Bekommt / Gebt ihr "Zeugnisgeld"?

Ich habe "Je nach Noten" ausgewählt, was aber so eigentlich nicht richtig ist. Ich kriege unregelmäßig Geld oder Belohnungen für mein Zeugnis, aber manchmal gibt es einfach eine Kleinigkeit. Wieso sollte es denn auch keine Belohnung für gute Noten geben? Schule ist immerhin auch eine (harte) Arbeit und jeder der hart arbeitet freut sich auch über eine kleine Belohnung.

Ich bin vor kurzem aufs Gymnasium gekommen und habe von meiner Mutter eine kleine Schultüte zum Spaß bekommen, die mit Schokolade gefüllt war. Für meine Zeugnisse gibt es also manchmal auch Kleinigkeiten, aber auch oft eine Umarmung, weil meine Eltern stolz auf mich sind.

Ich habe mit "ja" gestimmt, weil ich meine Tochter für ein gutes Zeugnis belohne, allerdings nicht unbedingt in bar. Sie geht in die 4. Klasse und diese Jahr geht es im wahrsten Sinne des Wortes um die Wurst. Sie hatte immer ein gutes bis sehr gutes Zeugnis, und diese soll jetzt besonders gut werden, damit sie auf jede Schule gehen kann. Meistens habe ich sie belohnt, indem sie sich im Rofu Kinderland etwas - in einem bestimmten preislichen Rahmen natürlich - aussuchen durfte. Je älter sie wird, desto größer fallen natürlich auch die Wünsche aus, und manchmal muss ich dann auch sagen, sie solle sich das eher zum Geburtstag wünschen, was an sich nicht tragisch ist, weil sie im Juli Geburtstag hat, das liegt ja recht nah am Schuljahresende.

Ich halte eine Belohnung für erbrachte Leistung für durchaus sinnvoll. Mit guten Worten und einem "da wirst Du's später mal leichter haben" lockt man in unserer Konsumgesellschaft leider keinen Hund hinter'm Ofen vor. Ein Kind braucht unmittelbare Bestätigung, um die Motivation zu behalten, auch weiterhin am Ball zu bleiben. Es gibt keine Bärengeschenke, das nicht, aber etwas, dass man sonst nicht einfach so beim Einkaufen bekommt. Bei uns liegt das meist im Rahmen von zehn bis fünfzehn Euro. Die Umarmung gibt's sowieso

Als ich noch zur Schule gegangen bin, habe ich einige Jahre lang Zeugnisgeld bekommen, allerdings nur für Noten, die nicht schlechter waren als eine drei. Es gab auch nicht wirklich viel Geld für gute Noten, sondern, soweit ich mich zurückerinnern kann, fünf Mark für eine eins, die ich seltenst in einem Zeugnis nachweisen konnte, drei Mark für eine zwei und eine Mark für eine drei. Das war, wie gesagt, noch zu DM-Zeiten und die paar Mark, die dabei herumkamen, wenn man sich ein gutes Zeugnis erarbeitet hatte, waren ein willkommenes zusätzliches Taschengeld. Wir haben damals nämlich sehr wenig Taschengeld bekommen und konnten uns eigentlich nur über das Zeugnisgeld oder eben Geldgeschenke, die selten mal von Tanten und Onkels oder den Großeltern kamen, etwas kaufen, das wir uns in der Regel lange gewünscht haben.

Ich denke, dass ich diese Regelung wohl auch bei meinen eigenen Kindern übernehmen würde, weil ich noch gut erinnern kann, was für eine Motivation das Zeugnisgeld für mich damals war, als es dem Schuljahresende zuging. Da habe ich mich dann doch nochmal ordentlich ins Zeug gelegt, versucht, noch ein wenig zu lernen, was ich sonst eher ungern getan habe, außerdem daran gearbeitet, meine mündliche Note zu verbessern und all so etwas, um meine Quote zu verbessern. Meistens wusste ich auch schon einige Monate vor Erhalt meines Jahreszeugnisses, was ich mir von meinem Zeugnisgeld kaufen wollen würde, wobei ich selten die Menge erreicht habe, die ich für die Erfüllung meiner Wünsche benötigt hätte. Aber eine Motivation war dieses Zusatzgeld allemal und ich habe auch jedes Mal einen Verwendungszweck dafür gefunden, und wenn es auch nur ein paar Eintritte ins Freibad waren, das ohnehin ganz oben auf meiner Sommerferienliste stand.

Ich fand das Zeugnisgeld einfach eine willkommene Geldquelle, wenngleich es eben nicht wirklich viel Geld war. Für mich war das toll, weil ich eine konkrete Leistung erbringen musste, um das Geld überhaupt zu bekommen. Ich hatte es also selbst in der Hand, wie viel ich bekommen würde und ein wenig habe ich damals sicherlich auch den Lerneffekt mitbekommen, dass man für Geld nicht selten hart arbeiten muss. Insofern erfüllt ein solches Zeugnisgeld sicherlich mehrere positive Zwecke und ich kann mir vorstellen, dass ich als Eltern eine ganz ähnliche Regelung bei meinen eigenen Kindern einführen würde, auch, was die Höhe der einzelnen Summen angeht, die ich für die einzelnen Noten ausgeben würde. Auch würde ich ebenfalls keine Vierer vergüten, sondern alle Noten, die nicht schlechter sind als eine drei. Die DM-Summen von damals kann man heute wohl in Euro übernehmen, auch, wenn die Gesamtsumme dann recht hoch sein kann. Aber es handelt sich ja auch nur um eine jährliche Zahlung, also sollte das wohl in Ordnung gehen dürfen, meine ich.

Ich habe selbst nie Geld für ein gutes Zeugnis oder für gute Noten bekommen. Bei mir war es generell so, dass ich nie regelmäßig Geld von meinen Eltern bekommen habe. Stattdessen habe ich immer dann Geld bekommen, wenn ich welches gebraucht habe oder wenn meine Eltern gerade ein wenig Kleingeld im Geldbeutel übrig hatten. Dabei habe ich eben auch nie für irgendwelche besonderen Leistungen etwas bekommen und auch nie zu bestimmten Terminen. Stattdessen musste ich eben immer nachfragen, wenn ich beispielsweise ins Kino gehen wollte und dafür Geld gebraucht habe. Dabei habe ich jedoch eigentlich eher selten bei meinen Eltern um Geld fragen müssen, da mir meine Oma immer ziemlich viel gegeben hat, als sie noch gelebt hat. Von ihr habe ich ein monatliches Taschengeld bekommen und immer dann, wenn ich sie besucht habe, gab es für mich immer auch noch ein wenig Kleingeld. Von daher wollten mir meine Eltern auch nicht noch zusätzlich Geld geben, da es sonst einfach zu viel gewesen wäre.

Ich hatte auch immer ohne Geld die Motivation, gut zu lernen und möglichst gut bei den Tests und bei den Klausuren abzuschneiden, weshalb mich die Aussicht auf eine Belohnung nicht noch mehr motiviert hätte, da ich ohnehin immer alles gegeben habe. Trotzdem wäre das schön gewesen und möglicherweise hätte ich es einfach versucht, noch mehr zu geben. Dabei hatte ich in den letzten Klassen des Gymnasiums jedoch nie eine Eins auf dem Zeugnis. Immerhin ist das ja auch nicht so leicht, im Abitur eine Eins zu schaffen und womöglich hätte ich das auch nie geschafft, egal wie viel ich gelernt hätte, im Zeugnis eine Eins zu bekommen. Von daher hätte ich eben ohnehin kein Geld dafür bekommen.

Gerade bei jüngeren Kindern, die es einfach noch nicht so gut verstehen können, wieso man gute Noten in der Schule schreiben muss, finde ich diese Art der Belohnung extrem gut. Immerhin strengen sich die Kinder dann auch richtig an, zu lernen und gute Noten zu schreiben, damit sie dann auch etwas bekommen und das kann gerade bei schwächeren Schülern sehr hilfreich sein. Dabei finde ich es eigentlich auch sehr schön, wenn man als älteres Kind auch noch so eine Belohnung bekommt. Immerhin bedeutet das ja auch Anerkennung von den Eltern und das macht einen sicherlich stolz und motiviert einen selbst.