung: Wer entscheidet es und welche Voraussetzung?

vom 20.05.2012, 18:40 Uhr

A ist schon seit 2 Jahren arbeitslos und seit 2 Jahren versucht er eine Umschulung beim Arbeitsamt durchzubekommen. Er hat Schuhmacher gelernt und er bekommt in diesem Job einfach keine Anstellung. A ist gerade mal 35 Jahre alt und würde gerne als Bürokaufmann oder Speditionskaufmann arbeiten. Da er aber in dieser Richtung keine Chance hat, wenn er keine Ausbildung in dieser Richtung gemacht hat, verzweifelt er langsam. Er möchte gerne arbeiten. Aber mit der Ausbildung als Schuhmacher hat er nicht mal in Zeitarbeitsfirmen eine Chance.

Das Arbeitsamt hat sich bisher quer gestellt und ist auf die Bitten von A nicht eingegangen. A hat auch schon schriftlich einen Antrag auf Umschulung gestellt und dieser Antrag wurde wohl nicht mal beachtet. Eine Antwort hat er nie bekommen und seine Sachbearbeiterin beim Arbeitsamt schickt ihn immer wieder weg, wenn er darauf zu sprechen kommt.

An wen sollte sich A wenden, dass er eine Umschulung machen kann? Welche Voraussetzung braucht man überhaupt für eine Umschulung, damit man wieder arbeiten kann? Was muss A machen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Wenn A gesundheitlich im Stande wäre, die Arbeit als Schuhmacher auszuführen, dann wird er da wohl vorerst keine wirklichen Chancen haben. Das Arbeitsamt genehmigt eventuell erst dann, wenn man mindestens 4 Jahre lang arbeitslos gemeldet ist. Vorher hat man keine Chance. Auch wenn man schon nachgewiesen hat, dass man schon länger arbeitslos ist, und einfach keinen Job in seinem Beruf findet. Da ist das Amt leider sehr stur.

Das einzige, was A vielleicht noch in Erwägung ziehen könnte, wäre eine Firma zu finden, die Kaufleute in dem Bereich einstellt. Diese müsste A dann ein Schreiben ausstellen, dass sie A einstellen würde, aber nur unter der Voraussetzung, dass A diese Umschulung absolviert. Dann kann das Amt die Umschulung nicht einfach verweigern, denn sie muss ihm das ermöglichen, wenn eine Aussicht auf einen Job besteht. Nun dauert so eine Umschulung ja 2-3 Jahre. Und in dieser Zeit, kann sich der Personaleinsatz natürlich auch im Unternehmen ändern, sodass sie A nicht mehr einstellen müssen. Aber so hätte A schon mal immerhin die Umschulung, die vom Amt finanziert wurde.

Ich weiß darüber Bescheid, da ich mich auch für eine Umschulung beim Amt schlau gemacht habe. Ich bin nun schon seit fast einem Jahr arbeitslos, und finde einfach keinen Job. Die Agentur für Arbeit, hat mein Schreiben auch angeblich erst gar nicht bekommen, wie es bei einem Beratungstermin hieß. Also schilderte ich nochmals meine Bitte, dass sie mir eine Umschulung bewilligen. Doch wurde ich schon direkt unterbrochen und mir wurde eben gesagt, dass man mindestens 4 Jahre arbeitslos gemeldet sein muss, bevor man eine Chance auf eine Umschulung hat.

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» senny » Beiträge: 2589 » Talkpoints: 9,37 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Eine Umschulung zu bekommen ist nicht so leicht, jedoch sollte man auch bedenken, dass viele dann doch sehr enttäuscht von den jeweiligen Weiterbildungen sind. Ich würde auf jeden Fall empfehlen, sich länger bei der jeweiligen Bildungsorganisation in den Unterricht zu setzen, um sich das genau anzuschauen. Viele werden einem das vermutlich gar nicht ermöglichen, da die Realität oft noch anders aussieht, als die schönen Bewerbertage, wo man sich von seiner besten Seite präsentiert.

Mir war damals klar, dass ich keine Umschulung bekommen werden, deshalb habe ich mir "nur" einen Bildungsgutschein erkämpft. Dafür habe ich mein Anliegen erläutert und darauf bestanden mit jemanden zu sprechen, der befugt ist, darüber zu entscheiden. Meine Situation und meinen Antrag habe ich außerdem schriftlich ausformuliert mit der Bitte die Entscheidung zu begründen und mir einen rechtsmittelfähigen Bescheid darüber zukommen zu lassen. Den Empfang des Schreibens habe ich mir direkt vor Ort bestätigen lassen. Manche machen das durch einen Stempel auf dem Schreiben, andere haben Vordrucke dafür. Alternativ reicht es aber auch aus, um schriftliche Eingangsbestätigung zu bitten, diese hatte ich auch immer innerhalb weniger Tage im Briefkasten. Oder man versendet per Einschreiben, was allerdings meine letzte Wahl ist.

Ich habe direkt bei meinem Antrag ein Schreiben des Weiterbildungsträgers beigefügt, sowie die Bestätigung dessen, dass ich die Voraussetzungen für die Weiterbildung erfüllen und Informationsmaterial darüber beigelegt. Auf der Infoveranstaltung gab es zudem auch Informationen über den Umgang mit Behörden. Die Bildungsträger in den jeweiligen Orten wissen in der Regel über die Situation vor Ort Bescheid, kennen ggf. gewisse Sachbearbeiter und wissen, ob zum Beispiel das jeweilige Jobcenter schonmal vor Ort war, bzw. welche Jobcenter bevorzugt Fördergelder ausgeben können.

Mir wurde im Zuge der Bewilligung auferlegt durch zwei Dutzend begründete Absagen nachzuweisen, dass es mir nicht möglich ist, in meinem erlernten Beruf eine Anstellung zu finden. Außerdem sollte ich durch Stellenangebote nachweisen, dass die Situation mit der angestrebten Weiterbildung sehr viel besser wäre. Noch besser ist es jedoch, wenn man sich bereits im Vorfeld um einen Arbeitgeber bemüht, der einen mit der entsprechenden Ausbildung einstellen würde. Da man bei einer Umschulung in der Regel auch einige Praktika absolviert oder sogar längere Zeit dort lernt, könnte man schon während der Umschulung im späteren Betrieb tätig sein.

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» Trisa » Beiträge: 3272 » Talkpoints: 21,36 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Das was A umschulen möchte, sind überlaufene Berufe. Da investiert die Agentur für Arbeit kein Geld, wenn sie vorher wissen, dass die meisten Teilnehmer danach weiterhin auf Jobsuche sind. Zumal die Weiterbildungen, egal ob Umschulungen oder kürzere Fortbildungen sowieso immer weniger werden.

Zumal ich auch nicht wirklich glauben mag, dass keine Schuhmacher mehr eingestellt werden. Wenn also A nur nicht mehr in diesem Beruf arbeiten mag, dann wird er kaum eine Umschulung bekommen. Eher wäre vielleicht die Möglichkeit vorhanden, dass er sich weiterbilden lässt in seinem Bereich. Also eine Qualifizierung in Richtung orthopädische Schuhe vielleicht.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Besteht denn bei einer Umschulung die freie Berufswahl, oder muss man den Beruf lernen, denn man vorgeschrieben bekommt? Ich möchte nämlich auch umschulen, da ich wegen meiner Wirbelsäule nicht mehr den ganzen Tag lang stehen kann und auch nicht mehr schwer heben darf. Dieses Untersuchungsergebnis dürfte ja reichen, um in den Genuss einer Umschulung zu kommen.

Gelernt habe ich Florist. Umschulen möchte ich gern auf Ergo-Therapeut. Diese Arbeit liegt mir sehr gut, wie ich finde. Den Berufsinhalt habe ich schon genauestens unter die Lupe genommen und auch meine jetzige Physiotherapeutin hat mich darin bestätigt, dass der Beruf gut zu mir passen würde.

» Sternchen* » Beiträge: 2804 » Talkpoints: 2,78 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Umschulungen über das Arbeitsamt zu bekommen ist recht schwierig. Trisa hat ja einen Weg beschrieben. Ich selbst denke allerdings auch, dass man als Schuhmacher nur schwer eine Stelle bekommen wird. Mein Wohnort ist sicherlich nicht sonderlich klein, aber die Schuhmacher kann man zählen. Entweder Familienbetriebe, die in der Regel keine fremden Kräfte einstellen oder eben Ketten, wie Mister Minit. Die stellen aber eben auch nicht ständig ein und teilweise eben nur sehr begrenzt.

@ Corona1983- wäre bei dir nicht die Rentenversicherung zuständig? Da bekommt man in der Regel besser eine Umschulung. Allerdings machen die bei Rückenbeschwerden da schon mal gerne Probleme, wenn man Ergotherapeutin werden möchte. Denn Ergotherapeuten müssen eben durchaus auch mal schwer heben und so weiter.

Einer der Ergotherapeuten den ich kenne, hat seine Ausbildung auch über eine Umschulung aus gesundheitlichen Gründen gemacht. Der hatte auch irgendwas mit dem Rücken. Da wurde auch erst gesagt, dass er die Umschulung nicht machen darf, weil man als Ergotherapeut eben auch heben muss. Als Ergotherapeut hat man ja auch mit Patienten zu tun, die aktiviert werden müssen und so weiter.

Er hat argumentiert, dass es eben auch genügend Bereiche gibt, in denen man nicht heben muss. Unter anderem eben im psychiatrischen Bereich und dort ist er nun auch schon ein paar Jahre erfolgreich tätig. Darüber solltest du mal nachdenken. Also wie du das begründen willst. Und als mein Bekannter seine Umschulung zum Ergotherapeuten gemacht hat, war der Arbeitsmarkt auch noch viel besser als heute. Ich habe einige Ergotherapeuten kommen und gehen sehen und die haben teilweise von langen Suchen nach einem Arbeitsplatz berichtet.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass eine Umschulung in einen kaufmännischen Beruf sinnvoll ist. Diese Berufe sind eben auch bei jungen Leuten sehr beliebt, so dass sich auf die vielen Ausbildungsplätze schon sehr viele Leute bewerben. Umgeschulte Leute haben da wohl kaum eine Chance.

Dass ein Schuhmacher auch über Zeitarbeitsfirmen seit mehreren Jahren gar nichts findet, kann ich mir nicht vorstellen. Gerade in den letzten zwei Jahren wurden in vielen Betrieben sehr viele Leute benötigt. Es ging dabei zwar nur um ungelernte Arbeiten, aber dort werden Leute mit handwerklicher Ausbildung sehr gerne gesehen, auch wenn der gelernte Beruf nichts mit den Arbeiten dort zu tun hat. Ich vermute mal, dass es da andere Gründe gab. Möglich wäre, dass er sich zu schade für ungelernte Arbeiten war und sich bei entsprechenden Angeboten nicht beworben hat. Oder er hat sich beim bewerben einfach ungeschickt angestellt. Oder er ist in einer ungünstigen Region und zu unflexibel, um sich (zumindest vorübergehend) neu zu orientieren.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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