Jeden Tiefschlag im Leben gleich als Lebenskrise betrachten?

Ich habe eben mit einer Bekannten telefoniert, die von ihrem Mann verlassen wurde. Sie weinte, was auch verständlich ist. Aber mir ist ein Satz, den sie sagte, aufgefallen. Sie meinte, dass sie in einer Lebenskrise steckt und da einfach nicht mehr rauskommt. Ich habe versucht sie zu beruhigen, weil ich persönlich nicht denke, dass man bei jedem Tiefschlag im Leben gleich in einer Lebenskrise steckt.

Sicher ist es nicht schön, wenn man Tiefschläge im Leben erfahren muss. Aber mich haben gerade diese Tiefschläge eher hart gemacht und mich für das weitere Leben gestärkt. Denkt ihr, dass man einen Tiefschlag im Leben immer gleich als Lebenskrise betrachten sollte?

Der Rat an deine Freundin war sicher gut gemeint, aber gut gemeint ist ja oftmals das Gegenteil von "Gut". Schließlich hast du am Telefon vermutlich nur eine Zusammenfassung mitbekommen und weißt nicht, was zur Trennung geführt hat und wie die Situation vorher war. So was kommt ja nie für die Beteiligten überraschend. Evtl. ist der Schritt der Trennung in seiner Konsequenz die Überraschung. Der oder die Fehler innerhalb der Beziehung selbst aber kann nicht an einem spurlos vorbeiziehen. Und diese Punkte können das Gefühl ausgelöst haben, die dann nach der Trennung zu dem führt, was dann als Lebenskrise verstanden wird.

Natürlich darf dann ein einzelner "Tiefschlag" nicht gleich als "Lebenskrise" überinterpretiert werden. Dazu sollten singuläre Ereignisse auch gar nicht in der Lage sein. Schließlich lebt der Mensch nicht für eine Idee oder eine Aufgabe allein! Wenn aber doch (z.B. für den Partner, die Kinder oder den Job), dann gibt es natürlich Krisenpotentiale, wenn die Aufgabe mal wegbricht. Das aber spricht für Fehler im gesamten Lebensentwurf.

Ob dann Tiefschläge letztlich "härter" machen oder nicht, ist eigentlich nebensächlich. Es mag Menschen geben, denen jede Trennung immer wieder sehr nahe geht. Aber allein die Tatsache, dass sich so was wiederholt oder wiederholen kann, ist doch die Quelle für neue Kräfte! Schließlich wiederholen sich auch alle positiven Seiten auch regelmäßig. Daher sollte man jedes Ereignis zunächst annehmen und akzeptieren. Insbesondere dann, wenn es nicht zu ändern ist. Anschließend sollte man das "ich" in den Mittelpunkt aller Überlegungen stellen. Und das nicht hinsichtlich der (dummen) Frage, was falsch gelaufen ist (so eine Analyse sollte später, mit Abstand folgen), sondern wie man sich sein Leben für die unmittelbare Zukunft vorstellen möchte. Wenn einen ein Partner verlässt, mag das kränken. Aber es ist definitiv auch so, dass man sehen kann, dass der Partner einen dann nicht verdient hat - und der Verlust eben auf der anderen Seite liegt.

Ich bin ebenfalls der Auffassung, dass ein Tiefschlag im Leben nicht gleich eine Lebenskrise darstellt. Es kommt eben auf die entsprechenden Umstände an und auf die Ausmaße von diesem Tiefschlag. Ich denke nämlich, dass man nicht jeden Tiefschlag gleich bewerten kann, es gibt sicherlich Graduationen zwischen den verschiedensten Tiefschlägen in den unterschiedlichsten Bereichen des Lebens. Und dann kann ein solcher Tiefschlag ganz bestimmt auch eine Lebenskrise auslösen.

Wenn der eigene Mann einen verlässt, dann würde ich schon sagen, dass man dies als den Anfang einer Lebenskrise sehen könnte. Es gibt ganz bestimmt Tiefschläge, die weniger tief einschlagen, so zu sagen. In meinen Augen ist es schon ein ganz schön herber Schlag, wenn man von seinem Lebenspartner verlassen wird und deswegen kann ich es voll und ganz verstehen, wenn man danach in ein Loch fällt.

Eine Krise kann einen doch ebenfalls hart machen, wie du es sagst. Nur ist eine Krise eben bedeutend schwerer zu überwinden, als ein kleiner Tiefschlag. Für mich wäre es zum Beispiel ein Tiefschlag, wenn an einem verregneten Tag meine Fahrradkette reißt, ich kein Mobiltelefon bei mir habe und nirgendwo ein Haus in Sicht ist, bei dem ich telefonieren könnte. Und das am besten noch an einem Tag, an dem ich eine schlechte Note mit nach hause gebracht habe. Wenn ich von jetzt auf gleich alleine wäre, dann wäre das eine Art von Tiefschlag, die viel mehr Veränderung für mich mitbringt, mich mit neuen, ungewohnten Situationen konfrontiert und die mich ja auch vor diverse Probleme stellt, zum Beispiel vor finanzielle oder organisatorische. Dass man dann eine Krise durchläuft finde ich total nachvollziehbar. Würde ich aber nun wegen meiner gerissenen Fahrradkette kriseln, dann wäre das stark übertrieben.

Ich denke nicht, dass man jeden Tiefschlag gleich als Lebenskrise bezeichnen kann. Immerhin sind Tiefschläge im Leben ja eigentlich etwas völlig Normales und ich denke, dass jeder so etwas erlebt. Gerade dann, wenn man beispielsweise eine Absage bei einer Bewerbung oder auch eine Kündigung erhält, dann ist das ein Tiefschlag. Eine Lebenskrise ist jedoch ein dauerhafter Zustand, bei dem es einem so schlecht geht, dass man nicht mehr weiß, was man weiter mit seinem Leben anfangen kann. Allerdings muss ja nicht aus jedem Tiefschlag gleich eine Lebenskrise werden und auch wenn man vielleicht erst einmal sehr angeschlagen ist, weil man eine Kündigung erhalten hat, können sich ja auch gleich neue Möglichkeiten für einen öffnen, so dass man da auch nicht in einer Krise bleiben muss.

Tiefschläge gehören zum Leben dazu und ich denke, dass das Leben immer aus Höhen und Tiefen besteht. Es gibt immer tolle Ereignisse, die uns glücklich machen aber es gibt eben auch Ereignisse, die sehr schlimm sind. Dazu zählen dann eben Kündigungen, aber auch der Verlust von lieben Menschen oder auch Krankheiten. Allerdings kann man trotzdem lernen, gut mit der Situation umzugehen und man muss auch lernen, die Situation zu akzeptieren.

Man kann nur versuchen, das Beste daraus zu machen, wobei man die Situation nicht wieder rückgängig machen kann. Von daher sollte man dann nach vorne schauen und sich denken, dass nach jedem Tiefschlag auch wieder etwas Positives kommt, was einen aufheitert und was einen glücklich macht. Dabei kann einem so ein Tiefschlag auch neue Wege eröffnen und von daher hat so eine Situation dann doch oftmals etwas Gutes an sich.

Eine Lebenskrise ist jedoch eine dauerhafte Situation, die sich aus einem oder mehreren Tiefschlägen entwickelt. Wenn man in so einer Krise steckt, dann kann es gut sein, dass man den Lebensmut verliert und dass man einfach nicht mehr weiß, wie es weiter gehen wird. Dabei kann es gut sein, dass so eine Lebenskrise auch aus einer Trennung entstehen kann. Allerdings ist so eine Trennung für die meisten Menschen nur ein Tiefschlag. Immerhin haben sie zwar ihren Partner verloren, was jedoch nicht heißt, dass man dann automatisch auch die Arbeit und die Freunde verliert. Somit hat man dann noch immer etwas, was einem Lebensmut schenkt.

Allerdings ist es natürlich anders, wenn man arbeitslos ist und kaum Freunde hat und dann vom Partner verlassen wird. Immerhin hat man dann tatsächlich kaum etwas und ich denke, dass man daher dann schon leicht in eine Krise rutschen kann. Allerdings kommt das auch auf den Lebensmut an und natürlich auf die eigene Persönlichkeit. Manche Menschen können leichter mit solchen schweren Situationen umgehen, als andere.

Durch Tiefschläge werden Menschen oft hart gemacht, ja auch unerbittlich gegen sich und andere. Tiefschläge führen eine Veränderung herbei, aber nicht unbedingt eine Lebenskrise. Was deiner Bekannten passiert ist, dass der Mann sie verlassen hat, ist sicherlich die Folge einer Lebenskrise, mit der ihr Mann nicht mehr zurecht kam. Sicherlich hat sich nun alles noch mehr für sie verändert und alleine wird sie da nicht mehr herauskommen, wenn sie so fertig ist.

Aber Tiefschläge muss jeder mal hinnehmen und damit fertig werden. Aus jedem Tiefschlag geht man gestärkt hervor, wenn man in der Lage ist, ihn einzustecken und zu verarbeiten.

Ich stimme dir zu, ein Tiefschlag stärkt mich bloß. In dem Moment, in dem ich zuerst einen richtigen dieser Tiefschläge hatte, war ich geradezu depressiv. Aber danach kann ich drüber lachen und will die Zeit niemals (!) missen, denn sonst wäre ich nicht so, wie ich heute bin.

Begegne ihr am besten mit Feingefühl, das braucht sie jetzt. Aber stimme ihr nicht zu, wenn sie im Selbstmitleid versinken will. Und ihm hinterherzurennen um da rauszukommen würde ich ihr nicht raten. Stärke sie so sehr wie du kannst und wie für eure Beziehung zueinander angebracht ist. Aber rate ihr am besten nichts spezielles, verbringt einfach Zeit und lenke sie ab. Das hilft ungemein, auch wenn man es in der Situation schon so oft gehört hat, dass man es nur für einen dummen Spruch hält. Vielleicht wird es ja nochmal was mit dem Mann, aber ihr das zu sagen halte ich auch nicht für gut. (Schon klar, du hast nichts davon geschrieben, meine ja nur generell für die Zukunft)

Hilf ihr einfach, ihr lachen wiederzubringen und sie wird sehen, dass es nicht zwingend eine Lebenskrise ist, in der sie da steckt. Eventuell meinte sie aber nicht nur das, sondern es liegt ihr auch etwas anderes auf dem Herzen? Wer weiß.

Doch andererseits kann man zu deiner ursprünglichen Frage überlegen: Wenn das keine Lebenskrise ist, was dann? Ein Tod? Kann es eigentlich noch schlimmer kommen, als geliebte Menschen zu verlieren? Das ist hier die Frage. Meiner Meinung nach ist ein Tiefschlag etwas, was bedrückt, aber nicht bekämpft werden muss, also man steht "einfach" wieder auf, nachdem die Phase der entsprechenden Emotion langsam abgeklungen ist. Aber eine Lebenskrise ist für mich ebenfalls schlimmer definiert, da muss man schon was machen, weil man feststeckt. Ich weiß bloß nicht, wie man das Scheitern einer Ehe einordnen kann. Ist wahrscheinlich auch Meinungssache.