Bringen Alleinverdiener heutzutage noch eine Familie durch?

vom 13.05.2012, 21:08 Uhr

Entgegen anderer Meinungen glaube ich dass gerade Familien mit nur einem Einkommen besonders gute Chancen haben ganz gut durch das Leben zu kommen. Voraussetzung ist natürlich dass ein Partner zumindest etwas über dem Durchschnitt verdient und dass man nicht zu verschwenderisch mit dem Einkommen umgeht. Ich möchte aber niemanden mit meiner Milchmädchenrechnung vor den Kopf stoßen, ich weiß dass das Leben hart ist und die Verdienstmöglichkeiten in einigen Branchen für Deutschland eigentlich unzumutbar sind.

Laut dem Bundesministerium der Finanzen verdient ein Arbeitnehmer in Deutschland durchschnittlich 28950 Euro im Jahr, das sind exakt 2412 Euro pro Monat. Nach Abzug aller notwendigen Lebenshaltungskosten und Abgaben bleibt da natürlich nicht viel übrig, das ist mir auch klar. Ich bin aber überzeugt dass ein weiteres normales Einkommen die Bilanz nur geringfügig verbessert so dass es sich eigentlich nicht lohnt.

Ich bin auch Alleinverdiener und das schon seit der Wende. Gut, als Beamter liege ich etwas über dem durchschnittlichen Jahresbrutto, aber nicht viel. Meine Frau ist ausgebildeter Gärtner von Beruf und hatte sich irgendwann auch einmal zum Meister weitergebildet. Sie würde in unserem kleinen Ort keine adäquate Arbeit finden, wenn dann höchstens im Billigsektor. Sie müsste also, um in ihrem Beruf zu arbeiten, auswärts fahren. Da man die öffentlichen Verkehrsanbindungen in diesem Punkt vergessen kann sind also ein Auto und vor allem eine Fahrerlaubnis erforderlich. Neben den Raten kommen dann noch die normalen Kosten für den Unterhalt des Fahrzeuges dazu. Die ersten Stunden des Tages würde sie also nur für das Auto arbeiten. Jetzt wo sie zu Hause ist benötigt sie kaum neue Anziehsachen, bei einem Berufsleben wäre das so nicht möglich. Auch kostet es natürlich zusätzlich bei der Verpflegung die man jeden Tag benötigt. Zu Hause kochen ist viel preiswerter. Nicht zu vergessen ist auch der steuerliche Aspekt. Ich habe die Steuerklasse III und zahle kaum Steuern, auch habe ich noch nie im Leben Solidaritätszuschlag bezahlt weil mein Gehalt immer darunter lag. Wer Kinder hat ist noch ärmer dran. Wir hätten für unseren Sohn dann eine Tagesmutter oder einen Volltagskindergartenplatz benötigt einschließlich Vollverpflegung. Das war auch schon vor zehn Jahren nicht gerade preiswert.

Wir sind allerdings beide auch recht bescheidene Leute die nicht jede Woche schön Essen gehen müssen oder jeden modischen Schnickschnack mitmachen. Urlaubsmäßig haben wir nie zurück gesteckt, wir sind jedes Jahr mindestens zwei Mal gefahren, auch ins Ausland. Nebenher renovierten wir unsere Immobilie ohne Kredite, eben immer wenn Geld dafür da war. Ich selber empfinde diese Situation als sehr angenehm weil sich meine Frau um alles Notwendige während meiner Abwesenheit kümmert und ich nach meiner Arbeit wirklich Feierabend zu Hause habe. Wenn ihr es nicht zu bunt wird dann kann das auch so bleiben, ich würde aber auch nicht dagegen sprechen wenn sie sich aus irgendeinem Grund einen Job suchen würde. Sie genießt aber auch die Zeit zu Hause und besonders als unser Sohn noch klein war und in den Kindergarten oder in die ersten Schulklassen ging.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Wenn wir den Lohn meines Mannes und das Kindergeld für meine Mädels zusammenrechnen, dann würde das schon für uns als Familie ausreichen. Allerdings zahlt er ja für seine Kinder Unterhalt, was doch das Einkommen schmälert. Das gleicht sich auch nicht mit dem Unterhalt aus, den ich für meine Kinder bekomme. Aber ohne die Unterhaltszahlungen in beide Richtungen wären wir nicht am Limit und könnten uns auch mehr als Wohnung und Lebensmittel leisten.

Da ich aber auch mein Einkommen habe, geht es uns im Vergleich zu anderen Familien in der Größe recht gut. Da ja auch die Einkommen steigen, mache ich mir da auch keine Sorgen für die Zeit, wo eben bei mir dann Kindergeld und Unterhalt weg fällt. Auch dann werden wir noch unser Auskommen haben ohne ständigen Verzicht leben zu müssen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Wenn man nur ein Einkommen hat, kann man damit trotzdem eine Familie "durchbringen". Es kommt natürlich dann darauf an, das Geld, welches zur Verfügung steht, dann auch sinnvoll einzusetzen. Natürlich fällt es einem nicht leicht, einen einmal erreichten Lebensstandard aufzugeben, aber mit ein wenig Disziplin ist auch das möglich.

Wenn ich meine Familie als Beispiel nehme, ist es so, dass ich der Hauptverdiener bin und meine Frau ihren Vollzeit-Job auf 71% reduziert hat. Wir haben zwei Kinder, eines davon geht zur Schule, das andere kommt im Sommer zur Schule. Im Moment ist es so, dass wir uns den Luxus leisten, in einem gemieteten Einfamilienhaus zu wohnen, zwei Autos besitzen, mindestens einmal im Jahr Urlaub machen, zwei bis drei Kurztrips dazu, ansonsten unternehmen wir mit den Kindern am Wochenende viel, was auch Geld kostet, brauchen für die Kinder oft neue Kleidung/Schuhe, gehen regelmäßig in Restaurants und leisten uns vieles mehr, was ich als Luxus bezeichne.

Wenn nun angenommen das Geld meiner Frau wegfällt (was ja während der Elternzeiten auch schon der Fall war, Elterngeld gab es nur beim zweiten Kind, da auch "nur" den Mindestsatz), wäre das Erste, was ich abschaffen würde, eines der Autos. Im Moment brauchen wir beide eines, um bequem zur Arbeit zu kommen, wenn es an Geld fehlen würde, wäre ich auch bereit, über eine Stunde mit dem Bus zu fahren (statt 15 Minuten mit dem Auto) oder das Fahrrad zu nehmen. Das ist schon mal locker eine Ersparnis von 250€ im Monat.

Dazu könnte man auch eine günstigere Mietwohnung beziehen, was sicherlich auch noch mal gut 500€ im Monat günstiger wäre. Statt kostspieliger Kurztrips übers Wochenende und diverser Ausflüge muss man dann halt andere Beschäftigungen nutzen, da gibt es zig Möglichkeiten, Restaurantbesuche wären dann halt auch nicht mehr so regelmäßig drin. Auch die Kleidung, gerade die Hosen der Kinder, müssten dann halt zwei- oder dreimal repariert werden, statt sie gleich durch neue zu ersetzen.

Wie gesagt, zu der Zeit, als wir nur ein Einkommen hatten, ging es auch. Zwar ohne viel Luxus, aber gut ging es uns auch. Große Rücklagen konnten wir dam natürlich nicht bilden, als wir dann umziehen mussten, habe ich ein Jahr lang einen Zweitjob gemacht, um etwas Geld für den Umzug und die Renovierung zur Seite legen zu können. Dieser Job war sehr kräftezehrend, zumal er vor dem eigentlichen Job stattfand und ich jeden Tag um halb vier morgens aufstehen musste.

Ich persönlich muss natürlich auch nicht unbedingt jeden möglichen technischen Schnick-Schnack haben, da bin ich einigen im Bekanntenkreis weit hinterher (oder voraus, je nach Perspektive :wink: ), meine Urlaube dürfen auch günstig sein und Markenklamotten als Statussymbol brauche ich auch nicht. Wenn wenig Geld da ist, muss ich mich halt auf das Wesentliche konzentrieren und das ist auch zu schaffen.

» Squeeky » Beiträge: 2792 » Talkpoints: 6,18 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



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