Initialen in Bäume ritzen
Meine Geschwister und ich besaßen als Kinder Taschenmesser. Bei Spaziergängen haben wir in alle möglichen Bäume, Rasthütten, überhaupt in alles, was draußen war und aus Holz bestand, unsere Initialen eingeritzt. Man sieht das in Filmen ja auch oft, dass Liebespaare ihre Namen mit einem Herz in einen Baum ritzen und den Baum Jahrzehnte später wieder aufsuchen.
Heutzutage verewigen sich die Kinder an Hauswänden, Schultoilettentüren und S-Bahnen, weil sie keinen Wald mehr vor der Haustüre haben. Es scheint ein menschliches Urbedürfnis zu sein, sich namentlich zu verewigen. Habt ihr auch schon einmal euren Namen in einen Baum geritzt oder sogar ein Herzchen mit dem Namen von euch und eurem Freund/Freundin? Warum habt ihr das gemacht? Was macht den Reiz aus?
Ich selbst kenne natürlich die von dir beschriebenen Szenen auch gut aus Film und Fernsehen und sehe es geradezu vor Augen, wie ein verliebtes Pärchen sich in einem Baum verewigt, doch in der Realität muss ich ganz ehrlich sagen, dass ich so etwas glaube ich noch nie gesehen habe. Zumindest habe ich so etwas noch nie bewusst wahrgenommen. Ob man den Vandalismus an Schultoiletten, Hauswänden oder S-Bahnen jetzt hiermit vergleichen kann, halte ich ehrlich gesagt für ein bisschen zu stark "verallgemeinert", da es doch ein bisschen mehr bedarf, wenn man "früher" mit heute vergleicht.
Die Bäume damals standen wohl meist irgendwo in einem Wald und gehörten niemandem, wogegen heute ganze Häuserblöcke bemalt werden. Ich selbst habe mich auch noch nicht namentlich irgendwo verewigt, egal ob nun an Schultoiletten oder in Bäumen, ich verstehe auch nicht so ganz, wofür dies gut sein soll. Klar, als Zeichen für die Liebe zwischen zwei Menschen wäre dies ein Symbol, wie man es aus Filmen kennt, aber ist dies nicht ein bisschen übertrieben "kitschig"? Symbole als Zeichen der Liebe mögen in manchen Beziehungen sicherlich sehr wichtig sein, aber gibt es hier doch wohl auch bessere Symbole als einen Baum, der dann irgendwo weit entfernt in einem Wald steht, den man unter Umständen auch gar nicht mehr wieder findet?
So ein Thema hatten wir schon Liebe in einem Baum verewigen . Ich denke, dass es einfach romantisch ist, wenn man zusammen im Park sitzt und eben dann auch seine Initialen da verewigt. Auch von mir existiert so ein Baum in einem Park in meiner alten Heimatstadt. Da es aber schon weit über 30 Jahre her ist, dass dort ein Herzchen eingeritzt wurde und die Initialen eingeritzt wurden, ist es bestimmt nicht mehr lesbar. Wenn man mit dem Partner nach 30 Jahren aber noch zusammen sein sollte, ist das irgendwie eine schöne Erinnerung an die Jugend.
Ich gestehe ebenfalls mich mit meiner Jugendliebe damals in einem Baum verewigt zu haben. Wobei es für Kinder von Kleinstädten, Vorstädten und Dörfer einfacher ist, sich einen Baum zu suchen. Es war allerdings kein Herz, sondern unsere Initialen. Meine damalige "Liebe" ist nun auch verheiratet und hat einen Sohn. Das ist jetzt weit über 10 Jahre her und ich hatte über Thema bis eben nicht mehr nachgedacht und werde es auch schnell in meine Schublade für "in 10 Jahren dann" stecken und in weiteren 10 Jahren raus holen. Bin gespannt, ob der Baum dann noch steht und man zusammen auf diesen Gedanken stößt. Ich glaube, dass ist das spannende an der Geschichte: Eine biologische Festplatte aus Rinde.
Ich habe das selbst noch nie gemacht, aber mein Vater hat vor 30 Jahren oder so meine Initialen im Park in einen Baum geritzt und ich fand es dann immer toll als Kind "meinen Baum" zu besuchen. Leider ist das dann in Vergessenheit geraten und heute finde ich die Schnitzerei nicht mehr, weil ich mir auch nicht so ganz sicher bin, welcher der Bäume es war.
Also ich habe mich bereits desöfteren mit meiner Frau in Bäumen und auch einer Holzbank im Park verewigt. Es ist einfach eine schöne Sache, ein kleiner Liebesbeweis, ich sehe es etwas Altmodisch muss ich dazu sagen. Denn ein Baum kann wesentlich mehr Jahre auf dem Buckel haben bzw. wird wesentlich älter als die meisten Menschen, daher ist es immer so ein Gefühl der Unendlichkeit wenn man sich verewigt auf einem Baum, weil man ganz genau weiß das dieser Baum wahrscheinlich selbst noch dann da steht wenn man mit der Frau bereits im Grabe liegt und verrottet ist.
Das mach für mich den Charme daran aus, etwas unendliches zu schaffen und eines Tages in 100 Jahren vielleicht geht ein junges Paar an dem Baum vorbei und fragt sich dann bestimmt wer wohl das Herz mit den Initialen vor ihnen war, von wann es ist und wer sich wohl hinter den Personen verborgen hat. Das ist Romantik!
damomo hat geschrieben:Die Bäume damals standen wohl meist irgendwo in einem Wald und gehörten niemandem
Das kann gar nicht sein, denn jeder Baum hat einen Besitzer. So wie ja auch jeder Wald einen Besitzer hat. Und demjenigen, dem der Wald gehört, in dem der Baum wächst, dem gehört dann auch der Wald. Das ist so wie das Reh dem Revier gehört, in dem es sich gerade aktuell befindet und dann darf es auch nur von den Jägern geschossen werden, die in diesem Revier jagen dürfen. Und diese dürfen das Reh auch nicht in ein anderes Revier verfolgen und dann erschießen, denn das wäre Sachbeschädigung. Und seine Initialen in einen Baum zu ritzen, das gehört auch zu den Sachbeschädigungen.
Ich habe noch nie irgendetwas in einen Baum eingeritzt, weder ein Herz, noch ein Zeichen oder eben meine Initialen. Das gehört sich einfach schon deswegen nicht, weil man nicht das Eigentum anderer Leute beschädigt. Außerdem ist es für den Baum auch nicht gut, weil es eine Verletzung darstellt. Und je nachdem wie tief man ritzt kann man auch wichtige Leitungen durchtrennen und den Baum dadurch richtigen Schaden zufügen.
Ich finde es total dämlich, wenn jemand seine Initialen oder sogar ein Herz in die Borke eines Baumes ritzt oder in eine Holzbank. Ich verstehe einfach nicht, was genau daran so toll sein sollte oder was den Reiz an diesem Akt ausmacht. Ich kann nämlich nur einen unnötigen Einriff in die Natur und eine unnötige Beschädigung dahinter erkennen. Wenn jemand für mich als eine Art Liebesbeweis so etwas machen würde, dann könnte ich daran absolut nichts romantisches erkennen und ich würde mich auch nicht darüber freuen, dass nun für eine ganze Weile mein Name in einem Baum geritzt ist. Im Gegenteil, ich finde das dämlich.
Heute scheitert es ja daran dass kaum noch jemand ein Messer aus der Hosentasche holen darf ohne dass das Überfallkommando gerufen wird. In meiner Kindheit war das anders, es wurde geritzt was das Taschenmesser hergab ohne groß über das Waldsterben nachzudenken. Jedes Kind hatte ein Taschenmesser in der Lederhose und die größeren Kinder so ab zehn Jahren einen Hirschfänger und es wurde auch fleißig benutzt. Auch von den Eltern gab es kaum Widerstand, weder was das Tragen der Messer betraf noch der geplante Baumfrevel.
Ich habe sicherlich in ungezählten Bäumen meine Initialen hinterlassen, manchmal musste man sogar eine freie Stelle suchen so beliebt war das. Meine Eltern sind damals regelmäßig jedes Wochenende zu einem Spaziergang durch den Wald aufgebrochen und ich musste immer mit, dementsprechend häufig gab es auch von mir die Reviermarkierungen. Ich habe das aber nur bis zu einem gewissen Alter gemacht, mit Vierzehn war da irgendwann Schluss. Herzen habe ich nie geritzt, vielleicht mangels Freundin, aber eben meine Initialen und das Datum dazu. Ich habe mich dann immer gefreut wenn ich nach Jahren den Baum wieder gefunden habe und ein neues Zeichen darunter gesetzt. Parkbänke oder Mauersteine waren tabu oder zumindest nicht von den Eltern erlaubt und daran wurde sich eigentlich auch gehalten.
Ich kenne diese Rituale auch und ich muss sagen, dass ich sie noch nicht so oft in der Realität gesehen habe, aber dass ich sie schon oft in den Filmen gesehen habe Zu den meisten Liebesfilmen gehört es einfach dazu, dass dort so eine Szene drin ist und dass das Pärchen diesen Baum später wieder aufsucht, um sich an die junge Liebe zu erinnern. Aber ich denke nicht, dass das in der Realität wirklich immer so aussieht, obwohl es da sicherlich ein paar Ausnahmen gibt, die das machen.
In Bäume nicht - sicher, sie spüren es nicht, aber ich hab es schon als Kind als absolutes Unding empfunden etwas in etwas Lebendiges zu ritzen. Schließlich wird dabei die Rinde beschädigt. Einige Parkbänke und Plakatwände haben damals aber durchaus kleine feine Verewigungen abbekommen.
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