Chronische Erkrankung und das Verschweigen - sinnvoll?

vom 19.05.2012, 17:26 Uhr

Solange eine (chronische) Erkrankung nicht im Zusammenhang mit der Berufstätigkeit steht, darf man vom Gesetzgeber her da ja lügen beziehungsweise die Frage muss nicht beantwortet werden. Wie sinnvoll ist aber die Nichtbeantwortung dieser Frage? Früher oder später kommt es doch eh heraus.

Wenn man nicht direkt darauf angesprochen ist, ist es okay und da wird man wohl nichts von seinem Handicap sagen. Aber wie soll man nun richtig reagieren, wenn gefragt wird, ob eine Erkrankung vorliegt? Ist lügen wirklich eine gute Lösung? Unter welchen Umständen würdet Ihr da die Nichtbeantwortung bevorzugen, oder seid Ihr da immer recht ehrlich? Schmälert diese Ehrlichkeit nicht die Chancen, die Stelle dann zu bekommen?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Du kannst hier sogar mit reinem Gewissen lügen, denn es ist so gesehen erst einmal ohne Folgen für den Bewerber. Ein chronischer Alkoholiker darf seine Sucht erst einmal dem Arbeitgeber direkt verschweigen, allerdings darf diese Suchterscheinung bei seiner Arbeit nie auftreten. So haben schon einige Gerichte hier in Deutschland entschieden.

Macht ja auch eigentlich wirklich Sinn, denn wenn dabei kein chronischer Krankheitsfall auftritt, ist doch auch allen Beteiligten direkt damit geholfen. Das gilt natürlich auch für alle anderen chronischen Erkrankungen, die eben keinen direkten Zusammenhang auf die Ausführung der betreffenden Arbeit darstellen.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Wie gesagt, von Gesetzgeber her ist es erlaubt, aber dennoch steht da noch das eigene Gewissen und eigene Prinzipien mit im Raum. Wie geht man damit um? Ist es für einen Bewerber oder Angestellten vom Gewissen her okay, wenn er eben die Krankheit verschweigt oder hat man als Betroffener doch noch ein schlechtes Gewissen? Ich habe mich zum Beispiel mal als Auszubildende in der Gastronomie beworben und dort legte man mir einen Fragebogen vor, der eben mit jener Frage bespickt war. Die habe ich ehrlich beantwortet, und habe aber auch noch eine kurze Erklärung hinzugefügt. Es zu verschweigen hätte mir da wirklich ein absolut schlechtes Gewissen bereitet, auch, wenn ich kurz gezögert habe.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Das richtige schlechte Gewissen kommt in der Regel ja erst auf wenn etwas passiert ist oder die Erkrankung voll ausgebrochen ist. Dann wird mit Sicherheit jeder Betroffene die Lüge bereuen. Und genau in einer solche Situation kippt der Gesetzgeber um, denn jetzt handelt es sich um ein Vergehen aus juristischer Sicht. In dem Fall hat sich dann beispielsweise der Bewerber einer Leistung (den Arbeitsplatz) durch seine Lüge erschlichen.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Dann ist es im Grunde egal, wie man es macht, man macht es immer verkehrt, oder wie? Das kann es ja nun auch nicht sein, also gibt es da kein Patentrezept, wie man sich richtig verhalten sollte. Beim Vorstellungsgespräch sollte es besser unerwähnt bleiben, bei einer möglichen Gefahr sollte man reinen Wein einschenken. Jedenfalls war es bei mir so, dass nichts passiert ist, wie gesagt, es war ja nur ein Vorstellungsgespräch und da war ich halt schon ehrlich, wobei ich es als Köchin-Auszubildende es auch für angemessen hielt.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


@*steph*, hast du die Ausbildungsstelle damals nicht bekommen, weil du ehrlich warst, oder doch? Ich weiß wirklich nicht, ob ich immer ehrlich wäre, wenn es sich um eine Arbeitsstelle handeln würde und ich schon mehrere Absagen bekommen hätte. Eine Nichtbeantwortung der Frage würde erst recht darauf hinweisen, dass irgendetwas nicht stimmt. Dann sollte man sich lieber entscheiden, die Wahrheit zu sagen oder direkt zu lügen. Eine chronische Krankheit zu verschweigen, ist auch wenig sinnvoll, weil sie einen irgendwann Lügen straft, wenn sie ausbricht.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


@Cid, nein, ich habe die Stelle nicht bekommen - eigentlich habe ich nach dem Gespräch auch gar nichts mehr von denen gehört. Ob jetzt da meine Krankheit der ausschlaggebende Punkt war, weiß ich nicht, ich habe halt keine Begründung erhalten.

In meinem Fall ist die Krankheit ja schon ausgebrochen - aber ich nehme meine Untersuchungen wahr, ich hatte noch nie eine Bewusstlosigkeit und sonst habe ich es immer gemerkt, wenn irgendetwas nicht stimmt. So konnte ich direkt handeln. Dass dennoch mal so etwas passieren kann, mag sein, aber das könnte ebenfalls auch einem gesunden Menschen passieren, wie ich finde.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



*steph* hat geschrieben:Wie sinnvoll ist aber die Nichtbeantwortung dieser Frage? Früher oder später kommt es doch eh heraus.

Nicht zwangsläufig muss es irgendwann heraus kommen, dass man eine chronische Krankheit hat. ich selbst bin schon lange chronisch krank und bisher kam das nie heraus, es sei denn, dass ich es selbst erzählt hätte, aber ohne dass ich gezwungen gewesen wäre.

Ich würde von einer solchen Krankheit aber schon erzählen, wenn es bestimmte Umstände erfordern. So kann es gut sein, dass man als chronisch kranke Person auch behindert ist. In einem solchen Fall hat man als Arbeitnehmer bestimmte Vorteile, aber auch Arbeitgeber können Vorteile haben. Sie können Förderungen erhalten und auch sparen, wenn sie durch ihre Größe die Wahl zwischen der Beschäftigung schwerbehinderter Arbeitnehmer oder der Zahlung einer Umlage haben.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


@JotJot, sicherlich gibt es chronische Erkrankungen, die an einer Arbeitsstelle keine weiteren Handlungen erforden. Ich denke da gern an die Schilddrüse. Meist genügt es da ja, morgens eine entsprechende Tablette zu nehmen und damit hat es sich. Auf der Arbeit wird davon nichts bemerkt. Aber ich denke, sobald eine Handlung auf der Arbeit aufgrund von einer Krankheit geschieht, ist es so eine Sache. Sicherlich muss nichts passieren, aber es kann etwas passieren. Nur kann auch jemanden, der gesund ist, ebenfalls etwas passieren und da wird man sicherlich nicht auf die chronische Erkrankung schieben.

Dass man mit dem Arbeitgeber darüber spricht, sofern ein Behindertenausweis vorliegt, ist für mich übrigens kein Thema. Im Idealfall hat auch ein Arbeitgeber davon Vorteile, ich persönlich besitze einen Ausweis jedoch noch nicht, aber das sollte besser anderweitig diskutiert werden.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


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