Ausbildung - zählt die Größe des Betriebs eine Rolle?

vom 14.05.2012, 18:27 Uhr

Ich mache momentan, wie einige Freunde von mir, eine Ausbildung in einem Betrieb. Ich selbst mache diese, wie die meisten meiner Freunde, in einem eher kleineren Betrieb. Immer wieder höre ich von ihnen, dass sie unzufrieden seien und lieber in einem größeren Betrieb eine Ausbildung machen würden. Da ich das eben schon mehrfach gehört habe, habe ich mir ebenfalls mal Gedanken gemacht und bin eher zu dem Entschluss gekommen, dass man in einem größeren Betrieb doch besser aufgehoben ist.

Zum einen ist man dort oft mit vielen anderen Auszubilden in einem Betrieb, die ebenfalls in die gleiche Berufsschulklasse gehen. So könnte man sich eben gegenseitig immer helfen und dem anderen beispielsweise etwas erklären, wenn er es nicht versteht. So kann man sich gegenseitig unterstützen und so etwas hebt den Notendurchschnitt in der Berufsschule meiner Meinung nach schon. Denn immerhin will man ja auch nicht viel schlechter als die anderen Auszubildenden im Betrieb sein oder?

Auf der anderen Seite bekomme ich auch von meinen Klassenkameraden immer wieder mit, dass sie einen Gewinnzuschlag oder ähnliches bekommen. Zusätzlich bekommen sie ein sehr hohes Gehalt, Urlaubsgeld und bekommen sogar so etwas ähnliches wie Auslandssemester, in denen sie drei Monate lang im Ausland sind, bezahlt.

Abgesehen von diesem zwei Aspekten ist es eben auch so, dass man in einer größeren Firma nach der Ausbildung bessere Übernahmechancen hat und man kann besser auf der Karriereleiter aufsteigen. Was mich jedoch fast am meisten stört, ist das man in kleinen Betrieben oft wenig zu tun hat. Ich kenne viele Auszubildende die sich im Betrieb einfach unterfordert fühlen und die meiste Zeit eigentlich nur herum sitzen.

So etwas ist natürlich dann nach der Ausbildung echt fatal. Wenn man nicht übernommen werden sollte und dann bei einer Bewerbung eigentlich nichts wirklich vorweisen kann, was man in den letzten Jahren während der Ausbildung, gemacht hat.

Ebenfalls kann auch ein kleinerer Betrieb Vorteile haben. Man ist eben nicht mit so vielen Menschen unter einem Dach und so ist vielleicht die Chance geringer, dass man mit jemanden nicht klar kommt. Doch falls es so sein sollte, muss man die Person dann auch jeden Tag sehen. Mir wäre es mittlerweile aufgrund der oben erwähnten Argumente wirklich lieber, wenn ich meine Ausbildung in einem großen Betrieb gemacht hätte.

Falls man in einem größeren Betrieb eine Ausbildung macht, kann man sich eigentlich fast immer sicher sein, dass es sich um einen gekümmert wird. Die Ausbilder dort haben meistens schon mehr Erfahrungen mit Auszubildenden und wissen was sie machen. Was meint ihr denn dazu? Findet ihr ebenfalls, dass die Größe eines Betriebes während der Ausbildung eine große Rolle spielt oder findet ihr das eher nicht so wichtig?

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» hennessy221 » Beiträge: 5132 » Talkpoints: -1,94 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich habe meine Ausbildung in einem großen Betrieb gemacht. Insgesamt sind bei uns immer so zwischen 10 und 12 Auszubildende. Es ist, wie du auch schon sagtest, eine gute Sache, denn ich hatte in meinem Lehrjahr vier weitere Azubis und einen in der gleichen Klasse. Dass wir als ein Lehrjahr der gleichen Firma getrennt waren, lag natürlich an der Größe, hatte aber den Vorteil, dass man auch durch die anderen den Stoff besser lernte. Denn der Unterricht wurde nie identisch ausgeführt und es gab immer wieder erhebliche Unterschiede, die durch die Mitbewerber wieder ausgeglichen werden konnten.

Ich selbst habe damals in meiner Klasse viele aus kleineren Betrieben gehabt. Sie beschwerten sich regelrecht über die ''ach so tollen Gutverdiener'', die im großen Betrieb arbeiteten. Aber es ist echt etwas feines. Ich habe nie bereut dort die Ausbildung gemacht zu haben, denn schließlich wurde ich tatsächlich übernommen.

Ich meine aber auch, dass ein kleiner Betrieb immer auch etwas schönes ist. Man kann individueller gefördert werden, was in einem Betrieb mit vielen Auszubildenden nicht so möglich ist. Vor allem fällt ein einzelner, der etwas nachhängt nicht so auf, als wenn vier andere schon mehr machen konnten oder weiter sind als er. Damit meine ich aber nicht im negativen Sinne, denn das nur allzu bekannte Mobbing kommt in einem großen Betrieb viel schneller ans Licht.

Man sollte sich aber während der Ausbildung selber weniger Gedanken darüber machen, denn heutzutage ist eine Ausbildung, egal wo gemacht, viel wert. Ich habe positive Erfahrungen gemacht, im großen Betrieb, das heißt aber nicht, dass das für jeden auch im weiter laufenden Beruf etwas ist.

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» $unglasses » Beiträge: 92 » Talkpoints: 57,30 »


hennessy221 hat geschrieben:Falls man in einem größeren Betrieb eine Ausbildung macht, kann man sich eigentlich fast immer sicher sein, dass es sich um einen gekümmert wird. Die Ausbilder dort haben meistens schon mehr Erfahrungen mit Auszubildenden und wissen was sie machen.

Die Aussage würde ich so nicht unterschreiben. Wenn man in einem großen Betrieb seine Ausbildung macht, dann kann man davon ausgehen, dass viele andere dort auch die Ausbildung machen. Beispielweise sind es bei mir im Betrieb nun nur zwölf neue Auszubildende in diesem Jahr gewesen, wobei einer nur sein Praxissemester im Betrieb absolviert und vier aus anderen Niederlassungen waren und nur bei den Einführungstagen dabei waren. In anderen Betrieben dagegen starten im gleichen Jahr fünfzig oder sogar mehr als hundert Azubis. Auf der Facebook-Seite von Volkswagen habe ich sogar etwas von über siebenhundert in einer einzigen Niederlassung gelesen, das finde ich schon extrem heftig und ich frage mich, ob da überhaupt noch das Individuum zählt und einem genügend Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Ich denke, der Vorteil an kleinen Betrieben ist, dass man viel eher Verantwortung übernimmt. Ich bemerke das momentan selbst, ich bin gerade mal zwei Wochen in meinem Betrieb und nur eineinhalb Wochen in der Abteilung habe schon meinen eigenen, kleinen Aufgabenbereich bekommen. Nächste Woche starte ich schon mein erstes Projekt und es ist für mich als „Neue“ schon eine ziemlich große Sache. Ich glaube, das man bei großen Ausbildungsbetrieben nicht so schnell so eine Verantwortung übernehmen kann. Mein Aufgabenbereich ist auch sehr groß und abwechslungsreich, weil wir zum Beispiel im Bereich eBusiness und Social Media nur zu dritt sind und nicht wie in anderen Betrieben zehnmal so groß.

Mir wird auch sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt und werde ständig gefragt, ob alles in Ordnung ist, ich eine neue Aufgabe brauche oder ob mir etwas zu schnell geht. Ich habe auch regelmäßig Gespräche mit den Ausbildern, ob etwas nicht passt und so weiter, das hat mein Freund in seinem relativ großen Betrieb beispielsweise weniger.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Sicherlich hat es sehr viele Vorteile, seine Ausbildung in einem großen Unternehmen zu machen. Wenn man die Chance dazu hat, sollte man sie auch wahrnehmen. Nur kommen hier oft hunderte Bewerbe auf eine Ausbildungsstelle, so dass die Chancen schon sehr gering sind, eine Zusage zu bekommen. Man muss meistens zumindest sehr gute Noten vorzuweisen haben. Meistens werden auch lieber Abiturienten eingestellt.

Außerdem ist es so, dass viele große Betriebe immer mehr Ausbilungsplätze durch Studienplätze für duale Studiengänge ersetzen. Da meistens sowieso bevorzugt Abiturienten eingestellt werden, kann man sie gleich auch die höhere Ausbildung zukommen lassen. Dadurch sind aber die Aufstiegschancen für Leute mit Ausbildung extrem begrenzt. Über den Status eines Sachbearbeiters wird man kaum hinaus kommen. Ich kenne jemand, die deswegen vom Großunternehmen weg gewechselt sind und jetzt als leitende Sekretärin in einem kleineren Unternehmen tätig ist.

Allerdings muss man auch dazu sagen, dass man die Bürokratie eines großen Unternehmens mögen muss. Meistens hat man nur einen ganz kleinen Arbeitsbereich; über den Tellerrand schauen ist meistens gar nicht gewünscht. Die Entscheidungswege sind meistens sehr lange, so dass einfachste Entscheidungen, in in einem kleinen Unternehmen in wenigen Minuten über den Schreibtisch entschieden werden, Wochen oder gar Monate dauern. Es gibt so viele Richtlinien, dass man niemals alle überhaupt nur annähernd befolgen kann. Und die Chance, in einem Großraumbüro zu landen, ist sehr hoch. Und das muss man auch mögen, sonst wird man verrückt.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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