Über die Schulter gucken lassen - welcher Umgang?

Hier: Handwerker auf Schritt und Tritt im Haus begleiten? schrieb Nettie ja schon davon, dass sie am liebsten den Handwerker beaufsichtigt hätte. Daraufhin ist mir eingefallen, dass ich es früher in Einrichtungen zum Beispiel nicht mochte, wenn die Eltern sich mal für ein paar Stunden zu uns gesellt haben und uns bei der Arbeit beobachtet haben. Überhaupt werde ich sowieso recht unruhig, wenn man mich die ganze Zeit anschaut und schaut, ob und was ich denn da so tue. Würde ich es nicht mitbekommen, wäre ich nicht so irritiert und könnte schon besser damit leben, aber man kann ja nun keinen Menschen einfach so übersehen, wenn er sich im gleichen Raum befindet und man auf einer beruflichen und persönlichen Ebene mit ihm zu tun hat.

Ich kann es schon verstehen, dass Kunden sich bei Handwerkern vergewissern wollen, dass alles gut geht, auch kann ich verstehen, dass Eltern wissen wollen, wie man mit ihren Kindern umgeht und so weiter. Immerhin vertraut man demjenigen ja letztendlich auch einiges an und da möchte man sich eben sicher sein, dass auch alles mit rechten Dingen zugeht.

In welchen Situationen im beruflichen Alltag kommt es dazu, dass Euch über die Schulter geschaut wird? Wie geht Ihr damit um? Wie findet Ihr es? Habt Ihr Euch daran gewöhnt, oder stört es Euch nach einer gewissen Zeit noch immer? Wozu dient dieser Schulterblick? Agiert Ihr da recht nervös und macht Fehler oder beeindruckt Euch so etwas absolut gar nicht?

Das kenne ich von meiner Ausbildung nur zu gut. Es gab eine Mitarbeiterin, die sich so vor kam, als ob sie das Sagen hätte. Doch dem war nicht so, sie war einfach nur eine ganz normale Kraft, wie die anderen Kollegen auch in dieser Abteilung.

Nun war es dann eben so, dass sie immer geschaut hat, was ich denn gerade mache. Da sie direkt hinter mir ihren Schreibtisch hatte, konnte sie mich immer schön beobachten. Ich habe natürlich nichts anderes gemacht, als meine Arbeit. Mir kam es so vor, als suche sie nur einen Grund dafür, mich auf einen Fehler hinzuweisen. Und wenn ich mich genau vor meinen Bildschirm setzte, sodass sie nicht genau sehen konnte, was ich gerade da mache, so hat sie von hinten gefragt, was ich denn gerade mache.

Auch wenn ich gerade dabei war, eine Aufgabe zu erledigen, mit der ich auch gut zurecht kam, kam sie plötzlich von hinten, und schaute mir über die Schulter. Und das wirklich wortwörtlich. Sie kam ganz nah an mich dran und starrte mit auf dem Bildschirm. Das störte mich natürlich sehr, und ich fühlte mich auch wirklich unsicher. Ich mag es ganz und gar nicht, wenn mir jemand während meiner Arbeit so auf Pelle rückt, und alles kontrolliert. Das habe ich ihr allerdings nicht gesagt, denn da wäre wahrscheinlich irgendein dummer Spruch zurück gekommen.

Ich finde es wirklich nicht gut, wenn man Leute nicht einfach ihre Arbeit erledigen lässt. Auch wenn es sich noch um Anfänger handelt, wie in meinem Fall, sollte man sie einfach mal machen lassen. Denn wenn man nicht weiter kommt, wird man wohl schon selbst fragen, ob jemand behilflich sein kann. Nur war bei ihr einfach das Problem, dass sie eben dachte, sie hätte dort die Oberhand.

Mein Chef schaut mir und auch seinen anderen Angestellten schon mal öfter über die Schulter und sieht nach, was wir da machen. Ich habe mich mit der Zeit schon etwas daran gewöhnt, aber es stört mich noch immer. Es verunsichert mich schon etwas, wenn er eine Zeit lang hinter mir steht und zusieht, was ich in den Computer eingebe. Außerdem macht es auch nicht den besten Eindruck gegenüber den Kunden. Die müssen doch auch öfter denken, dass ich nichts auf die Reihe bekomme, wenn mein Chef nicht hinter mir steht.

Ich mag es nicht sonderlich, wenn man mir über die Schultern schaut. Ich habe einen Kollegen, der ist hier recht penetrant und man muss ihn immer auf den Distanzbereich hinweisen, weil er sich nicht daran hält. Außer meinem Chef darf mir an sich niemand direkt über die Schultern schauen. Zum Glück sitze ich nicht am gleichen Arbeitsplatz wie der Kollege und somit habe ich etwas Ruhe.

Also ich muss sagen, dass dies über die Schulter gucken wohl in der Schule am meisten vorkommt und ich muss sagen, dass ich nicht einer der Personen bin, die dies wirklich gern hat, weil es mich einfach stört, wenn mir jemand ganze Zeit über die Finger schaut, es macht mich einfach viel nervöser als ich eigentlich schon bin.

Am meisten kommt diese Situation natürlich während Klausuren vor. Dort gehen die Lehrer natürlich gerne mal herum und schauen den SchülerInnen über die Schulter, ob man nicht zufällig einen Spicker findet oder einfach um mal den Stand der Dinge anzuschauen, ob diese nicht schon unmögliche Fehler macht, die man mit einem ersten Blick schon sehen kann. Unser Mathematiklehrer ist meistens so fair, dass er mit dem Finger auf die Aufgabe zeigt und dies gleich ein Hinweis dafür ist, dass man sich diese Aufgabe nochmal ganz genau anschauen sollte.

Ansonsten macht es mich einfach nervös. Es gibt sogar Lehrer die stellen sich hinter einem an die Wand und schauen ganze Zeit, was man schreibt. Da kann ich nicht weiter schreiben, mir fehlen sofort die Ideen und ich weiß nicht mehr, was ich schreiben bzw. rechnen wollte. In diesem Moment bin ich auch so eiskalt und drehe mich um und bitte den Lehrer, doch bitte weg zu gehen, weil ich mich einfach nicht konzentrieren kann. Meistens wird man erst einmal ausgelacht, aber dann bewegt sich der Lehrer auch weg.

Doch es wird nicht nur von den Lehrern über die Schulter geguckt, oft sind es auch Schüler, die jemanden über die Schulter gucken und ich muss sagen, dass ich dort geteilter Meinung bin. Bevor sie es so unauffällig machen wollen, sollten sie doch einfach fragen, wie ich eine bestimmte Sache errechnet habe, als dass sie nur die Ergebnisse abschreiben. Davon haben sie schließlich gar nichts. Diese Menschen wollen es auch meistens unauffällig machen, machen es aber noch auffälliger als es schon gar nicht mehr geht. Während des Unterrichts dulde ich es auch noch, aber während Klausuren lasse ich mir ungern von Schülern über die Schulter spicken lassen. Was haben diese denn davon? Ich kann es nicht leiden, wenn Schüler ganze Zeit nur abschreiben und nichts selber lernen, aus diesem Grund, versperre ich dann meistens die Sicht so, sodass es nicht mehr klappt. Natürlich macht man sich damit nicht zum Liebling, aber es ist meine Leistung und sollte auch meine Leistung bleiben.

Ich finde, dass es immer auf die Situation und auch auf den Menschen ankommt, der einem da über die Schulter schaut. Es kann auch wirklich Sicherheit vermitteln, wenn man diskret beobachtet wird und vielleicht auch gleich auf das hingeweisen wird, was man besser machen kann. Da muss man sich meiner Meinung nach nicht immer verunsichert fühlen. Wenn es dann auch noch eine sympathische Person ist, ist das umso besser.

Aber ich finde auch, dass es eben zur Belastung werden kann. Wenn derjenige einen kritisch beäugt und man wirklich verunsichert wird, dann macht man meistens ja auch eher einen Fehler. Es kommt eben wirklich auf die Art und Weise an. Ich leite Mütter aber gerne an, vor allem dann, wenn sie ihr erstes Kind haben. Mir ist es lieber, wenn sie richtig mit den Kindern umgehen und meistens sind die da auch dankbar und gucken einen eben über die Schulter, weil sie was lernen wollen und nicht, weil sie es besser wissen. Und selbst wenn: von mir aus. Wenn ich was neues dabei lernen kann ist das auch nicht schlecht und wenn ich weiß, dass das nicht richtig ist, sage ich das und dann ist gut - es ist ja nicht mein Kind.