Nach dem Tod eines Menschen erfahren, wie er wirklich war
Der Mann der Nachbarin eines Bekannten ist verstorben. Beide führten eine gute Ehe. So glaubte es jedenfalls die Ehefrau. Auch alle Außenstehenden haben die beiden für ein Traumpaar gehalten. Doch schon am Tag der Beerdigung sind alle Trauernden eines Besseren belehrt worden. Auf dem Friedhof waren einige weibliche Trauergäste, die kaum einer kannte aber die sehr stark trauerten und weinten. Wie sich dann herausstellte, waren es alle Geliebte des Verstorbenen.
Es kam immer mehr heraus. Auch, dass der Verstorbene stark verschuldet war und dass die Witwe das Haus verkaufen musste, weil sie es nicht mehr halten konnte. Sie hat immer geglaubt, dass alles durch eine Lebensversicherung abgesichert war. Doch diese hat der Verstorbene wohl schon länger gekündigt und das Geld mit den Geliebten ausgegeben.
Die Witwe war, als der Mann noch lebte sehr glücklich mit ihm. Er war zwar viel "beruflich" unterwegs, wie sie glaubte, aber sie dachte nie, dass er ein Doppelleben führt. Auch, dass er sie finanziell ruiniert zurücklässt, daran hätte sie nicht gedacht. Sie weiß jetzt nicht, was sie fühlen soll. Soll sie trauern oder soll sie wütend sein? Soll sie froh sein über den Tod des Mannes (was makaber klingt)?
Ich habe mich, als meine Bekannte mir das erzählte dann mit meiner Bekannten zusammen meine Gedanken gemacht. Wie würden wir wohl reagieren, wenn nach dem Tod eines nahestehenden und geliebten Menschen herauskommt, dass er gar nicht der Mensch war, wie man immer gedacht hat und dass man sich in diesem Menschen jahrelang getäuscht hat? Wie würdet ihr reagieren? Immerhin war die Frau in meinem Beispiel 20 Jahre mit diesem Mann verheiratet, bis er bei einem Unfall verstarb, der auch noch auf dem Weg zu seiner Geliebten passiert ist.
Denkt ihr, dass ihr diesem Menschen noch nachtrauern könntet oder würdet ihr ihm das über seinen Tod hinaus nicht verzeihen können? Denn man ist schließlich über Jahre hinweg getäuscht, betrogen und belogen worden und man kann diesem Menschen nicht mal mehr die Meinung sagen. Ich stelle mir das schlimmer vor als wenn ich es früher erfahren würde als erst nach dem Tod des Mannes.
Ich würde das nicht verzeihen können, aber vor allem hätte ich auch eine wahnsinnige Wut auf die Geliebten, die dann auch noch die Frechheit besitzen, bei der Beerdigung aufzutauchen. Den Mann kann man nicht mehr zur Rechenschaft ziehen, aber den Geliebten würde ich schon ein paar entsprechende Worte sagen und nicht nur das.
Ich denke ich würde dieser Person nicht nachtrauern, wenn ich ganz ehrlich bin. Vermutlich wäre es für das eigene Gewissen und den Verarbeitungsprozess an sich besser, wenn man der verstorbenen Person trotz dieser neuen, schockierenden Entdeckungen verzeihen könnte, aber ich denke dazu wäre kaum ein Mensch in der Lage. Man muss diese Situation erst mal verarbeiten und das Verzeihen kommt dann erst nach Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten hinzu, wenn überhaupt.
Prinzipiell würde mir aber die Aussprache fehlen und ich denke, ich würde da irgendwo ''steckenbleiben'' und alles unfertig zurücklassen, die Situation würde unverarbeitet zurückbleiben und ich wäre nicht in der Lage, damit klar zu kommen, weil ich nie die Möglichkeit hatte, mit meinem Partner darüber zu reden. Ein solcher Vertrauensbruch ist schon ein ganz schön harter Brocken, über den viele Personen nicht hinweg kommen, selbst wenn der Partner noch lebt, aber ohne hin dies zu verarbeiten, ich denke das würden nur die wenigsten schaffen. Bei den meisten wird diese Situation in der Verdrängung landen.
Ich habe eine ähnliche Sache direkt in meiner Familie. Allerdings war meine Tante nach dem Tod ihres Mannes nicht finanziell ruiniert. Wobei sie es über Jahre nicht mitbekommen hat, dass mein Onkel ein Verhältnis mit ihrer besten Freundin hatte. Dass diese Frau sich immer wieder von diversen Männern aushalten ließ war nicht unbekannt.
Aber dass meine Tante danach so Stück für Stück rausbekam, was mein Onkel dieser Frau alles so finanziert hat, war doch erschreckend. Allerdings trauerte sie weiterhin um ihren Mann und hielt auch an der Freundschaft zu dieser Frau fest. Ich hab damals die Zusammenhänge nicht wirklich verstanden, da ich zu jung war. Aber aus heutige Sicht sage ich auch ganz klar, dass meine Tante in dieser Beziehung komplett dämlich ist.
Denn auch bei späteren Männern hat sie sich immer wieder bevormunden lassen, so wie sie es von ihrem Mann her eben kannte. Selbstbewusst trat sie nur auf, wenn sie solo war. Das werde ich nie verstehen können, wobei so was vielleicht auch in den Genen liegen könnte. Denn meine Oma hat sich von meinem Opa auch immer wieder hintergehen lassen und dies einfach so hingenommen.
Deine Geschichte erinnert mich sehr stark an einen Film, den ich vor einiger Zeit gesehen habe. Der Film hieß glaube ich "Grasgeflüster" und die Handlung stimmt mit deiner Erzählung fast überein, bloß dass die Ehefrau dann den Versuch unternommen hat ihre Schulden durch den Anbau und den Verkauf von Marihuana zu tilgen, was natürlich am Ende scheitert. Eigentlich ist der Film ernst, hat jedoch auch sehr viele lustige Szenen, ich kann ihn nur empfehlen und da er so gut zu der erlebten Geschichte passt, wollte ich ihn hier kurz erwähnen.
Das ist wirklich eine schreckliche Situation für die Witwe. Ich persönlich wäre da echt wütend, wenn mir eine solche Sache passieren würde. Am schlimmsten ist echt die Tatsache, dass sie die ganze Zeit über glücklich war und nur belogen wurde. Hätte es hier und da schon Differenzen gegeben, könnte man das Ganze vielleicht besser verkraften, aber sie wusste wirklich nichts und da ist der Schock natürlich umso größer. Man ist dann enttäuscht und wütend zugleich und ich wüsste ehrlich gesagt gar nicht, wie ich damit umgehen würde. Das ganze Leben und die Ehe war sozusagen auf einer Lüge aufgebaut. Finde ich wirklich schrecklich.
Hinzu kommt ja auch noch, dass die Witwe nun vor dem finanziellen Ruin steht. Wenn man betrogen wird, und das über Jahre hinweg, ist das schon ein wirklich schrecklicher Vertrauensbruch. Dass man dann aber auch das Haus verkaufen muss, ist echt ein starkes Stück. Der Mann hat dann ja ganz bewusst in Kauf genommen, dass die Frau, mit der er seit Jahren zusammenlebte, nach seinem Tod vor dem Nichts steht. Ich würde in so einem Fall wahrscheinlich durchdrehen, wenn ich ehrlich bin, denn das ganze Leben ist sozusagen im Eimer. Das große Problem dabei ist, dass man alleine dasteht und die Sache nicht mehr zufriedenstellend klären kann, weil der Ehemann gestorben ist. Da entstehen dann tausend Fragen, die einen einfach nur quälen. Ich denke auch, dass die meisten Leute in dem Fall versuchen würden, alles zu verdrängen.
Erfährt man das Ganze, wenn der Mann noch am Leben ist, fällt die Verarbeitung natürlich viel leichter. Es ist zwar immer noch ein starkes Stück, aber immerhin hat man die Möglichkeit grundlegende Dinge zu klären. Man spricht darüber und versucht dann eben, sein Leben neu zu ordnen, auch wenn man eine ganz lange Zeit seines Lebens mit dieser Person verbracht hat. In der Trauerphase, die ohnehin schon schlimm genug ist, mit solchen Informationen konfrontiert zu werden ist der Hammer. Freuen würde ich mich aber nicht, dass der Mensch tot ist, denn das finde ich doch ein wenig zu krass. Ich kann mir aber ehrlich gesagt gar nicht vorstellen, wie man eine solche Tragödie verarbeiten soll. Ich wäre zumindest total überfordert.
Das ist echt eine schwere Situation. Zum Einen denke ich, dass ich das nicht verzeihen könnte. Jedoch, wenn ich mir nun vorstelle, dass es wirklich mein Mann wäre, dann sehe ich das irgendwie etwas anders. Wenn mein Mann nun sterben würde und ich bekäme heraus, dass er eine oder mehrere Geliebte hätte, dann würde wohlmöglich eine Welt für mich zusammenbrechen, mal abgesehen von der Tatsache, dass er dann tot ist.
Auch wenn er mich dann betrogen hätte, könnte ich dennoch nicht von einem auf den anderen Moment meine Gefühle abstellen. Man war dann ja trotzdem glücklich (zumindest ohne das Hintergrundwissen der Geliebten). Ich denke ich würde schon trauern, aber mir das ganze Leben lang die Frage stellen, was ich falsch gemacht habe und warum es so gekommen ist, wie es dann eben gekommen ist. Ich denke, verzeihen würde ich eine solche Tat auch einem Toten nicht, aber es würde auch nichts bringen sich das ganze Leben dadurch kaputt zu machen.
Das würde ich diesem Mann ganz klar nicht verzeihen, niemals. Wenn er zu Lebzeiten den Schneid gehabt hätte, es mir direkt in mein Gesicht zu sagen, dann hätte ich es ihm womöglich mit viel Wohlwollen noch verzeihen können. Aber wenn er es immer vor mir verheimlicht hat und dann diese Geschichte nur durch seinen Tod herauskommt, dann könnte er wegen mir in der Hölle schmoren, verzeihen würde ich ihm so etwas definitiv nicht!
Ich kann verstehen, dass man auch in einer solchen Situation noch um seinen verstorbenen Partner trauert. Schließlich hat man ihn ja wohl geliebt, ansonsten stünde die Trauerfrage ja eher weniger zur Debatte. Aber wenn jemand seinen Lebensgefährten oder wie hier seine Lebensgefährtin so respektlos behandelt und auch überhaupt nicht daran denkt, was mit dieser Person nach dem eigenen Ableben passiert, dann tut es mir Leid, aber ganz ehrlich gesagt finde ich das so abscheulich, dass ein solcher Wert für mich persönlich nicht eine einzige Träne wert wäre. Ich würde ihn höchstpersönlich zum Teufel jagen und mich erst einmal um meine eigenen Probleme kümmern, bevor ich auch nur in Erwägung ziehen würde sein Verhalten zu entschuldigen.
Mit dem Tod sollte man verzeihen können. Ich bin zwar nicht sonderlich gläubig, aber mit dem Tode werden alle Sünden gesühnt. Wenn jemand auf dem Totenbett liegt, sollte man meiner Meinung nach egal was er getan hat, verzeihen können. Der Mensch befindet sich dann nicht mehr auf der Welt, warum dann noch groß stinkig sein?
Klar, es ist enttäuschend, wenn solche Fakten nach dem Tode auftreten, aber man kann nicht mehr nachfragen, ob sie nun wirklich stimmen und man kann den Betroffenen nicht mehr zur Rede stellen. Man hat diesen Menschen außerdem irgendwie geliebt, auch ohne das Wissen des Fremdgehens. Deswegen sollte man trotzdem trauern und seine Trauer ausleben, auch wenn der Verstorbene ein Schweinehund war.
Nach dem Tode des Menschens muss man sein Leben so oder so neu ordnen und sich dann an dem Mist festhalten und sein Leben lang mit der Frage leben, was man falsch gemacht hat, dass es zu dieser Situation gekommen ist, ist hingegen auch der falsche Weg. Man trägt nicht immer die Schuld an einer Sache und man muss auch nach dem Ableben versuchen, das Beste draus zu machen.
Was mich an diesem Bericht stört und mich daran zweifeln lässt, dass alles so stimmt, wie dir das dein Bekannter erzählt hat, ist deine Aussage, dass am Grabe des Verstorbenen „einige weibliche Trauergäste“ waren, die auch weinten. Ist das nicht etwas zu dick aufgetragen? Wenn einige da waren, müssen das schon mehr als zwei gewesen sein, sonst hättest du das anders ausgedrückt. Und dass diese stark trauerten und „weinten“, kann ich mir kaum vorstellen, wenn ich daran denke, dass diese Damen gerade erfahren mussten, dass ihr Geliebter mehrere Gespielinnen außer der Ehefrau hatte. Wenn eine einzelne um ihr „Glück“ weinte und von dem Betrug absah, den er begangen hatte, ist das möglich. Aber niemals alle. Die meisten Frauen würden nicht weinen, sondern wütend sein. Ich frage mich auch wie es sein kann, dass die Geliebten alle am Grabe standen. Woher wussten sie das alle?
Vorstellen kann ich mir auch, dass die Ehefrau keinesfalls mehr um diesen Menschen trauern wird. Denn das ist bei aller Toleranz zu viel, was dieser Verstorbene der Ehefrau zumutete, vorausgesetzt, dass die Angaben stimmen. Das liest sich wie ein modernes Märchen mit einem sehr traurigen Schluss. Ich wäre sehr wütend und könnte nicht mehr trauern und diese Wut und Enttäuschung würde wohl auch anhalten.
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